Originaltitel: The Unnatural Episodennummer: 6x19 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 25 April 1999 Erstausstrahlung D: 31. Januar 2000 Drehbuch: David Duchovny Regie: David Duchovny Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller:
Daniel Duchovny als Piney,
Frederic Lane als young Arthur Dales,
M. Emmet Walsh als Arthur Dales,
Jesse L. Martin als Josh Exley,
Walter T. Phelan Jr. als Alien,
Brian Thompson als Alien Bounty Hunter,
Paul Willson als Ted u.a.
Kurzinhalt:
Mulder entdeckt in einer alten Zeitung den außerirdischen Kopfgeldjäger. Zudem meint er, darauf Arthur Dales zu erkennen. Als er diesen besuchen will, stößt er hingegen vielmehr auf dessen Bruder, der ebenfalls Arthur heißt. Dieser erzählt ihm daraufhin von seinen Erlebnissen in Roswell, New Mexico, im Jahr 1947. Als ein afroamerikanischer Baseballspieler namens Josh Exley Drohbriefe erhält, machte es sich Arthur Dales zur Aufgabe, ihn zu beschützen. Er begleitet Exley mit dem Mannschaftsbus von einem Spiel zum nächsten, und freundet sich langsam aber sicher mit ihm an. Im Zuge dessen entdeckt er Josh Exleys unglaubliches Geheimnis: Er ist ein Außerirdischer…
Review:Auch wenn mir der Ton der sechsten Staffel insgesamt doch etwas zu locker und zu wenig düster war, heißt das nicht, dass ich eine gelungene amüsante Episode nicht zu schätzen weiß. "Ex" mag zwar nicht die allerbeste "Comedy"-Folge der Serie sein, ich sehe sie aber durchaus in der Tradition von Episoden wie "Krieg der Koprophagen", "Andere Wahrheiten" und Konsorten. Geschrieben und inszeniert von David Duchovny, bietet "Ex" vor allem eines: Gute Unterhaltung. Dass er nicht ganz mit den allerbesten ironischen Episoden der Serie mithalten kann, liegt in erster Linie an Kleinigkeiten. Wie z.B. am neuen Arthur Dales, der einerseits anders aussieht als man das gewohnt ist, aber dennoch in den Rückblenden wieder von Frederic Lehne gespielt wird. Da der ursprüngliche Darsteller leider während der Dreharbeiten einen Schlaganfall erlitten kann, kann man das den Machern nicht wirklich vorwerfen. Dennoch wird meines Erachtens hier offensichtlich, dass man verkrampft nach einer raschen Lösung gesucht, aber letztendlich keine gänzlich überzeugende, gelungene Lösung gefunden hat.
Etwas zwiespältig stehe ich auch dem traumhaften Charakter der Folge gegenüber. So lässt sich "Ex" zweierlei interpretieren: Entweder hat sich alles genau so zugetragen wie wir das sehen, oder aber es hält sich bei den Rückblenden vielmehr um Mulders Vorstellung, basierend auf Dales Erzählung. Damit findet sich zwar eine rasche Erklärung für allfällige Kontinuitätsfehler, es verleiht der ganzen Episode aber ein bisschen etwas unkonkretes; man weiß einfach nicht so recht, woran man ist. Ach ja, und auch wenn es wirklich nur eine Kleinigkeit war, aber "In the big inning" war schon ein ziemlich billiges Wortspiel. Davon abgesehen weiß "Ex" aber zu gefallen. Neben der witzigen Grundidee eines Aliens, das auf der Erde bleibt weil ihm Baseball so gut gefällt (und in einem Team namens "Grays" spielt), überzeugte mich "Ex" dabei vor allem auch mit einigen ernsteren, dramatischen Tönen. So wird z.B. der damals vorherrschende Rassismus thematisiert. Frederic Lehne und Jesse L. Martin gelingt es zudem, die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen ihren Figuren sehr überzeugend darzustellen – was wichtig ist, damit das Ende die gewünschte Wirkung entfaltet. Eben dieser Ausgang des Geschehens war dann eine weitere wesentliche Stärke. Und vor allem auch die letzte Szene – grandios unterlegt mit "Come and Go With Me To That Land" – fand ich einfach nur phantastisch, mit Mulder, der Scully das Baseballspielen beibringt. Es tat – vor allem auch nach "Arkadien", wo mir die Chemie zwischen den beiden irgendwie gefehlt hat – gut, zu sehen, wie die beiden die Gesellschaft des jeweils anderen genießen. Vor allem aber haben wir Scully vermutlich noch nie (oder zumindest schon sehr lange nicht mehr) so unbeschwert gesehen. Als letztes muss dann auch noch das tolle, ausdrucksstarke Alien hervorgehoben werden. Da hat die Maskenabteilung wirklich hervorragende Arbeit geleistet.
Fazit:"Ex" ist eine sehr unterhaltsame Episode. Zwar vom Grundkonzept her zweifellos eher auf Humor ausgerichtet und mit vielen amüsanten Szenen, war es letztendlich vor allem die wunderbar dargestellte Freundschaft zwischen Arthur Dales und Josh Exley, welche die Episode für mich so gelungen gemacht hat. Obwohl wir nicht viel Zeit mit ihnen verbringen gelang es Drehbuchautor und Regisseur David Duchovny sowie den Darstellern, mich eine Bindung zu den Figuren aufbauen zu lassen – so dass man am Ende wenn der Kopfgeldjäger auftaucht auch entsprechend mit Exley mitfiebert. Auch die gemeinsamen Szenen zwischen Mulder und Scully fand ich großartig; endlich war da wieder jenes knistern, dass ich zuletzt ein wenig vermisst hatte. Generell durften beide die Anwesenheit des jeweils anderen wieder einmal so richtig und gänzlich unbeschwert genießen. Vor allem die letzte Szene wertete "Ex" für mich diesbezüglich ungemein auf – ist es doch schon lang her (und generell ein seltener Anblick), dass wir Scully lächeln gesehen haben. Kleinere Kritikpunkte verhindern zwar den Homerun, dennoch zählt "Ex" für mich zu den Höhepunkten der sechsten Staffel.