Mit: Lizzy Caplan, Dwight Yoakam, Jon Foster, Cote de Pablo, Jason Priestley, W. Earl Brown, Peter Dinklage, Scott Speedman, Kris Kristofferson, Blu Mankuma u.a.
Kurzinhalt:
Der Wilde Westen um 1900: Die Prostituierte Juliette Flowers hat ihrem Freund Ransom Pride versprochen, ihn neben seiner Mutter zu beerdigen, falls ihm etwas zustoßen sollte. Als er nach einem Feuergefecht stirbt, wird jedoch seine Leiche von der Voodoo-Priesterin Cote de Pablo festgehalten – hat er doch vor seinem Tod ihren Bruder, einen Priester, erschossen. Nun verlangt sie Genugtuung. Juliette bietet ihr als Austausch für Ransoms Leiche dessen Bruder an. Sie reitet zur Farm des Pride-Clans, und kann Champ dazu überreden, sie zu begleiten. Dessen Vater Early, seines Zeichens Reverend, war die Verbindung zwischen seinem Sohn und der Prostituierten schon immer ein Dorn im Auge. Als sie nun auch seinen zweiten Sohn "stiehlt", heuert er zwei Männer an, um sie zu töten…
Review:
Beim Poker gibt es den Begriff "drawing dead", der bedeutet, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt keine Chance mehr hat, das Spiel zu gewinnen – ganz egal, welche Karte(n) man noch zieht bzw. noch aufgedeckt werden. Vermutlich wegen des Begriffs "draw" und seiner Bedeutung in Bezug auf Western (die Waffe ziehen) war dies das erste, das mir nach Sichtung des Films eingefallen ist, um ihn zu beschreiben. Ganz egal, über welche Stärken er sonst verfügt, oder noch hätte verfügen können: Mit seinem verkrampft auf hypermodern getrimmten Inszenierungsstil war dieser Neo-Western meines Erachtens von vornherein zum Scheitern verurteilt. Tiller Russell inszeniert "Der letzte Ritt des Ransom Pride" wie eine Folge von CSI. Schnelle Schnitte, mit ultrakurzen Einblendungen von anderen (früheren) Szenen und/oder Details, wie in der Wüste liegenden Tierschädeln, oder Blutstropfen; ständige Zooms und Zeitrafferaufnahmen; ausgewaschene Farben; sowie immer wieder eingestreute Rückblenden, die natürlich in schwarz-weiß gehalten sind. Bereits nach 10 Minuten war ich dieser ständigen Kameratricks derart überdrüssig, dass ich begann die Minuten hinunterzuzählen, bis es endlich vorbei ist.
Auch von der Inszenierung abgesehen kann die optische Gestaltung aufgrund der hier verwendeten Digitalkameras nicht gefallen. Ganz im Gegensatz zum Standard, den man aus dem Genre gewohnt ist, dass oftmals mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen und kräftigen Farben aufwarten kann, und oft Kinomagie versprüht, kommt "Der letzte Ritt des Ransom Pride" in billigster Digicam-Optik daher, und wirkt teilweise so, als wäre er mit einem Hobby-Camcorder gedreht worden. Die Besetzung – zweifellos die größte Stärke des Films – in allen Ehren, aber vielleicht wäre es doch besser gewesen, sich einen berühmten Namen zu schenken, und das Geld stattdessen in eine gescheite Kameraausrüstung zu investieren. Außerdem war dies wieder einmal einer jener Filme, wo mir ein seltsam aussehender "True Motion"-Effekt, ähnlich dem HFR-Look von "Der Hobbit – Eine unerwartete Reise", negativ aufgefallen ist. Wie schon des Öfteren erwähnt, kann so ein realistischerer "Livebild"-Look in bestimmten Genres, wie z.B. modernen, knallharten Cop-Dramen, angebracht sein. In einem Genre wie dem Western, dass von seinen magischen Bildern lebt, ist es aber – wie auch im Fantasy-Bereich – in meinen Augen völlig fehl am Platz. In Kombination mit der modernen Filmmusik führten die visuelle Gestaltung des Films sowie die übermäßig auf hipp getrimmte Inszenierung dazu, dass bei mir zu keinem Zeitpunkt Western-Feeling aufkam. Wie Quentin Tarantino, sonst doch so ein Filmkenner und Fan von Klassikern – sowie Liebhaber von Spaghettiwestern – diesen Film angeblich empfehlen kann, wird mir jedenfalls auf immer und ewig ein Rätsel bleiben.
Und dabei wäre der Film an sich davon abgesehen ja nicht einmal so schlecht. Gut, ok, die Handlung ist nicht unbedingt etwas Besonderes. Dafür gefällt, dass mit Lizzy Caplan eine Frau – just in einem Genre, das diese üblicherweise doch eher stiefmütterlich behandelt – die Hauptrolle spielt. Diese macht ihre Sache auch richtig gut, und zählt zu den ganz großen Stärken des Films. Generell ist die Besetzung eine der wenigen Pluspunkte, wobei neben Caplan vor allem noch Kris Kristofferson, Peter Dinklage und Blu Mankuma hervorstechen. Zudem gibt es – sehr vereinzelt, aber doch – ein paar richtig gute Szenen, wie z.B. der Showdown in einer Bar ("Which one of you sorry motherfuckers wants breakfast in hell first?", fragt Lizzy Caplan ihre Häscher), oder auch der stimmungsvolle Prolog. Bei letzterem konnte ich mich generell nicht des Eindrucks nicht erwehren, dass die dort nur kurz angerissene Story, von der wir nur ihren Höhepunkt erleben, wohl einen besseren/interessanteren Film ergeben hätte. Aufgewertet wird der Film von dieser Vorgeschichte aber natürlich auch in dieser nur rudimentär vorhandenen Form. Gegen die Inszenierung sind aber letztendlich all diese positiven Aspekte macht- und chancenlos.
Die DVD von Schröder Media ist weitestgehend makellos. Die Bildqualität ist – davon abgesehen, dass mir die Bilder an sich eben überhaupt nicht gefallen konnten; aber dafür kann die DVD an sich ja nichts – sehr gut, und der in Dolby Digital 5.1 vorliegende Ton (Deutsch und Englisch) angenehm räumlich. Als Extras gibt es neben dem Trailer noch einen Audiokommentar; für alle, die wissen wollen, was sich Tiller Russell dabei nur gedacht hat. Das einzige Manko der DVD ist die Tatsache, dass Lizzy Caplan nicht auf der Vorderseite des Covers genannt wird, obwohl sie die Hauptrolle spielt, sowie das Bild von Gary Busey im Priestergewand, dass sich auf der Cover-Rückseite findet, und das aus einem völlig anderen Film stammen muss – denn in "Der letzte Ritt des Ransom Pride" hat er nicht mitgespielt. Apropos, da ich gerade den Titel noch einmal erwähnt habe: Möglicherweise wollte man ja – aus welchem Grund auch immer – dem Klang des Titels "The Last Rite of Ransom Pride" möglichst nahe kommen. Ich hoffe jedenfalls, dass man nicht wirklich geglaubt hat, man würde mit "letzter Ritt" "last rite" treffend übersetzen – das wäre dann nämlich doch eher peinlich. Jedenfalls erscheint der deutsche Titel doch etwas unpassend, und reiten sehen wir den guten Scott Speedman eigentlich gar nicht. Sei's drum, es ist wohl eher sinngemäß als wortwörtlich zu verstehen. Ich wollte es nur erwähnt haben.
Fazit:
Es ist wirklich überaus schade. Western mit Frauen in der Hauptrolle haben ja leider nach wie vor Seltenheitswert. So gesehen hätte "Der letzte Ritt des Ransom Pride" eigentlich beste Voraussetzungen gehabt, mir zu gefallen. Zumal Lizzy Caplan in der Hauptrolle eine gute Figur macht, und auch der Rest der Besetzung mit einigen guten Leistungen gefallen kann, wobei vor allem der wieder einmal ungemein charismatische Peter Dinklage positiv hervorsticht. Auch bietet man uns den einen oder anderen Höhepunkt, wie den stimmungsvollen Prolog. In einem anderen Film hätten mich dieser und andere Momente zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Doch durch die hypermoderne, ultrahippe Inszenierung mit ständigen Kameratricks wie Zeitrafferaufnahmen, kurzen Einblendungen anderer Szenen und Bilder, den ausgewaschenen Farben etc., sowie die billige Digicam-Optik inklusive HFR-Look, wurde mir der Film leider völlig verdorben. Bereits nach fünf Minuten war ich dieses Inszenierungsstils absolut überdrüssig, und fand ich ihn einfach nur mehr nervig. Wer glaubt, dass ihm ein solcher "CSI"-Inszenierungsstil nicht stört, und sich keinen klassischen Western erwartet, kann "Der letzte Ritt des Ransom Pride" ruhig einmal eine Chance geben. Ich konnte mit ihm aber leider aufgrund der Inszenierung rein gar nichts anfangen.