Originaltitel: Skin of Evil Episodennummer: 1x23 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 25.04.1988 Erstausstrahlung BRD: 09.03.1991 Drehbuch: Joseph Stefano & Hannah Louise Shearer Regie: Joseph L. Scanlan Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Denise Crosby als Lt. Tasha Yar, Michael Dorn als Lt. Worf,
Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: Mart McChesney als Armus (Körper), Ron Gans als Armus (Stimme), Walker Boone als Leland T. Lynch u.a.
Kurzinhalt:
Die U.S.S. Enterprise erhält einen Notruf jenes Shuttles, dass Deanna Troi zum Schiff zurückbringen soll. Trotz der Bemühungen des Piloten stürzt das Shuttle schließlich auf dem unbewohnten Planeten Vagra II ab. Kurz darauf erreicht die Enterprise den Planeten, kann jedoch die Shuttle-Crew aufgrund von Interferenzen nicht aus dem Shuttle beamen. Stattdessen beamt sich ein Außenteam unter dem Kommando von Will Riker in der unmittelbaren Umgebung des Shuttles hinunter, um die Crewmitglieder zu retten. Doch der Weg zum Shuttle wird von einer seltsamen schwarzen, teerartigen Masse blockiert. Als man versucht, diese zu umgehen, erhebt sich plötzlich ein bösartiges Wesen namens Armus aus der teerartigen Masse, und warnt sie, sich den Shuttle nicht zu nähern. Als Tasha Yar die Warnung ignoriert, wird sie von Armus angegriffen. Beverly Crusher kämpft verbissen um ihr Leben, schafft es aber letztendlich nicht, sie zu retten. Trotz dieses tragischen Verlustes kehrt das Außenteam kurz darauf auf den Planeten zurück, und setzt seine Bestrebungen fort, die nach wie vor im Shuttle gefangenen Crewmitglieder zu retten…
Denkwürdige Zitate:"What are you seeing?" "Trouble."
(Mit dieser Statusmeldung seiner Nummer Eins wird Captain Picard bestimmt viel anfangen.)
"My friend Data, you see things with the wonder of a child. And that makes you more human than any of us."
(Tasha Yars Abschiedsworte zu ihrem "voll funktionstüchtigen" Freund.)
"Sir, the purpose of this gathering confuses me." "Oh? How so?" "I find my thoughts are not for Tasha, but for myself. I keep thinking, how empty it will be without her presence. Did I miss the point?" "No you didn't, Data. You got it."
(In der Tat.)
Review:
Das denkwürdigste und hervorstechendste Element von "Die schwarze Seele" ist natürlich Tasha's Tod – weshalb ich mich auch zuerst mit diesem beschäftigen will. Diese Wendung war gerade auch für damalige Verhältnisse ein ungeheurer Schock innerhalb des "Star Trek"-Universums. Dass irgendwelche unbekannten Rothemden während eines Außeneinsatzes ihr Leben verlieren, um aufzuzeigen, wie gefährlich die Situation ist, war man aus der Vorgängerserie bereits gewohnt. Doch dass es eine Figur aus der Stammbesetzung erwischt – das ist selbst 25 Jahre später innerhalb des "Star Trek"-Universums die absolute Ausnahme. Für Wirbel sorgte dabei aber nicht nur Tashas Tod an sich, sondern vor allem auch, wie dieser von statten ging – stirbt sie doch nicht unbedingt einen Heldentod. Stattdessen kommt ihr Tod absolut plötzlich, und wirkt auch ungemein sinnlos. Etwas, das viele gestört hat, die diese Art des Sterbens für ein Mitglied der Brückenbesatzung als unwürdig empfanden. Aber gibt es denn wirklich eine "gute" Art zu sterben? Ich kann jedenfalls diesen kritischen Meinungen absolut nicht zustimmen, und finde sie vielmehr absolut richtig und perfekt.
Gerade die Tatsache, wie plötzlich ihr tot kommt, und wie willkürlich und sinnlos er erscheint, ist für mich eine der größten Stärken dieser Episode. Selbst 25 Jahre ist die Art und Weise wie sie hier abtritt immer noch etwas Besonderes ist, da die endlos ausgedehnten und zelebrierten Heldentode nach wie vor den Normalzustand darstellen. Durch diese Herangehensweise wirkt ihr Tod auf mich härter und schockierender. Außerdem spiegelt man damit die üblichen Tode der Rothemden aus der klassischen "Star Trek"-Serie wieder, und macht deutlich, dass man zumindest in diesem einen Fall keinen Unterschied zwischen den Helden aus der ersten und der zweiten Reihe macht. Erfrischend! Aber unabhängig davon, was man von ihrem plötzlichen und unerwarteten Tod auch halten mag, führt es mit ihrer Gedenkfeier in weiterer Folge zur mit Abstand besten Szene der Episode, einem Höhepunkt der Staffel, und auch einer der emotionalsten Szenen der gesamten Serie. Zugegeben, allzu viel sollte man über die Szene nicht nachdenken. Sonst müsste man sich fragen, ob alle Crewmitglieder solche Nachrichten in regelmäßigen Abständen aufzeichnen, damit sie immer "up-to-date"-sind, warum sie ihre KollegInnen aus dem Sicherheitsteam mit keinem Wort erwähnt (wobei es natürlich durchaus möglich ist, dass es für diese eine eigene Nachricht gibt), und vor allem, woher sie weiß, wo jeder stehen wird wenn man die Nachricht abspielt, so dass sie jeden anschauen kann. Aber, so sehr ich auch sonst gelegentlich den inneren Vulkanier in mir herauslassen mag… das ist definitiv eine Szene, wo man weniger denken und mehr fühlen sollte. Dank der Inszenierung, dem Drehbuch, den schauspielerischen Leistungen und der Musik von Ron Jones beschert man "Die schwarze Seele" jedenfalls mit Tashas Trauerfeier einen sehr berührenden Abschluss.
Auch abseits von Tashas Tod hat "Die schwarze Seele" ein paar positive Aspekte zu bieten. So gefällt mir das Grundkonzept hinter dem Wesen. Die Bewohner des Planeten haben sich, ehe sie zu den Sternen aufbrachen und die Wiege ihrer Entstehung für immer hinter sich ließen, jedweder negativer Emotionen und Gedanken entledigt, und auf dem Planeten zurückgelassen. Daraus formte sich schließlich ein Wesen, das aus dem puren Bösen besteht. Gut gefallen mir auch die gemeinsamen Szenen zwischen Picard und Armus, allen voran natürlich, wie er diesen schließlich "austrickst". Im Gegensatz zu vielen anderen Episoden hat man es hier auch geschafft, Deanna Troi vernünftig in die Handlung einzubinden und ihr etwas zu tun zu geben – ist es doch sie, die dank ihrer empathischen Fähigkeiten schließlich Armus Achillesferse erkennt. Auch spielt Marina Sirtis in "Die schwarze Seele" deutlich besser als z.B. noch im Pilotfilm. Was die Effekte betrifft, fällt vor allem die erste Einstellung mit dem deaktivierten Warptriebwerk – wo dementsprechend auch die Warpgondeln nicht beleuchtet sind – positiv auf. Und bis auf das etwas gar nach Synthesizer klingende peitschende Thema für Armus ist auch der Soundtrack von Ron Jones wieder einmal sehr gelungen.
Leider gibt es auch einiges, das weniger gut funktioniert. Der wohl mit Abstand größte Kritikpunkt ist die Art und Weise, wie man Armus umgesetzt hat. Trotz der Tatsache, dass er Tasha Yar ermordet, wirkt dieses mit Teer überschüttete Wesen leider nicht im Geringsten bedrohlich, sondern eher unfreiwillig komisch. Gerade auch angesichts der Tatsache, dass er als Widersacher ein Mitglied der Brückencrew ermorden darf – was absoluten Seltenheitswert besitzt – ist es schade, dass die wenig überzeugende Umsetzung verhindert, dass Armus so richtig daraus Kapital schlagen kann. Bis zuletzt sieht man einfach einen Mann in einem Kostüm, der langsam aus einer Teergrube emporsteigt. Nicht gerade sehr furchteinflößend. Zudem leidet die Episode etwas darunter, dass Tashas Tod so früh erfolgt. Irgendwie wirkt alles was danach kommt vergleichsweise banal. Außerdem fehlt damit bei der Bedrohung rund um Armus die Eskalation. Alles, was er nach Tashas Tod der Crew noch antut – Georgi seinen Visor wegnehmen, den "Tin Man" dazu zwingen, seinen Captain zu erschießen, usw. – wirkt vergleichsweise harmlos. Selbst Riker wird ja wieder lebend aus der schwarzen Masse herausgefischt. Wenn Tashas Tod u.a. dazu gedacht war, die Spannung zu steigern, ist man damit jedenfalls gescheitert. Und so schleicht sich nach diesem dramaturgischen Höhepunkt doch zwischendurch auch immer wieder etwas Langeweile ein, und wirkt ohnehin der Rest der Folge auch etwas antiklimaktisch. Der emotionale Abschluss kann zwar zumindest ansatzweise über diese Schwächen hinwegtrösten – zu den besten Folgen der Staffel kann ich "Die schwarze Seele" dadurch aber leider, trotz der tragischen Wendung und des berührenden Ausklangs – leider nicht zählen.
Fazit:
Die Umsetzung von Argus ist leider nicht wirklich gelungen. Die titelspendende schwarze Seele wirkt leider zu keinem Zeitpunkt bedrohlich und/oder furchteinflößend, sondern trägt maximal noch zur Belustigung des Zuschauers bei. Dies ist besonders schade, als dass mir das Konzept der Figur nach wie vor recht gut gefällt, und man die Enterprise-Crew vor ein interessantes Problem stellt, dass es zu lösen gilt – was ihnen schließlich nicht mit Hass, Rachegelüsten oder Gewalt gelingt, sondern durch Mitleid. Die größte Stärke der Episode ist aber zweifellos Tasha Yars plötzlicher Tod. Viele mögen es der Figur als unwürdig erachtet haben, ich fand diesen Zugang höchst originell und erfrischend. Nicht nur war es kein groß zelebrierter Heldentod, es war vor allem auch deshalb so überraschend, weil man solch ein sinnloses Opfer bis zu diesem Zeitpunkt nur von den "Rothemden" gewohnt war, jedoch nicht von einem Mitglied der Stammbesetzung. Tashas Tod beschert uns zudem mit der Trauerfeier auch eine der besten Szenen der Staffel, und zweifellos einen der berührendsten Momente der gesamten Serie. Ein emotionaler Höhepunkt, der sich allerdings ein etwas besseres Drumherum verdient hätte.