Originaltitel: Christmas Carol Episodennummer: 5x06 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 07. Dezember 1997 Erstausstrahlung D: 19. Oktober 1998 Drehbuch: Vince Gilligan, John Shiban & Frank Spotnitz Regie: Peter Markle Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller:
Pat Skipper als ,
Sheila Larken als ,
Karri Turner als ,
John Pyper-Ferguson als ,
Rob Freeman als ,
Lauren Diewold als ,
Melinda McGraw als ,
Joey Shea als ,
Ryan de Boer als ,
Zoë Anderson als ,
Rebecca Codling als ,
Gerard Plunkett als ,
Patricia Dahlquist als ,
Walter Marsh als ,
Jo-Anne Fernandez als ,
Dan Shea als ,
Gregor Sneddon als ,
Eric Breker als ,
Stephen Mendel als u.a.
Kurzinhalt:
Scully besucht ihren Bruder und ihre Schwägerin, um zusammen mit der Familie die Weihnachtsfeiertage zu verbringen. Nur kurz nach ihrer Ankunft erhält sie jedoch einen anonymen und sehr mysteriösen Anruf, in dem ihr eine Frauenstimme einbläut, jemandem zu helfen. Scully ist sich nicht sicher, glaubt aber, die Stimme ihrer verstorbenen Schwester Melissa wiederzuerkennen – nur wie ist das möglich? Als sie den Anruf zurückverfolgen lässt, führt sie dies zu einem Tatort. Eine junge Frau scheint sich in ihrer Badewanne das Leben genommen zu haben. Diese hat auch eine kleine Tochter, Emily, bei der es sich jedoch ein Adoptivkind handelt. Als Scully alte Fotoalben ihrer Familie durchstöbert, findet sie auch Bilder von Melissa, als diese im gleichen Alter war wie Emily – und bemerkt, dass die beiden fast identisch aussehen. Hat Melissa etwa eine Tochter, von der bisher niemand in Scullys Familie etwas wusste?
Review:"Emily – Teil 1" verfügt über ein paar starke und teils sehr emotionale Szenen. Einer der diesbezüglichen Höhepunkte ist sicherlich, wie Dana ihrer Mutter beichtet, dass sie keine Kinder bekommen kann (täuscht es mich, oder war das auch für uns Zuschauer eine neue Information? Obwohl ich mir die Episoden recht knapp hintereinander anschaue, bin ich mir jetzt grade nicht sicher, ob wir davon schon wussten. Mich hat es jedenfalls überrascht und auch schockiert). Auch ihre gemeinsame Szene mit Emily im Auto ist sehr berührend. Die wohl beste Szene ist aber das Gespräch zwischen Dana und der Dame von der Adoptionsbehörde. Gillian Anderson zeigt in der gesamten Episode wieder einmal ihr schauspielerisches Können – aber vor allem in dieser Szene hat sie mich umgehauen. Wirklich eine wundervolle Performance. Und natürlich weiß auch die Offenbarung am Ende zu gefallen, und das Interesse des Zuschauers zu wecken.
Dumm nur, dass dies erst buchstäblich in der letzten Sekunde geschieht, und damit meines Erachtens um 42 Minuten zu spät. Diese waren nämlich meiner bescheidenen Meinung nach doch eher langweilig, und insgesamt wenig überzeugend. Das beginnt schon mit den Telefonanrufen und vermeintlichen Nachrichten aus dem Jenseits, die Scully erhält. Diese werden nicht einmal ansatzweise aufgeklärt; hier erwartet man, dass der Zuschauer dies einfach ohne den Ansatz einer Erklärung akzeptiert. Nun könnte man sagen, dass es in "Akte X" vor unglaublichen Phänomenen nur so wimmelt – aber selten haben es sich die Macher so leicht gemacht wie hier, und etwas einfach eingebaut, ohne auch nur den Hauch einer Erklärung anzubieten. Das ganze Mysterium rund um Melissa und ob sie nun ein Kind hatte oder nicht fand ich – wie auch alles rund um den vermeintlichen Selbstmord und das damit einhergehende Komplott – ebenfalls nicht so prickelnd, und als Köder um uns in die Episode zu ziehen nicht verlockend und/oder interessant genug. Und das mit der Adoption kam auch aus heiterem Himmel. Hier hat "Emily – Teil 1" zudem das Problem, dass wir als Zuschauer zwiegespalten sind. Jedwede Form der Unterhaltung funktioniert meines Erachtens immer dann am besten, wenn unsere Ziele mit jenen der Protagonisten übereinstimmen. Dann fühlen und fiebern wir so richtig mit ihnen mit. Aber: Wollen wir, dass Scully Emily adoptiert, und das FBI verlässt? Es mag egoistisch sein, aber als Zuschauer möchte ich doch lieber, dass sie weiterhin mit Mulder nach der Wahrheit sucht. Eben dies macht die Szenen rund um die Adoption nicht so wirkungsvoll, wie das von den Machern wohl beabsichtigt war.
Vergleichsweise eine Kleinigkeit, aber ich halte es für erwähnenswert: Der Kommentar des Polizisten "dialed from 1800-grave beyond" zerstörte völlig die Atmosphäre der Szene, und war absolut unpassend. Mulder bzw. David Duchovny mag so einen Gag anbringen können, aber nicht dieser Kerl; das wirkte sehr verkrampft und wollte nicht in diese Szene passen. Mein letzter Kritikpunkt sind dann die Traumsequenzen. Diese sind einfach nur eine schräge Mischung aus Rückblenden bzw. Erinnerungen und verzerrten Visionen aus Scullys Kindheit. Da man diesen somit nicht vertrauen kann, hält sich ihr Informationscharakter in Grenzen; und auch atmosphärisch haben wir bei "Akte X" schon deutlich besseres gesehen. Zudem hätte man sie für meinen Geschmack ruhig etwas außergewöhnlicher inszenieren dürfen. Ich will nicht sagen, dass diese gänzlich uneffektiv oder gar schlecht gewesen wären. Aber insgesamt fand ich sie wenig berauschend, und wusste mit ihnen nicht wirklich etwas anzufangen. Wie leider auch mit der Episode insgesamt.
Fazit:
Gerade auch wenn man angesichts des Zweiteiler-Charakters so wie ich eine Mythologie-Episode erwartet, ist "Emily" eine ziemliche Enttäuschung – denn der Bezug zum größeren Handlungsrahmen wird eigentlich erst in der allerletzten Sekunde deutlich. Dort kann man dann in der Tat mit einer gelungenen Wendung aufwarten, die einige Fragen aufwirft, und mein Interesse wecken konnte – aber warum nur erst so spät? Denn alles davor, rund um das Mordkomplott oder auch Melissas angebliche Tochter, fand ich doch eher mau, und wenig begeisternd. Auch die Traumsequenzen haben mich nicht wirklich überzeugt; und als besonders schwach empfand ich auch, dass die mysteriösen Anrufe nicht einmal ansatzweise erklärt werden. Wenn Scully sich diese wenigstens nur eingebildet hätte, aber es liegen ja Aufzeichnungen darüber vor. In dem Moment, wo man so etwas einbaut, sollte man IMHO auch eine mögliche Erklärung dafür in Petto haben. Immerhin, ein paar gelungene Momente (darunter eben u.a. die überraschende Wendung; aber auch Scullys Adoptionsgespräch war sehr emotional und zweifellos ein Höhepunkt) gabs dann ja doch. In erster Linie ist es aber Gillian Andersons wundervolle schauspielerische Performance, die eine schlechtere Wertung verhindert.