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Die Wolkenstadt Drucken E-Mail
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Originaltitel: The Cloud Minders
Produktionsnummer: 3x19
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 28.02.1969
Erstausstrahlung D: 23.05.1988
Drehbuch: Margaret Armen, David Gerrold & Oliver Crawford
Regie: Jud Taylor
Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura
Gastdarsteller: Jeff Corey als Plasus, Diana Ewing als Droxine, Charlene Polite als Vanna u.a.

Kurzinhalt: Auf einem Planeten der Föderation ist eine Pflanzenseuche ausgebrochen, die droht, die komplette Vegetation zu vernichten. Um diese zu retten, benötigt man dringend ein ganz besonderes Mineral, das auf dem Planeten Ardana abgebaut wird. Kirk und Spock beamen auf den Planeten hinunter, um die versprochenen Kanister mit dem Mineral abzuholen – und werden kurz darauf von aufständischen Minenarbeitern angegriffen. Wenig später erscheint Plasus, der hohe Rat des Planeten, zusammen mit Wachen, um die Angreifer zu vertreiben. Dieser führt die Besucher schließlich zur eindrucksvollen Wolkenstadt, auf der die Aristokratie des Planeten ihr Dasein fristet. Diese ist ein Paradies, in denen sich die Bewohner der Kunst und den Freuden des Lebens widmen. Einige der Minenarbeiter fordern nun ebenfalls das Recht, in der Wolkenstadt leben zu dürfen. Auch Kirk und Spock ist die offenkundige Zweiklassengesellschaft ein Dorn im Auge. Bei ihren Nachforschungen finden sie dann schließlich heraus, wie diese Teilung zustande kam, und dass die Minenarbeiter unter dem Einfluss des von ihnen abgebauten Minerals stehen, das – wenn man es ungefiltert einatmet – die kognitiven Fähigkeiten des Gehirns reduziert und die Opfer zudem emotionaler und aggressiver macht. Um diesen Missstand zu beseitigen, bietet Kirk die Lieferung von Atemmasken an. Doch Vanna, die Anführerin der Aufständischen, lockt ihn in eine Falle und nimmt ihn als Geisel…

Denkwürdige Zitate: "I have never before met a Vulcan."
"Nor I a work of art."
(Spock und Droxine, als sie einander vorgestellt werden.)

"In other words, they perform all the physical toil necessary to maintain Stratos."
"That is their function in our society."
"But they are not allowed to share its advantages."
"How can they share what they do not understand?"
(Droxine und Spock über die Minenarbeiter.)

"Hours can be centuries, just as words can be lies."
(Vanna auf die Frage von Captain Kirk, warum sie ihn als Geisel nimmt, statt ihm zu vertrauen.)

Review: ImageDas Aufzeigen bzw. die Anprangerung von Zweiklassengesellschaften hat im Science Fiction-Genre eine lange Tradition. Eine der prominentesten Vertreter ist sicherlich der Roman "Die Zeitmaschine" von H.G. Wells, der schließlich aufzeigt, wozu eine jahrhundertelange Trennung schließlich führen könnte. Eines der bekanntesten Beispiele ist zweifellos auch "Metropolis". Vor allem mit Fritz Langs Dystopie offenbart "Die Wolkenstadt" einige Ähnlichkeiten. Da wie dort werden die zwei Klassen recht plakativ (aber auch effektiv) vertikal getrennt: Die Bessergestellten hausen weit über dem Boden (in "Metropolis" in prunkvollen Hochhäusern, in "Die Wolkenstadt" wie der Titel schon verrät sind sie tatsächlich im "Himmel" beheimatet), während die arbeitende Unterschicht auf bzw. unter der Erde schuften muss. Zu dieser Zweiklassengesellschaft gesellen sich in "Die Wolkenstadt" dann auch noch Vorurteile und Rassismus hinzu; hält die Aristokratie die Minenarbeiter doch für minderwertig, bzw. geistig minderbemittelt. Woher kennen wir dieses Argument nur? Ach ja, aus unserer eigenen Geschichte. Und teilweise leider sogar auch noch Gegenwart.

Insofern hätte "Die Wolkenstadt" eigentlich beste Voraussetzungen, mir wirklich gut zu gefallen. Ok, die gewählte Thematik mag nicht unbedingt einen Preis für Originalität gewinnen, aber bestimmte Problematiken kann man meines Erachtens nicht oft genug aufzeigen – insofern wäre das allein für mich noch lange kein Beinbruch. Leider leistet man sich aber meines Erachtens bei der Abhandlung dieses Themas die eine oder andere Schwäche. Mein mit Abstand größter Kritikpunkt ist, dass sich in weiterer Folge die Überzeugung der Wolkenstadtbewohner, die Minenarbeiter seien geistig nicht auf ihrem Niveau, bestätigt wird. Mir ist scheißegal, dass dieser Umstand "nur" auf den Staub zurückzuführen ist, der beim Abbau des Minerals entsteht, und dies mit entsprechenden Filtern behoben werden kann. Alles, was eine solche Sichtweise auch nur im Entferntesten legitimiert, stößt mir sauer auf. Es reduziert auch die Wirkung der Szene zuvor, als Droxine über die Troglyten (so der Name dieser Minenarbeiter) herzieht. Wenn sie darüber spricht, dass diese die Wolkenstadt gar nicht zu schätzen wissen könnten, verdreht man als Zuschauer unweigerlich die Augen, hält sie für naiv etc. Und dann erfahren wir: Stimmt! Es mag zwar nicht ihre Schuld sein und "nur" am Mineral liegen, aber grundsätzlich hat sie mit ihrer Analyse recht. Dies reduziert die Verantwortung und die "Schuld", die auf den Bewohnern der Wolkenstadt lastet, nicht unerheblich. Denn dass die geringeren geistigen Fähigkeiten auf den Staub zurückzuführen sind, konnten sie ja nicht wissen. Ich hätte es jedenfalls deutlich vorgezogen, wenn es sich dabei tatsächlich nur um Vorurteile und/oder um Versuche, die Unterdrückung der Troglyten zu rechtfertigen, gehandelt hätte, als dass dieses Vorurteil letztendlich auch noch bestätigt wird – ganz egal, was dafür auch der Grund sein mag.

ImageDie Lösung rund um die Atemmasken ist zudem schon sehr bequem. Ist wirklich so viel Platz auf der Enterprise, dass die mit genug Atemmasken herumfliegen, um damit sämtliche Minenarbeiter des Planeten zu versorgen?! Überhaupt stellt sich mir die Frage, ob Kirks Verhalten hier nicht einen eklatanten Bruch der obersten Direktive der Sternenflotte darstellt. Was ja grundsätzlich ok wäre, ich wünschte nur, man würde es auch thematisieren. Ein vergleichsweise marginaler Kritikpunkt, der mir aber nichtsdestotrotz erwähnenswert erscheint, ist das Spock mir nichts dir nichts Droxine über das Paarungsverhalten der Vulkanier aufklärt. In "Pon Farr" hieß es noch, dies sei eine enorm persönliche Angelegenheit, die Vulkanier normalerweise nicht mit Außenstehenden besprechen. Tatsächlich ließ er sich ja außerordentlich viel Zeit (und kostete es ihm offenbar viel Überwindung), um sich seinen Freunden anzuvertrauen. Und nun plappert er neben Droxine einfach so drauf los? Grundsätzlich finde ich es ja schön, dass man auf dieses Ritual wieder anspielt, und damit die Kontinuität der Serie stärkt. Aber etwas seltsam wirkt es auf mich schon, dass Spock Droxine gegenüber so geschwätzig ist.

Apropos seltsam: Was sollte dieser kurze Auszug aus seinen Gedanken? Hielten uns die Macher für zu dämlich, die Handlung zu verstehen, oder wozu soll das gut gewesen sein? Für mich war das nicht nur ein höchst ungewöhnliches, sondern auch unpassendes Stilmittel, da man sich diesem weder davor noch danach innerhalb der Serie jemals bediente. Logbücher ok, und wenn man dem Zuschauer unbedingt bestimmte Informationen zukommen lassen wollte, hätte man Kirk oder Spock ja ein solches aufzeichnen lassen können. Aber ihn träumend in der Wolkenstadt zu zeigen und uns so unmittelbar an seinen Gedanken teilhaben zu lassen, war schon ziemlich schräg. Mein letzter Kritikpunkt ist dann der Kampf an Ende. Kirks Lösung ist ja generell mal ziemlich… nennen wir es unorthodox. Sich selbst, den Hohen Rat und die Anführerin der Troglyten in einer eingestürzten Höhle einzusperren, bis sich die Auswirkungen des Gases zeigen, zählt sicherlich zu seinen außergewöhnlicheren Lösungsansätzen. Und auch wenn ich mir nicht 100%ig sicher bin, ob es nicht auch eine einfachere (aber weniger dramatische) Lösung gegeben hätte, finde ich die Idee grundsätzlich nicht schlecht. Schade ist jedoch, dass man meint, Kirk am Ende unbedingt mit Plasus prügeln lassen zu müssen. Diesen Faustkampf fand ich höchst unpassend, eher schlecht inszeniert, und insgesamt enorm entbehrlich. Mein letzter Kritikpunkt ist dann, dass McCoy in "Die Wolkenstadt" wieder einmal auf die Ersatzbank geschoben wird, und nur von der Brücke der Enterprise aus kurz ein paar Weisheiten von sich geben darf. Damit ist dies eine weitere jener Episoden, welche die ganz besondere Dynamik des Triumvirats leider nicht ausnützt.

ImageVon diesen Kritikpunkten abgesehen ist "Die Wolkenstadt" aber ganz brauchbar. Bereits in der alten Fassung wussten Idee und Umsetzung der Wolkenstadt zu gefallen, die Effekte der überarbeiteten Version stellen aber aufgrund der detaillierten Ansicht der Stadt definitiv wieder einmal eine Verbesserung und Aufwertung dar. Von Spocks Freizügigkeit abgesehen gefiel mir auch, dass Droxine just den Vulkanier in der Runde "faszinierend" fand – sonst dürfen die schönen Planetengirls ja doch eher für entweder Kirk oder Chekov schwärmen. Diana Ewing war zudem wirklich hübsch anzuschauen – wenn auch für meinen Geschmack schon fast wieder zu dürr und knochig. Sehr gefreut habe ich mich auch, Jeff Corey hier zu sehen, der mir als großem "Babylon 5"-Fan in erster Linie aus einer Schlüsselrolle in einer der besten Episoden aus eben jener Serie in Erinnerung ist, und der auch hier eine gute Leistung zeigt. Gleiches gilt übrigens auch für die beiden Frauen Diana Ewing und Charlene Polite. Zuletzt noch eine Beobachtung: Die Masken und Kapuzen der Minenarbeiter erinnern an jene, die Khan und seine Anhänger in "Der Zorn des Khan" tragen. Hier dürfte man die entsprechenden Requisiten wohl dort dann neuerlich verwendet haben.

Fazit: "Die Wolkenstadt" ist leider wieder eine jener Episoden, die das vorhandene Potential aus verschiedensten Gründen nicht ausschöpfen kann. Grundsätzlich gefällt mir die hier gewählte Thematik einer Zweiklassengesellschaft ja sehr gut – aber die Auflösung, dass die Troglyten tatsächlich geistig minderbemittelt sind, aufgrund der beim Abbau des Minerals bestehenden Gase, stieß mir doch ziemlich sauer auf, da man damit die vermeintliche Kritik rund um die Vorurteile der Wolkenstadt-Bewohner ad absurdum führte, und ihre Argumentation zumindest ansatzweise legitimierte. Eben das ist die Krux an der Sache: "Die Wolkenstadt" wäre endlich wieder eine Folge, die etwas zu sagen hat – doch durch die Art und Weise, wie sie es sagt, torpediert sie letztendlich ihre eigene Aussage. Weitere Kritikpunkte sind der Droxine unverblümt über den Paarungstrieb der Vulkanier erzählende Spock, der überaus untypische und doch eher störend wirkende kurze Einblick in seine Gedanken, sowie der Faustkampf zwischen Kirk und Plasus am Ende. Gut gefallen konnten mir dafür die schauspielerischen Leistungen, das Konzept der Wolkenstadt, deren Umsetzung, sowie Kirks unorthodoxe Lösung für das Problem. Aufgrund der Kritikpunkte bleibt "Die Wolkenstadt" aber letztendlich leider weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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