Kurzinhalt:
Der reiche Firmenchef John Hammond, Hauptfinanzier einer Ausgrabung von Paläontologen, stattet dem Leiter der Ausgrabung Alan Grant und dessen junger Kollegin Ellie Sattler einen Besuch ab. Er möchte die beiden für ein Wochenende engagieren – sie sollen ihm bezüglich eines Projekts, das kurz vor der Fertigstellung steht, beraten. Angesichts des großzügigen finanziellen Angebots sehen beide keinen Grund, abzulehnen, und schließlich sich ihm an. Ebenfalls mit dabei sind u.a. einer von Hammonds Firmenanwälte, sowie der Mathematiker und Chaos-Theoretiker Ian Malcolm. Auf der Insel angekommen erfahren Grant und Sattler schon bald, was es mit der darauf gebauten, an einen Zoo erinnernden, Anlage auf sich hat: Hammonds Wissenschaftlern ist es gelungen, Dinosaurier zu klonen. Der "Jurassic Park" soll in wenigen Wochen öffnen, bei diesem ersten Testlauf gilt es, allfällige Probleme zu isolieren. Ian Malcolm ist davon überzeugt, dass es z u einer Katastrophe kommen muss, da das von ihnen für den Park geschaffene System viel zu komplex ist, als dass es sich kontrollieren lassen könnte. Und tatsächlich: Ein Saboteur sowie ein heftiger Sturm sorgen für einen Stromausfall, und die Tiere entkommen aus ihren Gehegen…
Review:
"Jurassic Park"-Fan bin ich zwar jetzt schon seit rund 20 Jahren – eben seitdem ich den Film das erste Mal im Kino gesehen wurde – aber irgendwie kam ich erst jetzt dazu, mir endlich mal die Romanvorlage von Michael Crichton vorzuknöpfen. Wer befürchtet, der Roman wäre langweilig wenn man den Film schon kennt, denn kann ich beruhigen: Es gibt genug Unterschiede im Aufbau und auch im Ablauf der Geschichte, dass es auch für Filmkenner noch genug Neues zu entdecken gibt. Ohne genaueres vorwegnehmen zu wollen sei gesagt: Nicht jeder, der im Film überlebt, überlebt auch hier – und umgekehrt. Generell fand ich es gerade auch als Kenner und Fan des Films sehr interessant, die Unterschiede zwischen Roman und Film zu entdecken. Welche Momente und Szenen aus Michael Crichtons Vorlage haben es nicht in die Verfilmung geschafft? Was wurde von Drehbuchautor David Koepp erst für den Film hinzugefügt? Teilweise erkennt man auch den einen oder anderen Moment, der zwar in "Jurassic Park" noch gefehlt hat, dafür dann aber in "Vergessene Welt: Jurassic Park" aufgegriffen wurde (beispielhaft sei als Stichwort "Wasserfall" in die Runde geworfen).
Auch abseits der Vergleiche war "Jurassic Park" sehr unterhaltsam. Zwar könnte der eine oder andere Fan des Films zu Beginn einen kleinen Schock erleben, da der Einstieg doch etwas gemächlich und zudem sehr wissenschaftlich – und damit noch wenig aufregend – geraten ist. Aber gerade den großen Stellenwert von wissenschaftlichen Betrachtungen fand ich am Roman sehr interessant. Adrenalinjunkies müssen sich allerdings doch ein wenig gedulden, ehe es so richtig spannend wird. Der Roman nimmt sich noch einmal etwas mehr Zeit als der Film, um die Figuren, die Welt, die Dinos, den Park und die wissenschaftlichen Rahmenbedingungen vorzustellen. Auch dabei finden sich einige Unterschiede im Vergleich zum Film – so ist Alan Grant hier z.B. von Anfang an ein Freund von Kindern. Wenn es dann mal spannend wird, gelingt es Michael Crichton aber auch sehr gut, eine packende Stimmung zu erzeugen und das Geschehen mitreißend zu beschreiben. Die Spannung nimmt ab dem ersten Angriff fast laufend zu, und auch wenn dem Roman ein ähnlich triumphal-begeisternder Abschluss wie dem Film fehlt, vermochte er mich bis zur letzten Seite gut zu unterhalten.
Es gibt jedoch auch ein paar Kritikpunkte, die zu Wertungsabzügen führen und die mich letztendlich doch feststellen lassen, dass der Film besser war. Einer der größten Schwachpunkte des Romans war Lex. Michael Crichton schreibt sie als nervtötende, hysterische Göre, fast ohne ausgleichende, positive Eigenschaften. Im Gegensatz zum Film, wo sie wenigstens mit ihren Computerkenntnissen brillieren durfte, bringt sie auch nicht das Geringste ein (denn im Roman wurden Timmy, neben seiner Dinosaurier-Expertise, eben auch besagte PC-Kenntnisse auf den Leib geschrieben). Es ist nicht nur, dass mir Lex teilweise den letzten Nerv geraubt und ich mir schon fast gewünscht hätte, ein Dinosaurier würde sie endlich fressen. Ich finde es sehr enttäuschend, dass Crichton eine derart klischeehafte, überzogene junge weibliche Figur geschrieben hat. Zudem muss ich eingestehen: So interessant ich die wissenschaftlichen Abhandlungen teilweise auch fand, aber teilweise machen sie den Roman schon zu einem etwas trockenen Lesestoff, und wirken sich auch negativ auf die Spannung aus. Und der Showdown war mir dann teilweise doch eine Spur zu übertrieben, vor allem was die Begegnungen mit den Velociraptoren betrifft. Davon abgesehen aber gelungene, spannende Abenteuer—Unterhaltung mit wissenschaftlicher Prägung.
Fazit:
Für mich als Kenner und Liebhaber des Films bezog "Jurassic Park" viel von seinem Reiz daraus, ihn mit der Verfilmung zu vergleichen. Und dabei gibt es zweifellos so einige interessante Entdeckung zu machen. Aber auch abseits dieser Gegenüberstellung hat die Romanvorlage viel zu bieten. Dabei sollte man sich jedoch auf ein Buch einstellen, dass wissenschaftlichen Betrachtungen viel Platz einräumt, weshalb es doch ein wenig dauert, ehe die Geschichte in Fahrt kommt. Und mit Lex hat Michael Crichton wohl eine der nervigsten Romanfiguren geschaffen, die mir je untergekommen sind. Trotz dieser Kritikpunkte kann ich jedem Fan des Film und/oder von Michael Crichton nur empfehlen, bei Gelegenheit auch mal einen Blick auf die Romanvorlage zu werfen. Nicht nur, weil man hier den Ursprung einiger der besten Szenen des Films findet, sondern auch aufgrund der etwas anderen Ausrichtung, vielen spannenden Momenten die es bislang noch in keinen der Filme geschafft haben, zahlreiche packende Szenen, und das Gefühl, gemeinsam mit den Figuren in eine unbekannte, gefährliche Welt einzutauchen, die von den Dinosauriern Stück für Stück zurückerobert wird.