Kurzinhalt:
Rund tausend Jahre vor der Schlacht um Yavin sind die Sith zurückgekehrt, und haben die Alte Republik in die Enge getrieben. Während die Jedi versuchen, zumindest die Zentralsysteme zu schützen, sind die Menschen in den Randgebieten überwiegend auf sich allein gestellt. Wie auch auf dem Planeten Chelloa, der droht, im Konkurrenzkampf zweier Sith-Lords aufgerieben zu werden. Lediglich eine kleine Gruppe von Jedi wurde zum Schutz des Planeten abgestellt. Unter der Leitung von Meister Treece und seiner ehemaligen Schülerin und frischgebackenen Jedi-Ritterin Kerra Holt versucht man, die dortige Bevölkerung, die von den Sith als Sklavenarbeiter in den Baradium-Minen eingesetzt wird, zu befreien. Doch die Mission verläuft nicht nach Plan, und Meister Treece verliert sein Leben. Auf sich allein gestellt, muss Kerra Holt entscheiden, was ihr wichtiger ist: Ihre Rache, oder die Rettung der Menschen auf Chelloa…
Review:
Das hervorstechendste Merkmal von "In Flammen" ist die phantastische optische Gestaltung des Comics. Die ersten fünf Abenteuer von Kerra Holt, die für die deutsche Ausgabe in einem Sammelband zusammengeführt wurden, sind einfach nur ein Augenschmaus. Für die Farben war wieder einmal Michael Atiyeh zuständig, dessen Stil mir einfach ungemein gut gefällt. Knallige, satte Farben, leuchte Lichtschwerter, starke Schattierungen… die von ihm colorierten Bilder sind einfach ungemein atmosphärisch, und wirklich hübsch anzuschauen. Doch es liegt nicht nur an ihm: Auch die Zeichnungen von Federico Dallocchio und Ivan Rodriguez sind großartig. Zusammen haben sie den am besten aussehenden "Star Wars"-Comicband geschaffen, den ich bislang gelesen habe. Schon allein die visuelle Gestaltung und die zahlreichen phantastischen und teils wirklich beeindruckenden Bilder sind jedenfalls in meinen Augen den Preis für den Comic schon wert.
Aber auch die Handlung ist phantastisch. "In Flammen" führt uns in eine düstere Epoche der Alten Republik, wo diese droht, gegen die Sith zu unterliegen. Die Jedi-Ritterin Kerra Holt wird uns dabei schnell sympathisch, und uns als verbissene Kämpferin vorgestellt. Die Handlung ist packend, flott erzählt, und wendungsreich, wobei mir vor allem auch die Idee eines Planeten, der droht im Kampf zweier Sith-Lords vernichtet zu werden, gefallen hat. Durch die düstere Ausgangssituation und die aussichtslos wirkende Lage wird zudem einiges an Spannung erzeugt. Diese beiden sind dann auch wirklich gut charakterisiert, und heben sich von den uns sonst oftmals präsentierten typischen und wenig originellen Bösewichten ab. Sowohl Lord Odion als auch sein Bruder Lord Daiman haben jeweils einen "Tick", der sie auszeichnet und aus der Massa der Sith-Lords hervorstechen lässt. Auch der alte Jedi Gorlan wird gut charakterisiert.
Am meisten hat mich aber überrascht, dass Kerra Holt auf diesen 124 Seiten auch wirklich eine Entwicklung durchmacht. Sie beginnt als rachsüchtige Jedi-Ritterin, die sich für den Angriff auf ihren Planeten retten will – und damit an einem düsteren Ort, an dem sie der dunklen Seite näher zu sein scheint als der hellen. Im Zuge ihres Abenteuers auf Chelloa lernt sie aber, ihre eigenen Bedürfnisse gegenüber jenen der Bewohner des Planeten hintanzustellen. Letztendlich erachte ich vor allem auch ihre Figur bzw. ihre Entwicklung – neben der optischen Gestaltung – als die größte Stärke des Comics. Mein einziger Kritikpunkt: Trotz eines kurzen Einleitungstexts (der jedoch die erste der fünf hier enthaltenen Ausgaben quasi schon vorwegnimmt) fühlte ich mich nach diesem neuerlichen Epochen-Sprung doch wieder etwas verloren. Auf der offiziellen "Star Wars"-Homepage ist ein Artikel erschienen, das die Rahmenbedingungen absteckt und die wichtigsten historischen Entwicklungen die hierzu geführt haben noch einmal kurz erklärt. Ich hätte es schön gefunden, wenn sich Panini die Mühe gemacht hätten, diesen zu übersetzen und in ihren Sammelband zu inkludieren.
Fazit:
"In Flammen" bietet in jeglicher Hinsicht phantastische "Star Wars"-Unterhaltung. Die visuelle Gestaltung des Comics ist phänomenal, und stellt unter jenen die ich bislang gelesen habe den absoluten Höhepunkt dar. Auch die Geschichte an sich kann überzeugen. Dank der aussichtslosen Situation ist die Handlung sehr spannend, es gibt einige nette Wendungen; ihre größte Stärke sind aber die sehr gut charakterisierten Figuren. Bereits die Sith-Lords heben sich dabei angenehm vom Schurken-Einheitsbrei ab, aber vor allem auch die Jedi-Ritterin Kerra Holt – die im Zuge der 124 Seiten sogar eine richtige Entwicklung durchmachen kann – hat mich begeistert. Mein einziger kleiner Kritikpunkt betrifft den deutschen Sammelband: Der Einleitungstext ist zwar grundsätzlich eine gute Idee, erzählt aber eher die Ereignisse aus den ersten paar Seiten, als der Geschichte selbst den Weg zu ebnen. Den erklärenden Artikel auf der offiziellen "Star Wars"-Homepage zu übernehmen oder zumindest auf diesen hinzuweisen, wäre wünschenswert gewesen, um den Lesern den Einstieg in diese neue Epoche etwas zu erleichtern. Davon abgesehen war "In Flammen" aber einfach nur grandios, weshalb ich nur eine uneingeschränkte Kaufempfehlung an alle "Star Wars"-Fans aussprechen kann!
Bewertung:
4.5/5 Punkten
Christian Siegel
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