Kurzinhalt:
Andrew ist Erfinder, er hat ein tolles Produkt und versucht es größeren Handelsketten zu verkaufen. Er plant einen Road Trip quer durch die USA, um sich bei eben jenen vorzustellen und einen Abnehmer zu finden. Als er kurz vorher noch seine Mutter besucht, erfährt er etwas aus ihrer Vergangenheit und bietet ihr nicht ohne zögern an mitzukommen. Mutter und Sohn machen sich auf den Weg und werden acht fordernde Tage auf engstem Raum zusammen erleben…
Review:
Trotz des auf eine Aneinanderreihung von durchschnittlich witzigen Schenkelklopfern angelegten Trailers ist das hier ist nicht "Hangover", sondern eine süße kleine Komödie mit ein bisschen mehr Tiefe. Leider werden Leute wohl mit ganz anderen Erwartungen ins Kino gehen – ein Beispiel, das zeigt, wie Marketing und Film auseinandergehen können. "Unterwegs mit Mum" ist nämlich auf echte Art rührend, die Mutter-Sohn-Momente zwischen Andrew (Seth Rogen, "Take This Waltz") und Joyce (Barbra Streisand, "Meine Frau, unsere Kinder und ich") machten den Film sehenswert und heben ihn von den Hau-Drauf-Komödien ab. Das hat natürlich auch zur Folge, dass man hier nicht so oft wirklich brüllend drauflos lacht, sondern eher lächelnd aus dem Kino geht. Vielleicht wird das nicht jedem reichen, der eine Seth-Rogen-Komödie erwartet, aber der spielt hier eben auch erfrischend reif. Leider reichte es offenbar auch vielen Amerikaner so nicht, denn der thematisch familiär angelegte Film startete dort zu Weihnachten und ging an den Kinokassen unter.
Ein wenig nervend war der Überschuss an Product-Placement, dass den ganzen Film durchzieht. Natürlich ist es zu erwarten, dass man die Handelsketten auch genannt bekommt, aber dass andere Geschäfte im normalen Dialog der beiden Hauptcharaktere auftauchen, hielt ich für überflüssig und auch sehr gezwungen. Die bekannten Gesichter, die einem sonst noch so begegnen, sind kaum mehr als Cameo-Auftritte. Der Film zeigt uns eine überfürsorgliche, jüdische Mutter (im Original heißt der Film eben auch "The Guilt Trip"), die es natürlich voll drauf hat, in ihrem Sohn Schuldgefühle auszulösen und ihm mit ihrer Art auf die Nerven zu gehen. Das Hin und Her zwischen Rogen und Streisand kennt vermutlich jeder Sohn und jede Mutter - so oder in ähnlicher Form - aus dem eigenen Leben. Deshalb sollte man es sich nicht zu einfach damit machen, dem Film die Klischees vorzuwerfen, die er bedient – sie sind alle wahr. Es gibt sicher auch total ausgeglichene Mutter-Sohn-Beziehungen da draußen, aber wer nicht einmal im Leben seine Augen über seine Mutter verdreht hat, hebe die Hand.
Die Gründe der Reise und gerade auch der Auslöser das Mitkommen von Joyce, sind schon recht konstruiert. Man wird aber von der Chemie zwischen Rogen und Streisand für den relativ langsamen Einstieg entschädigt. Hier werden recht allumfassende Themen angeschnitten – nicht nur wie man trotz offensichtlich unterschiedlichen Temperaments eine gemeinsame Ebene finden kann, sondern auch, was man so für Ziele im Leben hat und wie sich die Entscheidungen entlang des Wegs darauf auswirken. Dass es nicht schlimm ist, wenn man selbst zweifelnd mal keinen Plan hat und sicher nicht der einzige auf dem Planeten ist, dem es genauso geht. Oft liegen Bereuen und Glück dicht beieinander, auch dass zeigt der Film. Wenn man mit Glückstränchen im Knopfloch und vielleicht dem Drang, doch einmal Mutti wieder anzurufen das Kino verlässt, hat er glaub ich sein Ziel erreicht.
Fazit:
"Unterwegs mit Mum" ist eine feine, fast ruhige Mischung aus Drama und Komödie, die uns die lustigen, anrührenden und aufreibenden Momente zwischen einem Mutter-Sohn-Gespann zeigt, ohne dabei unrealistisch zu werden. Der Film hält vielleicht beiden Fraktionen im Publikum sogar den Spiegel vor und schürt im besten Fall etwas Verständnis zwischen ihnen.