Originaltitel: All Souls
Episodennummer: 5x17
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 26. April 1998
Erstausstrahlung D: 01. Februar 1999
Drehbuch: Billy Brown, Dan Angel, John Shiban & Frank Spotnitz
Regie: Allen Coulter
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner
Gastdarsteller:
Emily Perkins als Nephilim,
Arnie Walters als Father McCue,
Glenn Morshower als Aaron Starkey,
Patti Allan als Mrs. Kernoff,
Eric Keenleyside als Lance Kernof,
Jody Racicot als Father Gregory,
Lorraine Landry als Vicki Belon,
Lauren Diewold als Emily,
Bob Wilde als George Vincent Dyer,
Tim O'Halloran als the Sergeant,
Tracy Elofson als Seraphim u.a.
Kurzinhalt:
Pater McCue bittet Dana Scully darum, im mysteriösen Todesfall einer schwer behinderten jungen Frau zu ermitteln. Obwohl diese an einem Rollstuhl gefesselt war, behauptet ihr Vater, gesehen zu haben, wie sie über die Straße ging – so sie schließlich von einer Art Blitz niedergestreckt wurde. Zudem berichtet der Vater, eine mysteriöse dunkle Gestalt gesehen zu haben. Mit Mulders Hilfe findet Dana schließlich heraus, dass das Opfer adoptiert war – und zudem nur ein Kind von Vierlingen waren, die alle den gleichen genetischen Defekt aufwiesen. Sie befürchtet darauf, dass jemand auf die vier Mädchen Jagd machen und auch diese in Gefahr sein könnten. Kurz darauf wird tatsächlich ein zweites der Kinder in einem Jugendheim umgebracht. Am Tatort findet Scully ein umgedrehtes Kreuz. Stecken hinter den Morden etwa religiöse Motive? Während Mulder von einem Serienkiller ausgeht und den Pater einer obskuren Kirche in Verdacht hat, glaubt Scully zunehmend, dass die Mädchen im ewigen Kampf zwischen den Mächten des Guten und des Bösen gefangen wurden…
Review:
Ich habe es da und dort schon erwähnt: Ich bin nicht der größte Fan des "religiösen" Horrors – und gehöre z.B. auch zu den wenigen, die selbst dem Vorzeigeprodukt dieses Subgenres, "Der Exorzist", seinen Meisterwerkstatus partout nicht anerkennen wollen. Während ich mir mit Geistern, Monstern und ähnlichen übernatürlichen Phänomenen im Horror-Genre noch vergleichsweise leicht tue, setzt bei mir irgendwas aus, sobald der christliche Glaube, Gott, Teufel, Dämonen etc. ins Spiel kommen. Dementsprechend hat "Alle Seelen" meinen Geschmack leider so überhaupt nicht getroffen. Unverständlich und inkonsequent erscheint mir dabei nach wie vor, dass die sonst so skeptische und rein wissenschaftliche Scully just bei religiösen Themen auf einmal dazu bereit ist, an eine höhere Macht zu glauben, und eine übersinnliche Erklärung in Betracht zu ziehen. Immerhin hatte sie im Laufe ihrer X-Akten schon mit zahlreichen Fällen zu tun, die sich durchaus wissenschaftlich erklären ließen, wo sie aber eine entsprechende Erklärung – einfach weil das besagte Wesen ungewöhnlich und unbekannt war – nicht akzeptieren wollte. Aber das Gott seine Hand im Spiel hat, glaubt sie sofort?
Kritisch sehe ich auch die Aussage der Erlösung, die sich in "Alle Seelen" was den Tod der vier behinderten Mädchen betrifft hineininterpretieren lässt. Immerhin ist es ja nicht Satan, sondern vielmehr Gott, der sie "zu sich holt" und damit quasi "umbringt". Was die Episode leider auch nicht vermochte, ist mir verständlich zu machen, was genau denn eigentlich auf dem Spiel steht, und warum der Teufel an diesen Mädchen so interessiert ist. Und das mit dem Schatten mit den Hörnern war dann doch etwas "too much" und wirkte etwas zu plakativ und aufgesetzt. Was die Episode aber ansatzweise wieder herausreißt, ist die Thematisierung von Emilys Tod; setzt sich Dana Scully doch hier mit jener schwerwiegenden und schwierigen Entscheidung auseinander, die sie in "Emily – Teil 2" getroffen hat. Die entsprechenden Szenen waren von Gillian Anderson wieder einmal phänomenal gespielt (vor allem auch während der Beichte), und die eine oder andere Vision von Emily hat mir durchaus eine Gänsehaut beschert. Auch an der Inszenierung gibt es wieder einmal nichts zu mäkeln, diese war nämlich sehr atmosphärisch, und bescherte der Episode auch einige Bilder und Einstellungen, die mir bestimmt noch eine Weile in Erinnerung bleiben werden – wie das erste Opfer, mit verbrannten Augen, im Regen kniend. Die Musik von Mark Snow war ebenfalls wieder mal gelungen. Und auch wenn ich grundsätzlich kein Freund der religiösen Thematik sein mag, muss man ihnen wenigstens zu Gute halten, dass sie sich mit den Nephilim wenigstens einem Element der christlichen Mythologie bedient haben, das vergleichsweise frisch und unverbraucht wirkt – zumal sie diese auch sehr frei interpretiert haben, und dadurch einen durchaus originellen Zugang fanden.
Fazit:
Da ich nicht religiös bin, hat christlich-religiöser Horror bei mir von vornherein einen schweren Stand. Ich habe vergleichsweise wenig Probleme mit Geistern, Monstern oder ähnlichen übersinnlichen Elementen – aber kaum kommen Gott und der Teufel ins Spiel, schalte ich irgendwie ab. Etwas, für das "Alle Seelen" natürlich nichts kann, dass jedoch trotzdem sicherlich dafür mitverantwortlich war, dass mich die Folge nicht wirklich begeistern konnte. Zumal mit der Rollentausch zwischen Mulder und Scully bei religiösen Themen nach wie vor suspekt ist. Inszenierung, Soundtrack und schauspielerische Leistungen – wobei vor allem Gillian Anderson wieder einmal hervorstach – waren aber auf dem gewohnt hohen Niveau, und wenn sie mich schon nur selten so richtig packen konnte, war die Episode wenigstens auch nie wirklich langweilig. Letztendlich ist es aber in erster Linie der gelungenen Thematisierung von Emilys Tod – und Dana Scullys Schuldgefühlen – zu verdanken, dass es "Alle Seelen" trotz meiner persönlichen Aversion gegen die Grundthematik noch auf eine durchschnittliche Wertung gebracht hat.
Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zur Serie im SpacePub!
|