Mit: David Duchovny, Gillian Anderson, John Neville, William B. Davis, Martin Landau, Mitch Pileggi, Jeffrey DeMunn, Blythe Danner, Terry O'Quinn, Armin Müller-Stahl u.a.
Kurzinhalt:
Nachdem er durch Zufall ein vor langer Zeit abgestürztes, unter der Erde vergrabenes UFO entdeckt, wird ein kleiner Junge in Texas infiziert. Auch unter den Rettungskräften, die ihm zu Hilfe eilen, kommt es zu opfern. Kurz darauf kommt es zu einer Bombenexplosion, bei der fast ein komplettes FBI-Gebäude zerstört wird. Nur dank der Hilfe von Mulder und Scully ist es gelungen, den Verlust an Menschenleben so gering wie möglich zu halten. Nach diesem Zwischenfall wendet sich Alvin Kurtzweil an Mulder. Dieser ist ein bekannter Verschwörungstheoretiker, und war zudem früher ein guter Freund von Mulders Vater. Kurtzweil ist davon überzeugt, dass das Gebäude nur gesprengt wurde, um den Tod der Opfer aus Texas zu verschleiern. Mulder und Scully schleichen sich dadurch in die Leichenhalle, und stellen fest, dass die Toten scheinbar von einer Art Virus identifiziert waren. Ihre Nachforschungen führen sie schließlich nach Texas, wo über der Ausgrabungsstätte aber mittlerweile ein Kinderspielplatz aufgestellt wurde. Als sie einen Zug mit verdächtig aussehenden Tanks verfolgen, landen sie aber in einem riesigen Maisfeld, und stoßen zudem auf eine Bienenzucht. Eine der Bienen verfängt sich in Scullys Kleidung. Als sie tags darauf zur Anhörung erscheint und dort erfährt, dass man sie nach Salt Lake City versetzen will – woraufhin sie beschließt, beim FBI zu kündigen – wird sie von der Biene gestochen, und fällt daraufhin ins Koma. Mit einem falschen Krankenwagen wird sie von den Verschwörern geholt. Mulder bleiben nur 96 Stunden Zeit sie zu finden, und ihr das Heilmittel zu injizieren, sonst wird sie sterben…
Review:Den Sprung vom Fernsehen ins Kino haben bisher nur die wenigstens Serien geschafft (damit meine ich: Wirklich die Original-Serie inklusive der Stammbesetzung etc.; Remakes sind von dieser Aussage selbstverständlich ausgenommen, denn von denen gab's in den letzten 10-25 Jahren ja genug). Und der Fall "Akte X" ist meinem cineastischen Wissen nach ohnehin einzigartig (korrigiert mich bitte, falls ich mich hier irren sollte): Nämlich nicht erst nach der Absetzung, sondern während die Serie noch läuft – und damit quasi zwischen den Staffeln – den Wechsel auf die große Leinwand zu wagen, nur um danach wieder ins Fernsehen zurückzukehren. Im deutschsprachigen Raum ergab sich dabei das Problem, dass 20th Century Fox auf die deutsche TV-Ausstrahlung keine Rücksicht nahmen, und den Film daher hierzulande nur wenige Wochen nach US-Start ins Kino brachten – zu einem Zeitpunkt, wo bei uns gerade mal die vierte Staffel über die Fernseher geflimmert ist. Dementsprechend schwer fiel es mir damals, der Handlung zu folgen. Sieht man ihn aber am dafür vorgesehenen Punkt der Serie, passt es ganz gut, und fügt sich von kleineren Ausnahmen abgesehen recht gelungen und schlüssig in die Handlung der Serie ein.
Was man den Machern nicht vorwerfen kann, ist beim Sprung auf die große Leinwand halbherzig vorgegangen zu sein, und quasi nur eine bessere Doppelfolge ins Kino zu bringen, um bei den Fans – welche die Serie ja sonst gratis im Fernsehen verfolgen können – ein bisschen Geld abzustauben. Qualitativ mag der Film zwar meines Erachtens aus Gründen denen wir uns noch widmen werden zwar nicht mit den allerbesten Mythologie-Episoden mithalten können – aber was Inszenierung, Sets sowie die Größe des Ganzen generell betrifft, bietet man dem geneigten X-Phile Unterhaltung auf einem Niveau, dass im Rahmen einer TV-Serie aufgrund der dortigen Budgetbeschränkungen einfach nicht möglich gewesen wäre. Dies macht bereits der Einstieg deutlich, mit der riesigen Höhle, in der ein Urzeitmensch auf einen Außerirdischen trifft, das Maisfeld sowie das genial designte Set mit der Bienenzucht, die Einstellungen vom weiträumigen, riesigen Inneren eines UFOs, sowie generell das ungemein spektakuläre Finale in der Antarktis. Positiv auch, dass man – nachdem man in der Serie seit der fünften Staffel schon auf Widescreen-Kameras umgestiegen ist, für den Kinofilm noch einmal breiter wird, und auf das Cinemascope-Format wechselt. Auch dies ist sicherlich dafür verantwortlich, dass alles noch einmal etwas größer und auch cinematographischer wirkt – wobei man natürlich schon auch festhalten muss, dass "Akte X" schon immer hochwertig inszeniert war und es sich zum Ziel gesetzt hat, TV-Unterhaltung auf Kino-Niveau zu liefern. Da tut man sich dann natürlich auch mit einem entsprechenden Wechsel auf die große Leinwand leichter.
Zugleich hat man dabei aber auch darauf geachtet, nicht die Identität der Serie zurückzulassen und einen Film abzuliefern, der mit der Serie nicht mehr viel zu tun zu haben scheint, und sich enorm von dieser unterscheidet. Trotz der größeren, beeindruckenderen Sets etc. sieht und fühlt sich auch der Film nach wie vor wie "Akte X" an. Hier hilft es natürlich ungemein, dass auch für den Kinofilm größtenteils Serienveteranen verpflichtet wurden. Die Musik stammt hier wieder von Mark Snow, der für den Film besonders stark auf das bekannte Hauptmotiv der Serie setzt. Und auf dem Regiestuhl sitzt Rob Bowman, der bereits zahlreiche der (vor allem inszenatorisch) besseren "Akte X"-Episoden inszeniert hat. Dadurch – und natürlich auch nach dem bereits erfolgten Wechsel von 4:3 auf 16:9 – fühlt sich der Kinofilm wie die konsequente Weiterführung dieser Entwicklung an, wie der logische nächste Schritt. Womit man aber natürlich zugleich die Messlatte für den Rest der Serie fast unerreichbar hoch ansetzt; da die Rückkehr auf den kleinen TV-Schirm inklusive dem damit einhergehenden niedrigeren Budget natürlich fast unweigerlich einen Rückschritt darstellen wird.
Eine ganz besondere Herausforderung bei Filmen, die auf TV-Serien basieren, ist es natürlich auch noch, sowohl Fans als auch Neulinge anzusprechen. "Akte X – Der Film" gelingt dabei der Spagat, eine sowohl für Neulinge verständliche Handlung zu erzählen, jedoch dabei andererseits auch die Fans nicht zu unterfordern, ausgesprochen gut. So finden jene, welche die Serie kennen, zahlreiche nette Details und Anspielungen, und werden sich natürlich vor allem auch den Figuren verbundener fühlen, da sie sie schon besser kennen. Etwas, dass sich natürlich nicht nur auf Mulder und Scully, sondern auch auf die zahlreichen anderen aus der Serie bekannten Gesichter gilt. Dementsprechend hat man zwar unweigerlich als Fan der Serie wohl mehr vom Film – andererseits ist es aber auch nicht so, dass man als Neuling im Regen stehen gelassen wird und der Handlung nicht folgen könnte. Der Einstieg in der Eiszeit und eine notwendige, jedoch nie ausufernde und für Fans der Serie störend wirkende Wiederholung von aus der Serie bekannten Informationen sorgt dafür, dass man auch als Neuling versteht, was hier vor sich geht, und dementsprechend mitfiebern kann. Diesbezüglich erweist es sich auch als kluge Entscheidung, aus der Jagd nach der Wahrheit im letzten Drittel vielmehr eine Rettungsmission zu machen. Denn der unbedarfte Kinozuschauer ist daran, die Verschwörung aufzudecken und die Wahrheit ans Licht zu bringen, natürlich zweifellos weniger interessiert, als Kenner der Serie. An Scullys Rettung sollten jedoch auch diese interessiert sein; dafür sollten die Szenen zwischen Mulder und Scully zuvor eigentlich gesorgt haben.
Dennoch gibt es natürlich einige Szenen und Momente, welche langjährige Fans wohl deutlich mehr zu schätzen wissen dürften als Neulinge. Dabei wird teilweise von Chris Carter & Co. recht geschickt mit der Erwartungshaltung der Fans gespielt. So bin ich z.B. sicher nicht der Einzige, der gedacht hat, man hätte sich den ersten Kuss von Mulder und Scully ganz bewusst und absichtlich für das Kino aufgehoben – aber: Fehlanzeige! Zwar kommt es fast dazu, aber es bleibt eben – dank der Biene – beim fast. Doch auch wenn der Kuss knapp verhindert wurde, war dies zweifellos eine der zärtlichsten Szenen der beiden überhaupt – zumal Mulder seiner Partnerin schon fast ein Liebesgeständnis unterbreitet. Ebenfalls unter Fan-Service darf man wohl auch den kurzen Gastauftritt der Lone Gunmen abspeichern, mit dessen – und Skinners – Hilfe es Mulder schließlich gelingt, aus dem Krankenhaus zu entkommen, um die Suche nach Scully anzutreten. Von diesen Szenen die man wohl in erster Linie als Fan zu schätzen weiß würde ich insbesondere noch den atmosphärischen Einstieg, die Szene mit Mulder und Scully in der "Bienenfarm" sowie die Szenen in der Antarktis zu den ganz großen Highlights des Films zählen.
Was die Besetzung betrifft, setzt man zwar ebenfalls überwiegend auf bekannte Gesichter, nutzt aber auch das größere Budget um den einen oder anderen Star an Land zu ziehen, der sich für einen TV-Auftritt möglicherweise nicht zur Verfügung gestellt bzw. die dort zur Verfügung stehenden budgetären Mittel überstiegen hätte. So darf Armin Müller-Stahl hier einen der ganz großen Anführer – wenn nicht gar den Anführer – der Verschwörer mimen. Da es im Lauf der fünf Staffeln immer wieder Anspielungen auf Deutschland gab, eine sehr gute und passende Wahl. Als Verschwörungstheoretiker und früherer Freund von Mulders Vater wurde mit Martin Landau zudem noch ein ganz Großer Hollywoods für eine kleine aber feine Rolle verpflichtet. Allein seine Anwesenheit wertet den Film in meinen Augen auf. Etwas irritierend ist allerdings, dass Terry O'Quinn, der bereits in "Böse geboren" zu sehen war, hier nun in einer anderen Rolle zurückkehrt. Davon abgesehen bewahrt man aber Kontinuität. Neben den bereits erwähnten Lone Gunmen und Skinner ist auch der geheimnisvolle Raucher wieder mit von der Partie. Bis auf Armin Müller-Stahl ist uns auch der Rest der Verschwörer soweit wohlbekannt. Am meisten profitiert dabei der sogenannte "Well-Manicured Man" von seinem – zugleich auch letzten – Kino-Auftritt; kommt diesem doch eine große und wichtige Rolle zu. Im Gespräch zwischen ihm und Mulder bekommen wir endlich nach langer Zeit wieder einmal ein paar konkrete Antworten.
Umso bedauerlicher, dass sich gerade rund um die Mythologie bzw. der fortlaufenden Handlung die meines Erachtens größten Probleme des Films verstecken. Zwar macht die Mythologie hier unbestreitbar wieder einen großen Sprung vorwärts; aber wirklich schlüssig will manches davon nicht wirken. Das beginnt bei so Kleinigkeiten, wie dass man Mulder und Scully die Schuld an der Explosion und am Tod der fünf Menschen gibt (ohne ihre Hilfe hätten deutlich mehr Personen daran glauben müssen!) über die Tatsache, dass Mulder auf einmal wieder von der Existenz außerirdischen Lebens und der damit einhergehenden Verschwörung der Regierung überzeugt ist (Wann ist das denn passiert? Hab ich da was verpasst? Hier wollte man wohl die Kinozuschauer welche die Serie nur vom Konzept oder einigen Episoden her kennen nicht durch Mulders Meinungsumschwung in der 5. Staffel verwirren, hat aber leider verabsäumt, diese neuerliche Umkehr noch rechtzeitig einzubauen. Die entsprechenden Szenen in "Das Ende" waren für mich viel zu wenig, viel zu spät), bis hin zur Offenbarung des "Well-Manicured Man", was es mit der Verschwörung genau auf sich hat, und warum er sich nun plötzlich gegen diese stellt.
Ich meine, mal ehrlich: So lange sie dachten, die Aliens würden "nur" unsere Körper übernehmen, wäre das ok gewesen?! Aber nun, wo sie uns quasi dazu benutzen, um ihre Nachkommen auszubrüten, gibt’s einen Aufruhr. Hallo?! Tot der eigenen Identität, und so weiter? Es erscheint nicht nachvollziehbar, dass sie bei ersterem Plan mitgemacht hätten, bzw. nun von dieser Planänderung auf einmal so schockiert sind. Wo ist der große Unterschied? Zudem stellt sich mir die Frage, ob es notwendig war, so weit in der fortlaufenden Handlung mit den Maisfeldern noch ein völlig neues, bisher unbekanntes Element in die Mythologie einzuführen. Und auch die Infektion der Bienen ist nun plötzlich ganz anders, als sich diese z.B. in "Herrenvolk" dargestellt hat. Mein letzter Kritikpunkt sind dann die neuen Aliens, die mit den kleinen grauen Außerirdischen wie wir sie aus der Serie kennen nicht mehr viel zu tun haben. Viel schwerer wiegt für mich aber noch, wie sehr diese an die Aliens aus, nun, der "Alien-Reihe", erinnern. Nun gut, dass man sich bei "Akte X" gerne von anderen Serien und Filmen… sind wir mal so freundlich und nennen es "inspirieren"… lässt, ist nichts Neues. Bei "Akte X – Der Film" schießt man aber dann doch über das Ziel hinaus. Und als wäre das "Alien"-Alien nicht schon genug, dürfen diese dann noch dazu ordentlich chest-bustern. Spätestens an dieser Stelle ist es einfach zu viel des Guten, und lassen sich die Parallelen nicht mehr wohlwollend ignorieren. Schade ist es vor allem auch deshalb, da es "Akte X" meines Erachtens nicht notwendig hat, derart billig zu plagiieren. Der Film hätte auch ohne das chestbustern und die Monster-Aliens gut funktioniert. So drängt man uns nun aber leider dazu, unbedingt an eine andere SF-"Serie" zu denken, anstatt uns so richtig in die Welt von "Akte X" eintauchen zu lassen.
Fazit:"Akte X – Der Film" ist insgesamt ein durchaus gelungener Sprung der Mystery-Serie auf die Kinoleinwand. Inszenatorisch macht man noch einmal einen deutlichen Schritt nach vorne, und lässt die ohnehin schon hochwertig umgesetzte Serie noch einmal deutlich hinter sich. Dabei stechen vor allem die größeren und teils wirklich imposanten Sets, das Cinemascope-Format sowie die gelungenen Effekte ins Auge. Das Ensemble wurde ebenfalls noch um den einen oder anderen Star, der ansonsten vermutlich das Budget einer ganzen Folge gefressen hätte, erweitert. Die Handlung bleibt dabei auch für Neulinge angenehm verständlich, jedoch ohne dabei alteingesessene Fans zu unterfordern oder nur ständig altbekanntes wiederzukäuen. Dennoch dürfte die Tragweite einiger Entwicklungen, Offenbarungen und Szenen wohl nur von Fans der Serie verstanden werden, weshalb der Film vor allem auch für sie von großem Reiz sein dürfte. Schade fand ich, dass manche Offenbarungen rund um die Mythologie nicht wirklich Sinn ergeben wollen, man mit dem Maisfeld meint diese nun unbedingt um ein völlig neues Element bereichern zu müssen, und man wohl um die Kinozuschauer anzusprechen die Aliens völlig verändert hat – und zwar in eine Richtung, die unweigerlich mehr an die "Alien"-Reihe als an "Akte X" denken lässt. Von diesen Kritikpunkten abgesehen kann sich aber die Suche nach der Wahrheit auch auf der großen Leinwand sehen lassen, und wird die Handlung der Serie in "Akte X – Der Film" gelungen weitergeführt!