Kurzinhalt:
Die U.S.S. Enterprise ist unterwegs, um eine Delegation des Planeten Ixtoldan nach ihrem Treffen mit der Föderation nach Hause zu bringen. Dort soll in einer feierlichen Zeremonie der Vertrag zum Beitritt in die Föderation unterzeichnet werden. Auf dem Weg erhält man jedoch den Notruf der U.S.S. McRaven. Als man deren Koordinaten erreicht, tritt die Enterprise plötzlich in eine Art Dimensionsspalte ein, und sämtliche Systeme des Schiffs spielen verrückt. Da sie nur mehr mit Impulskraft unterwegs waren gelingt es ihnen mit letzter Kraft, umzukehren und dem Einflussbereich des Raumbereichs zu entkommen. Nun stellt sich jedoch die Frage, wie man an Bord der McRaven gelangen soll, um allfällige Überlebende zu retten. Scotty ersinnt den Plan, ein Shuttle mit Hilfe eines umgekehrten Traktorstrahls quasi hinzuschieben. Daraufhin machen sich Kirk, Spock, McCoy und mehrere Leute von der Sicherheit auf, um der McRaven einen Besuch abzustatten – wie auch jener unbekannten Raumstation, die sich direkt daneben befindet, und so wie viele andere Schiffe ebenfalls in der Dimensionsspalte gefangen zu sein scheint. Kaum haben sie das Schiff bzw. die Station erreicht, kommt es jedoch zu mysteriösen Vorfällen: Spock hat den Eindruck, gegen etwas oder jemanden gelaufen zu sein, sieht jedoch niemanden. Kirk meint, dass sein Onkel Frank vor ihm stehen würde. Und auch die anderen Crewmitglieder erleben seltsame Phänomene, die mit ihrer Vergangenheit in Verbindung zu stehen scheinen. Was als geheimnisvolle Kuriosität beginnt, wird jedoch schon bald blutiger ernst, als das Außenteam von einer Gruppe Romulanern angegriffen wird…
Review:
Eigentlich bin ich ja durchaus ein Freund davon, nicht immer nur die gleichen, altbekannten Autoren zu beauftragen, sondern auch mal neuen Autoren die Chance zu geben, das "Star Trek"-Universum zu bereichern. Frisches Blut, neue Stimmen, neue Ideen, und das alles. Nach der zweiten Enttäuschung eines "Star Trek"-Neulings in Folge (nach Tony Daniels "Devil's Bargain") beginne ich allerdings langsam, die Weisheit dieses Gedankens in Frage zu stellen. Denn leidet hat mich auch Jeff Mariottes erster "Star Trek"-Roman "The Folded World" nicht wirklich überzeugt. Einer der Gründe dafür ist, dass er viel zu viel Zeit (bzw. Seiten) auf eine bislang unbekannte Figur ver(sch)wendet, die ich als längst nicht so interessant empfand, als der Autor sich das wohl gedacht hat. Warum nicht statt eien völlig neue Figur aus dem Hut zu zaubern, auf Angela Martine zurückgreifen ("Spock unter Verdacht"), die bei genau dem gleichen Ereignis einen schweren Verlust durchlitten hat? Mit etwas Fantasie hätte sich die neue Figur durchaus auf diese bereits bekannte Person umschreiben lassen, und hätte uns nicht nur die Möglichkeit gegeben, sie besser kennenzulernen, sondern uns zudem erlaubt, in Erfahrung zu bringen, wie es ihr nach dem Verlust ihres Bräutigams ergangen ist.
Auch das Kindheitstrauma von der neu geschaffenen und bisher unbekannten Miranda Tikolo hat mich wenig überzeugt. Soll ich wirklich glauben, dass dieses der Sternenflotte zwar bekannt ist, man sie dieser aber beitreten lässt, ohne sie ihre verdrängten Erinnerungen mit einem Therapeuten oder Counselor aufzuarbeiten? Ist das nicht grob fahrlässig? In erster Linie war es aber das Liebesdreieck, dass Jeff Mariotte um sie herum gesponnen hat, das mich doch ziemlich genervt hat. Die Haupthandlung rund um den seltsamen Raumbereich mit all seinen besonderen Eigenschaften hat mich auch nicht begeistert. Zuerst einmal fällt auf, dass diese Idee an "Der Reisende" erinnert. Auch dort nahmen die Gedanken, Ängste und Erinnerungen der Crewmitglieder Gestalt an. Da wären wir schon mal beim Punkt "frisches Blut – neue Ideen". Von wegen! Zudem zieht sich die Handlung, nach vielversprechendem, mysteriösem Beginn, dann doch etwas in die Länge, und wirkt mit der Zeit zudem ziemlich einfallslos. Ein Angriff der (eingebildeten) Romulaner jagt den nächsten, bis es einfach nur mehr langweilt. Das nicht uninteressante Mysterium rückt somit gegenüber einfallslosen Action- und Kampfsequenzen in den Hintergrund. Enttäuschend.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass während diese Momente doch ziemlich ausgedehnt wirken und man hier mehr oder wenig ständig die gleiche Konfrontation wiederholt, man die eine oder andere interessante Szene an Bord der Enterprise ausspart. Vor allem zum Ende hin drückt Mariotte zunehmend aufs Tempo, und lässt uns an bestimmten Entwicklungen nur am Rande teilhaben. So wäre ich z.B. wenn Scotty die Botschafterin der Ixtoldaner mit Kirks Erkenntnissen konfrontiert, schon gern eine Fliege an der Wand gewesen, um mitzuhören und ihre Reaktion zu erleben. Pustekuchen. Womit sich die Frage ergibt, was die Szenen davor rund um Scotty und seinen Konflikt mit der Botschafterin eigentlich sollte, wenn es letztendlich eh nirgends hinführt. Und so gut getroffen die Figuren zumeist auch sind, das eine oder andere Wortgefecht zwischen Kirk, Spock und Pille ging mir dann doch etwas zu lang, bzw. schien teilweise in der jeweiligen Situation auch nicht so recht passen zu wollen. Dadurch wirkten die entsprechenden Einlagen teilweise doch etwas konstruiert, störend, und auch gekünstelt.
Wie schon bei "Devil's Bargain" gibt es aber auch bei "The Folded World" ein paar gelungene, rettende Elemente, die Schlimmeres verhindern. In erster Linie sind dies die Rückblicke auf ein Volk, das in einem bestimmten Zusammenhang mit den Ixtoldanern und mit den Ereignissen des Romans steht – der an dieser Stelle aber natürlich nicht verraten werden soll. Alles rund um diese Momente, und auch die Aufklärung inwiefern sie mit dem Rest der Handlung in Zusammenhang stehen, fand ich sehr gelungen. Zudem ist der Roman mit unter 300 Seiten kurz genug, dass nie zu große Langeweile aufkommt, und von den sich teilweise etwas ziehenden ständig gleichen Kämpfen mit den Romulanern im letzten Drittel liest er sich auch recht flüssig, und entwickelt sich die Handlung in gefälligem Tempo fort. Am Ende überwiegt bei mir aber leider doch der Eindruck, dass ein anderer Autor – mit etwas mehr Kenntnissen zur Serie, und damit einem Gefühl dafür, wie er diesen Einzelroman stärker mit dieser verknüpfen kann – aus dieser nicht uninteressanten Grundidee wohl vermutlich deutlich mehr hätte herausholen können, als es Jeff Mariotte gelang.
Fazit:
"The Folded World" des "Star Trek"-Roman-Neulings Jerr Mariotte hat mich leider doch eher enttäuscht. Die Geschehnisse in diesem mysteriösen Raumgebiet erinnerten stark an "Der Reisende", einer bislang unbekannten Figur wurde für meinen Geschmack viel zu viel Platz eingeräumt (und dabei die Chance vertan, eine Nebenfigur der Serie, die über ganz ähnliche Voraussetzungen verfügt hätte, einzubeziehen), und an Bord des fremden Raumschiffs schienen dem Autor dann zunehmend die Ideen auszugehen, weshalb er das Außenteam von einem Hinterhalt der (eingebildeten) Romulaner in den nächsten schickte. Auch die Wortgeplänkel zwischen dem Triumvirat wirkten teilweise etwas zu bemüht, und nicht natürlich. Und während er uns auf der einen Seite von einer einfallslosen Kampfsituation in die nächste schickt, spart er auf der anderen Seite wichtige und deutlich interessantere Entwicklungen aus. Am meisten hat mich aber zugegebenermaßen das Liebesdreiecksgeplänkel gestört; mit dieser Idee - und deren Umsetzung - hat Mariotte leider überhaupt nicht meinen Geschmack getroffen. Zu Gute halten muss ich ihm jedoch, dass er die Figuren soweit recht gut getroffen hat, und mit den Erlebnissen des fremden Volkes einen wirklich tollen Einfall für sich und seinen Roman verbuchen kann. Letztendlich war das aber doch etwas zu wenig, um die 290 Seiten allesamt unterhaltsam zu machen.
Christian Siegel
Bewertung: 2/5 Punkten
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