Originaltitel: First Person Shooter Episodennummer: 7x13 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 27. Februar 2000 Erstausstrahlung D: 29. Januar 2001 Drehbuch: William Gibson & Tom Maddox Regie: Chris Carter Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller:
Krista Allen als Maitreya/Jade Blue Afterglow,
Jamie Marsh als Ivan Martinez,
Constance Zimmer als Phoebe,
Billy Ray Gallion als Retro,
Tom Braidwood als Melvin Frohike,
Dean Haglund als Richard Langly,
Bruce Harwood als John Fitzgerald Byers,
Michael Ray Bower als Lo-Fat,
Ryan Todd als Mixer,
James Geralden als Detective Lacoeur,
John Marrott als Security Guard,
Christopher Ng als Darryl Musashi u.a.
Kurzinhalt:
Die Firma FPS – eine Abkürzung für First Person Shooter – hat drei junge Männer als Beta-Tester ihres neuesten Spiel zu sich geladen, welches in einer Virtual Reality-Umgebung angesiedelt ist. Einer der Spieler sieht sich dort plötzlich einer Gegnerin gegenüber, die nie für das Spiel programmiert wurde – und ihn umbringt. Die Lone Gunmen sind für die Firma als Konsulenten tätig, und wenden sich an Mulder und Scully, um den Fall zu untersuchen. Kurz darauf schickt man einen der besten Spieler der Welt in die VR-Umgebung – doch auch dieser wird von Maitreya besiegt und umgebracht. In der Wirklichkeit wird indes eine Frau verhaftet, deren Beschreibung dem Fahndungsfoto der Killerin aus dem Spiel entspricht. Verfügt diese etwa über die Fähigkeit, sich in virtuelle Umgebungen "hochzuladen"? Über die Frage, wie ihr Abbild ins Spiel gelangt ist, kommen Mulder und Scully der Wurzel des Übels schließlich auf den Grund – und begeben sich daraufhin selbst in die Spieleumgebung, um sich Maitreya zu stellen…
Review:"Ui, eine Holodeck-Episode!" – das war mein erster Gedanke zur Folge (wobei sich auch "Tron" als Inspirationsquelle aufdrängt). Und auch wenn es so einiges gab, dass mir an ihr weniger gut gefallen hat, so hatte sie durchaus auch ihre guten Seiten. So war der eine oder andere Effekt – allen voran die Schwert schwingende und daraufhin verschwindende Maitreya. Generell muss ich zugeben – auch wenn Scully es als "immature hormonal fantasy" bezichtigt – dass es durchaus seinen Reiz hatte, der früheren Erotik-Aktrice Krista Allen dabei zuzuschauen, wie sie in hautengen und teils sehr freizügigen Kostümen als sich ihrer selbst bewusste virtuelle Gegnerin das Spiel "überfällt" – oder auch, wie ihr realer Gegenpart beim Verhör mit Mulder und Scully dann einen auf Sharon Stone in "Basic Instinct" macht. Gut gefallen hat mir auch die Auflösung rund um ihre Herkunft; auch wenn ich nicht wirklich glaube, dass eine Frau eine derartige Männerfantasie programmieren würde, um damit dem Feminismus zu huldigen. Aber wenigstens war ihre Motivation soweit nachvollziehbar, und die Szene von Constanze Zimmer sehr gut gespielt. Und auch, wie sich zuerst Mulder und später dann Scully in voller Kampfmontur die virtuelle Realität begeben, um sich Maitreya zu stellen, wusste zu gefallen. Insgesamt kann und will ich der Episode einen gewissen – wenn auch teils trashigen – Unterhaltungswert nicht absprechen.
Leider aber gab es insgesamt doch einiges an Problemen. Das beginnt schon mit dem Grundkonzept einer virtuellen Realität in einer Art Lagerhalle – oder eben, wie vorher gesagt, einer Art Holodeck. Normalerweise gibt es bei "Akte X", wenn es sich nicht gerade um außerirdische Technologie handelt, ja eigentlich immer nur kontemporäre Technologien zu sehen. Die hier vorgestellte Gaming-Umgebung ist ihrer Zeit aber wohl einige Jahrzehnte voraus. Gleiches gilt für die viel zu gute Grafik der Spieleumgebung, die von der Realität nicht zu unterscheiden ist. Generell wirkt das Ganze teilweise wenig durchdacht. So behauptet der CEO oder Chef-Programmierer ständig, sie stünden kurz davor, das Spiel zu verschiffen. Ich kann mir nicht helfen, aber immer wenn er das gesagt hat hatte ich ein Bild im Kopf, wie die Lagerhalle mit der VR-Umgebung auf einen Frachter verladen wird. Denn ohne diese Technologie wird ja wohl auch das Spiel wenig Sinn machen, oder? Oder ist das so zu verstehen, dass die Firma dieses Holodeck nur verwendet, um das Spiel zu testen? Wie gesagt: Es wirkt hinten und vorne wenig durchdacht. Auch die Aussage, es hätte noch nie jemand Level 2 besiegt. Was zum Teufel ist denn das bitte schön für ein beschissenes Spiel? Mal abgesehen davon, dass es ja eigentlich Maitreya sein sollte, die das Spiel so gefährlich und "schwer" macht – haben die denn etwa noch nie etwas vom Ausbalancieren des Schwierigkeitsgrades gehört? Das muss doch einfach nur frustrierend sein, wenn du ein Spiel hast, und nicht mal über Level 2 hinaus kommst. Wer kauft sich denn sowas bitte? Und müsste es nicht wenigstens einen Cheat á la God-Mode geben, damit die das Spiel wenigstens mal zur Gänze durchtesten können? Hat Drehbuchautor William Gibson eigentlich schon jemals einen solchen "first person shooter" gespielt?!?! Generell wurde die Spielwelt in Level 2 zunehmend abstrus – Stichwort Panzer. Und so gut die Effekte sonst teilweise auch waren, die Szenen in der Westernstadt wurden viel zu eindeutig vor einem Bluescreen gedreht und wirkten im Vergleich zu Level 1 sehr künstlich. Last but not least hätte ich auch auf die Gewaltdiskussion verzichten können, die mir in dieser ansonsten doch sehr trashigen Folge irgendwie unpassend ernst erschien.
Fazit:"Game Over" hat viele Probleme – vor allem logischer Natur. Die hier vorgestellte Technologie ist mir viel zu weit fortgeschritten, und manches rund um das Spiel ergibt nicht wirklich Sinn (wie z.B., dass bereits Level zwei so schwer ist, dass es bisher noch keiner geschlagen hat; auch frage ich mich angesichts der VR-Umgebung in einer riesigen Lagerhalle, wie die das Spiel verschiffen wollen). Die Inspirationsquellen (die aus "Star Trek" bekannten Holodecks, sowie "Tron") sind wieder einmal viel zu offensichtlich. Und die Gewaltdiskussion hätten sie sich sparen können, da es in die Episode, die sich eigentlich nicht ernst nehmen lässt, nicht wirklich hineinpasst. Einen gewissen – überwiegend trashigen – Charme kann ich der Episode jedoch ebenso wenig absprechen, wie ihren soliden Unterhaltungswert. Vor allem auch, wenn sich dann Scully in Kampfmontur schmeißt und zur Rettung eilt, hat das durchaus seinen Reiz. Wie auch Nancy Allen als virtuelle Kampf-Amazone und/oder Sharon Stone-Parodie. Davon abgesehen war "Game Over" aber leider eine doch eher dürftige Angelegenheit.