Mit: Nicholas Hoult, Eleanor Tomlinson, Ewan McGregor, Stanley Tucci, Eddie Marsan, Ewen Bremner, Ian McShane u.a.
Kurzinhalt:
Der Sage nach suchten einst Mönche einen Weg, um zu Gott zu gelangen. In ihrem Eifer säten sie magische Bohnen aus, die eine Ranke wachsen ließen, die bis in dem Himmel empor reichte. Doch als die Mönche die Ranke erklommen, fanden sie an ihrem Ende ein sonderbares Land zwischen der Erde und dem Himmel. Als die Bewohner des Landes – die Riesen – die Neuankömmlinge vorfanden, warfen sie sie von den Klippen und stiegen herab auf die Erde. Ein furchtbarer Kampf entbrannte, und der König ließ schließlich eine Krone schmieden; eine Krone aus dem Herzen eines Riesen. Wer auch immer diese Krone tragen würde, er würde die Macht besitzen, die Riesen zu kontrollieren. Und so schickte er die Riesen zurück in ihr Land und ließ die Ranke fällen. Viele Jahre vergangen und Wahrheit wurde zu Legende. Eine Legende, die dem kleinen Jack und der kleinen Isabelle zur Nacht erzählt wurde, die zwar durch ihren Stand getrennt aufwuchsen, aber dieselbe Abenteuerlust im Herzen tragen. Eine Abenteuerlust, die durch das Auftauchen von ein paar Bohnen schon bald auf die Probe gestellt werden soll…
Review:
Eben noch als Untoter seinen Herzschlag zurückbekommend, spielt Nicholas Hoult ("Warm Bodies") in Bryan Singers Märchenabenteuer nun den Jack, einen Bauernsohn, der bei seinem Onkel aufwächst und der zu Beginn des Abenteuers das Pferd und den Karren in der Stadt zu Geld machen soll, da der Hof sehr schlecht läuft. In der Stadt verteidigt er unwissentlich die Ehre der Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson, "Alice im Wunderland") und trifft auf einen gehetzten Mönch, der ihm einen Beutel mit Bohnen in die Hand drückt, bevor er versucht mit Jacks Pferd zu fliehen. Natürlich handelt es sich dabei um eben jene sagenumwobenen Bohnen. und es kommt wie es kommen muss: eine Bohne kommt mit Wasser in Berührung und wächst empor zum Land der Riesen. Diese werden von General Fallon (Bill Nighy, "Total Recall") angeführt und planen, nach der Gefangennahme der Prinzessin die Ranke zum Einfall in das Land unter ihnen zu benutzen, um sich für die vor Jahrhunderten erlittene Schmach zu rächen. Logischerweise will der König (Ian McShane, "Snow White and the Huntsman") seine Tochter zurück, und schickt sowohl Jack als auch seinen geschniegelten General Elmont (Ewan McGregor, "The Impossible") zusammen mit dem zwielichtigen Roderick (Stanley Tucci, "Die Tribute von Panem - The Hunger Games"), der Isabelle ehelichen soll, die Ranke hinauf.
Jeder spielt mehr oder weniger die Persiflage der eigenen Rolle, McShanes König Brahmwell ist beispielsweise der gütig-strenge Monarch wie man ihn in einem Märchen erwartet, der allerdings nie so recht weiß was wirklich vor sich geht. McGregors Elmont hat einen verlässlichen Optimismus, ein Colgate-Lächeln und eine immer sitzende Haartolle, wohingegen Stanley Tucci den klassischen Bösewicht spielen darf, der über jede Leiche steigt um seine Ziele zu erreichen. Die Charaktere sind also klassisch geradlinig angelegt und entsprechen ihren Stereotypen. Selbst die eigenwillige Prinzessin, die so gar nicht Prinzessin sein will, ist jetzt nicht besonders neu. Singer erzählt eine abenteuerliche Reise und als die zu Ende geht und man denkt, der Film wäre gleich vorbei, hängt er noch einmal 20 Minuten dran. Das kam etwas unerwartet, denn der Film fühlt sich – trotz seiner Spielzeit von unter zwei Stunden – leider sehr lang an. Die Riesen sehen leider sehr nach CGI aus - Bill Nighy ist unter seiner digitalen Maske nicht zu erkennen. Insgesamt sind die übertriebenen Gesichtszüge eher kein Verkaufsargument.
Das größte Huhn, dass ich mit "Jack and the Giants" zu rupfen habe, ist aber, dass Singer offenbar nicht wusste, was für eine Art Film er nun machen will. Soll es ein Märchenabenteuer für Kinder werden oder eine teilweise auch düstere Sage für Erwachsene, wie sie Del Toro entwerfen würde? Das äußert sich ganz besonders in der gezeigten Gewalt, beziehungsweise der nicht-oder-nur-beinahe-Gewalt. Oft wird in normalerweise besonders splatterigen Momenten weggeblendet, nur um in der nachfolgenden Szene den vom Kopf getrennten Rumpf in der Hand eines Riesen zu sehen. Natürlich ohne einen Tropfen Blut. Entweder lässt man solche Brutalität ganz oder zeigt sie, dieses anbiedern an eine Jugendfreigabe finde ich jedoch unerträglich. Selbst bei "John Carter" (von Disney) wurde eine Thark von einem weißen Affen zerfetzt. Ich hab nichts gegen gewaltlose Filme oder Fantasy-Gewalt, nur war man offenbar nicht bereit damit so umzugehen, wie beispielsweise beim "Herrn der Ringe", oder dem genauen Gegenteil davon, wie zum Beispiel im letzte Woche gestarteten "Die fantastische Welt von Oz", das komplett ohne Brutalität auskommt, aber dennoch nicht gewaltfrei ist. Der Versuch irgendwo dazwischen ankommen zu wollen geht in meinen Augen ziemlich schief.
Trotzdem fand ich "Jack and the Giants" unterhaltsam für das was es ist. Hier wird kein Genre neu definiert oder ein Rekord mit vielschichtigen Charakteren aufgestellt, aber es gibt Abenteuerflair und eine Schlacht und Ewan McGregor, der das alles nicht sehr ernst zu nehmen schien, was der Stimmung ungemein hilft. Es liegt nahe, den Film mit dem Oz-Prequel vergleichen zu wollen, doch haben die Filme, außer der Fantasy-Umgebung, nicht viel gemein. Allein das Zielpublikum besteht bei Oz aus sehr jungen und sehr alten Menschen, wohingegen bei "Jack and the Giants" eher Jugendliche angesprochen werden sollen, die sich mit Jack und Isabelle identifizieren können, denn eine Liebesgeschichte ist es natürlich auch.
Fazit:
Ich mochte "Jack and the Giants" – vermutlich mehr als mancher Kollege. Zwar war ich etwas enttäuscht von der Art und Weise, wie der Film versucht Gewalt darzustellen ohne sie zu zeigen, hatte mit den Charakteren aber im Großen und Ganzen ein außerordentliches Vergnügen. Zufälle oder Überraschungen gibt es keine, alle sind natürlich immer dort wo sie sein müssen, um die Geschichte zu erzählen. Bohnen und Prinzessin sind natürlich in der regnerischen Nacht bei Jack, damit die Geschehnisse ihren Lauf nehmen können. Wie im Märchen.