Mit: Sam Neill, William H. Macy, Téa Leoni, Trevor Morgan, Alessandro Nivola, Michael Jeter, John Diel, Bruce A. Young, Laura Dern u.a.
Kurzinhalt:
Das Ehepaar Paul und Amanda Kirby wendet sich an Dr. Grant. Sie wollen, dass er sie auf einen Überflug der Insel Sorna begleitet. Erst als sie entgegen ihrer vorherigen Absprache auf der Insel landen, erfährt er den wahren Grund für den Auftrag: Ihr Sohn ist beim Paragleiten über der Insel abgestürzt und wird seit ein paar Wochen vermisst. Alan Grant ist skeptisch, ob Erik noch am Leben ist – wird dann aber kurz darauf von diesem gerettet. Nun gilt es, gemeinsam von der Insel zu fliehen. Nachdem das Flugzeug aber im Dschungel abgestürzt ist, gilt es nun, die Insel zu überqueren – auf der es vor Dinosauriern nur so wimmelt. Als besonders gefährlich erweist sich dabei einerseits ein riesiger fleischfressender Dino namens Spinosaurus, sowie erneut die Velociraptoren. Letztere verfolgen die Überlebenden zudem über die Insel, da Alan Grants Begleiter, der junge Paläontologe Billy, eines ihrer Eier aus dem Nest gestohlen hat. Zusammen versucht die Gruppe, zur Küste zu gelangen, um heil von der Insel zu fliehen…
Review:Obwohl "Vergessene Welt" nicht mehr ganz so ein Kassenschlager war wie Spielbergs erstes Dino-Abenteuer, spielt er doch genug Geld ein, um eine weitere Fortsetzung aus Sicht von Universal lohnens- und wünschenswert zu machen. Doch im Gegensatz zum Vorgänger, wo praktisch das komplette Team von "Jurassic Park" für die Fortsetzung hinter die Kamera zurückgekehrt ist, verlor man für "Jurassic Park III" viele Personen, die in meinen Augen entscheidend für den Erfolg der Vorgänger waren. Steven Spielberg hatte von der prähistorischen Welt, die ihn als Regisseur stark gefordert hatte, genug, und wollte sich ein weiteres solches Martyrum nicht mehr antun. Mit ihm verlor man auch Drehbuchautor David Koepp, sowie Filmkomponist John Williams. Zudem gab es im Vergleich zu den Vorgängern beim dritten Teil auch keine Romanvorlage von Michael Crichton mehr, auf die man hätte aufbauen können. All das rächt sich insofern, als das "Jurassic Park III" den beiden Vorgängern in praktisch allen Belangen – Regie, Musik, Drehbuch… ja teilweise sogar bei den Effekten – weit unterlegen ist.
In meinen Augen ist "Jurassic Park III" eine Fortsetzung ohne jegliche künstlerische Existenzberechtigung, die einzig und allein dazu geschaffen wurde, um den Dino-hungrigen Kinozuschauern ein weiteres Mal das Geld aus der Tasche zu ziehen. Denn nicht nur kann der Film mit den Vorgängern in keinem Aspekt der Produktion mithalten und fehlt es an der Cleverness, welche vor allem "Jurassic Park" aber in Teilbereichen durchaus auch noch "Vergessene Welt" so ausgezeichnet haben. Der unwürdige dritte Teil der Reihe lässt es zudem fast gänzlich an neuen Ideen vermissen, und begnügt sich damit, "mehr vom selben" zu liefern, davon ausgehend: So lange wir ein paar realistisch aussehende Dinos auf die Leinwand bringen, wird das die Fans der Reihe schon zufrieden stellen. Leider lässt das neue Team, angeführt von Regisseur Joe Johnston (der sich Jahre später in meinen Augen mit "Captain America" zumindest ansatzweise wieder rehabilitieren sollte), jegliches Gespür dafür vermissen, was die ersten beiden "Jurassic Park"-Filme so gelungen und erfolgreich gemacht hat. So fehlt es "Jurassic Park III" fast vollständig an einem Aufbau. Im ersten Teil hat es bis zum ersten Dino-Angriff (den Teaser gleich zu Beginn nicht mitgerechnet) eine Stunde gedauert, im zweiten immerhin noch rund 45 Minuten. Bei Joe Johnston hat man hingegen das Gefühl, er kann es gar nicht erwarten, denn langweiligen Einleitungsteil hinter sich zu haben. Er hetzt förmlich durch die ersten paar Minuten – die eigentlich den Film mal "verankern" sollten, ehe es mit den phantastischen Elementen und den spannenden Szenen losgeht – so dass man das Gefühl haben könnte, man hat gerade erst den eigenen Hintern in den Kinosessel gepflanzt, und schon greift ein bislang völlig unbekannter Dino unsere Gruppe an. Damit fehlt leider auch der gewohnte Aufbau, mit dem Zauber dieser Kreaturen, dem "sense of wonder", zu beginnen, und diesen danach in Angst und Schrecken zu verwandeln.
Wo ich gerade den Spinosaurus angesprochen habe: Der war ja wohl die dümmste Idee der Filmemacher schlechthin. Wohl im Bestreben, neues Dino-Spielzeug verkaufen zu können, präsentiert man uns diesen als noch größer, noch bedrohlicher, noch "bad-asser" und noch viiiiel cooler als der T-Rex – was er uns zeigen darf, in dem er diesen im Kampf besiegt. Für mich eine herbe Fehleinschätzung und einer der größten Fehler des Films. Der T-Rex verdankt seinem Kultstatus nicht seinen Filmauftritten bei "Jurassic Park". Seit sich Menschen oder gerade auch Kinder für Dinosaurier interessieren, ist er wohl die Ikone dieser Tiere schlechthin. Meinten Joe Johnston und sein Team etwa wirklich, sie könnten an diesem Kult-Faktor durch eine dreiminütige Szene in einem drittklassigen Film etwas ändern, und ihn plötzlich durch den Spinosaurus ablösen, bloß weil dieser größer ist, einen Kamm auf den Rücken hat, und den T-Rex im Kampf besiegt? Ich bitte euch. Letztendlich fehlte durch diesen frühen Tod des "Publikumslieblings" für den Rest des Films einer der größten Erfolgsfaktoren der Vorgänger. So kann man sich natürlich auch selbst ins Knie schießen.
Und das ist nicht der einzige Fall, wo die Filmemacher – unabhängig davon, dass sie zu keinem Zeitpunkt und in keinem Aspekt die Klasse der Vorgänger erreichen – ordentlich Mist bauen. So ergibt es für mich absolut keinen Sinn, warum die Kirbys Alan Grant nicht die Wahrheit sagen sollten. Ist "Wir wollen ihnen eine Stange Geld geben damit sie mit uns über die Insel fliegen" wirklich motivierender als "Wir brauchen Sie, um unseren Sohn zu retten"? Man sollte meinen, dass er bei letzterem doch noch eher geneigt wäre, ihnen zu helfen. Vielleicht hätte er sogar seinen Einfluss geltend gemacht und durch Ellie gleich die Kavallerie ausschicken können, damit sie nach dem Jungen suchen und ihn retten. Dann hätte vielleicht auch der Tod von Amandas neuem Mann (oder Freund, oder Lebensabschnittsgefährte, oder was auch immer) verhindert werden können. Wie dieser umgesetzt wurde, ist ein weiterer ganz großer Schwachpunkt – wird sein Tod doch als Lachnummer umgesetzt. Ernsthaft? Auch lässt Amanda danach nicht erkennen, dass sie sein Tod auch nur in irgendeiner Art und Weise berühren würde. Warum sollte uns sein Schicksal dann uns kümmern. Und sollte uns sein Schicksal nicht kümmern? Etwas schwer tat ich mir offen gestanden auch mit der Idee, dass dieser kleine Junge völlig auf sich allein gestellt mehrere Wochen überlebt hat. Schon allein wenn er nur auf einer einsamen Insel gestrandet wäre, würde ich dies für eher unwahrscheinlich halten, aber dann noch dazu auf einer, auf der Dinosaurier leben? Hier dehnt man die Glaubwürdigkeit fast bis zum Zerreißen; und dass der kleine Knirps dann auch noch Alan Grant rettet, hilft auch nicht gerade.
Eine der dümmsten Szenen gibt es dann gegen Ende des Films zu bestaunen. Alles rund um die letzte Konfrontation mit den Velociraptoren empfand ich als einfach nur lächerlich. Wie die Raptoren ihnen einfach so zuschauen, wie sie das Ei hinlegen, und keiner sie angreift. Und wie Grant dann mit Hilfe des zu Beginn des Films synthetisierten Sprachrohrs (?) mit ihnen "redet", schoss dann wirklich den Pterodactylus ab. Und natürlich kommt dann die Rettung in letzter Sekunde durch das US-Militär. Hallelujah, geheiligt seien "unsere" Truppen! Einfallsloser als eine Rettung durch die einmarschierende Kavallerie hätte man das ja wohl nicht lösen können. Wobei man damit wenigstens dem Rest des Films treu bleibt. Da wir gerade bei den Velociraptoren waren… deren teilweise neues Aussehen hat mich auch nicht wirklich überzeugt. Warum sollte sich das Aussehen dieser geklonten Tiere von den uns aus den Vorgängern bekannten Raptoren teils so stark unterscheiden? Hier hätte ich eine stärkere Kontinuität gegenüber den Vorgängern dem von mir unterstellten Versuch, neue Raptor-"Puppen" zu verkaufen, vorgezogen.
Als weiteres Problem erweist sich die kurze Laufzeit, die natürlich auch unmittelbar mit dem mangelnden Aufbau und dem sehr gehetzten Eindruck, den der Film vermittelt, zusammenhängt. Damit verhindert Joe Johnston zwar überwiegend das Aufkommen von Langeweile, dennoch geht der mangelnde Aufbau auf Kosten der Spannung, da wir eine weniger starke Bindung zu den Figuren (die da sie Alan anlügen und ihn mittels eines Tricks auf die Insel locken ohnehin schon nicht sonderlich sympathisch wirken, trotz ihrer nachvollziehbaren Motivation) eingehen und daher nicht so stark mit ihnen mitzittern. Auch der in den Vorgängern stark beschwörte "sense of wonder" hat mir diesmal weitestgehend gefehlt. Die entsprechende kurze Szene nach rund 2/3 des Films empfand zumindest ich als zu wenig, zu spät. Natürlich soll ein "Jurassic Park"-Film auch spannend sein, was schon fast zwangsweise erfordert, die Dinosaurier als Bedrohung darzustellen. Aber he, das sind lebende Dinosaurier! Ein bisschen Staunen gehört für mich da trotz allen Schreckens den man verbreiten will schon auch dazu. Was eben diese spannenden Szenen betrifft, fehlte es mir auch an Einfallsreichtum sowie an Abwechslung. Davon abgesehen, dass sie von unterschiedlichen Dinosauriern bedroht werden, ist "Jurassic Park III" eine schlichte Aneinanderreihung von sehr ähnlich ablaufenden lebensbedrohlichen Situationen. Mal mögen es die Raptoren sein, mal ein Spinosaurus, und sporadisch auch mal ein anderes Tierchen. Dennoch laufen alle Angriffe bzw. all diese vermeintlich spannenden Szenen sehr ähnlich ab. Die ersten beiden Filme waren hier deutlich einfalls- und abwechslungsreicher.
Und noch ein weiterer Punkt dürfte für die mangelnde Abwechslung entscheidend sein: In "Jurassic Park" sind wir zwischen mehreren Gruppen und Schauplätzen hin- und hergewechselt. "Vergessene Welt" war zwar insgesamt schon etwas fokussierter, hatte aber wenigstens noch unterschiedliche Gruppierungen, denen wir unterschiedlich stark verbunden waren, zu bieten. In "Jurassic Park III" fehlen diese Schauplatzwechsel – von jener kurzen Stelle abgesehen, als Alan Grant vom Rest der Truppe getrennt wird – fast völlig. Zudem fehlt es an spannenden Situationen, die sich aus einer anderen Bedrohung als die Dinosaurier ergeben. Auch dies trägt zum einfallslosen und mit der Zeit etwas eintönigen Eindruck des Films bei. Und dann ist da eben noch die Tatsache, dass auch die Produktion an sich nicht die Qualität der Vorgänger erreicht. Joe Johnston ist kein Stephen Spielberg, Don Davis (der in erster Linie Williams Themen ausschlachtet) kein John Williams… ja selbst die Effekte haben mich in den Vorgängern irgendwie mehr überzeugt. Die animatronischen Dinos sind nach wie vor phantastisch, aber die CGI-Dinosaurier (möglicherweise dadurch bedingt, das man sich hier stärker auf diese konzentriert und das Effektteam dementsprechend auch mehr solcher Szenen zu animieren hatte) sahen meines Erachtens in den Vorgängern besser aus.
Es gibt aber zugegebenermaßen auch ein paar gute, gelungene Elemente. So sind die schauspielerischen Leistungen grundsätzlich gelungen – auch wenn insbesondere Sam Neill, der selbst bei "Jurassic Park" deutlich mehr zu tun bekam, stellenweise etwas unterfordert wirkt. Das Set der Anlage B – eines der wenigen die wir im Film zu Gesicht bekommen – weiß durchaus zu gefallen. Die Landschaftsaufnahmen sind generell auch recht nett, leiden aber etwas darunter, dass das teilweise schon wieder wie eine andere, neue Insel aussieht, und überhaupt nicht an "Vergessene Welt" erinnert. In erster Linie sind es aber einzelne gelungene Momente und Szenen; manchmal nur wenige Sekunden lang, gelegentlich aber sogar für ein paar Minuten die Tristesse durchbrechend. So war der Flugzeugabsturz ganz gut und recht spannend umgesetzt. Ich mochte auch den kurzen Moment als Alan Grant den Kirbys sagt, dass das nicht die Insel ist, auf der er war. Auch der Dialog "This is how you make dinosaurs?" "No, this is how you play god." ist gut; wenn ich diesen Satz auch eher von Ian Malcolm erwartet hätte. Einer der wenigen inspirierten Momente bei den ansonsten überwiegend recht schalen Dino-Angriffen war, wie der Raptor die Gittertüre hochzuklettern beginnt. Der "Kampf" gegen den Spinosaurus im Boot auf dem Wasser war ebenfalls gut gemacht, und zählte zu den besseren Momenten. Und auch wenn es leider nur ein Schatten dessen war, was die ersten beiden Filme der Trilogie auffahren konnten – aber der kurze "sense of wonder"-Moment als man mit dem Floß an der Dino-Herde vorbeifährt war immer noch besser als gar nichts. Die mit Abstand beste – und möglicherweise auch einig wirklich gute – Szene des Films war aber der Angriff der Pterodactylus-Flugsaurier, der noch dazu im Nebel sehr atmosphärisch umgesetzt wurde, sowie die nachfolgende Paragleiter-Sequenz. Hier erwachte der Film – kurz aber doch – so richtig zum Leben.
Fazit: "Jurassic Park III" ist eine lausige Fortsetzung, der es an jenem Charme, Flair und Zauber mangelt, den die beiden Vorgänger verströmt haben. Ohne Regisseur Steven Spielberg, Drehbuchautor David Koepp und zudem ohne eine Vorlage von Michael Crichton, die man als Basis nehmen konnte, tat man sich offenkundig schwer, an den Erfolg der ersten beiden Teile anzuknüpfen. Es fehlen die Ideen, und damit aus meiner Sicht auch die Daseinsberechtigung. Zudem bleibt "Jurassic Park III" in allen Belangen – Inszenierung, Spannung, Effekte, Musik usw. – hinter den Vorgängern zurück. Und als wäre all das nicht so schlimm genug, hetzt Joe Johnston zudem durch den Film, wodurch viele Szenen ihre gewünschte Wirkung kaum entfalten können. Zudem verzichtet er auf den nötigen Aufbau und die Vorbereitungsarbeit, und bleibt zudem in der Erzählung ungemein linear, weshalb es an Abwechslung mangelt. Letzteres gilt leider auch für die Action, die es an jenem Einfallsreichtum, den Steven Spielberg und sein Team in den Vorgängern zur Schau gestellt hat, vermissen lässt. Was bleibt, sind vereinzelte gelungene Szenen – allen voran die Sequenz rund um die Flugsaurier. Insgesamt ist "Jurassic Park III" aber nichts weiter als ein lauer Aufguss, und damit ein ungemein müder, einfallsloser und unwürdiger Abschluss der Trilogie.