Mit: Ian Ziernig, Tara Reid, John Heard, Cassie Scerbo, Jaason Simmons, Alex Arleo, Neil H. Berkow, Heather Jocelyn Blair, Sumiko Braun u.a.
Kurzinhalt:
Los Angeles wird von einem Tornado getroffen, der heftige Überschwemmungen verursacht – die auch dazu führen, dass in den Straßen der Stadt der Engel plötzlich Haie umherschwimmen. Dem Barbesitzer Fin S hepard ist gerade sein Lokal davongeschwommen – mit seiner Mitarbeiterin Nova, seinem Freund Baz und seinem besten und verlässlichsten Kunden George bricht er auf, um seine Frau und seine Tochter aus ihrem Haus in Beverly Hills zu retten. Doch nachdem man die ersten Überschwemmungen überstanden hat, geht der Schrecken erst richtig los: Denn über dem Meer bilden sich drei extrem starke und große Wasserhosen, die sich daraufhin – mit Haien gefüllt! – ihren Weg nach Los Angeles bahnen…
Review:Die Vorstellung von "Piranha 2" (aka "Piranha 3DD") beim letztjährigen /Slash Filmfestival war meinem Empfinden nach jene mit der mit Abstand besten Stimmung – was sich auch in meinem nicht einmal so negativen Review wiedergespiegelt hat. Es machte einfach mordsmäßigen Spaß, den Film mit einem Publikum zu sehen, dass eine kultige, gut gemachte Trash-Granate zu schätzen weiß. Stellte sich nur die Frage: Wie soll man beim heurigen Festival an diesen Erfolg anknüpfen? In Wahrheit gab es dafür wohl von vornherein nur eine Option. Asylum-Produktionen stehen zwar üblicherweise für den Bodensatz filmischen Schaffens, und vor allem ihre Mockbuster-Tradition geht mir doch ziemlich gegen den Strich. Darüber hinaus haben sie sich aber in den letzten Jahren als Produzenten von SyFy-Trash-Filmen wie "Mega Shark vs. Giant Octopus" und "2-Headed Shark Attack" einen Namen gemacht. Mit "Sharknado" ist ihnen im Sommer dieses Jahres ein Phänomen gelungen, dass – nicht zuletzt dank des Internets – weltweit für Aufsehen gesorgt hat. Schon allein die Idee fällt in die Kategorie "So blöd, dass sie schon wieder gut ist". Und auch den Film kann man durchaus mit diesen Worten beschreiben.
Um Missverständnissen vorzubeugen: "Sharknado" ist beileibe kein guter Film. Die schauspielerischen Leistungen sind – mit der rühmlichen Ausnahme von Cassie Scerbo, die sich nicht einmal so schlecht schlägt – überwiegend kaum auch wirklich als "Leistungen" klassifizierbar, wobei ich vor allem Tara Reid selbst für ihre Verhältnisse grottenschlecht fand. Die wirkt so, als wäre sie am Set ständig besoffen gewesen – oder schlimmeres. Auch ihr Film-Freund (keine Ahnung wie seine Rolle hieß, daher kann ich auch nicht sagen, wer der Darsteller genau war) stellt bei seinem kurzen Auftritt ein paar grauenhafte line-readings zur Schau. Der Rest fällt nicht groß positiv oder negativ auf. Die Regie strotzt nur so vor Anschlussfehlern, wechselnden Lichtverhältnissen usw., und ist generell auf Amateur-Niveau. Die Optik ist durchgehend billig, und die CGI-Haie sind absolut lachhaft. Und dem ganzen Film merkt man an, dass er weniger eine Low-Budget als eine No-Budget-Produktion ist. Die Straßen sind weitestgehend verlassen – wobei ich vor allem den mickrigen Stau, der gut und gerne der armseligste der Filmgeschichte sein könnte, zum Brüllen komisch fand. Von der hier präsentierten "Wissenschaft" eines Tornados voller Haie natürlich ganz zu schweigen. Und dennoch… mit der richtigen Einstellung, den richtigen Freunden und der richtigen Menge Alkohol lässt sich mit "Sharknado" viel Spaß haben. Denn genau das ist der Punkt: "Sharknado" ist kein Film, der sich nach dem cineastischen Himmel streckt, versucht ein Meisterwerk zu sein, und daran scheitert. Er weiß genau, was er sein will – und schafft dies auch. Der Film nimmt sich keine Sekunde lang ernst, fügt eine absurde Idee und/oder Szene an die nächste, und streut zwischendurch in all der unfreiwilligen (?) Komik auch einige ganz gezielte Gags ein, die oftmals mindestens ebenso sehr zum Kopfschütteln und Fremdschämen einladen wie der Rest des Films (ich sag nur "It's that time of the month.").
Auch die Grundidee an sich empfinde ich, so lächerlich sie auch sein mag, als eine der Stärken des Films. Natürlich ist es völliger Quatsch und nur mit mindestens einem Augenzwinkern zu akzeptieren – aber eines muss man den Machern schon zu Gute halten: Es ist wenigstens mal etwas Neues. Anstatt einfach nur die x-te uninspirierte "Der weiße Hai"-Kopie abzuliefern, haben sie sich wenigstens etwas überlegt, um ihren Film aus der Reihe an Nachahmern hervorstechen zu lassen – womit sie zugleich das oftmalige Problem solcher Filme, dass man den Protagonisten am liebsten zuschreien würde "Dann geht halt einfach nicht ins Wasser!" umgeht. So lächerlich es teilweise auch ausgesehen haben mag, wenn Haie im scheinbar knöcheltiefen Wasser schwimmen, aber zu sehen, wie aufgrund des orkanbedingten Hochwassers Wohngegenden terrorisieren hebt "Sharknado" allein schon mal von unzähligen anderen Hai-Filmen ab. Und, ganz ehrlich… schon allein beim Anblick eines solchen Sharknados sollte eigentlich jedem Trash-Fan das Herz lachen.
Doch "Sharknado" ruht sich auch nicht auf diesem Grundkonzept aus. Er beginnt vielmehr mit dieser lächerlichen Idee – und setzt dann kontinuierlich immer noch eins drauf. Das Ergebnis sind zahlreiche völlig übertriebene Szenen, die beim /slash-Publikum für Jubel gesorgt haben, wobei man sich den großartigsten, coolsten, kultigsten und besten Moment auch wirklich für das Ende aufhebt. Darüber hinaus spart man – wie es sich für so einen Film ja schon fast gehört – auch nicht mit Zitaten auf den Klassenprimus "Der weiße Hai", dem u.a. mit einer ins Maul eines Hais gestopften Sauerstoffflasche, einer absolut köstlichen Parodie der Indianapolis-Rede von Quint sowie einer Abwandlung von Roy Scheiders berühmtem improvisierten Filmzitat "You're gonna need a bigger boat" Tribut gezollt wird. Auch diese Momente wusste ich zu schätzen. Wenn es – abseits der objektiven Kritikpunkte rund um die generelle Produktionsqualität des Films – etwas gibt, dass ich an "Sharknado" kritisieren muss und das letztendlich auch verhindert, dass ich ihn auf eine Stufe mit "Piranha 2" aus dem letzten Jahr stellen kann, dann sind es die Zugeständnisse, die Asylum angesichts der Ausstrahlung auf einem US-Kabelsender machen mussten. So muss auf Gore-Effekte weitestgehend verzichtet werden, und auch auf nackte Tatsachen hofft man vergeblich. Auf die Gefahr hin, wie ein blutrünstiger und/oder notgeiler Psychopath zu klingen, finde ich doch, dass diese Zutaten eigentlich zu solchen Trash-Filmen irgendwie dazugehören. Ihr Fehlen lässt "Sharknado" leider doch etwas harm- und zahnlos wirken, und verhindert in meinen Augen, dass er so ganz zu jener kultigen Trash-Perle wird, als der er von so manchen hingestellt wird. Davon abgesehen stimme ich mit der Werbezeile "Genug gesagt!" aber insofern überein, als man im Wesentlichen genau das bekommt, was man sich von einem Film mit dem verheißungsvollen Titel "Sharknado" erwartet.
Fazit:"Sharknado" ist keinesfalls ein guter Film – aber, mit dem richtigen Publikum an der Seite und gegebenenfalls auch ein paar Flaschen Alkohol, ein sehr spaßiger, amüsanter und unterhaltsamer. Wichtige Grundvoraussetzung dabei ist, sich – wie ja eigentlich auch schon der Titel klarmachen sollte – vor Augen zu halten, dass der Film sich selbst und auch seine Zuschauer zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt, sondern vielmehr auf die ohnehin schon absurde Grundidee auch noch zahlreiche abstruse Szenen aneinanderreihen, die sich in ihrer Absurdität sogar noch laufend steigern. Schafft man es, sich auf das daraus resultiertende Trash-Fest einzustellen und über die zahlreichen produktionstechnischen Mängel – angefangen von den schauspielerischen "Leistungen" über die amateurhafte Inszenierung bis hin zu den lachhaften CGI-Haien – hinwegzusehen, lässt sich mit "Sharknado" viel Spaß haben. Für den ganz großen Trash-Klassiker fehlen ihm allerdings meines Erachtens zwei dafür wesentliche Zutaten, nämlich Sex und Gewalt. Da er fürs Fernsehen produziert wurde, ist er doch vergleichsweise züchtig und zahnlos. Von diesem Manko abgesehen hält "Sharknado" allerdings durchaus, was der trashig-kultige Titel verspricht.