Mit: Channing Tatum, Jamie Foxx, Joey King, James Woods, Maggie Gyllenhaal, Richard Jenkins, Jason Clarke, Nicholas Wright u.a.
Kurzinhalt:
John Cale, seines Zeichens Personenschützer des Sprechers des Weißen Hauses in Washington, hat gerade ein Bewerbungsgespräch für seinen Traumjob beim Secret Service hinter sich, welches jedoch nicht sonderlich gut gelaufen ist. Um vor seiner Tochter nicht als Versager dazustehen, behauptet er hingegen, nach wie vor im Rennen zu sein, und nimmt sie zur Ablenkung mit auf eine Führung durchs Weiße Haus. Zur selben Zeit wird der gesamte Komplex von Terroristen unter Kontrolle gebracht, und die Regierung kann nichts mehr tun, ohne das Leben des Präsidenten zu gefährden. So ist es an Cale, den Präsidenten, seine eigene Tochter und das ganze Land zu retten…
Review von Marcel Wetzel:Wer Roland Emmerich, Regisseur von Blockbustern wie "Independence Day", "2012" oder "The Day After Tomorrow" kennt, weiß, dass er seit je her eine Vorliebe dafür hat, amerikanische Wahrzeichen in die Luft zu jagen. Und wer hätte es gedacht, entsprechend geht es auch in seinem neuesten Werk "White House Down" zur Sache, in welchem er nun schon zum zweiten Mal das Weiße Haus zumindest tricktechnisch niederreißt. Wer die Inhaltsangabe überflogen hat, dem dürfte dieser Terroristen-übernehmen-das-Weiße-Haus-Ansatz irgendwie bekannt vorkommen. Ist doch mit "Olympus Has Fallen" vor gerade mal rund drei Monaten ein auf den ersten Blick sehr ähnlicher Film in die Kinos gekommen (wobei beide Filme nahezu zeitgleich und völlig unabhängig voneinander produziert wurden; es besteht demnach kein Grund, Plagiatsvorwürfe zu erheben). Nachdem ich mir dann aber doch beide Werke zu Gemüte geführt habe kann ich sagen, dass jedes für sich durchaus eine Daseinsberechtigung hat.
Das liegt nicht nur an den Special Effects, für die Emmerich nun auch schon seit über 30 Jahren bekannt ist und auch hier wieder ein solides Feuerwerk abfeiert, sondern auch an den beiden Hauptdarstellern Channing Tatum und Jamie Foxx ("Django Unchained","Gesetz der Rache"), die als auf sich allein gestellte Buddies aufeinander aufpassen und den bösen Terroristen in bester "Stirb langsam" Manier wie Mel Gibson und Danny Glover in "Lethal Weapon" gemeinsam das Handwerk legen wollen. Dabei kommt leider das schauspielerische Talent Tatums, der spätestens seit letztem Jahr, in dem "Magic Mike" und "21 Jump Street" in die Kinos kam, bei den Großen mitspielen darf, etwas zu kurz. Sein Charakter Cale wird im ersten Drittel des Films eingeführt und dessen Hintergrund ein wenig erklärt. Den Rest des Films aber zieht er einfach schwer bewaffnet los und prügelt sich wie Bruce Willis in seinen besten Tagen durchs altehrwürdige Gemäuer. Das dann auch durchaus unterhaltsam gelöst, jedoch ohne Tatum schauspielerisch irgendetwas Besonderes abzuverlangen. Positiv überrascht hingegen war ich von Jamie Foxx als Präsident der Vereinigten Staaten. Denn Foxx, den ich trotz seiner Rolle in "Django Unchained" bisher vor allem als Comedian auf dem Schirm hatte, schafft es unerwarteterweise doch recht schnell, den Zuschauer davon zu überzeugen, dass er tatsächlich auch noch etwas anderes glaubhaft zu spielen vermag als nur den Pausenclown. Natürlich wird dem Zuschauer hier nichts Außergewöhnliches geboten, und in die Annalen der Filmgeschichte wird "White House Down" mit Sicherheit auch nicht eingehen. Für einen Klassiker fehlt hier einfach alles; unterhaltsam ist er trotz seiner nicht ganz kurzen 131 Minuten aber allemal. Lediglich das Ende löst zumindest bei mir kurze Momente des Fremdschämens aus, da es sich hier um ein typisches Hollywoodfinale gespickt mit jeder Menge Patriotismus handelt.
Fazit:
Auch wenn "White House Down" letztlich wieder nur Altbewährtes liefert und sich mehr als einmal bei der "Stirb langsam" Reihe bedient, weiß man bei Emmerich doch immer, was einen erwartet und wird dementsprechend nicht enttäuscht. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird der Film später nicht als Meilenstein gefeiert werden, allerdings weiß er durchgehend das Publikum zu unterhalten, auch wenn mehr als einmal zu oft der Patriotismushammer geschwungen wird, um auch dem letzten Hinterwäldler zu zeigen, wie toll die US of A denn sind. FUCK YEAH, 'MURICA!
Wertung:7 von 10 Punkten
Marcel Wetzel
Review von Christian Siegel:Mit "Anonymous", seinem pseudo-historischen Blick auf William Shakespeare, hat Roland Emmerich die Kinokassen nicht unbedingt zum Klingeln gebracht. Nun kehrt der oftmals als "Spielbergle" bezeichnete Deutsche mit einem neuen Film ins Kino zurück, und besinnt sich dabei wieder auf seine Stärken. Mit anderen Worten: Es ordentlich krachen lassen und Dinge in die Luft jagen. Dabei finde ich interessant, wie die Zeiten den persönlichen Eindruck den man von einem Regisseur hat verändern können. Vor 10-15 Jahren empfand ich Roland Emmerich zwar als durchaus kompetenten Blockbuster-Regisseur – wenn auch mit Hang zu übertriebenem Pathos und teils grauenvollem US-Hurra-Patriotismus – aber letztendlich als nicht wirklich etwas Besonderes. 2013 ist das Actionkino derart von Regisseuren verseucht, die die Action zerstückeln, verwackeln und durch zu starke Zooms völlig unkenntlich machen, dass Roland Emmerichs nicht gerade vor Raffinesse strotzende, aber mit sicherer Hand geführte Inszenierung bereits ausreicht, um positiv hervorzustechen.
Zwar widersetzt er sich den modernen Trends nicht gänzlich, aber seine Einstellungen dauern etwas länger, seine Zooms sind nicht ganz so stark (und zudem immer wieder durch kurze, der Orientierung dienenden Weitwinkelaufnahmen unterbrochen), und seine Kamera nicht ganz so verwackelt wie bei der Konkurrenz. Das reicht bereits, um "White House Down" teilweise ein klassisches Gefühl zu verleihen, was die Inszenierung bzw. die Action betrifft. Zugegebenermaßen ist die Inszenierung allerdings nicht der einzige Aspekt, der Erinnerungen an frühere Filme und Serien weckt. Die recht offensichtlichen Inspirationsquellen reichen dabei von "Stirb Langsam" (wobei "White House Down" mit "Stirb Langsam 5 – Ein Guter Tag zum Sterben" derart Schlitten fährt, dass es schon nicht mehr lustig ist) bis hin zur Thrillerserie "24". Dass die Formel einem teilweise bekannt vorkommt, heißt aber natürlich noch nicht, dass der Film selbst deswegen gleich langweilig sein muss. Und tatsächlich gelang es "White House Down" über weite Strecken, mich sehr gut zu unterhalten. Die Handlung entwickelt sich zügig vorwärts, die Action ist wie bereits erwähnt mit sicherer Hand inszeniert, und die Figuren verdienen zwar keine seitenlangen Abhandlungen, sind aber immerhin ausreichend ausgearbeitet, um nicht zu reinen uninteressanten Schablonen zu verkommen. Trotz der spannenden Ausgangslage und einigen packenden Szenen durchzieht ein gewisser "sense of fun" den gesamten Film, und sorgte so bei mir für gute Unterhaltung. Einen wesentlichen Anteil daran haben zweifellos die Schauspieler, die allesamt sehr gute Leistungen zeigen. Vor allem das Zusammenspiel von Channing Tatum und Jamie Foxx weiß dabei zu gefallen – wobei es sicherlich hilft, dass das Drehbuch ihnen den einen oder anderen launigen Dialog in den Mund legt. Sehr gut gefallen hat mir auch Jaime King; eine junge Aktrice, die es zweifellos im Auge zu behalten gilt. Aber auch James Woods spielt seine Rolle durchaus gelungen.
Einzig Maggie Gyllenhaal hat mich insofern enttäuscht, als man ihr leider nicht viel zu tun gibt, außer in der Gegend herumzustehen. Die Welt retten, das ist halt auch bei "White House Down" doch eher Männersache. Nur Cales Tochter Emily darf sie hie und da profilieren – und sorgt so auch zu einigen der besten Szenen des Films. Neben dem Gänsehautmoment als Cale das Bildmaterial seiner Tochter im Fernsehen sieht (und erkennen muss, dass sich diese noch im Weißen Haus befinden muss), stach für mich dabei vor allem eine spätere Szene zwischen ihr, President Sawyer und Walker hervor. Szenen wie diese hat man zwar grundsätzlich schon unzählige Male gesehen – aber diesmal läuft sie etwas anders ab; und eben die Art und Weise wie sie ablief machte sie für mich zur mit Abstand besten Szene des Films. Leider beginnt "White House Down" nur kurz nach dieser Szene den Bach runterzugehen. Denn als wäre der Film nicht allein aufgrund der Tatsache, dass er wenig originell ist und überwiegend nur wohlbekannte Handlungsschemata abarbeitet, nicht schon vorhersehbar genug, beginnt man nun, eine Chekovsche Pistole nach der anderen abzufeuern.
Für alle, die mit dem Konzept nicht vertraut sein sollten: Die Regel von "Chekovs Gun" besagt, dass wenn im letzten Akt eine Pistole abgefeuert wird, man sie im ersten Akt an der Wand hängen sehen sollte. Drehbuchautor James Vanderbilt hält sich fast sklavisch an diese Regel – und belässt es zudem leider nicht einfach nur dabei, uns – bildlich gesprochen – die Waffe an der Wand zu zeigen, sondern lässt sie von den Protagonisten von der Wand nehmen und über sie sprechen. Statt eines Hinweises im Hintergrund rückt das betreffende Element somit in den Mittelpunkt des Geschehens. Eben dies macht das "Abfeuern der Waffe" im letzten Akt nicht nur sehr vorhersehbar, sondern bedeutet auch, dass kein Ballast im Drehbuch vorhanden ist. Jede Szene, jedes Element, ja schon fast jeder Satz, ist für die weitere Handlung von Bedeutung. In dieser Fülle wirkt das ganze leider doch etwas unplausibel – und macht zudem einen zu fokussierten Eindruck, da man narrativ überflüssige "Dekoration" vermisst. Die drei diesbezüglichen schlimmsten "Täter" sind ein besonders auffälliger Klingelton (es war einfach klar, dass wir diesen in einer späteren, wichtigen Szene nochmal hören würde; und als es dann soweit war, nahm diese Vorkenntnis der Szene für mich viel an Wirkung), eine Uhr (deren Erwähnung derart verdächtig beiläufig war, dass ich schon genau wusste, was später passieren würde – und ich sollte damit auch völlig recht behalten) und – mit Abstand am schlimmsten – Emilys Schulaufführung (wenn ihr denkt der Dialog ist nur dazu da, um aufzuzeigen was für ein schlechter Vater Cale ist – falsch gedacht! Denn selbst das soll sich in weiterer Folge für den Plot als wichtig erweisen!). Der "Pay-off" zu Letzterem ist für mich die mit Abstand schlechteste Szene des Films, und hätte sich – wenn da nicht ein laut einen Namen brüllender Vulkanier gewesen wäre – wohl am Ende des Jahres über die Auszeichnung als unfreiwillig komischste Szene des Jahres freuen können.
Fazit:Zum Ausklang des Kinosommers spendiert uns Roland Emmerich mit "White House Down" einen soliden Actionkracher, dem es zwar an hervorstechenden Eigenschaften und/oder Besonderheiten mangelt, dem es aber immerhin gelingt, durchgehend gute Unterhaltung zu liefern. Hierfür ist vor allem das gelungene Zusammenspiel zwischen Channing Tatum und Jamie Foxx verantwortlich, wobei das Drehbuch ihnen auch einige launige Kommentare und amüsante Sprüche in den Mund legt. Darüber hinaus hat mich vor allem Roland Emmerichs Inszenierung überzeugt. Zwar nicht gänzlich unbeeinflusst von den aktuellen Genre-Trends, inszeniert er die Action nichtsdestotrotz mit sicherer Hand und verhältnismäßig übersichtlich. Vereinzelte Höhepunkte lassen zudem kurzfristig Begeisterung aufkommen. Schade nur, dass "White House Down" gegen Ende hin aufgrund einiger vorhersehbarer Entwicklungen und einer enorm unfreiwillig komischen Szene einiges vom zuvor mühsam erarbeiteten Kredit verspielt. Auch etwas mehr Originalität hätte nicht geschadet. Insgesamt also zweifellos kein Highlight – aber doch solide Action-Unterhaltung und damit eine gute Wahl für alle jene, die im diesjährigen doch etwas enttäuschenden Kino-Sommer testosteron-mäßig noch nicht so recht auf ihre Kosten gekommen sind.
Also erstmal: Beide Kritiken fand ich überwiegend gelungen. Ich würde dem Film 9 von 10 Punkten geben. Aber: Die Szene mit Emily, wo sie am Ende die Fahne schwenkt als schwächste Szene zu beschreiben, verstehe ich nicht. Für mich war es eben die beste Szene im ganzen Film. Das war doch perfekt inszeniert. Hat etwas an The Rock erinnert, was ich absolut genial fand.
Hallo Danny, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Für mich wars einerseits viel zu pathetisch inszeniert und ich fand es schon rein deshalb einfach nur unfreiwillig komisch. Aber dann noch die Tatsache, dass sie just mit diesem "Talent" in ihrer Schule aufgetreten ist - das war mir einfach zu viel des Guten. Da bin ich wirklich kurzfristig vor Fremdscham im Kinosessel versunken. Da ich aber nie jemandem eine schlechte Kinoerfahrung (die White House Down für mich ja insgesamt auch nicht war) wünsche freue ich mich natürlich für dich, dass du die Szene im Vergleich zu mir so genießen konntest