Originaltitel: The Rains of Castamere Episodennummer: 3x09 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 02.06.2013 Erstausstrahlung D: 14.07.2013 Drehbuch: David Benioff & Dan Weiss Regie: David Nutter Hauptdarsteller: Emilia Clarke als Daenerys Targaryen, Kit Harington als Jon Snow, Richard Madden als Robb Stark, Iain Glen als Ser Jorah Mormont, Michelle Fairley als Catelyn Stark, John Bradley als Samwell Tarly, Isaac Hempstead-Wright als Bran Stark, Maisie Williams als Arya Stark, Oona Chaplin als Talisa Maegyr Stark, Rose Leslie als Ygritte und Rory McCann als Sandor Clegane.
Gastdarsteller: David Bradley als Walder Frey, Mackenzie Crook als Orell, Michael McElhatton als Roose Bolton, Ian McElhinney als Ser Barristan Selmy, Clive Russel als Brynden "Blackfish" Tully, Tobias Menzies als Edmure Tully, Kristofer Hivju als Tormund Giantsbane, Natalia Tena als Osha, Thomas Brodie Sangster als Jojen Reed, Ellie Kendrick als Meera Reed, Hannah Murray als Gilly, Ed Skrein als Daario Naharis, Jacob Anderson als Grey Worm, Nathalie Emmanuel als Missandei, Kristian Nairn als Hodor, Tom Brooke als Lothar Frey, Tim Plester als Black Walder Frey und Art Parkinson als Rickon Stark.
Zitat:
Catelyn: "Show them how it feels, to lose what they love."
Kurzinhalt:
Robb entschuldigt sich bei Walder Frey und Edmure trifft seine Braut. Jon steht vor seiner härtesten Prüfung. Daario stellt Daenerys seinen Plan vor, um Yunkai einzunehmen.
Review:
Dem Shitstorm im Netz nach zu urteilen muss "The Rains of Castamere" etwas sehr richtig gemacht haben. Zu dumm nur, dass mir niemand verraten hat, was dieses Etwas nun genau ist. Denn für den Dreh- und Wendepunkt der Staffel, wenn nicht gar der ganzen Geschichte, hätte ich mir etwas mehr als eine strichlistenartige Abarbeitung des vorliegenden Materials in überwiegend biederer Inszenierung gewünscht. Das ist zugegeben Meckern auf hohem Niveau, denn Regisseur David Nutter hatte insbesondere zum Schluss noch ein paar nette Einfälle. Wenn ich diese Folge in einem Wort beschreiben müsste, würde meine Wahl auf "effektiv" fallen. Nicht großartig oder überwältigend, aber die Macher verstehen es, den Zuschauern ein Messer in den Bauch zu rammen und dieses anschließend zu drehen. Der Schockeffekt ist da. Der Rest der Sequenz wurde leider bisweilen unbeholfen in Szene gesetzt. Stellvertretend hierzu drängt sich, neben den unpassenden, weil übertriebenen Blutfontänen, die Rolle von Roose Bolton als Beispiel für unfreiwillige Komik auf: Nach der Ohrfeige von Catelyn verlässt er fluchtartig den Raum, nur um kurz danach Robb den finalen Stoß zu verpassen und anschließend sofort wieder aus dem Bild zu verschwinden.
Von der handwerklichen Seite abgesehen macht der Höhepunkt dieser Staffel eine gute Figur. Nachdem diese Episode nichts Geringeres gemacht hat, als die Starks, durch deren Augen wir die Serie kennengelernt haben, als aktive Partei im Kampf um den Thron zu entfernen, wäre es vielleicht doch sinnvoller gewesen, wenn sich "The Rains of Castamere" vollständig auf die Starks konzentriert hätte, anstatt immer wieder durch die spielend einfache Eroberung Yunkais am anderen Ende der Welt unterbrochen zu werden. Insbesondere Danys Szenen gehen zwischen den Teilen der Starks regelrecht unter. Die beiden Fast-Zusammenführungen sind dabei ein netter Einfall, der ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl in die räumlich getrennten Handlungsbögen bringt. Während Arya die Twins zu spät erreicht und mit ansehen muss, wie Robbs Schattenwolf Grey Wind vor ihren Augen getötet wird, bekommt Bran endlich mal die Gelegenheit sich nützlich zu machen und kann mittels seiner Warg-Fähigkeiten seinen Halbbruder Jon bei dessen Flucht vor den Wildlingen unterstützen.
Trotzdem ist den Stark-Kids kein Happy End vergönnt. Aryas gesamte Reise – angefangen mit der Enthauptung ihres Vaters, über ihrer Reise mit Yoren und den Rekruten der Nachtwache sowie ihre Rolle als Mundschenk von Tywin Lannister in Harrenhal, bis hin zu ihrer Begegnung mit der Bruderschaft ohne Banner, der Trennung von ihren Freunden und ihrer unfreiwilligen Begleitung durch den Bluthund - hinterlässt nun, nachdem ihr jegliche Möglichkeit genommen wurde, wieder zu ihrer Familie finden zu können, nicht nur einen bitteren Nachgeschmack, sondern mutet angesichts ihrer Machtlosigkeit eher nach einem harten Reality Check für die kleine Möchtegern-Kämpferin an. Ihr vorgezeichneter Weg sieht alles andere als positiv aus. Noch mag sie ein paar der Stark-Tugenden für sich bewahrt haben, aber die jüngsten Ereignisse werden mit Sicherheit ihre Spuren bei ihr hinterlassen. Für Jon ist die Zeit gekommen seinen Eid gegenüber der Nachtwache und damit seinen Wert zu beweisen. Obwohl er sich gegen Ygritte entscheidet, rettet er ihr gleichzeitig das Leben, indem er sie daran hindert, gegenüber ihren eigenen Leuten etwas Unüberlegtes zu tun. Derartige Handlungen neigen dazu, sich gegen den Urheber zu wenden. Wer weiß wie die nächste Begegnung der zwei Turteltauben ausfallen wird. Bran und Rickon trennen sich. Während Bran das Geheimnis hinter seiner Visionen im Land jenseits der Mauer zu ergründen versucht und damit zumindest vorerst seinen Status als ein Stark von Winterfell aufgibt, macht sich Osha auf, um wenigstens Rickon in Sicherheit zu bringen. Es sieht also alles danach aus, als ob die Starks nicht nur weiterhin, sondern vielleicht sogar mehr denn je in alle Winde verstreut sind.
Robbs Story ist wie eine klassische Heldengeschichte gestartet, erst um seinen Vater zu befreien und ihn dann später zu rächen. Robb mag trotz seines geringen Alters ein guter General gewesen sein und das Schlachtfeld immer ungeschlagen verlassen haben. Den Krieg hat er trotzdem durch eine Reihe schlechter (politischer) Entscheidungen, allen voran durch sein in Theon gesetztes Vertrauen und lieber seinem Herz zu folgen, statt sein politisches Versprechen gegenüber seinen Verbündeten zu ehren, verloren. Diese Handlung kommt hier zu einem natürlichen Wendepunkt, der prinzipiell nur zwei Wege offen lässt: Entweder führen die Autoren die Figur wieder zurück zum Anfang der Heldengeschichte und riskieren damit, dass sich die Handlung im Kreis dreht oder man lässt die Figur einen logischen Tod sterben. Die Wahl dürfte nicht schwer gefallen sein. Ehrlich gesagt hat mich Robbs Handlung nur selten überzeugen können. Die Serie hat nicht die Mittel ihn als Actionhelden in unzähligen Schlachten, sogar nicht mal in einem einzigen Kampf zu zeigen und der Darsteller hatte bekam nur selten Gelegenheit in Erscheinung zu treten. Etwas anders sieht die Sache bei Catelyn aus. Michelle Fairley hat jede kleine Gelegenheit genutzt, die die Serie ihr geboten hat, um mit ihrer Performance die in der Serie leider sehr auf die Mutterrolle reduzierte Catelyn zum Leben zu erwecken. Catelyn selbst ist durch die ständigen Verluste an einem Punkt angelangt, an dem sie nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst ist, das sich verzweifelt an nur noch eine einzige Sache klammert: ihren erstgeborenen Sohn. Cat stirbt in dem Moment als Bolton Robb erdolcht. Erst danach wird auch ihr Körper dem Tod übergeben.
Valar morghulis.
Fazit:
"The Rains of Castamere" ist eine solide Episode, die zwar ihren Schockeffekt nicht verfehlt, aber u.a. aufgrund der Schwächen bei der Szenenplanung und im Schnitt die rote Hochzeit für mich nicht in eine ebenso unvergessliche Szene verwandeln konnte, wie die bisherigen Höhepunkte der Serie.