Originaltitel: The Neutral Zone Episodennummer: 1x26 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 16.05.1988 Erstausstrahlung BRD: 06.04.1991 Drehbuch: Maurice Hurley, Deborah McIntyre & Mona Clee Regie: James L. Conway Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Denise Crosby als Lt. Tasha Yar, Michael Dorn als Lt. Worf,
Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: Peter Mark Richman als Ralph Offenhouse, Gracie Harrison als Clare Raymond, Leon Rippy als L.Q. "Sonny" Clemonds, Marc Alaimo als Tebok, Anthony James als Thei u.a.
Kurzinhalt:
Die U.S.S. Enterprise ist im All auf eine veraltete und scheinbar unbemannte Raumsonde gestoßen, das vor mehr als 300 Jahren von der Erde aus gestartet ist. Als Data und Worf dieses untersuchen, finden sie Kühlkammern, in denen Menschen eingefroren wurden. Während die meisten davon in der Zwischenzeit versagt haben, sind drei der Kammern noch aktiv. Die darin befindlichen Menschen sind klinisch tot. Sie alle sind an Krankheiten gestorben, die Ende des 20. Jahrhunderts nicht heilbar waren – können aber nun mit den medizinischen Mitteln des 24. Jahrhunderts wiederbelebt und geheilt werden. In der Zwischenzeit hat Captain Picard den Befehl erhalten, Kurs auf die Neutrale Zone zu nehmen. Die Sternenflotte hat den Kontakt zu den dort stationierten Außenposten verloren. Planen etwa die Romulaner, nachdem jahrzehntelang nichts von ihnen zu sehen und zu hören war, eine neue Offensive? Während Captain Picard und seine Crew dieser potentiellen Bedrohung nachgehen, versuchen die drei Menschen aus dem 20. Jahrhundert, sich in dieser Zukunft zurecht zu finden…
Denkwürdige Zitate:"But Data, they were already dead. I mean, what more could have happened to them?" "I see your point, Captain, but at the time it seemed the proper thing to do."
(Data zu Picard, als sich dieser über ihre eingefrorenen Besucher nicht gerade erfreut zeigt.)
"Welcome to the 24th Century."
(Picards Worte an Clare, kurz bevor sie nach einem Blick auf Worf wieder in Ohnmacht fällt.)
"What is that?"
(Clemons, über Data.)
"I'm sure whatever it is seems very important to you."
(Offenhouse zu Picard, als dieser meint, er müsse sich um wichtigere Angelegenheiten kümmern.)
"Captain, these are Romulans. They are without honor."
(Worf zu Picard, nachdem sich die Romulaner zu erkennen gegeben haben.)
"Silence your dog, Captain."
(Die Romulaner an Picard, als Antwort auf Worfs Hasstirade.)
"We are back."
(Und mit diesen unheilvollen Worten neigt sich die erste Staffel dem Ende zu.)
Review:
Nachdem das mit den Ferengi als neue Bedrohung dann doch nicht so recht geklappt hat, und man – warum auch immer – auch die Krabbeltiere aus "Die Verschwörung" gleich bei ihrem ersten Auftritt ausgeschaltet hat (und auch die Nachricht, die sie in den Weltraum sendeten, nie wieder aufgegriffen hat), war es nun an der Zeit, einen neuen großen Widersacher für die TNG-Crew zu finden. Dafür wurden schließlich – obwohl man eigentlich ursprünglich keine Völker aus der klassischen "Star Trek"-Serie wieder aufwärmen wollte (bis auf den Klingonen Worf, durch den gezeigt wurde, dass die Differenzen zwischen diesen und der Föderation mittlerweile beigelegt wurden) – die Romulaner wieder zurückgebracht. Diesbezüglich gefallen mir vor allem zwei Dinge. Einerseits ist das das wirklich phantastische Design des neuen romulanischen Warbirds. Vor allem die Einstellung, als wir diesen neben der Enterprise sehen, ist ungemein beeindruckend. Die Enterprise selbst ist ja eigentlich schon ein riesiges Schiff, aber direkt neben dem Warbird sieht sie vergleichsweise winzig aus. Das Modell ist jedenfalls großartig designt, und wird auch grandios in Szene gesetzt. Definitiv einer der beeindruckendsten Effektshots der ersten Staffel.
Großartig auch, wie die Romulaner hier als roter Hering verwendet werden – und das bei der ersten Sichtung auch durchaus erfolgreich. Gleich zu Beginn erfahren wir von Captain Picard, dass in der neutralen Zone seltsame Aktivitäten beobachtet wurden. Als die Enterprise dann schließlich die zerstören Außenposten vorfindet, kommt man nicht umhin, sich als Fan und Kenner der klassischen "Star Trek"-Serie an "Spock unter Verdacht" zurückzuerinnern, und Riker zuzustimmen wenn er sagt, dass dies zu ihrer aus der Vergangenheit bekannten Vorgehensweise passt. Sowohl Riker als auch Worf warnen den Captain, dass falls sie ihre Tarnvorrichtung perfektioniert haben, sie quasi aus dem Hinterhalt angreifen – und die Enterprise möglicherweise mit einem Schuss vernichten könnten. Vor allem Worf drängt den Captain dazu, roten Alarm auszurufen und gleich zu feuern sobald sich der romulanische Warbird enttarnt (wobei hier auch wieder auf die seit "Worfs Brüder" bekannte Vorgeschichte rund um den Angriff der Romulaner auf Kithomer referenziert wird). Hier darf Picard dann wieder einmal seinen überlegten und besonnenen Charakter unter Beweis stellen. Zwar lässt er vorsichtshalber die Schilde aktivieren, doch statt der Philosophie "zuerst schießen, und dann Fragen stellen" zu folgen, tritt er mit den Romulanern in einen Dialog – und erfährt von ihnen, dass auch deren Außenposten zerstört wurden. Statt den Romulanern ist diese demnach auf eine neue, große und bisher Unbekannte Bedrohung zurückzuführen – die sich in der zweiten Staffel letztendlich als die Borg offenbaren wird. Diese langsame Einführung der neuen Feinde war zwar ursprünglich nicht so geplant (vielmehr hätte es eine Episoden-Trilogie geben sollen), gefällt mir aber sehr gut. Es hat etwas von einer rudimentären fortlaufenden Handlung, und stärkt die Kontinuität. Jedenfalls ist die Handlung rund um die titelspendende neutrale Zone ganz klar das Beste an dieser Episode.
So gesehen ist es dann doch etwas schade, dass diese gegenüber der Geschichte rund um die drei zu Beginn von Data und Worf gefundenen und aus ihrem zerfallenen Schiff geretteten wiederbelebten Menschen aus dem 20. Jahrhundert ins Hintertreffen gerät, und schon fast droht, zu einer Randnotiz zu verkommen. Denn eben diese Haupthandlung ist längst nicht so spannend, packend und interessant wie alles rund um die vermeintlichen Angriffe der Romulaner. Bitte nicht falsch verstehen: Sie ist keinesfalls schlecht. Dennoch finde ich, dass man angesichts des Potentials, das in dieser Grundidee steckt, gerade mal an der Oberfläche kratzt. Einzig die Geschichte von Clare Raymond weiß ansatzweise zu berühren; wie sie praktisch gegen ihren Willen eingefroren wurde, und nun hunderte Jahre später in einer völlig fremden Welt aufwacht (und vor Schreck gleich wieder in Ohnmacht fällt, weil Picard so gedankenlos ist, Worf in der Krankenstation stehen zu lassen; nun mal ehrlich, da musste sich unser Captain ja ordentlich blöd anstellen, nur für einen billigen Gag). Vor allem ihre Suche nach der Vergangenheit (bzw. aus ihrer Sicht Zukunft) ihrer Familie weiß zu gefallen (wo man übrigens eine Anspielung auf die britische SF-Serie "Doctor Who" eingebaut hat – die ja heuer ihren 50. Geburtstag feiert).
Die Handlung der beiden anderen Reaktivierten ist deutlich weniger gelungen. Offenhouse ist eigentlich nur dazu da, um Captain Picard und seiner Crew als Ärgernis und Stolperstein zu dienen, bzw. dann am Ende zufällig auf die Brücke zu stolpern und ohne jegliches Vorwissen nur dank seiner Menschen-(oder Romulaner-)kenntnis die Situation rund um die Romulaner völlig richtig zu analysieren und einzuschätzen. Ändert aber auch nichts daran, dass er davor einfach nur genervt hat, auf der Brücke nichts verloren hatte (und unverständlich ist, warum die Mitarbeiter der Sicherheit der Anweisung des Captains bloß wegen dem was mit den Romulanern passiert ist nicht gleich Folge geleistet haben; hoffentlich hat denen Worf danach die Wadln ordentlich viere gricht, wie man bei uns in Ösiland so schön sagt), und bis auf die Szene am Ende eigentlich nur dafür da zu sein, um die Crew bis sie bei der neutralen Zone ankommen ein bisserl zu nerven, sowie Kritik an der Obsession der Menschheit des späten 20. Jahrhunderts mit Geld, Reichtum etc. zu üben. Sonny Clemonds wiederum dient einzig und allein zur humoristischen Auflockerung – was jedoch zumindest bei mir überwiegend nicht funktioniert hat. Seinen starken texanischen Akzent (im O-Ton) fand ich doch eher störend bzw. aufgesetzt, als witzig. Zugegeben, ein paar nette Momente ergaben sich – vor allem im Zusammenspiel mit Data – durchaus, aber diese waren für meinen Geschmack dann doch zu sporadisch. Zuletzt noch drei Anmerkungen: Synthehol war zu diesem Zeitpunkt in der Serie wohl noch nicht erfunden; sonst hätte Sonny wohl kaum den Martini aus dem Replikator in den höchsten Tönen gelobt. Wir haben noch etwas mehr ein Vierteljahrhundert (also in etwa so lang, wie "The Next Generation" alt ist), bis es kein Fernsehen mehr gibt – zumindest, wenn sich die Vorhersage aus der Serie bewahrheiten soll. Und wurde eigentlich jemals aufgeklärt, was diese wichtigeren Dinge waren, wegen denen die Romulaner so lange beschäftigt waren, dass sie der Föderation kaum Aufmerksamkeit geschenkt haben? Wenn ihr diesbezüglich mehr wisst als ich, lasst es mich doch bitte in den Kommentaren wissen.
Fazit:
"Die neutrale Zone" ist ein solides Staffelfinale. Zwar nicht überragend, aber immerhin leicht über dem durchschnittlichen Niveau von Season 1 (Durchschnittswert aller Episoden: 2.3 Punkte) angesiedelt, beginnt darin die langsame Etablierung der Borg als der neue große Feind. So ist es dann in erster Linie auch die Handlung rund um die Angriffe auf die Außenposten und die Begegnung mit den Romulanern, die mir gefallen konnte – wobei vor allem Design und Umsetzung des neuen romulanischen Warbirds begeistert. Die eigentliche Haupthandlung rund um die eingefrorenen und wiederbelebten Leute aus dem 20. Jahrhundert konnte hingegen das in dieser Grundidee enthaltene Potential meines Erachtens nur bedingt ausschöpfen. Während alles rund um Clare soweit gefällt, geht einem Ralph doch eher auf die Nerven, und kommt doch etwas eindimensional daher. Und auch Sonny, dessen Figur in erster Linie zur humoristischen Auflockerung gedacht war, erfüllt diesen Zweck meines Erachtens nur sporadisch. Zwar ist nichts an dieser Handlung richtig schlecht, aber eben auch wenig richtig gut. Die spannende Story rund um die Rückkehr der Romulaner hebt "Die neutrale Zone" dann aber doch noch auf überdurchschnittliches Unterhaltungsniveau.