Spoiler-Warnung!
Die nachfolgende Inhaltsangabe sowie das Review beinhalten Spoiler zum vorangegangenen Roman der "Kalte Berechnung"-Reihe, "Die Beständigkeit der Erinnerung". Wer diesen noch nicht gelesen hat und so wenig als möglich über ihn wissen will, sollte daher nur das Fazit lesen.
Kurzinhalt:
Nachdem er dank Noonien Soong von den Toten zurückgeholt wurde, ist Data in erster Linie von einem Gedanken beseelt: Seine Tochter Lal zu retten. Die einzige Person, die ihm dabei helfen könnte, ist Emil Vaslovik – jener Unsterbliche, der mit Noonien Soong zusammengearbeitet hat, und dem es gelang, den Kaskadenfehler des Androidenkörpers von Datas Mutter zu beheben. Doch kurz nachdem er sich mit einer Informantin getroffen hat, wird er von den Orionern festgenommen, weil er angeblich versucht haben soll, in deren Bank einzubrechen. Data schickt ein Notsignal an Geordi, und die U.S.S. Enterprise eilt daraufhin zum Heimatplaneten der Orioner, um ihm zu helfen. Schon bald stellt sich heraus, dass nicht Data hinter dem Angriff auf die Bank steckt, sondern vielmehr einer jener Androiden des Soong-Typs, die von den Breen gestohlen wurden, ehe Worf und Co. die Fabrik der Borg zerstörten. Doch was wollen die Breen, warum versuchten sie, mit Hilfe des Androiden in die Bank einzudringen? Als die Crew der Enterprise erfährt, dass sich dort gerade die Präsidentin der Föderation mit einem Vertreter der Gorn befindet, um einen möglichen Ausstieg aus dem Typhon Pakt und eine nachfolgende Eingliederung in die Föderation zu besprechen, drängt sich ein schrecklicher Verdacht auf. Verzweifelt versucht die Crew der Enterprise, dem Komplott der Breen auf die Spur zu kommen – doch diese scheinen ihnen immer einen Schritt voraus zu sein…
Review:
"Lautlose Waffen" kann leider das hohe Niveau des ersten Teils der "Kalte Berechnung"-Trilogie nicht halten, und fällt auch gegenüber anderen Romanen von David Mack doch ein wenig ab. Was erneut gut gefallen kann, sind der flotte und flüssige Schreibstil (wenn ich diesmal auch meinte, etwas weniger Wortwitz ausfindig machen zu können; er konzentrierte sich diesmal definitiv mehr auf Spannung und Intrigen denn auf Humor und Spaß) sowie die ausgeklügelte, wendungsreiche Handlung. Zudem gelingt es ihm erneut, vor allem aus vereinzelten Höhepunkten eine ungeheure Spannung herauszuquetschen. Aufgrund des hohen Erzähltempos und der vielen Wendungen wird "Lautlose Waffen" aber auch zwischen diesen dramaturgischen Höhepunkten nie langweilig. Jedenfalls war es durchaus unterhaltsam, die Ermittlungen der Enterprise-Crew zu verfolgen, und auch die neuerlichen Einblicke in die Kultur der Breen – sowie auch der Gorn – fand ich interessant.
Und doch haben sich diesmal ein paar Schwächen eingeschlichen. So kam bei mir, wenn Mack die Offenbarung rund um die wahren Pläne der Verschwörer ein fürs andere Mal hinauszögert, teilweise doch auch ein wenig Frust auf – der dadurch verstärkt wird, dass ich letztendlich auch die Auflösung nur bedingt überzeugend und stimmig fand. Dass man ein derart wertvolles Gut wie die Soong-Androiden, mit denen man sowohl Föderation als auch Sternenflotte bis in die höchsten Ebenen infiltrieren könnte, dafür (wofür sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten) aufgibt/verschwendet, erschien mir nicht nachvollziehbar. Zumal man sie auch hätte nutzen können, um z.B. Informationen zum Slipstream-Antrieb (der den Breen ein Dorn im Auge ist, siehe "Nullsummenspiel") zu stehlen. Damit hinterlässt das Mysterium rund um den genauen Plan der Breen leider auch rückwirkend einen etwas fahlen Beigeschmack.
Schade fand ich auch, dass der Tod einer Figur aus "Die Beständigkeit der Erinnerung" nicht weiter thematisiert wurde. Jene Figur, die Mack in "Lautlose Waffen" über den Jordan schickt, wird längst nicht so schnell vergessen – ich finde, dass hätte sich auch das Opfer des ersten Teils verdient. Am schwersten wiegt für mich aber der völlig verkrampft wirkende Streit zwischen Beverly und Jean-Luc. Das beginnt ja schon beim Kommentar des Kindergartenonkels, und Beverly's darauffolgender Angst, René könnte in weiterer Folge an Bord der Enterprise bevorzugt werden – etwas, dass leichter zu akzeptieren wäre, wenn sie eine ähnliche bevorzugte Behandlung auch bei Wesley gestört hätte. Dort hatte sie sie hingegen vielmehr forciert. Die entsprechende Befürchtung scheint daher nicht unbedingt zur Figur zu passen, und nur da zu sein, um Picards früher oder später unvermeidlichen Austritt aus der Sternenflotte vorzubereiten.
Noch dämlicher und unnachvollziehbarer war aber für mich, wie Beverly reagiert, als Jean-Luc sie beim Empfang rettet, statt sich vor die Präsidentin zu stürzen. Zumal ihre darauffolgende "Verwirrung" (wie sie es beschreibt) auch überhaupt nicht zur vorhergehenden Argumentation rund um René passt. Entweder wie will, dass Picard auch weiterhin in erster Linie der Held der Föderation bleibt – dann muss sie aber auch dafür eintreten, dass er so lange als möglich Captain der Enterprise bleibt, um diese Rolle ausfüllen zu können – oder aber sie möchte ihn in erster Linie als Ehemann und Familienvater. Sich einerseits zu wünschen, dass er die Bedürfnisse der Familie seiner Karriere etc. gegenüber den Vorrang gibt, und andererseits bezüglich seines Verhaltens während des Angriffs genau dies zu beklagen, passt hingehen hinten und vorne nicht zusammen. Hier hätte David Mack doch etwas mehr acht darauf geben müssen, dass die Motivation seiner Figuren Sinn ergeben und in sich schlüssig sind, wenn er schon meint, dem Ehepaar unbedingt einen Konflikt andichten zu müssen. Denn so wirkt es einfach nur konstruiert, verkrampft, und absolut nicht nachvollziehbar.
Fazit:
"Lautlose Waffen" kann das hohe Niveau des Vorgängers leider nicht ganz halten. Zwar verfügt er erneut über einige Stärken, die David Macks Romane auszeichnen – wie die flotte und flüssige Erzählweise, der gelungene Schreibstil, packende Einzelszenen sowie eine wendungsreiche Handlung – dafür haben sich diesmal aber auch ein paar Schwächen eingeschlichen. So fand ich die Motivation der Breen nur bedingt überzeugend, den Tod einer Figur aus dem Vorgänger hätte ich gern etwas stärker behandelt gesehen, und vor allem auch der Konflikt zwischen Beverly Crusher und Jean-Luc Picard wirkt ungemein verkrampft und konstruiert. Trotz dieser Kritikpunkte bietet "Lautlose Waffen" aber immer noch solide Unterhaltung, und kann "Star Trek"-Fans eingeschränkt empfohlen werden.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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