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Originaltitel: Milagro
Episodennummer: 6x18
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 18. April 1999
Erstausstrahlung D: 24. Januar 2000
Drehbuch: Chris Carter, John Shiban & Frank Spotnitz
Regie: Kim Manners
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner
Gastdarsteller: John Hawkes als Phillip Padgett, Nestor Serrano als Ken Naciamento, Angelo Vacco als Kevin, Jillian Bach als Maggie u.a.

Kurzinhalt: Mulder und Scully ermitteln in einer schrecklichen Mordserie: Den Opfern wurde das Herz herausgerissen – jedoch ohne dabei eine Wunde zu hinterlassen. Mulders Nachbar Phillip Padgett, der die beiden über einen Lüftungsschacht belauscht, schreibt indes an einem Roman, in dem der Killer genau nach diesem Muster vorgeht. Ist er etwa der Mörder, und bringt er seine eigenen Taten aufs Papier? Oder ist er vielleicht dessen Komplize? Möglicherweise hat er den Killer ja auch mit seiner Phantasie erschaffen? Oder besteht zwischen ihm und dem Mörder vielleicht eine besondere telepathische Verbindung, und weiß er daher so genau, wann und wo und wie er zuschlägt? Jedenfalls werden Mulder und Scully schon bald auf Phillip Padgett – der ein Auge auf Dana geworfen hat und ihr in einer Kirche auflauert – aufmerksam, und stoßen auf das Manuskript seines Romans, und damit einhergehend auch auf die rätselhaften Übereinstimmungen zwischen dem, das er geschrieben hat, und den grauenvollen Morden die sich zugetragen haben. Nun gilt es noch zu ermitteln, worin genau seine Verbindung zum Killer besteht…


Review: ImageNach den letzten eher enttäuschenden – da bestenfalls mittelmäßigen –Episoden findet die Serie mit "Milagro" wieder zu ihrer alten Form zurück. Mein einziger wesentlicher Kritikpunkt ist der zwar sehr stimmungsvolle, aber dann doch etwas zu mysteriös und verwirrend ausgefallene Einstieg. Selbst nachdem ich die gesamte Episode gesehen habe weiß ich nicht so recht, wie ich das verstehen/interpretieren soll, und was da nun eigentlich genau passiert ist. War das eine Szene aus dem Showdown (Kann aber eigentlich nicht sein, da die Seite in der Schreibmaschine ja noch leer war)? War es eine Art Vision? Hat er den Killer in diesem Moment erschaffen, und sich nur vorgestellt wie er sich selbst das Herz herausreißt – und in diesem Moment hat der Killer eben dies zum ersten Mal im echten Leben getan? Ein mysteriöser Einstieg in allen Ehren, aber das empfand ich dann doch – auch rückwirkend betrachtet – als etwas zu verwirrend und unverständlich.

Davon abgesehen war "Milagro" aber recht gelungen. Am besten hat mir gefallen, dass für lange Zeit nicht klar war, in welcher Verbindung der Schriftsteller zum Killer bzw. den Morden steht. Verfügt er "nur" über eine besondere Verbindung zum Killer, und hat darüber hinaus ein gutes Gespür für die Gedanken und Gefühle der Personen um ihn herum? Oder hat er ihn mit seiner Phantasie vielmehr erschaffen, und kann mit dem, was er schreibt, auch die Menschen in seiner Umwelt beeinflussen? Oder, anderes ausgedrückt: Schreibt er es, weil es passiert, oder passiert es, weil er es schreibt? Das gute alte Henne-Ei-Prinzip, also. Erst im weiteren Verlauf wird aufgeklärt, dass es sich um letzteres handelt. Diese Idee weckt dann wiederum Erinnerungen an den Stephen King-Roman "Stark – The Dark Half", war aber hier ausreichend unterschiedlich umgesetzt, als dass es mir störend aufgefallen wäre. Eine weitere wesentliche Stärke ist die schauspielerische Leistung von John Hawkes. Ich kenne ihn seit "Deadwood", und seither hat er mich in vielen unterschiedlichen Rollen beeindruckt (allen voran als Sektenführer in "Martha Marcy May Marlene"; wobei ich "The Sessions – Wenn Worte berühren" leider noch nicht gesehen habe). Auch in "Milagro" zeigt er eine bestechende Leistung, und wechselt perfekt und sehr überzeugend zwischen gruselig, charmant, bedrohlich, verzweifelt usw. herum. Was der Episode auch (endlich wieder einmal) gelingt, ist Spannung zu erzeugen, eine bedrohlich-gruselige Stimmung aufzubauen, und diese praktisch die komplette Episode über zu halten. Wirklich phantastisch fand ich auch die Textpassagen aus Phillip Padgetts Roman, die uns John Hawkes aus dem Off vorlesen darf – waren diese doch wunderschön geschrieben.

ImageAls letzte wesentliche Stärke empfand ich dann die Einblicke in Scullys Psyche und Persönlichkeit, die man uns in "Milagro" bietet. Zwar bleibt natürlich in vielerlei Hinsicht offen, was genau davon auch wirklich ihre Gedanken und Gefühle sind, und was ihr vielmehr von Padgett auf den Leib geschrieben wurde, dennoch fand ich z.B. seine Analyse von Scully sehr interessant. Vor allem natürlich die Aussage, dass Agent Scully bereits in eine andere Person – man darf annehmen, dass hier Mulder gemeint ist – verliebt sei; wie Padgett in seinem Roman schreibt. Generell hat die Idee, dass jemand durch das, was er auf ein Blatt Papier schreibt, deine Gedanken und Gefühle kontrollieren kann, etwas Erschreckendes und Beängstigendes an sich, dass eben insbesondere in den Szenen rund um Dana Scully sehr gut zur Geltung kam. Eine interessante Idee, gut umgesetzt – so mag ich mein "Akte X"!

Fazit: Na also, es geht doch! Nach mehreren doch eher enttäuschenden und bestenfalls mittelmäßigen Episoden war "Milagro" endlich wieder einmal eine überwiegend gelungene "Akte X"-Episode. Die Grundidee mag zwar nicht unbedingt neu sein, die Umsetzung hat mir aber sehr gut gefallen. "Milagro" profitierte dabei vor allem vom gut umgesetzten Verwirrspiel rund um die Frage, welcherart die Verbindung zwischen Padgett und dem Killer denn eigentlich nun genau ist. Schreibt er es, weil es passiert, oder passiert es, weil er es schreibt? Die Textzitate aus dem Roman fand ich auch sehr gelungen. Neben dem Killer ist dann vor allem noch die Idee erschreckend, dass jemand mit den Worten, die er niederschreibt, die eigenen Gedanken und Gefühle kontrollieren kann – und man quasi zu einer Figur in dessen Roman wird, die über keinen eigenen Willen mehr verfügt. Die Episode war darüber hinaus sehr stimmungsvoll inszeniert, und überzeugte vor allem auch mit einer sehr guten schauspielerischen Leistung von John Hawkes. Einzig der auch rückwirkend betrachtet noch sehr verwirrende, um nicht zu sagen unverständliche, Einstieg – wo man meines Erachtens beim Versuch, mysteriös zu sein, doch etwas übers Ziel hinausgeschossen ist – trübt meine Begeisterung ein wenig.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)




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