A GEEKs LiFE #28: Star Wars und die Disney-Lucasfilm-Fusion
Ein halbes Jahr nach dem Disney-DealKategorie: Kolumnen - Autor: Alexander Lutz - Datum: Mittwoch, 01 Mai 2013
Am 30. Oktober 2012 versetzte eine Meldung das "Star Wars"-Fandom in Aufruhr, die viele zunächst für einen schlechten Scherz hielten: Disney kauft Lucasfilm! Seitdem hat sich einiges getan... die Ankündigung einer neuen Trilogie und von Spin-off-Filmen, Hoffnung auf die Rückkehr beliebter Darsteller wie Mark Hamill und Harrison Ford, die Schließung von Lucas Arts sowie haufenweise Gerüchte. In unserer neuen Ausgabe von "A GEEKs LiFE" lassen wir das letzte halbe Jahr seit dem Disney-Deal aus der Sicht eines "Star Wars"-Fans Revue passieren. Dabei wollen wir nicht auf jeden Gerüchteschnipsel eingehen, sondern uns hauptsächlich den offiziell bestätigten Meldungen widmen. Zunächst aber werfen wir einen Blick zurück auf die Entwicklung des Franchise vor der Disney-Lucasfilm-Fusion, um besser zu verstehen, wie dieser Schritt zustande kommen konnte.
Seit im Jahr 2005 "Die Rache der Sith" in die
weltweiten Kinos kam, gab es in weiten Teilen des Fandoms ein
ungeschriebenes Gesetz: George Lucas hatte gesagt, dass er nach Abschluss der Prequel-Trilogie keine
weiteren "Star Wars"-Filme mehr machen wollte. Es sollte lediglich
noch TV-Produktionen, oder besser gesagt Serien, geben. Im Laufe der
folgenden Jahre nahmen drei Serienprojekte Form an, oder eben auch nicht.
Zunächst gab es die cartoonartige CGI-Serie "The Clone Wars" zu den
Klonkriegen. Sie startete im Sommer 2008 mit einem Kinofilm der aus
mehreren TV-Folgen bestand. Aus verschieden Gründen war der Film an den
Kinokassen nur wenig erfolgreich. Die im Herbst des gleichen Jahres
gestartete Serie polarisierte zwar im Fandom, entwickelte sich aber dennoch zu einem Erfolg. Bis 2013 wurden immerhin 5 komplette Staffeln produziert und
veröffentlicht. Die zweite Serie, die bereits zeitnah zum Kinostart von "Rache der
Sith" angekündigt wurde, war eine Realserie, die die Unterwelt des
SW-Universums zwischen Episode III und IV beleuchten und völlig ohne
die Skywalkers & Co. auskommen sollte. Diese Serie war für viele Fans die große Zukunft von "Star Wars", zumal George Lucas vollmundig
versprach, er wolle dieses Projekt auf Kino-Niveau produzieren. Doch in den
folgenden Jahren musste auch den letzten Fanboys klar werden, dass die
Serie hauptsächlich aus Kostengründen leider erstmal nicht realisierbar war.
Irgendwann räumte dies sogar Lucasfilm ein, als bekanntgegeben wurde,
dass "Star Wars: Underworld" (so der Arbeitstitel) bis zur Finanzierbarkeit auf Eis gelegt werden soll. Die dritte Serie, die zunächst den Produktionstitel "Squishies" erhielt,
wurde später in "Detours" umbenannt. Es sollte eine CGI-Comedy-Serie
sein, die auf der "Galactic Heroes" Toyline von Hasbro basierte. Das Projekt nahm dann auch soweit Form an, dass im zweiten Halbjahr 2012 mehrere
Trailer und Ausschnitte veröffentlicht wurden. Leider führten
diese Sketche dazu, dass sich nicht nur Fans fragten "Was soll das
sein?" und "Wie soll diese Serie funktionieren?".
Und dann kam der 30. Oktober 2012...
Nichts ahnend ging ich um ca. 22 Uhr an meinen PC und fand auf meiner
Lieblings-SW-Seite Darth-Sonic.de folgende Meldung: "BIG NEWS: Disney
übernimmt Lucasfilm!" und "Update: Ab 2015 neue Star Wars Trilogie!".
Meine erste Reaktion bestand darin, den Betreiber von Darth Sonic auf
Facebook anzuschreiben und ihn zu fragen, ob er sicher sei, dass wir hier
nicht verarscht würden. Doch noch bevor ich eine Antwort erhielt, gab es
bereits die nächste News: "Update: Offizielle Pressemeldung" und selbst
auf StarWars.com prangte in großen Lettern die Ankündigung, dass Episode VII im Jahr 2015 in die Kinos kommen sollte... Es war also echt, das Unmögliche war geschehen und für so manche "streng regierte" SW-Seite war eine Welt zusammen gebrochen. Aussagen wie "Lucas hat gesagt, es gibt
keine Episode VII, also wird es sie auch nicht geben! Damit Ende der
Diskussion!!!" hatten sich nicht nur überholt, sondern als falsch erwiesen
und jene selbsternannten Wächter von Lucas' Wahrheit mussten nun
zurückrudern.
In den folgenden Wochen begann die Gerüchteküche erneut zu brodeln wie
sie das zuletzt während der Prequel-Trilogie getan hatte. Die ersten Gerüchte rankten sich um den Posten des Regisseurs von
Episode VII. Mögliche Kandidaten wurden im Tagesrhythmus benannt und nach
einem schnellen Dementi wieder verworfen. Erst am 26. Januar 2013 wurde offiziell bestätigt, dass J.J. Abrams
nach der Regie der letzten beiden "Star Trek"-Filme nun auch die Regie von
Episode VII übernehmen soll. Die weiteren Gerüchte drehten sich bisher hauptsächlich um die Beteiligung der Altstars aus der ersten Trilogie. Doch es gibt nach wie vor keine offizielle Aussage darüber, ob und
wenn ja, welche legendäre Darsteller der ersten SW-Filme mitwirken
werden. Es ist lediglich bekannt, dass George Lucas bereits im August 2012
mit Mark Hamill und Carrie Fisher bei einem Essen über die neue Trilogie gesprochen hatte. Mittlerweile haben praktisch alle Stars der Original-Trilogie ihr Interesse an der Mitwirkung in den neuen Filmen signalisiert.
Weitere Big News gab es dann am 05. Februar 2013, als Bob Iger von
Disney bekannt gab, dass neben den offiziellen Episoden auch
zwei sogenannte Spin-Off-Filme erscheinen sollen. Allerdings gibt es noch keine Hinweise darauf, um wen oder
was sich die Handlung dieser Filme dreht. Es wurde lediglich gesagt, man
wolle die Spin-Offs auf den großartigen, bekannten und beliebten
Figuren des SW-Universums aufbauen und sie außerhalb der
Episoden ansiedeln.
Doch dann wurden die News dunkler... Bereits am 30. Januar hieß es, dass die 3D-Versionen der
bisherigen SW-Filme auf unbestimmte Zeit verschoben werden sollen. Am 11. März kam dann von Lucas Animation die Bestätigung, dass "The
Clone Wars" (TCW) nach der 5. Staffel abgesetzt wird. Allerdings sollen noch
einige Geschichten als Bonus nachgereicht werden. Darunter eine
Geschichte, in der ein Klonsoldat vorzeitig den Order 66-Befehl erhält
und daraufhin in der Schlacht eine Jedi tötet. Allerdings ist noch nicht
bekannt, auf welchem Weg diese Bonusfolgen veröffentlicht werden
sollen. Neben der Absetzung von "The Clone Wars" wurde zudem die Produktion von "Detours" abgebrochen, wahrscheinlich weil die Erfolgsaussichten nur schwer einschätzbar waren. Doch dabei sollte es nicht bleiben: Nachdem es bereits mehrere Gerüchte über die Einstellung der Arbeiten
an verschiedenen Lucas-Arts-Spielen gegeben hatte, verkündete Disney am 03.
April, dass die Entwicklungsabteilung bei Lucas Arts geschlossen
wird. Alle in Entwicklung befindlichen Spiele wurden (endgültig?) eingestampft.
Lediglich für das Spiel "First Assault" soll international nach einem
neuen Entwickler-Studio gesucht werden. Lucas Arts vergibt zukünftig nur
noch die Lizenzen für Spiele. Zuguterletzt wurde Am 09. April schließlich bekanntgegeben, dass auch die Lucas'sche
Effektschmiede ILM von Stellenabbau betroffen sei. Dies sei aufgrund der
Veränderungen bei Lucas Animation und Lucas Arts und der Verzahnung
innerhalb des Konzerns nötig geworden.
Obwohl mich keine dieser News wirklich traurig macht, finde ich die von
Disney durchgeführten Säuberungsaktionen recht hart und teilweise
wirtschaftlich unverständlich. Ich kann zwar die Schließung von Lucas Arts problemlos nachvollziehen,
aber warum stampft man mehrere Spiele ein, die nur wenige Monate vor der
Veröffentlichung standen? Auch die Entlassungen sind für die betroffenen Menschen sicher nicht schön, haben aber zumindest keinen direkten Einfluss auf das Fandom. Dass TCW nach 5 Jahren zu Ende geht, macht mich auch nicht
traurig. Ich mochte die Serie zwar, aber sie ist für mich nicht
unentbehrlich. Ahsokas Geschichte ist erzählt und wir treffen
sie vielleicht in Episode VII wieder. Allerdings werden wohl auch einige
Enden offen bleiben, doch das hängt vom noch ausstehenden "Bonusmaterial"
ab.
Der Aufschub der übrigen 3D-Filme ist wohl die "schlechte" News,
die ich mit der größten Begeisterung aufgenommen habe. Ich sah Episode I
in 3D und war davon mehr als enttäuscht. Die Bildqualität wirkte
unterirdisch und die Effekte machten einen unechten Eindruck. Von daher war ich schon
nahe dran, Disney eine Dankes-Mail für die Einstellung dieses überflüssigen Projekts zu
schicken. Im Hinblick darauf, dass wir sowieso bald mehrere komplett neue SW-Filme bekommen,
hätten diese minderwertigen 3D-Versionen dem Franchise eher geschadet als genützt.
Aus meiner Sicht ist der Disney-Deal das Beste, was uns Fans passieren konnte. Nach Jahren der Stagnation gibt es endlich neue Filme!
Nicht nur die seit den 1970er Jahren versprochene dritte Trilogie, nein
auch Filme zu bekannten und beliebten SW-Charakteren sollen kommen. Dazu
sogar neue TV-Serien. Dennoch muss ich zugeben, dass ich den Disney-Deal nach einigen der "schlechten" Nachrichten nicht mehr zu 100% positiv sehe. Was wir, die Fans, jetzt brauchen sind endlich handfeste News zu den Filmen und die Ankündigung von weiteren interessanten Projekten.
Zum ersten Bild: Schade dass es (vorerst) die Disney-SW-Figuren wohl nur in den Disney-Parks geben wird. Das bedeutet letzendlich dass man diese wirklich lustigen Figuren nur sehr teuer über Versandhändler oder Ebay bekommen wird.