Mit: Mel Gibson, Ray Winstone, Danny Huston, Bojana Novakovic, Shawn Roberts, David Aaron Baker, Jay O. Sanders, Denis O'Hare, Damian Young, Caterina Scorsone u.a.
Kurzinhalt:
Erst vor wenigen Stunden konnte der Polizist Thomas Craven seine Tochter endlich wieder in die Arme schließen. Doch als man sich auf den Weg zu einem Doktor macht, da es ihr nicht gut geht, kommt plötzlich ein maskierter Attentäter auf Vater und Tochter zu, schreit "Craven!" und streckt Emma – scheinbar unabsichtlich – nieder. Zutiefst betroffen beginnt Thomas daraufhin auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen – und beginnt schon bald zu vermuten, dass es sich um keinen Irrtum handelte, und man es tatsächlich auf seine Tochter abgesehen hatte…
Review:
An Mel Gibson's Rückkehr ins Schauspielfach hatte ich anno 2010 einige Erwartungen – die jedoch von "Auftrag Rache" nur zum Teil erfüllt wurden. Einerseits lag das daran, dass er ein ganz ein anderer Film war, als ich das erwartet hatte. Inhaltsangabe und Trailer versprachen einen knallharten Rachethriller à la "Payback", in dem Gibson das macht, was er am besten kann: den ruchlosen, leicht verrückten Rächer raushängen lassen und bösen Jungs böse Dinge antun . Stattdessen ist dies eher ein Krimi als ein Thriller: Man verbringt sehr viel Zeit mit den Ermittlungen, und Thomas Craven geht nur selten übertrieben skrupellos vor – tatsächlich hat man manchmal sogar den Eindruck, er wäre etwas zu weich angesichts dessen, was seiner Tochter angetan wurde. Erst am Ende gelang es dem Film für wenigen Minuten, die von mir in ihm gehegten Erwartungen zu erfüllen – doch selbst der Showdown war etwas zu überhastet und viel zu früh auch schon wieder vorbei.
Irgendwie fehlte es "Auftrag Rache" an Spannung. Man kann sich ziemlich früh denken, was vorgefallen ist und wer hinter Emma's Ermordung steckt, nach ca. einer halben Stunde scheint es auch Thomas zu wissen, und trotzdem quält man uns danach noch mehr als eine weitere Stunde bis zum absehbaren Showdown. Generell ist der Film stellenweise etwas vorhersehbar. Etwas gestört hat mich auch der Soundtrack, bei dem Howard Shore meines Erachtens viel zu sehr auf seinen typischen "Der Herr der Ringe"-Klang gesetzt hat. Vor allem in den spannenderen Momenten fühlte ich mich angesichts der ähnlichen Komposition und Musikinstrumente nach Mittelerde versetzt. Der größte Kritikpunkt ist jedoch das schrecklich kitschige Ende, dass es in meinem FilmRückblick für 2010 in die Liste der schlechtesten Szenen des Jahres geschafft hat. Gemeint ist jene Szene, (Achtung, Spoiler!) als Mel Gibson sterbend im Krankenhaus liegt und seine tote Tochter ihn quasi vom Sterbebett abholt, um ihn in den Himmel zu führen (Spoiler Ende). Was zum…?!?! Um es mit den Worten des Jokers zu sagen: "What happened? Did your balls drop off?" Einem so düster-realistischen Thriller ein derart kitschig-phantastisches Ende zu verleihen, ist eine absolute Schande!
Völliger Reinfall ist "Auftrag Rache" trotzdem keiner. Dies liegt einerseits an Mel Gibson. Er mag nicht der talentierteste Schauspieler mit einer großen Bandbreite sein, aber für solche Rollen ist er nun mal einfach perfekt. Nur beim Tod seiner Tochter stellt er wieder mal schreckliches Overacting zur Schau. Auch Ray Winstone fand ich hier genial; man ist sich zu keinem Zeitpunkt wirklich sicher, wem seine Loyalität gilt, und ob man ihm vertrauen kann. Was dem Film ebenfalls gut gelingt ist, den Zuschauer auf Thomas' Seite zu ziehen. Nicht nur wegen dem, was man seiner Tochter angetan hat; auch Thomas selbst gerät zunehmend in Gefahr, und man sich nicht sicher sein kann, ob für ihn alles gut ausgehen wird. Hier erreicht der Film einiges an Dramatik. Schade, dass die Handlung an sich leider nicht allzu wendungsreich ist und der/die Bösewicht/e relativ blass und farblos bleiben.
Fazit:
"Auftrag Rache" ist – trotz des irreführenden deutschen Titels – kein brutaler Rachethriller, sondern eher eine Mischung aus Krimi und Thrillerdrama. Als solcher erfindet er das Rad nicht unbedingt neu und hat einige vorhersehbare Wendungen zu bieten, wodurch die Spannung teilweise etwas nachlässt und die Handlung ein wenig zu ausgedehnt wirkt. Zudem wirkt Howard Shore's Filmmusik unverzeihlich einfallslos, und das Ende ist einfach nur zum Speiben (und hat dem Film einen ganzen Wertungspunkt gekostet). Mel Gibsons Präsenz und der zwar kurze, aber befriedigende Showdown schaffen es leider nur bedingt, diese Schwächen auszumerzen. Was bleibt, ist ein durchschnittlicher Thriller, der mich anno 2010 als Mel Gibsons Rückkehr ins Schauspielfach nach langjähriger Abstinenz leider nur bedingt überzeugen konnte.