Originaltitel: Yesteryear
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 15.09.1973
Erstausstrahlung D: 13.10.1976
Drehbuch: D.C. Fontana
Regie: Hal Sutherland
Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura
Gastdarsteller: Mark Lenard als Sarek, Billy Simpson als junger Spock, Majel Barrett als Amanda Grayson, Keith Sutherland als Sepek, James Doohan als Wächter der Ewigkeit, Heiler u.a.
Kurzinhalt:
Ein Wissenschaftlerteam von der Föderation nutzt den Wächter der Ewigkeit, um Nachforschungen über die Galaxie anzustellen. Als Kirk und Spock von einer solchen Erkundungsmission durch die Zeit zurückkommen, scheint außer dem Captain niemand mehr Spock zu erkennen. Statt dem Vulkanier ist vielmehr ein Andorianer namens Thelin der erste Offizier der Enterprise. Offenbar wurde der Lauf der Zeit verändert – nur wie und wodurch? Mit Hilfe des Wächters der Ewigkeit forscht man in der jüngeren vulkanischen Geschichte, und stößt schließlich auf die entscheidende Diskrepanz: Spock kommt als kleiner Junge bei einem traditionellen vulkanischen Ritual ums Leben. Der Vulkanier erinnert sich an dieses gefährliche Ereignis, wurde jedoch in seiner eigenen Vergangenheit von seinem Cousin Selek, der zu diesem Zeitpunkt gerade bei seinen Eltern zu Besuch war, gerettet. Als er sich nun zurückerinnert wird ihm bewusst, dass Selek seinem eigenen, älteren selbst zum Verwechseln ähnlich sieht – und schließt daraus, dass es sich bei Selek um niemand geringerem als ihm selbst handelt. Mit Hilfe des Wächters der Ewigkeit reist er in die Vergangenheit zurück, um sich selbst das Leben zu retten…
Denkwürdige Zitate:
"I have returned to the past, in an attempt to save the future."
(Spocks Eintrag in sein persönliches Logbuch.)
"What you do not yet understand, Spock, is that Vulcans do not lack emotion. It is only that ours is controlled. Logic offers a serenity Humans seldom experience in full. We have emotions, but we deal with them, and do not let them control us."
(Spock zu seinem jungen Gegenpart.)
"Every life comes to an end when time demands it. Loss of life is to be mourned, but only if the life was wasted.
(Spock tröstet sein jüngeres selbst als sein "Haustier" eingeschläfert werden muss.)
Review:
Von nicht wenigen wird "Das Zeitportal" als die beste Folge der animierten "Star Trek"-Serie angesehen (wodurch sich im Übrigen eine interessante Übereinstimmung zur klassischen Serie ergibt; dort zählt ja nämlich ebenfalls die Episode, in der der Wächter der Ewigkeit vorkommt, allgemein als die beste). Da dies erst meine zweite Episode war und ich die Serie ja noch nicht kenne, wäre es wohl etwas vorschnell, wenn ich jetzt schon in diesen Chor einstimmen würde. Dass es eine wirklich gute Episode ist, und sogar noch einmal den meines Erachtens ohnehin schon gelungenen Einstieg "Das körperlose Wesen" hinter sich lässt, steht jedoch auch für mich außer Zweifel. Als eine der größten Stärken der Folge erweist sich dabei für mich die starke Kontinuität zur klassischen Serie. Während man dort ja eher vorsichtig damit war, frühere Figuren/Orte noch einmal zu besuchen und quasi eine Fortsetzung eine früheren Episode abzuliefern, macht man bei "Das Zeitportal" nun genau das, und stattet dem Wächter der Ewigkeit – einer der faszinierendsten Ideen der Original-Serie – einen weiteren Besuch ab.
"Das Zeitportal" ist dabei allerdings mindestens so sehr eine thematische Weiterführung von "Reise nach Babel" wie von "Griff in die Geschichte". Dort haben wir ja zum ersten Mal Spocks Eltern kennengelernt und ein paar Details über seine Kindheit auf Vulkan erfahren. Eben dort setzt nun "Das Zeitportal" an, wo wir nicht nur Vulkan einen neuerlichen Besuch abstatten (nach "Pon Farr"), sondern auch Spocks Kindheit. Besonders interessant fand ich dabei jene Szene, in der Spock von anderen vulkanischen Kindern gehänselt wird – das hätte fast 1:1 aus J.J. Abrams "Star Trek"-Reboot stammen können (wo übrigens auch ein Spock aus der Vergangenheit zurückgereist und auf sein jüngeres Ich getroffen ist). Hier hat man sich offensichtlich von dieser Episode der "Star Trek"-Zeichentrickserie inspirieren lassen. Auch davon abgesehen fand ich die Einblicke in die vulkanische Kultur und in Spocks Erwachsenwerden als sehr interessant. Als wesentliche Stärke der Episode erweist sich dabei auch, dass es gelungen ist, Mark Lenard wieder als Sarek zu verpflichten. Seine prägnante Stimme in dieser ikonischen Rolle zu hören, stärkt die Kontinuität und auch den Bezug zur klassischen Serie. Generell gibt es zwischen ihm und sowohl dem jungen als auch alten Spock ein paar tolle Szenen. Auch die Interaktion zwischen "Selek" und Spock weiß zu gefallen; ich finde die Idee durchaus "faszinierend", wie er sein jüngeres Ich hier lehrt. Was ebenfalls gefallen kann, ist die Darstellung von Vulkan selbst. Während man aufgrund des begrenzten Budgets der Real-Serie dort natürlich sehr eingeschränkt war mit dem, dass man vom Planeten zeigen konnte, weshalb uns "Pon Farr" nur einen sehr flüchtigen Blick bot, zeigt man uns hier die Hauptstadt und auch ein paar nette Eindrücke der Landschaft. Hätten diese angesichts des Zeichentrick-Charakters ruhig noch ein bisschen spektakulärer ausfallen können? Ja, natürlich. Aber ich nehme, was ich kriegen kann.
Die letzte wesentliche Stärke ist dann der tragische und damit – angesichts der Tatsache, dass sich die Zeichentrickserie ja doch eher an Kinder wenden soll – durchaus mutige Ausgang des Geschehens. Denn auch wenn es Spock zwar (natürlich) gelingt, sich selbst zu retten, kommt sein Haustier dabei ums Leben. Die Szene mit dem vulkanischen Heiler, wo der junge Spock dann entscheiden muss ob er sein Haustier weiter leiden oder einschläfern lässt, ist überraschend erwachsen, und – so paradox dies bei einer derart Vulkanier-zentrierten Episode auch klingen mag – auch sehr emotional. Eine Richtung, die man ja selbst bei der klassischen Serie vergleichsweise selten eingeschlagen hat. Jedenfalls lässt diese Wendung "Das Zeitportal" zweifellos positiv hervorstechen, und verschafft ihr so einen emotionalen Höhepunkt. Auch der Abschluss der Episode ist dann gelungen, wobei mir vor allem der Abschied zwischen Spock, Sarek und Amanda sehr gut gefallen hat. Jedenfalls finde ich es durchaus beachtlich, wie viel Handlung, Einblicke und Charaktertiefe man trotz der sehr kurzen Laufzeit hier unterbringen konnte.
Es gibt jedoch auch ein paar Kritikpunkte, die für mich eine bessere Wertung verhindern. So wirkt die Handlung leider teilweise doch etwas überhastet. So sehr ich James Doohan auch schätze und so beeindruckend es auch sein mag, wie vielen Figuren er seine Stimme bei der animierten Serie geliehen hat, aber… irgendwie klingt sein Wächter der Ewigkeit etwas seltsam, und lässt es an der nötigen Imposanz vermissen. Das ist halt die Gefahr, wenn man einen Sprecher in mehreren Rollen besetzt: Damit es nicht negativ auffällt, muss dieser seine Stimme teilweise stark verstellen, und ist daher in seiner Interpretation der jeweiligen "Figur" nicht mehr ganz so frei. Der zweite Kritikpunkt ist der graue Andorianer, der darauf zurückzuführen ist, dass Regisseur Hal Sutherland farbenblind ist, und ihm dieser Fehler des Animationsstudios daher nicht aufgefallen ist. Angesichts der Ereignisse aus "Griff in die Geschichte" erscheint es auch etwas unvorsichtig, dass Wissenschaftler der Föderation zur Erforschung der Vergangenheit den Wächter auch tatsächlich durchschreiten, und nicht nur "passiv" scannen. Die größten Probleme der Folge sind aber logischer Natur: Warum sollte Spock in der originalen Zeitlinie nicht an dieser Mission zur Erkundung der Vergangenheit Orions dabei gewesen sein? Was hat diese Änderung ausgelöst? Dies scheint eher dafür dagewesen zu sein, um uns den netten Einstieg rund um den "unbekannten" Spock bescheren zu können, denn aus logischen Überlegungen. Auch warum in dieser Zeitlinie nun wiederum seine eigene Rettung etwas anders verläuft und sein Haustier stirbt, erschließt sich mir nicht. Der größte Knackpunkt ist aber natürlich das Zeitparadoxon in bester Henne-Ei-Manier: Wie kann sich Spock selbst retten, wenn er als Kind stirbt? So gesehen muss man schon beide vulkanische Augen zudrücken, um diese Episode so richtig genießen zu können.
Fazit:
Noch mehr als "Das körperlose Wesen" macht "Das Zeitportal" das große Potential, dass in der "Star Trek"-Zeichentrickserie steckt, deutlich. Ohne die budgetären Einschränkungen einer Realserie ist es möglich, uns einige beeindruckende Landschaften zu zeigen – und uns damit einen deutlicheren Blick als zuvor auf Spocks Heimatplaneten zu gewähren. Bis auf die logischen Schwachpunkte erweist sich auch das Drehbuch von D.C. Fontana als ganz große Stärke dieser Episode. Das Wiedersehen mit dem Wächter der Ewigkeit hat mich dabei ebenso gefreut wie jenes mit Sarek (der auch wieder von Mark Lenard gesprochen wird) und Amanda. Auch die Einblicke in Spocks Kindheit fand ich sehr interessant. Und die Entscheidung, sich mit einem so erwachsenen und traurigem Thema wie der Einschläferung eines Haustieres zu widmen, empfand ich angesichts der insgesamt doch etwas jüngeren Zielgruppe der Zeichentrickserie als durchaus mutig; zudem verschaffte sie "Das Zeitportal" einen emotionalen Abschluss. Lediglich ein paar kleinere Kritikpunkte sowie die bereits angesprochenen logischen Schwächen verhindern eine höhere Wertung.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Filmnation/NBC/Paramount)
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