Originaltitel: Conspiracy Episodennummer: 1x25 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 09.05.1988 Erstausstrahlung BRD: 23.03.1991 Drehbuch: Robert Sabaroff & Tracy Tormé Regie: Cliff Bole Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Denise Crosby als Lt. Tasha Yar, Michael Dorn als Lt. Worf,
Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: Ward Costello als Gregory Quinn, Robert Schenkkan als Dexter Remmick, Henry Darrow als Savar, Ray Reinhardt als Aaron, Jonathan Farwell als Walker Keel, Michael Berryman als Captain Rixx, Ursaline Bryant als Captain Tryla Scott u.a.
Kurzinhalt:
Captain Picard erhält eine geheime, kodierte Nachricht seines Freundes, Captain Walter Keel, der ihn darum ersucht, ihn auf einem abgelegenen Planeten zu treffen. Dort angekommen, trifft Picard neben Keel auch noch auf zwei weitere Offiziere der Sternenflotte, Captain Rixx und Captain Tryla Scott. Von ihnen erfährt Picard von einer angeblichen Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise der Sternenflotte reichen soll. Captain Picard hält dies für Hirngespinste, ist aber dazu bereit, auf Wunsch seines Freundes die Augen offen zu halten. Die U.S.S. Enterprise nimmt daraufhin ihren alten Kurs auf, als die Sensoren plötzlich Trümmer im Weltraum registrieren. Dabei handelt es sich um die Überreste der U.S.S. Horatio – dem Schiff von Captain Keel. Da zudem keine Anzeichen eines Angriffs zu finden sind und das Schiff erst frisch gewartet wurde, muss man von Sabotage ausgehen. Als kurz darauf auch Commander Data die von Walter Keel beschriebenen seltsamen Muster in den Befehlen der Sternenflotte entdeckt, ordnet Captain Picard eine Kursänderung an – und fliegt mit der U.S.S. Enterprise zur Erde zurück, um dieser geheimnisvollen Verschwörung auf die Spur zu kommen und die Verantwortlichen für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen…
Denkwürdige Zitate:"Yes, very humorous indeed. Hysterical, in fact."
(Diese trockene Analyse ist wohl nicht ganz die Reaktion auf seinen Witz, die sich Geordi von Data erhofft hat.)
"Swimming is too much like bathing."
(Diese abschätzige Äußerung verheißt für die Hygiene der Klingonen nichts Gutes.)
"Friendship must dare to risk, Counselor, or it isn't friendship."
(Damit legen die Drehbuchautoren dem Captain wieder einmal wahre Worte in den Mund.)
"If I could see, I'd be seeing stars."
(Der das Bewusstsein wieder zurückerlangende Geordi beweist Galgenhumor.)
"We seek peaceful co-existence."
(Wie sagt der österreichische Nationalheld Edmund "Mundl" Sackbauer so schön: Eh kloa!)
Review:
In "Die Verschwörung" kommt – und das vielleicht zum ersten Mal in dieser Staffel – so richtig Spannung auf; und das praktisch (nach einem amüsanten Einstieg rund um Geordis Versuche, Data einen Witz zu erzählen) von der ersten Minute an. Bereits die erste Nachricht von Captain Keel ist sehr geheimnis- und unheilvoll, und spätestens beim geheimen Treffen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Warnungen rund um eine große Bedrohung für die Sternenflotte gerechtfertigt sind. Dieses geheime Treffen der Verschwörer wird zudem sehr stimmungsvoll umgesetzt, mit der roten Beleuchtung; und auch das Set der Planetenoberfläche weiß zu gefallen. Captain Picard mag zwar vorerst noch skeptisch sein und die Befürchtung seines Freundes nicht so recht ernst nehmen, mich als Zuschauer hat man mit diesem Einstieg aber vollends überzeugt, und mein Interesse geweckt. Etwas, dass der Serie in der ersten Staffel ja leider nicht allzu oft geglückt ist. Und selbst wenn man zu Beginn noch geneigt sein mag, Picards Skepsis zuzustimmen – spätestens nachdem man die Wrackteile der U.S.S. Horatio findet, ist klar, dass die Bedrohung real ist.
Und so sieht sich Captain Picard dazu gezwungen, nach Hause zu fliegen, um der Sache auf den Grund zu gehen – wodurch man uns zum ersten Mal innerhalb der "Next Generation"-Serie zur Erde zurückbringt. Dies beschert uns nicht nur ein paar nette Szene von der U.S.S. Enterprise im Erd-Orbit, sondern auch eine tolle Special Effects-Szene, in der die Enterprise am Mond vorbei- und auf die Erde zufliegt. Für die Aufnahmen des Sternenflottenkommandos greift man dann auf Archivmaterial ("Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart") zurück, was jedoch nicht weiter negativ auffällt. Zumal man zu diesem Zeitpunkt ohnehin von der Handlung schon zu sehr gepackt ist, um dies noch zu bemerken. Denn spätestens die seltsam freundliche Nachricht von der Erde macht klar, dass hier etwas vorgeht. Nur was? Und wem kann man trauen? Vor allem aus dem Verwirrspiel rund um die Frage, wer auf welcher Seite steht, bezieht "Die Verschwörung" doch einiges an Spannung. Nach seiner Warnung aus "Prüfungen" ist man dabei geneigt, Admiral Quinn zu vertrauen – doch auch diesbezüglich zieht man uns noch ehe dieser an Bord der Enterprise beamt den Boden unter den Füßen weg, als man uns offenbart, dass er – und auch Remmick – Teil dieser Verschwörung sind. Picard beamt sich demnach in die Höhle des Löwen – anhand des Gesprächsverlaufs wird schon bald klar, dass so ziemlich alle die seine Anwesenheit genießen eben jener Verschwörung angehören, die Picard eigentlich aufdecken und aufhalten wollte. Die nachfolgende Dinnerszene ist dann ebenfalls ungemein packend, und mit den Würmern sogar ansatzweise erschreckend. Auf die Finte mit Riker bin ich ihnen zwar selbst bei der Erstsichtung der Episode nicht reingefallen, aber ein cooler "WTF?"-Moment ist es zweifellos, als dieser plötzlich vor Picard steht und ihn davon abhält, den Raum zu verlassen.
Die Auflösung rund um die Verschwörung – mit den Parasiten, die das Nervenzentrum des Körpers und somit auch ihren "Wirten" kontrollieren – gefällt mir dann ebenfalls sehr gut. Heutzutage mögen die damals noch mit Stop Motion-Animation umgesetzten Viecher niemanden mehr in Angst und Schrecken ersetzen; im Gegenteil, vor allem die Einstellung, als eine davon Remmicks Bein hochkrabbelt, wirkt doch eher unfreiwillig komisch. Für damalige TV-Verhältnisse sind aber auch die Kreaturen-Effekte absolut ok. Nachdem es Picard und Riker dank des Überraschungsangriffs nun gelungen ist, die meisten Wirte zur Strecke zu bringen, folgen sie den Parasiten bis zur Mutterkreatur – die sich in Dexter Remmick eingenistet hat. Dort gibt es dann auch die mit Abstand brutalste Szene der gesamten Serie zu sehen, die auch bei der TV-Ausstrahlung früher immer herausgeschnitten wurde; auch wenn es sich nur um wenige Sekunden handelt: Picard und Riker feuern auf Remmick, und zielen in weiterer Folge auch auf seinen Kopf, von dem sich zuerst die Haut ablöst, ehe er explodiert. Als sie danach auch noch das Muttertier ausschalten, ist die Bedrohung abgewendet – wobei man sich aufgrund der verschickten Nachricht die Option offen hält, sie früher oder später zurückzubringen. Eigentlich schade, dass dieser Faden (zumindest in der Serie) nie wieder aufgegriffen wurde!
Womit wir auch schon die Brücke zu den weniger gelungenen Aspekten geschlagen hätten, die für mich dann doch knapp verhindern, dass ich "Die Verschwörung" auf Augenhöhe mit der bislang besten Episode der Serie, "Begegnung mit der Vergangenheit", stellen kann. Hier sind in erster Linie vor allem zwei Aspekte zu nennen. Einerseits ist dies der Zweikampf zwischen Quinn und Riker, bzw. in weiterer Folge zwischen Quinn und Worf. Auch wenn ich verstehen kann, was die Macher damit beabsichtigten – nämlich aufzuzeigen, welche Auswirkung die Parasiten auf den Körper haben, und wie stark sie diesen machen; was sie in unseren Augen noch bedrohlicher erscheinen lassen soll – ändert das nichts an der Tatsache, dass die Szenen an sich doch eher unfreiwillig komisch wirken. Generell fällt hier negativ auf, dass Quinn alles andere als unauffällig agiert. Gerade auch angesichts der Tatsache, wie geheim die Verschwörung bislang von statten ging, wirkt das doch etwas untypisch, und wirft die Frage auf, warum diese nicht schon viel früher aufgedeckt wurde. Selbst wenn es ihm gelungen wäre, Commander Riker zu infizieren – es wäre wohl schwer gefallen eine plausible Erklärung für den Kampf sowie in weiterer Folge auch die Phaserschüsse zu liefern. Vergleichsweise eine Kleinigkeit, aber es fiel mir negativ auf: In "Die Verschwörung" kommt zum ersten Mal der Nervengriff der Vulkanier zum Einsatz. Dieser erwies sich in unzähligen Episoden der klassischen "Star Trek"-Serie als überaus effektiv. Riker knickt allerdings nur kurz ein und kann danach wieder weiterkämpfen. Schon seltsam. Nun mag man dies mit dem mangelnden Erinnerungsvermögen der Parasiten erklären können, dennoch verflog dadurch meine Freude, dass man derart auf Kontinuität achtet und den Vulkanier dieses typische Manöver ausführen lässt, jäh. Last but not least: So gut ich die Parasiten an sich auch umgesetzt finde, dass Muttertier (das mit seinen Brustkorbaufspreng-Qualitäten an "Alien" erinnert) kann absolut nicht überzeugen, und wirkt doch eher peinlich bis hin zu unfreiwillig komisch. Damit ist der Ausgang dieser "Verschwörung", trotz der Spannung zuvor, dann doch eine kleine Enttäuschung.
Fazit:
"Die Verschwörung" ist die mit Abstand spannendste Episode der ersten Staffel. Dass sie nicht zugleich auch die beste ist, liegt an ein paar kleineren und zwei größeren Schwächen. So ist der Kampf an Bord der Enterprise nicht wirklich glücklich umgesetzt, und auch das Monster am Ende ist ihnen nur bedingt gelungen, und ist nach dem Aufbau zuvor schon eine ziemliche Enttäuschung. Dafür vermochte es die Folge praktisch ab der ersten Minute, zu packen, und konnte mit einigen gelungenen Wendungen aufwarten. Als große Stärke erweist sich auch das gelungene Verwirrspiel rund um die Frage, wer denn nun dieser Verschwörung angehört, und wem man trauen kann. Die Effekte sind – mit Ausnahme der bereits angesprochenen Mutterkreatur – auch wieder gelungen. Vor allem die Szenen der Enterprise im Anflug auf die Erde haben es mir angetan. Und die Parasiten an sich mögen zwar ihre Stop Motion-Herkunft nicht verhehlen können, bis auf eine einzige Einstellung sind aber auch diese durchaus gelungen umgesetzt. Alles in allem ist "Die Verschwörung" eine wirklich gute Episode, die nur haarscharf am Prädikat "Sehr gut" vorbeischrammt.