Originaltitel: The End
Episodennummer: 5x20
Bewertung:
 
Erstausstrahlung USA: 17. Mai 1998
Erstausstrahlung D: 22. Februar 1999
Drehbuch: Chris Carter
Regie: R. W. Goodwin
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner
Gastdarsteller:
William B. Davis als The Smoking Man,
Chris Owens als Jeffrey Spender,
Nicholas Lea als Alex Krycek,
Mimi Rogers als Diana Fowley,
John Neville als Well-Manicured Man,
Tom Braidwood als Melvin Frohike,
Dean Haglund als Richard Langly,
Bruce Harwood als John Fitzgerald Byers,
Jeff Gulka als Gibson Praise,
Don S. Williams als First Elder,
George Murdock als Second Elder,
John Moore als Third Elder,
Martin Ferrero als Shooter,
Michael Shamus Wiles als Black Haired Man,
Orest Blajkevitch als Anatole Klebanow,
Patrick Phillips als Clinician #1,
Paul Moniz De Sa als Clinician #2,
John Trotter als Clinician #3 u.a.
Kurzinhalt:
Während eines öffentlichen Schachturniers wird ein russischer Großmeister durch einen Heckenschützen ermordet. Agent Spender leitet die Ermittlungen, und Skinner bittet Mulder – gegen Spenders ausdrücklichen Wunsch – sich diesen ebenfalls anzuschließen. Als er das Video des Attentats zum ersten Mal sieht, ist Mulder davon überzeugt, dass nicht der Russe, sondern vielmehr sein Gegner das Ziel war. Bei diesem handelt es sich allerdings nur um einen kleinen Jungen; ein Wunderkind. Welches Interesse könnte man daran haben, ihn auszuschalten? Mulder vermutet schon bald, dass es sich bei Gibson um einen Telepathen handelt – etwas, mit dem der kleine Junge auch nicht lange hinterm Berg hält. Doch seine außergewöhnliche Fähigkeit ist nicht der einzige Grund, warum es bestimmte Personen auf ihn abgesehen haben…
Review:
 Von Beginn an zeigte sich bei "Akte X" ein Trend: Die "Monster der Woche"-Folgen sind in ihrer Qualität sehr schwankend, bieten überwiegend aber "nur" solide Unterhaltung. Natürlich gab es Ausnahmen, aber die meisten der wirklich tollen, großartigen Episoden waren mit der größeren, serienübergreifenden Mythologie verknüpft, und insgesamt war deren qualitativer Schnitt deutlich höher als jener der unabhängigen Einzelepisoden. In der fünften Staffel begann sich dies aber langsam… umzukehren ist das falsche Wort, aber sagen wir einzubremsen. Die wirklichen Höhepunkte waren für mich herausragende Einzelfolgen, allen voran "Der große Mutato", und insgesamt gab es in dieser Staffel keinen einzigen echten Ausfall, keine Folge mit einer schlechteren als einer durchschnittlichen Wertung. Im Vergleich dazu vermochten es die Mythologie-Episoden aber nicht wirklich, mich zu begeistern, und haben mich überwiegend enttäuscht. Zwar haben sie qualitativ auch in Staffel 5 noch die Nase vorn – aber die Lücke ist deutlich geschrumpft.
"Das Ende" tut nun nichts dazu, um diese Trendumkehr ihrerseits wieder umzukehren, sondern bestätigt diese vielmehr – liegt die Wertung der Episode doch unter dem Gesamtstaffel-Schnitt. Hauptverantwortlich dafür ist die Tatsache, dass alles schön langsam ziemlich konfus wirkt, einen teils schlecht geplanten und unstimmigen Eindruck vermittelt, und teilweise sogar keinen Sinn ergibt. So sind viele Entwicklungen so wie sie in "Das Ende" beschrieben sind schwer nachzuvollziehen. Was genau ist – abseits von seiner Telepathie, die ja als nicht ausschlaggebend dafür angesehen wird, dass die Regierung ihn verfolgt – das sensationelle an Gibson? Dass er ein Alien-Mensch-Hybrid ist? Mit Verlaub, als solcher ist er nun wahrlich und beim besten Willen nicht der erste. Waren das die Klone nicht auch schon? Oder was ist mit Emily? Hier schien es mir so, als versuchte Chris Carter verzweifelt, die Bedeutung des kleinen Jungen hochzuspielen, nur damit die weitere Handlung den von ihm gewünschten Verlauf nehmen konnte. Überhaupt stellt sich mir die Frage: Seit wann glaubt Mulder eigentlich auf einmal wieder an Aliens? Hab ich da was verpasst? Insgesamt hatte ich jedenfalls den Eindruck, dass Carter gegen Ende der Staffel draufgekommen ist, dass er ja nur 20 Folgen hat, und dann praktisch in letzter Sekunde versucht hat, noch schnell den Kinofilm vorzubereiten. Insgesamt macht das aber auf mich einen sehr überhasteten, konstruierten und insgesamt leider wenig überzeugenden Eindruck.
 Auch der Sinn von Mimi Rogers Charakter erschließt sich mir nicht. Wäre sie die ganze Staffel über dabei gewesen und hätte die Dynamik zwischen Mulder und Scully durcheinander gebracht, gut ok. Aber sie hier auf einmal einzuführen, nur um Scully einen Grund zu geben, auf einmal auf eifersüchtig machen zu können, und sie am Ende der Folge auch gleich wieder er- oder zumindest anschießen zu lassen, halte ich insgesamt für die Verschwendung einer von der Grundidee her interessanten Figur. Überhaupt schien mir Scullys Eifersuchtsanfall wie aus dem Nichts zu kommen. Meines Erachtens gab es bislang einfach zu wenige Szenen zwischen Mulder und Scully, die auch nur andeutungsweise in eine romantische Richtung gegangen sind, als dass dies wie eine natürliche, nachvollziehbare Entwicklung wirken würde. Denn von der einen oder anderen harmlosen Flirterei abgesehen haben sie bisher – trotz der vielen Dinge, die sie zusammen durchgestanden haben – wenig gegenseitiges romantisches Interesse zueinander gezeigt. Möglicherweise war aber Mimi Rogers auch in erster Linie dazu da, Gillian Anderson die Rute ins Fenster zu stellen?!
Der letzte große Kritikpunkt ist dann die Schließung der X-Akten. Nicht nur hatten wir das bereits am Ende der 1. Staffel – und glaubt ohnehin keiner daran, angesichts der Ankündigungen zum Kinofilm und der 6. Staffel – es will zudem auch diese Entwicklung auf mich nicht natürlich, schlüssig und nachvollziehbar wirken. Sie haben sich also an das Justizministerium gewandt, dann wird ihnen ihr Kronzeuge im Gefängnis erschossen und der Junge entführt – und auf einmal wird die Abteilung geschlossen? Wie? Wo? Was? Wann? Man versucht diese Entwicklung zwar vorzubereiten, in dem man Scully und Spender lang und breit erklären lässt, was für ein groooooßes Risiko es nicht sei, das Justizministerium einzuschalten. Aber wenn überhaupt, lässt es den Versuch, diese Wendung zu erklären, nur noch verzweifelter wirken. Einen früheren Kritikpunkt muss ich indes zurücknehmen. Nachdem ich mich bei "Cassandra – Teil 2" noch über das unerwartete und gänzlich ungeklärte Wiedersehen mit dem Raucher beschwert hatte (auch "Das Ende" geht übrigens nicht genauer darauf ein, wie genau er denn den Anschlag überlebt hat), so muss ich ihnen wenigstens nach neuerlicher Sichtung dieses Abschnitts aus "Redux – Teil 2" zu Gute halten, dass sie diesen Twist mit Skinners ominöser Aussage, dass die Leiche nicht gefunden wurde (wo bei mir wenn ich es bewusst wahrgenommen hätte eigentlich sofort die Warnglocken schrillen hätten müssen; ich habe es damals wohl eher so verstanden, dass die Verschwörer die Leiche weggeschafft haben. Keine Leiche, keine Morduntersuchung. Wobei sich schon die Frage stellt, woher man eigentlich weiß, dass das Opfer der Raucher war, wenn die Leiche fort ist, aber gut.), ansatzweise vorbereitet haben. Dafür stellt sich mir allerdings wiederum die Frage, warum Alex Krycek jetzt auf einmal wieder mit den bzw. für die Amerikaner arbeitet.
 Die mit Abstand beste – und leider auch einzig wirklich tolle – Szene ist meines Erachtens, wie der Raucher das Büro von Mulder und Scully in Brand steckt, und diese beiden schließlich in den Trümmern ihrer Arbeit stehen. Der Rest der Folge ist – so ausführlich ich mich auch mit dem Dingen beschäftigt haben mag, die mich irgendwie stören – auch nicht unbedingt schlecht. So gibt es durchaus auch davor ein paar Stärken und gute Momente. Mir gefällt der Einstieg beim Schachturnier, Mulders Analyse des Videos, sein angespanntes Verhältnis mit Agent Spender, alle Szenen mit dem Raucher, sein kluger Plan (in dem sich auch die Schach-Thematik vom Beginn der Folge durchzieht), den netten Touch mit der Zigarettenverpackung, die Szene in der Gibson davon erzählt wie es ist, ein Telepath zu sein, und natürlich die Tatsache, dass die "Bösen" hier wieder einmal den Sieg davontragen dürfen. Schade halt nur, dass diese gelungenen Elemente bzw. die Episode an sich von den zuvor genannten – überwiegend logischen – Schwächen und Inkonsistenzen, die man mit etwas mehr Sorgfalt und genauerer Planung hätte vermeiden können, unnötig heruntergezogen werden.
Fazit:
Es ist nicht so, dass "Das Ende" eine schlechte Episode ist; aber insgesamt halte ich sie für doch eher enttäuschend. Zwar durchaus unterhaltsam und mit einigen guten Szenen und Entwicklungen gespickt, reiht sie sich insgesamt leider in die Riege der weniger gelungenen Mythologie-Episoden der fünften Staffel ein. Diese sind meiner bescheidenen Meinung nach mittlerweile nicht mehr das Highlight, das sie mal waren. Hauptverantwortlich sind einige Entwicklungen, die nicht so recht Sinn ergeben wollen, vieles, das doch sehr konstruiert erscheint, und auch der etwas konfuse Eindruck, der mir in Richtung der fortlaufenden Handlung zunehmend entsteht. Die hochgespielte Bedeutung von Gibson oder auch die Schließung der X-Akten – beides in dieser Form für mich nicht nachvollziehbar – sind nur zwei Beispiele dafür. Insgesamt konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Carter fünf Minuten vor 12 bemerkt hat, dass er ja noch den Kinofilm vorbereiten muss; weshalb viele Entwicklungen wie aus dem Nichts kommen und so manches generell sehr überhastet wirkt. "Das Ende" war nie wirklich langweilig oder gar nervig, aber für mich gab einfach zu vieles darin keinen Sinn, als dass sie mich hätte begeistern können.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)
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