Kurzinhalt:
Als sich in einem Sektor der Galaxis der Wahnsinn auszubreiten scheint, führt die Spur nach Deneva. Kirk beamt sich mit einem Außenteam auf den Planeten, und wird kurz darauf von scheinbar wahnsinnigen Bewohnern angegriffen, die ständig nur "Eindringlinge" schreien. Als man einer Spur des Trikorders folgt, stößt man nicht nur auf die scheinbare Ursache – geheimnisvolle einzellige Kreaturen – sondern James Kirk trifft auch auf einen alten Bekannten: Seinen Bruder, der sich als er noch ein kleiner Junge war aus dem Staub gemacht hat. Als Spock von einem der Wesen angegriffen wird, droht auch ihn der Wahnsinn zu befallen. George Kirk wiederum bittet seinen Bruder um Hilfe: Befinden sich auf dem Planeten doch noch seine Frau und sein Kind. Nachdem die Deneva-Krise überwunden wurde, stößt die U.S.S. Enterprise bei ihrem Flug durchs All auf ein Schiff der Vulkanier, das offenbar von einem zweiten vulkanischen Schiff angegriffen wurde. Dieses wurde jedoch von Romulanern gekapert, genauer gesagt die letzten Überlebenden Besatzungsmitglieder der Narada, die den letzten Tropfen an roter Materie stehlen, um sich für Neros Tod zu rächen. So heißt es zumindest – als Kirk und Spock der Sache auf den Grund gehen, stoßen sie jedoch vielmehr auf einen ausgeklügelten – und höchst unlogischen – Plan einer Splittergruppe der Vulkanier, die sich bei den Romulanern für die Zerstörung ihres Planeten rächen wollen…
Review:
Beim ersten Band der "Die neue Zeit"-Reihe kam ich ja leider nicht umhin, die Frage nach der Daseinsberechtigung zu stellen. Diese könnte sich vielleicht danach auch David Messina gestellt haben – denn in Band zwei erhalten wir zwei praktisch neue Geschichten. Ja, ich weiß natürlich, bei der ersten handelt es sich um eine Neuinterpretation von "Spock außer Kontrolle" – aber diese unterscheidet sich von der Vorlage derart stark (im Vergleich zu Band 1, wo es immer nur marginale Unterschiede zur Episode gab; meist ein oder zwei interessante Kniffe, aber davon abgesehen waren es überwiegend Remakes in Comicform), dass man es schon fast auch als neue Story gelten lassen könnte. Die Grundstruktur mag noch die Gleiche sein, aber davon abgesehen… So trifft James Kirk hier seinen Bruder nicht schon tot an, sondern vielmehr quicklebendig. Auch dessen Familie kann in weiterer Folge gerettet werden, was für einen deutlich positiveren Abschluss sorgt als in der Episode. Und vor allem auch durch den Prolog, der uns zu – einer von mir eigentlich nicht gerade geliebten – Szene aus "Star Trek" zurückführt, und zeigt, was nach Kirks Ausflug mit dem Oldtimer seines Stiefvaters passiert ist, wertet diesen Comic für mich auf.
Was jedoch im Vergleich zur Episode abfällt, ist die Handlung rund um Spock. Denn dadurch, dass sein Bruder noch lebt, rückt Kirk hier noch einmal stärker ins Zentrum, und nimmt Spock wertvolle Seiten und Bilder weg. Das Ergebnis ist, dass durch Spocks Handlungsstrang sehr stark gehetzt wird, und einzelne Wendungen – allen voran seine kurzfristige Blindheit – keine Wirkung entfalten können. So hinterfragenswert es in der Episode gewesen sein mag, dass Spock nicht an sein inneres Augenlied gedacht hat, aber es verschaffte "Spock außer Kontrolle" einen dramaturgischen Höhepunkt, den ich beim Comic schmerzlich vermisste. Hier wird das Rätsel rund um die Wesen und wie ihnen beizukommen ist deutlich zügiger gelöst, Spock legt sich schnell mal in eine Art Mega-Solarium, seine Blindheit verkommt aber zur Randnotiz. Auch seine abschließende Szene mit Uhura fand ich etwas deplatziert. Insgesamt hat man jedenfalls meines Erachtens in der Art und Weise, wie man die Handlung rund um Spock abgehandelt hat, wieder viel von jenem Kredit verspielt, den man sich bei der Kirk-Story herausgeholt hat.
"Rache der Vulkanier" ist dann die erste gänzlich neue Erzählung dieser Reihe, die noch dazu unmittelbar an die Ereignisse aus dem Film "Star Trek" anknüpft bzw. auf die dortigen Ereignisse Bezug nimmt. 100%ig glücklich war ich aber leider auch mit dieser nicht. Zuerst einmal hätte ich es vorgezogen, wenn man sich die Finte rund um die Romulaner erspart hätte. Der Comic heißt "Rache der Vulkanier" – für wie dumm haltet ihr uns also eigentlich, dass ihr glaubt, wir würden auf diesen roten Hering reinfallen? Mir wäre es lieber gewesen, man hätte von vornherein klar gemacht, was gespielt wird, und sich statt auf überraschende Wendungen (die keine waren) mehr mit den moralischen Implikationen der Story beschäftigt. Enorm schade fand ich z.B., dass man uns das Gespräch zwischen Spock und Sarek nicht gezeigt hat. Das wäre mir deutlich lieber und wichtiger gewesen als die Romulaner-Finte. Auch ansonsten war ich mit der Herangehensweise nicht gänzlich glücklich. Dass einige Vulkanier nach dem Verlust ihres Planeten "durchdrehen" und ihre emotionale Kontrolle verlieren und daraufhin einen solchen Plan schmieden, könnte ich ja noch verstehen. Das Problem ist nur, dass sie immer noch ganz kühl und logisch wirken. Ihre geplante Tat ist leidenschaftlich, sie selbst sind es nicht. Ein Widerspruch, mit dem ich mich nicht so recht anfreunden konnte.
Immerhin, optisch wusste "Die neue Zeit 2" wieder zu gefallen. Und zumindest kann man Messina diesmal nicht mehr vorwerfen, schlichte einfallslose Kopien bereits bekannter Episoden abgeliefert zu haben. Damit stellt sich zumindest mal für Band 2 der Reihe die Frage nach der Daseinsberechtigung nicht mehr. Mit den besten oder auch nur besseren Episoden der klassischen Star Trek-Serie kann "Die neue Zeit" aber auch im zweiten Band meines Erachtens nicht mithalten. Neben den bereits angesprochenen Kritikpunkten erweist sich auch die Länge – oder eher Kürze – der Geschichten erneut als Problem. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit den zentralen Themen der Handlung und/oder die (Nach-)erzählung einer Geschichte ist auf gerade mal etwas mehr als 50 Comicseiten halt nur bedingt möglich. Bei "Rache der Vulkanier" fällt dies zwar nicht so negativ auf wie bei den anderen bisherigen Geschichten, da man dort keine Vorlage kennt und daher einem auf nichts auffallen kann, dass irgendwie fehlt. Zumal die Handlung ohnehin nicht sonderlich komplex ist und nicht viel hergibt. Dennoch erlaubt die Kürze kaum, in die Tiefe zu gehen, und werden letztendlich in beiden Geschichten wichtige Schlüsselstellen entweder enorm verkürzt/reduziert (Spocks Blindheit) oder gleich gar nicht erzählt (Gespräch zwischen Spock und Sarek). Mal sehen, ob es dem dritten Band der Reihe – der wieder "2 in 1" präsentiert – gelingen wird, diesen Kritikpunkt irgendwie zu umgehen/auszumerzen.
Fazit:
Auch in der zweiten Ausgabe wurde ich mit "Die neue Zeit" nicht so richtig warm. Zwar erzählt man uns diesmal eine komplett neue Geschichte, und verändert zudem "Spock außer Kontrolle" im Vergleich zur Vorlage derart stark, dass der beim letzten Band vorgebrachte Kritikpunkt einer schlichten Kopie hier nicht mehr schlagend wird, dafür fand ich "Rache der Vulkanier" insgesamt nicht so recht gelungen, und auch "Spock außer Kontrolle" setzte mir teilweise falsche Schwerpunkte – wodurch andere wichtige Aspekte für meinen Geschmack zu sehr ins Hintertreffen gerieten. Als wesentlicher Kritikpunkt erweist sich dann auch, wie schon beim Vorgänger, dass aufgrund der Kürze der einzelnen Comics doch vergleichsweise durch die Handlung gehetzt werden muss. Wenn man dann wie in "Spock außer Kontrolle" George Kirk unter die Lebenden zurückholt und dadurch James Kirk stärker ins Zentrum rückt, muss das unweigerlich auf Kosten der anderen Elemente der Geschichte gehen. Und auch "Rache der Vulkanier" hätte es wohl gut getan, wenn man sich etwas länger mit ihr befasst hätte, und mehr in die Tiefe gegangen wäre. Dafür muss man "Die neue Zeit 2" zu Gute halten, dass der Comic-Band gut unterhielt, und die neue Geschichte durchaus mein Interesse wecken konnte, da man hier einfach vorher nicht wissen konnte, was einen wohl erwarten wird. Und auch die optische Gestaltung weiß wieder zu gefallen. Ich bin jedenfalls gespannt, ob es nachdem man nun den Kritikpunkt der zu ähnlichen Handlung im Vergleich zu den Episoden ausgemerzt hat, in weiterer Folge auch noch gelingen kann und wird, auch noch andere Kritikpunkte zu beseitigen. "Die neue Zeit 2" war diesbezüglich jedenfalls mal ein Schritt in die richtige Richtung – aber aus meiner Sicht ist man noch lange nicht am Ziel.
Bewertung:
3/5 Punkten
Christian Siegel
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