Originaltitel: Schizogeny
Episodennummer: 5x09
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 11. Januar 1998
Erstausstrahlung D: 02. November 1998
Drehbuch: Jessica Scott & Mike Wollaeger
Regie: Ralph Hemecker
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner
Gastdarsteller:
Chad Lindberg als Bobby Rich,
Sarah-Jane Redmond als Karin Matthews,
Katharine Isabelle als Lisa Baiocchi,
Cynde Harmon als Patti Rich,
Bob Dawson als Phil Rich,
Gardiner Millar als Eugene Baiocchi,
Kate Robbins als Linda Baiocchi,
Myles Ferguson als Joey Agostino,
George Josef als John Ramirez,
Laurie Murdoch als Coroner,
Christin Anton als Teacher u.a.
Kurzinhalt:
Am Abend nach einem heftigen Streit mit seinem Sohn Bobby wird Phil Rich tot im Wald vergraben aufgefunden. Bobby gerät daraufhin sofort unter Mordverdacht – Mulder ist jedoch skeptisch, ob er die Tat wirklich begangen hat. So scheint es wenig glaubwürdig, dass es dem Teenager gelungen wäre, seinen deutlich größeren und schwereren Vater zu überwältigen. Rätsel gibt zudem die Tatsache auf, dass Phil senkrecht im Boden vergraben ist. Warum sollte sich jemand die Arbeit tun, ein derart tiefes Loch auszugraben, nur um ihn vertikal vergraben zu können? Im Gespräch mit Bobbys Mutter erfahren Mulder und Scully, dass der Teenager bei einer Therapeutin in Behandlung ist. Diese behauptet, Bobby wäre Opfer von häuslicher Gewalt geworden, was seine Mutter jedoch vehement bestreitet. Als kurz darauf der Vater einer Freundin von Bobby ebenfalls unter mysteriösen Umständen stirbt, glaubt Mulder, dass die Todesfälle auf die Bäume zurückzuführen sind…
Review:
"Die Wurzeln des Bösen" hat bei mir dank der klischeehaften Darstellung des problemgebeutelten Teenagers, der natürlich Punk-Musik hört und "Killerspiele" spielt, einen denkbar schlechten und ungünstigen Start erwischt. Selbst wenn man argumentieren kann, dass es den Machern hier mehr darum geht, sich die Ängste von Eltern zu Nutze zu machen und mit diesen zu spielen, als sie auch tatsächlich zu bestätigen (erweist sich der Einstieg doch in mehrerlei Hinsicht ans Finte; weder ist der Sohn der Täter, noch das Opfer von häuslicher Gewalt), geht mir eine derart abgedroschene Darstellung gegen den Strich, und sorgt damit automatisch schon mal für einen Minuspunkt. Der Rest der Episode war dann zwar besser, und überzeugte mich vor allem mit den atmosphärischen Einstellungen des Waldes mit den hierzulande doch eher ungewöhnlichen fächerartigen Bäumen – war aber dennoch kein Highlight, und auch abseits des Einstiegs nicht frei von Schwächen.
Hier ist in erster Linie die "Psycho"-Killerin zu nennen. Nun mal ehrlich, das war ziemlich einfallslos, und zudem viel zu offensichtlich, was die vermeintlich überraschend-schockierende Wendung sehr vorhersehbar machte. Generell war die Episode viel zu durchsichtig und absehbar, was auf die Spannung drückte. Auch die Art und Weise, wie man hier versucht das Thema der häuslichen Gewalt anzusprechen, wirkt wenig überzeugend und doch etwas unbeholfen bzw. verhalten. Dann hätte man es besser wohl gleich gelassen. Gut gefallen konnte mir hingegen die Grundidee rund um angreifende Bäume. Was schnell unfreiwillig komisch hätte werden können, verfehlt dank der gelungene Umsetzung und der Idee, in erster Linie die Baumwurzeln einzusetzen, die gewünschte Wirkung nicht. Die schauspielerischen Leistungen konnten mir ebenfalls gefallen, wobei für mich in erster Linie Sarah-Jane Redmond als "Therapeutin" und Katharine Isabelle als Lisa hervorstachen. Und, auch ganz wesentlich: Die Inszenierung der Serie ist mittlerweile qualitativ an einem Punkt angelangt, an dem es gelingt, auch etwas schwächere Drehbücher durch eine gelungene, hochwertige Umsetzung aufzuwerten. Im vorliegenden Fall gilt das vor allem für den packenden Einstieg, sowie den atmosphärisch dichten Showdown. Nach aktuellem Stand kann ich mir jedenfalls schwer vorstellen, dass wir noch einmal so eine Gurke wie "Verlockungen" oder "Der Wunderheiler" (beide aus der ersten Staffel) erleben werden; da müsste die Inszenierung schon völlig versagen oder das Drehbuch ein kompletter Reinfall sein. "Die Wurzeln des Bösen" war zwar nicht perfekt, ist aber auch weit von solch katastrophalen Episoden entfernt.
Fazit:
Dass "Die Wurzeln des Bösen" solide Mystery-Unterhaltung bietet, verdankt die Episode meiner Meinung nach in erster Linie der gelungenen, atmosphärisch dichten Inszenierung mit einigen denkwürdigen Bildern, den ansprechenden schauspielerischen Leistungen, sowie der interessanten Grundidee rund um die aggressiven Baumwurzeln. Demgegenüber steht die doch ziemlich offensichtliche und auch sehr abgedroschen wirkende Auflösung rund um den Killer ("Psycho" lässt grüßen), die klischeehafte Darstellung des problemgebeutelten Teenagers, sowie der wenig überzeugende Versuch, sich einem ernsten und bedeutsamen Thema wie häuslicher/elterlicher Gewalt gegenüber Kindern vorzunehmen. Die Inszenierung ist allerdings mittlerweile auf einem Niveau, dass es zumindest ansatzweise gelingt, über derartige Schwächen des Drehbuchs hinwegzutrösten.
Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)
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