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"Sorge dich nicht, beame!": Interview mit Bottlinger & Humberg Drucken E-Mail
Über Thermounterwäsche & Angst vor Klingonen Kategorie: Interviews - Autor: Christian Siegel | Martin Wenzel - Datum: Donnerstag, 09 Mai 2013
 
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"Sorge dich nicht, beame!" ist der etwas andere Ratgeber für den modernen Geek - mit Antworten auf sämtliche wirklich wichtige Fragen an das Leben, das Universum und den ganzen Rest auf augenzwinkernde und dennoch fundierte Weise! Das Buch steckt voller intergalaktisch kluger Ratschläge, die das Leserhirn glühen lassen sollen wie ein Laserschwert. Warum sein Geld an selbsternannte Gurus verschwenden, wenn uns Yoda, Spock, Kirk und Pille alles lehren, was wir zum Leben brauchen? Die Autoren Andrea Bottlinger und Christian Humberg sorgen sich nicht länger, sie beamen! Wie die beiden zu dieser Erleuchtung gekommen sind und wie ein ganzes Buch daraus entstehen konnte, erzählen sie uns im fictionBOX-Interview. Natürlich geht es dabei auch um die neuesten Entwicklungen im "Star Trek"- und "Star Wars"-Fandom.

Andrea BottlingerChristian Humberg




fictionBOX: Wann und wie habt ihr zu "Star Trek" und "Star Wars" gefunden?
Christian Humberg: Genau kann ich das gar nicht sagen, aber es war auf jeden Fall in der Kindheit. Ich erinnere mich deutlich daran, mich während der Wiederholungen von "Raumschiff Enterprise" hinter dem Sessel versteckt zu haben, wann immer Klingonen ins Bild kamen. Als dann TNG ins deutsche Fernsehen kam, war ich endgültig ein Trekkie (oder Trekker) und bin es bis heute geblieben. Star Trek hat meinen Charakter, mein soziales Umfeld und sogar meinen Berufsweg beeinflusst. In "TREKminds", das ich mit Mike Hillenbrand geschrieben habe, schildere ich z.B., wie mich Star Trek mit dem Phantastik-Fandom bekannt machte. Star Wars erlebte ich ebenfalls erstmals bei der TV-Ausstrahlung. Für die zweite Trilogie saß ich dann aber brav zum Premierentermin im Kino. Und bei den Special Editions gleich wieder.
Andrea Bottlinger: Bei mir ist mein Vater schuld. Er hat meine Schwester und mich ins Kino mitgenommen, als die Special Edition von Star Wars lief. Damit war ich infiziert. Star Trek habe ich über "Voyager" kennengelernt. Da war ich noch jung genug, um schreckliche Angst vor den Borg zu haben. Aber immerhin habe ich mich nie vor Klingonen gefürchtet. (lacht)

fictionBOX: Wie kommt man auf die Idee, einen Lebensratgeber für Geeks zu schreiben? Hatte auch der "Star Trek"-Reboot Einfluss darauf?
Humberg: Unbedingt. Der Reboot, den J.J. Abrams und sein Team von Bad Robot 2009 im Kino starteten, machte aus der – man muss es einfach so sagen – totgenudelten Marke Star Trek wieder ein multimediales und wirtschaftlich relevantes Franchise. Star Trek ist wieder Blockbuster-Material, und das steht ihm gut, finde ich. Was die reale Entstehungsgeschichte von "Sorge dich nicht, beame!" angeht – denn im Buch flunkern wir doch ein wenig: Der Verlag Cross Cult kam auf uns zu, weil er eine humorvolle Sachbuchpublikation zu den Themenbereichen Star Trek und Star Wars haben wollte. Ein reiner Vergleich, wie er anfangs im Raum stand, war uns zu uninteressant. Andrea und ich kamen darauf, eine ähnliche Richtung einzuschlagen wie Mike Hillenbrand und ich es 2011 für "TREKminds" taten und ein Lach- und Sachbuch in Verkleidung eines Lebensratgebers zu schreiben – Tipps für den Alltag, quasi direkt von der Brücke.

fictionBOX: Wie kam die Zusammenarbeit zwischen euch beiden zustande?
Humberg: Wir kennen uns seit Jahren und arbeiten an diversen Projekten zusammen, auch an den bei Cross Cult erscheinenden Romanübersetzungen zu Star Trek und an Paninis Zeitschrift GEEK! Andrea kennt sich bestens mit Star Wars aus, ich mich nicht minder gut mit Star Trek, da bot es sich einfach an, zusammen dieses Buchprojekt zu stemmen.
Bottlinger: Nicht zu vergessen die Volkshochschul-Kurse, die wir zusammen geben. Wir sind halt richtige Multitalente. (lacht)

fictionBOX: Wie muss man sich eure Zusammenarbeit vorstellen?
Humberg: In erster Linie haben wir sehr viel telefoniert und gemailt. Wann immer ich Bücher mit geschätzten Kollegen wie Andrea schreibe, läuft die Arbeit eigentlich recht ähnlich ab. Schritt eins: Man erarbeitet sich gemeinsam ein detailliertes Kapitelexposé. Das erfährt während des Schreibprozesses zwar noch Änderungen, bietet uns aber das Rüstzeug, uns beim Ausformulieren der einzelnen Buchpassagen nicht zu verlieren. Schritt zwei: Man teilt die einzelnen Segmente geschwisterlich auf und schreibt parallel an den Texten. Wichtig ist dabei, sich auch während des Schreibens immer wieder auszutauschen, um den gemeinsamen Tonfall und die Richtung nicht zu vergessen. Ist eine Passage fertig, bekommt sie der jeweils andere zur Überarbeitung. In diesem dritten Schritt besprechen wir etwaige Anschlussfehler, neue Ideen und neu aufgetretene Fragen. Indem jeder die Arbeit des Gegenübers frei kritisieren und verbessern darf, garantieren wir, dass das fertige Manuskript letzten Endes sprachlich und stilistisch aus einem Guss ist. Stimmig eben.
Bottlinger: Auf die von Christian beschriebene Art funktioniert es einfach am besten. Man ist doppelt so schnell wie ein einzelner Autor, und vor allem bei der Ideenfindung hat man dreimal so viel Spaß. Wenn es gut läuft, fliegen die Ideen nur so hin und her.

fictionBOX: Habt ihr euch vor dem Verfassen von "Sorge dich nicht, beame!" mit dem einen oder anderen "ernsthaften" Lebensratgeber beschäftigt?
Humberg: Ich ja. Diese Projektrecherche hielt ich für unerlässlich, schließlich soll unser Buch diese Literatursparte durchaus ein wenig auf die Schippe nehmen. Ich glaube, das ist uns gelungen.
Bottlinger: Der Titel hat auch nicht umsonst Ähnlichkeit mit einem gewissen "ernsthaften" Lebensratgeber.

fictionBOX: Können eigentlich nur Geeks oder auch Normalos etwas von eurem Ratgeber lernen?
Humberg: Jeder ist willkommen, der Spaß versteht und zumindest ein rudimentäres Faible für Weltraumhelden und deren Schicksale hat. Vorkenntnisse der Serien und Filme sind absolut nicht nötig, aber sicher hilfreich, um auch wirklich alle Anspielungen zu verstehen.
Bottlinger: Wenn wir uns auf bestimmte Ereignisse in den Filmen und Serienfolgen beziehen, fassen wir das Wichtigste noch mal zusammen. So sollte eigentlich jeder mitkommen können, der zumindest ganz ungefähr weiß, was dieses Star Trek und Star Wars eigentlich ist.

fictionBOX: Wie kam die Zusammenarbeit mit Martin Frei zustande, der "Sorge dich nicht, beame!" mit seinen Illustrationen verziert hat?
Humberg: Die grandiosen Illustrationen zu "Sorge dich nicht, beame!" stammen samt und sonders vom grandiosen Martin Frei, der u.a. auch die Cover der deutschen Star-Trek-Romanübersetzungen zeichnet. Aufgrund seiner auch bei den Fans sehr beliebten Cover war er bereits im Team Cross Cult, da lag die Zusammenarbeit nah.

Sorge dich nicht, beame! - Cover illustriert von Martin FreiSelbstbildnis von Illustrator Martin Frei


fictionBOX: Ihr seid immer wieder auf Buchmessen, Lesungen und ähnlichen Veranstaltungen unterwegs. Gab es dabei bislang ein Erlebnis, das euch besonders in Erinnerung geblieben ist?
Humberg: Da wir an die Lesungen immer gern Q&As mit den Fans anschließen und auch Signierstunden, ist eigentlich jeder Termin anders. Außerdem variieren wir ganz gern, was wir lesen – um uns und etwaigen Schlachtenbummlern immer etwas Neues zu präsentieren. Besonderen Erinnerungswert hat für mich aber beispielsweise das Interview, das ich einer Tageszeitung zu "Sorge dich nicht, beame!" gab. Die Journalistin begann es nämlich mit der Frage: "Hätte Captain Kirk die Ehe der Wulffs retten können?" Da war ich für einen kurzen Moment sprachlos – und gab ihr dann die Antwort. (lacht)
Bottlinger: Ich fand es interessant, was wir auf der Leipziger Buchmesse alles signieren sollten. Von ConHons bis hin zu Tüten der Bundesregierung, die dort wohl an irgendeinem Stand verteilt wurden. Irgendwer hat jetzt eine Papiertüte der Bundesregierung mit unseren Namen darauf. Ich frage mich, was derjenige damit macht.

fictionBOX: Gibt es Lebensweisheiten, die ihr aus "Sorge dich nicht, beame!" mitgenommen habt?
Humberg: Durchatmen. Fleißig und eifrig bleiben, aber nicht hetzen lassen. Und durchhalten. So kommt man ans Ziel.
Bottlinger: Bei mir war es die Erkenntnis, dass man tatsächlich mit Dingen Geld verdienen kann, die richtig viel Spaß machen. Wer hätte denn gedacht, dass ich mal dafür bezahlt werde, Witze über Han Solos Liebesleben zu reißen? Es ist eben doch alles möglich.

fictionBOX: Habt ihr durch eure Arbeit an "Sorge dich nicht, beame!" auch neue Erkenntnisse über eure Lieblings-Universen gewonnen? Seht ihr nun z.B. die eine oder andere Figur mit ganz neuen Augen?
Humberg: Eher nicht. Die interstellaren Kollegen, über die wir so schreiben, kannten wir eigentlich schon vorher ganz gut, auch wenn wir uns für die Arbeit an diesem Buch natürlich noch einmal intensiver mit ihnen befasst haben.
Bottlinger: Viel von dem, was wir dort geschrieben haben, rührt von Beobachtungen her, die wir schon lange vorher gemacht haben. Manche Sachen sind mal bei Diskussionen mit Freunden aufgekommen, manche Sachen haben einen schon immer geärgert...

fictionBOX: Inzwischen ist "Star Trek Into Darkness" im Kino angelaufen. Was haltet ihr von J.J. Abrams' Reboot? Freut ihr euch auf den neuen Film oder hängt ihr mehr am alten Star Trek?
Humberg: Mir persönlich hat der neue Kinofilm gut gefallen. Er ist schnell wie eine Achterbahnfahrt, bunt und lustig und voller aus früheren Treks hineingecopypasteter, aber recht hintergrundlos genutzter Querverweise. Viel Zuckerguss. Er ist in erster – und vielleicht einziger – Linie ein Blockbuster-Spektakel; nichts anderes will er auch sein. Und er macht – eventuell sogar unabsichtlich? – deutlicher denn je, dass J.J. und sein Team eigene, vom Vorher unbeeindruckte Wege gehen, inhaltlich wie formell. Inwieweit man den Film auch als Altfan mag, hängt, glaube ich, davon ab, inwieweit man bereit ist, ihnen auf diese unabhängigen Wege zu folgen. Abrams bedient sich in "Star Trek Into Darkness" ausgiebig am Theaterfundus des altbekannten Stückes "Star Trek", führt aber ein ganz neues Stück gleichen Titels auf, das sich dem alten Franchise und dessen Stammpublikum nur sehr bedingt verpflichtet fühlt.
Bottlinger: Ich finde den Ansatz, Star Trek modernisieren zu wollen, nicht schlecht, und ich bin auch niemand, der darauf beharrt, dass alles für immer so bleiben muss, wie es früher war. Aber wie Christian sagt, die Filme sollen in erster Linie ein Blockbuster-Spektakel sein. Wem bei Star Trek schon immer die beeindruckenden Spezialeffekte gefehlt haben, der kommt hier eindeutig auf seine Kosten. Aber da war’s eben auch schon.

fictionBOX: Abrams soll ja nach Star Trek nun auch Star Wars zurück ins Kino bringen. Wie sind da eure Erwartungen? Vor allem in Anbetracht der Disney-Lucas-Fusion und der Ankündigung neuer SW-Filme?
Humberg: Welche Reise Star Wars einschlagen würde, war klar, sowie Disney als neuer Besitzer des Franchise verkündet wurde. Die Maus kauft die ganzen Laserschwerter nicht für teuer Geld, um sie dann nicht zu nutzen, so oft und so gut es nur geht. Das mag erst mal abschreckend wirken, aber sie haben sich mit dem von Steven Spielberg und dem Geek-Kino der 1980er geprägten Abrams einen äußerst passenden Regisseur für ihr erstes Projekt an Bord geholt - was bei der Konkurrenz Paramount bestimmt für Zähneknirschen gesorgt hat. Und Abrams umgarnt bereits die alte Schauspielergarde nebst Komponisten John Williams. Er scheint also eine recht nahtlose Fortsetzung des Bestehenden anzustreben. Gut so, finde ich! Und schlechter als Episode I kann Episode VII ohnehin nicht werden. Nicht einmal mit Absicht.
Bottlinger: Ich schließe mich Christian an. Schlechter als die Prequel-Trilogie kann es eigentlich nicht werden. Disney hat beim Kauf von Marvel außerdem schon bewiesen, dass sie funktionierenden Marken nicht ins Handwerk pfuschen. Also lassen wir uns überraschen.
Sorge dich nicht, beame! - Illustration von Martin Frei

fictionBOX: Und nun noch eine Frage, die nur echte Trekkies beantworten können: Was soll man eigentlich machen, wenn beim Beamen der verdammte Transporter wieder mal ausgefallen ist?
Humberg: Erst Scotty degradieren. Dann ein Shuttle nehmen. Dann das Shuttle auf einem unerforschten Planeten zum Absturz bringen. Dann sich von den Eingeborenen dieses Planeten gesund pflegen lassen. Dann von eben diesen blutrünstigen Eingeborenen auf einen Opferaltar gefesselt werden. Dann – und natürlich im allerletzten Moment – von einem merklich geläuterten Scotty (und einem hastig reparierten Transporter) zurück auf die Enterprise gebeamt werden. Dann Scotty wieder befördern. Fertig.
Bottlinger: Da sieht man mal, warum Christian der Star Trek Experte ist. Meine Antwort wäre deutlich kürzer ausgefallen.

fictionBOX: Etwas Star Wars-Lebenshilfe brauchen wir zuguterletzt natürlich auch noch: Was würdet ihr einem jungen Jedi empfehlen, der in der Eiswüste von Hoth verloren geht?
Humberg: Feuer zu machen. Und Mama in Gedanken für die Thermounterwäsche zu danken, die es zu Weihnachten gab.
Bottlinger: Und hier sieht man, warum Christian nicht der Star Wars Experte ist. (lacht) Natürlich sollte man sich vor Wampas in Acht nehmen und nie vergessen, dass ein Tauntaun innen zwar noch schlimmer stinkt als außen, einen aber trotzdem vor dem Erfrieren retten kann.

fictionBOX: Was sind eure nächsten Projekte? Wo "beamt" ihr euch als nächstes hin?
Humberg: Ich bin eigentlich immer gut beschäftigt – sei es als Autor, als Übersetzer oder als Lektor. Wer wissen will, was ich gerade so mache, kann gern mein "Internetschaufenster" unter www.christian-humberg.de besuchen; dort finden sich auch immer aktuelle Lesungstermine usw. Gemeinsam sind Andrea und ich z.B. auch im deutschen Redaktionsteam der bei Cross Cult erscheinenden Star-Trek-Romane und der bei Panini veröffentlichten Zeitschrift GEEK! Weitere Buchprojekte von uns beiden sind zur Zeit im Gespräch, aber noch nicht spruchreif.
Bottlinger: Es wird über einiges geredet, aber noch darf man nichts verraten. Der Buchmarkt ist wie immer langsam. Aber auch ich habe ein "Internetschaufenster", nämlich meinen Blog, den man unter www.andreabottlinger.wordpress.com finden kann.


Andrea Bottlinger und Christian Humberg sind dieses Jahr auch wieder auf Europas größter Science Fiction Convention unterwegs - der FedCon! Hier sind ihre Termine: 

Freitag, 10. bis 12. Mai 2013
Mehrere Signierstunden mit Andrea Bottlinger & Christian Humberg am Stand des Verlags Cross Cult auf dem FedCon-Gelände (Zeiten siehe Aushang)
Samstag, 11. Mai 2013, 12:00 bis 13:00 Uhr
Autorenlesung "Sorge dich nicht, beame!" mit Andrea Bottlinger & Christian Humberg (FedCon, Saal Moskau)
Sonntag, 12. Mai 2013, 12:00 bis 13:00 Uhr
Star Trek im Roman - Das Cross-Cult-Panel. Mit Illustrator Martin Frei und den Übersetzern Anika Klüver, Stephanie Pannen & Christian Humberg (FedCon, Saal Moskau)

Zur FedCon Homepage


Weiterführende Links:
Andrea Bottlinger
Christian Humberg
Martin Frei
"Sorge dich nicht, beame"-Rezi
Star Trek Into Darkness - Special
Star Trek - Guide
amazon.de Buchbestellung


Bildquelle: (c) Cross Cult, Andrea Bottlinger, Christian Humberg, Martin Frei





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