Originaltitel: Plato's Stepchildren Produktionsnummer: 3x12 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 22.11.1968 Erstausstrahlung D: 25.04.1988 Drehbuch: Meyer Dolinsky Regie: David Alexander Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Michael Dunn als Alexander, Liam Sullivan als Parmen, Barbara Babcock als Philana , Majel Barrett als Christine Chapelu.a.
Kurzinhalt:
Einer dringenden Bitte nach medizinischer Hilfe folgend, reist die U.S.S. Enterprise zu einem Planeten, der von Wesen mit mächtigen telekinetischen Fähigkeiten bewohnt wird. Es gelingt Doctor McCoy, ihren Anführer Parmen zu heilen. Doch nachdem er wegen einer vergleichsweise harmlosen Infektion so kurz vor dem Tod stand, möchte er den Doktor nicht wieder gehen lassen. Spock und Kirk können dies jedoch nicht akzeptieren, und lehnen sich gegen Parmen auf. Dieser zwingt sie mit seinen telekinetischen Fähigkeiten zu erniedrigenden Taten, und fügt ihnen Schmerzen zu. Er hat vor, diese Folter so lange fortzusetzen, bis sich McCoy dazu bereit erklärt, auf dem Planeten zu bleiben. Hilflos mit McCoy das Leid und die Tortur seiner Kollegen mit ansehen – doch Captain Kirk verbietet ihm strikt, dem Willen der Platonier nachzugeben. Verzweifelt suchen Kirk, Spock und McCoy nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Ein ihnen freundlich gesinnter Platonier, der kleinwüchsige Alexander, bringt sie schon bald auf die richtige Spur: Denn die telekinetischen Fähigkeiten der Wesen sind nicht angeboren, sondern auf eine Substanz zurückzuführen, die sich auf dem Planeten finden lässt…
Denkwürdige Zitate:"I have noted that the healthy release of emotion is frequently very unhealthy for those closest to you."
(Leider der einzige Dialog der Episode, den ich - auf positiv Art und Weise - erwähnenswert finde.)
Review:
Der Einstieg in die Episode ist ja noch nicht mal so schlecht. Kirk, Spock und McCoy beamen auf den Planeten, wo sie von Alexander (großer Schatten, kleine Mann) empfangen und um medizinische Hilfe für den Anführer, Parmen, gebeten werden. Die Bewohner des Planeten verfügen über starke telekinetische Kräfte – was dann als sie sich nicht von McCoy trennen wollen die Frage aufwirft, wie es dem Trio gelingen soll, sich gegen sie aufzulehnen. Zugegeben, das Grundkonzept der mächtigen – und ihre Macht missbrauchenden – Wesen ist selbst zu diesem vergleichsweise frühen Zeitpunkt innerhalb des "Star Trek"-Franchises nicht mehr sonderlich neu, und die Moral von der Geschicht wird einem am Ende wieder einmal mit dem Holzhammer eingeprügelt, wenn Parmen am Ende meint: "Uncontrolled, power will turn even saints into savages. And we can all be counted upon to live down to our lowest impulses". Nur für den Fall, dass es irgendjemand unter den Zuschauern tatsächlich noch nicht kapiert hätte. Dennoch glaube ich, dass "Platons Stiefkinder" das Potential dazu gehabt hätte, wenn schon keine großartige dann doch zumindest eine gute Episode zu werden.
Dass sie daran klar und deutlich scheitert, liegt jedoch nicht am etwas verbrauchten Konzept, sondern vielmehr an der teils schauerlich schlechten Ausführung. Ganz egal, wie toll deine Idee auch ist, wenn du in weiterer Folge einen kleinwüchsigen Mann hast, der auf einem ein Pferd spielendes Captain Kirk reitet, bist zu einfach zum Scheitern verurteilt. Dagegen kommst du selbst mit dem tollsten Konzept aller Zeiten nicht an. Spätestens bei dieser Szene war es für mich mit "Platons Stiefkinder" vorbei – doch bereits davor und auch danach gab es noch genug Grund zum Kopfschütteln und Fremdschämen. Das beginnt schon beim ersten "Machtmissbrauch", als Parmen Kirk dazu zwingt, sich selbst zu schlagen. Was wohl angsteinflößend wirken sollte, hatte bei mir den genau gegenteiligen Effekt – ich konnte mir nämlich ein Lachen nur schwer verkneifen. Und genau genommen war das rückwirkend betrachtet noch die harmloseste Szene, was den Trash-Faktor anbelangt! Einen ersten unheilverkündenden Vorgeschmack, was uns noch bevorsteht, erhält man dann bei Kirks und Spocks Tanz- und Gesangseinlage. Auch hier verfehlt die Szene ihre gewünschte Wirkung komplett. Es wirkt nicht abscheulich, man denkt nicht "armer Kirk, armer Spock", sieht nicht Parmen, wie er seine Macht ausnützt und sie zu lebenden Puppen degradiert – sondern nur den Drehbuchautor an der Schreibmaschine, und fragt sich unweigerlich: Was zum Henker hast du dir dabei nur gedacht? Der Stepptanz von Spock war ebenso peinlich, wie auch die späteren Szenen beim Fest, wo Leonard Nimoy noch ein selbstgeschriebenes Liedchen trällern durfte (wenigstens war's nicht "The Ballad of Bilbo Baggins" – bei solch katastrophalen Episoden wie "Platons Stiefkinder" muss man schon für das kleinste bisschen an Erbarmen dass die Macher mit uns haben dankbar sein) und Kirk und Spock Frauenbesuch bekamen. Alexanders Ritt auf Kirk sollte aber – Gott sei Dank – der Tiefpunkt der Folge bleiben, der danach nicht mehr unterboten wurde.
Doch es sind nicht nur die trashig-peinlichen Szenen, die an meinen Nerven zehrten – auch meinen Geduldsfaden hat "Platons Stiefkinder" deutlich überspannt. So interessant die Grundidee auch sein mag, das allein war bei weitem zu wenig, um fast 50 Minuten zu füllen. Und genau genommen tut sich im weiteren Verlauf der Episode nichts mehr. Die Platonier möchten McCoy behalten, und das Triumvirat möchte weg – das war's auch schon. Vermutlich war es deshalb notwendig, die Episode mit einer absurden Szene nach der anderen zu füllen. Mir wäre es aber lieber gewesen, man hätte sich stattdessen etwas mehr Handlung überlegt. Und die Art und Weise, wie man Parmen und seine Anhänger letztlich überwältig, war auch sehr einfallslos. Anstatt dass sie ihn auf clevere Art und Weise austricksen, schreibt ihnen das Drehbuch einfach dieselben Fähigkeiten auf den Leib, einer ganz besonderen auf dem Planeten befindlichen Substanz (von der man danach natürlich nie wieder etwas hört) sei Dank. Von der wieder einmal mäßigen Ausführung, mit dem kontrollierten Alexander, den man mit seinem Messer in der Hand hin- und herschickt, ganz zu schweigen.
Damit bleiben "Platons Stiefkinder" letztendlich nur mehr drei kleine, nennenswerte Stärken, die zumindest denkbar knapp ein zweites "Spocks Gehirn"-Debakel verhindern können – und selbst diese sind teilweise nicht ungetrübt. So finde ich Alexander als Figur grundsätzlich sehr gut. Auch die darstellerische Leistung von Barbara Babcock hat es mir angetan. Sie verleiht ihrer Philana eine herrlich diabolische Ader; sie scheint die "Folter" teilweise noch um einiges mehr zu genießen als Parmen. Umso enttäuschter war ich auch, dass sie am Ende so überhaupt nicht mehr zur Geltung kommt; damit dass man Parmen umstimmt/läutert scheint alles vorbei zu sein, und sie nimmt diese Änderung ihrer Gesellschaft scheinbar kommentarlos hin – obwohl ich sie eigentlich als die Ruchlosere und Machthungrigere der beiden eingeschätzt hätte. Die letzte erwähnenswerte positive Szene ist dann der legendäre Kuss zwischen Uhura und Kirk. Heutzutage natürlich absolut kein Thema mehr, war es damals teilweise in einigen Staaten der USA – traurig aber wahr – ein handfester Skandal. Dass sich die Macher das "getraut" haben, ist ihnen zweifellos hoch anzurechnen. Leider aber komme ich selbst bei dieser Szene nicht umhin, Kritik zu üben. Denn dass sich die beiden nicht freiwillig küssen, sondern von den Platoniern dazu gezwungen werden, wirkt wiederum wie ein ziemlicher Rückzieher. Zumal sich ihr Wehren und ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Kuss theoretisch (auch wenn es so sicherlich nicht beabsichtigt und gemeint war) auch so interpretieren lässt, dass es ihnen ebenfalls aus Rassengründen falsch erscheint. Damit hebelt man die Wirkung der Szene genau genommen wieder komplett aus.
Generell erscheinen mir die Reaktionen der vier auf ihre erzwungenen Liebesspiele doch einen Hauch überzogen zu sein. Ich kann ja verstehen, dass es nicht lustig ist, von den Platonianern auf diese Weise benutzt zu werden, aber wie sich vier am Ende wehren bis anekeln könnte man glauben es gäbe nichts Schlimmeres auf der Welt als jemanden zu küssen. Ich will damit nicht sexuelle Gewalt verharmlosen, aber etwas übertrieben erschien mir diese Darstellung bzw. ihre Reaktion schon. Wir reden immerhin "nur" von einem Kuss zwischen langjährigen Kollegen. Bitte versteht mich nicht falsch, natürlich soll auch dazu die Frau immer ihr Einverständnis geben (der Mann übrigens ebenso). Im Vergleich zur überdramatisierten Darstellung innerhalb der Folge erscheint es mir aber vergleichsweise harmlos, und rechtfertigt in meinen Ohren Aussagen wie "All I want to do is crawl away and die" nicht (ich stelle mir grade Christine Chapels Twittereintrag des Tages vor: "Had to kiss Spock today. WORST DAY ON THE JOB EVER! #1stworldproblemsofthe22ndcentury"). Jedenfalls denke ich, dass man den Unwillen der beiden Paare zu diesen romantischen Stelldicheins auch deutlich hätte machen können, ohne gleich dermaßen zu übertreiben.
Fazit:
Das Grundkonzept hinter der Episode und die Idee, wie McCoy hilflos mit ansehen muss, wie seinen besten Freunden Leid zugefügt wird, hätte so viel Potential besessen – das jedoch leider durch die grauenhafte Umsetzung völlig verschwendet wird. Ab dem Moment, wo Parmen Kirk dazu zwingt, sich selbst zu schlagen, geht es mit "Platons Stiefkinder" im Sturzflug bergab, und spätestens wenn Alexander auf einem ein Pferd imitierenden Kirk reitet, ist alles vorbei. Von solch einer trashig-peinlichen Szene könnte sich selbst die inhaltlich beste Folge nicht mehr erholen; nicht dass "Platons Stiefkinder" jemals in Gefahr käme, als solche bezeichnet zu werden. Denn bis auf die interessante Grundidee hat man sich nicht weiter mit der Handlung aufgehalten, und/oder sich groß eine Geschichte überlegt, die es zu erzählen gilt. Stattdessen quält man uns von einem unfreiwillig komischen Moment in den nächsten – wodurch die Episode nicht nur extrem peinlich ist, sondern zudem auch sterbenslangweilig. Zuletzt habe ich einfach nur mehr darauf gewartet, dass sie endlich ihre Kräfte bekommen, damit die Folter – nicht nur für Kirk und Spock, sondern auch für den Zuschauer – endlich vorbei ist. Insgesamt ist "Platons Stiefkinder" ein Debakel, dass nur einen Alexander, eine tolle schauspielerische Leistung von Barbara Babcock und einen denkwürdigen Kuss von den Untiefen eines "Spocks Gehirn" entfernt ist.