Originaltitel: Detour Episodennummer: 5x04 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 23. November 1997 Erstausstrahlung D: 05. Oktober 1998 Drehbuch: Frank Spotnitz Regie: Brett Dowler Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller:
Scott Burkholder als Agent Michael Kinsley,
Colleen Flynn als Officer Michele Fazekas,
Merrilyn Gann als Mrs. Asekoff,
Alf Humphreys als Michael Asekoff,
Simon Longmore als Marty Fox,
Anthony Rapp als Jeff Glaser,
Tom Scholte als Michael Sloan,
Tyler Thompson als Louis Asekoff,
JC Wendel als Agent Carla Stonecypher u.a.
Kurzinhalt:
Zwei Vermesser, die in einem Wald in Florida tätig sind, verschwinden spurlos. Kurz darauf berichtet auch ein kleiner Junge, der mit seinem Vater dort spazieren ging, dass dieser – nachdem sie ein Rascheln gehört hatten und der Junge noch hörte, wie sein Vater zwei Schüsse abgegeben hat – verschwunden sei. Die Polizei beginnt daraufhin mit einer groß angelegten Suchaktion. Auf eben diese stoßen Mulder und Scully zufällig auf ihrem Weg zu einem Teambildungsseminar des FBI. Als Mulder von den Vorfällen im Wald hört, ist sein Interesse sofort geweckt. Zusammen mit einer Polizistin und einem lokalen Technik-Freak begeben sich die beiden mit einem Infrarot-Gerät in den Wald, um jenes geheimnisvolle Wesen zu finden, dass für das Verschwinden der Personen verantwortlich ist. Dabei werden die Jäger schon bald zu den Gejagten…
Review:Nach einigen Mythologie-Episoden hintereinander sowie der Ursprungsgeschichte der Lone Gunmen kehrt man in "Vom Erdboden verschluckt" nun also wieder zum "Monster der Woche" zurück. Wie auch bei man anderen Episoden dieser Gattung, ist auch hier die Inspiration für den Widersacher recht offensichtlich: Scheint doch in diesem Fall der "Predator" Pate gestanden zu sein. Neben dem unsichtbaren Monster sorgt auch der eingebaute "Predator-view" sowie die Tatsache, dass die Handlung in einem Wald (statt eines Dschungels) angesiedelt ist, dafür dass die Ähnlichkeit zu Arnies SF-Actionklassiker besonders stark hervorsticht. Jedenfalls hätte ich es gern gesehen, wenn man entweder etwas sorgfältiger (damit sich die Parallelen nicht gar so aufdrängen) oder wenigstens offener damit umgegangen wäre. Denn zwar wird immer wieder etwas von einem Mothman gefaselt, "Predator" scheint jedoch nicht zu Mulders filmischen Repertoire zu gehören. Mit der einen oder anderen ironischen Anspielung auf die Ähnlichkeiten, die sich gerade auch angesichts Mulders Fixierung auf Außerirdische ja förmlich angeboten hätte (mal ganz abgesehen davon, dass die Rechte ja auch bei Fox liegen), wären diese für mich auch gleich leichter zu verschmerzen gewesen.
Wenn ich schon beim Meckern bin, sei auch gleich die Szene erwähnt, wo Mulder, Scully, die Polizistin und der Technik-Freak das Monster jagen, und doch tatsächlich auf den ältesten Trick der Welt ("Teile und herrsche") hereinfallen. Dass sie sich in zwei Gruppen aufteilen wirkt vor allem auch deshalb so besonders dämlich, da sie nur über ein Infrarotgerät verfügen. Wäre es nicht gescheiter gewesen, gemeinsam mal eines der Dinger zu fangen, um es erforschen zu können? Stattdessen man es natürlich so wie es kommen musste, und die Monster holten sich einen von ihnen. Aufgrund der Dummheit der Figuren sank die Spannung in dieser Szene bei mir allerdings leider ordentlich in den Keller. Von diesen Punkten abgesehen ist "Vom Erdboden verschluckt" aber sehr gelungen. Im Vergleich zur ersten Staffel fällt auf, um wie viel selbstsicherer, kompetenter und hochwertiger die Inszenierung mittlerweile ist. Auch die Special Effects geben sich keine Blöße, sind die unsichtbaren Monster doch sehr überzeugend umgesetzt. Das mit ihren roten Augen war ebenfalls ein guter Einfall, der hervorsticht und im Gedächtnis bleibt. Die Idee mit dem vollkommen stillen Wald wiederum erinnerte an die Episode "Der See", wo man sich dieses Stilmittels ebenfalls schon bedient hat, um Atmosphäre zu schaffen und die Spannung zu erhöhen. Auch kleine Details wie der unsichtbare Mann im Fernsehen werten "Akte X" immer wieder auf. Und auch der Humor kam wieder einmal nicht zu kurz, wobei sich vor allem in den Dialogen zwischen Mulder und Scully wieder ein paar richtige Schmankerln befanden; u.a. auch rund ums Teamseminar, zu dem sie verdonnert wurden. Die Auflösung, was es mit den Monstern auf sich hat, war ebenfalls eine nette Idee; das hatte ich damals definitiv nicht kommen sehen.
Die größte Stärke der Episode ist aber zweifellos das Zusammenspiel zwischen Mulder und Scully. Zuletzt war ihre Beziehung ja von Tragik geprägt, angesichts Scullys Krebserkrankung. Nun dürfen sie – und damit auch wir – endlich wieder aufatmen und ungetrübt ein bisschen Spaß haben. Zudem scheint man nun, nachdem man die beiden bislang in erster Linie als Kollegen und Freunde gezeigt hat, auch die Möglichkeit einer romantischen Beziehung langsam aber sicher zu forcieren – flirtet Mulder doch mit ihr in dieser Episode das eine oder andere Mal ordentlich. Die beste Szene der Folge ist dann ganz klar jener Moment, als Mulder vom Monster angegriffen wird, und Scully ihn während der Nacht beschützt und in ihren Armen hält. Ihr Gespräch im Wald weckt ebenfalls Erinnerungen an einen ähnlichen Moment aus "Der See", wirkt jedoch noch etwas vertrauter, ja schon fast intimer. Und wie Scully dann auf Mulders Bitten hin "Joy to the World" zum Singen beginn, ist einfach nur köstlich. Insgesamt sind es dann auch diese Momente bzw. ist es diese wundervolle Dynamik zwischen den beiden, die "Vom Erdboden verschluckt" aus der Durchschnittlichkeit hebt.
Fazit:
Das erste Wort, das mir zu "Vom Erdboden verschluckt" einfällt, ist solide. Die Episode bietet gute Unterhaltung, ohne sonderlich zu glänzen. Die positiven Aspekte, wie die atmosphärische Inszenierung, die überzeugenden Spezialeffekte und die wundervolle Dynamik zwischen Mulder und Scully halten sich dabei mit den Schwächen wie den doch etwas zu aufdringlichen Ähnlichkeiten mit "Predator", dem teils recht dämlichen Verhalten der Vierergruppe sowie dem nach längerer Zeit wieder einmal auftretenden klischeehaften "Es ist noch nicht vorbei!"-Ende in etwa die Waage. Die großartige Szene zwischen Mulder und Scully am dann-doch-nicht-Lagerfeuer und der wieder einmal herrliche Humor heben "Vom Erdboden verschluckt" dann aber doch noch leicht über durchschnittliches Niveau.