Originaltitel: Max Episodennummer: 4x17 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 23. März 1997 Erstausstrahlung D: 21. Dezember 1997 Drehbuch: Chris Carter & Frank Spotnitz Regie: Kim Manners Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: Scott Bellis als Max Fenig, Joe Spano als Mike Millar, Tom O'Brien als Corporal Frish, Chilton Crane als Sharon Graffia, Brendan Beiser als Agent Pendrell, Greg Michaels als Scott Garrett, John Destrey als Mr. Ballard, Rick Dobran als Sergeant Armando Gonzales, Jerry Schram als Larold Rebhun, David Pàlffy als Dark Man, Mark Wilson als Pilot u.a.
Kurzinhalt:
Mulder und Scully befinden sich im Wettlauf gegen ihre eigene Regierung. Denn während sie versuchen, den Absturz zu rekonstruieren und Beweise für dessen Ursache zu finden, tut die Regierung ihr Möglichstes, um die Hintergründe zu vertuschen und die betreffenden Indizien zu vernichten. Dabei kommt es auch zu einem weiteren Opfer, als Agent Pendrell vom feindlichen Agenten erschossen wird. Mulder wiederum wird bei seinem Tauchgang vom Militär geschnappt und kurzzeitig gefangen genommen. Nachdem er das UFO-Wrack gesichtet und die Aufzeichnungen aus der Flugzentrale gehört hat, spinnt sich Mulder eine Theorie dazu zusammen, was sich auf dem verunglückten Flug zugetragen hat. Doch nach wie vor fehlt den beiden ein schlagkräftiger Beweis. Von Max' Freundin erfahren sie schließlich, dass er das Beweisstück für außerirdische Technologie in drei Teile gesplittet hat. Während das erste konfisziert wurde und sich das zweite mit Max im Flugzeug befand und nach dem Absturz verschwunden ist, müsste sich der dritte Teil noch in einem Schließfach in einem Flughafen befinden. Mulder reist dorthin, in der Hoffnung, das Stück an sich zu bringen, ehe es in die Hände der Regierung fällt…
Review:
Im Gegensatz zu manch anderen zweiten Teilen von "Akte X"-Doppelfolgen knüpft "Tempus Fugit" nahtlos an Teil 1 an, und löst somit die beiden Cliffhanger aus der vorangegangene Episode gleich auf. Das Licht, dass sich unter Wasser auf Mulder zubewegt hat, offenbart sich dabei "nur" als Taucher. Mulder wird vom Militär gefangen genommen, das daraufhin damit beginnt, das UFO-Wrack zu bergen und sämtliche Spuren zu verwischen. Bei der Handlung rund um Scully wiederum bestätigen sich unsere schlimmsten Befürchtungen: Nicht nur, dass es dem Killer gelingt, zu entkommen, können die Ärzte auch nichts mehr tun, um Agent Pendrell zu retten. Damit bestätigt sich ein weiteres Mal, dass bei Akte X – zumindest abseits der beiden Hauptfiguren, ohne die eine Weiterführung der Serie praktisch unmöglich scheint – niemand sicher ist, und es jederzeit jeden erwischen kann. Vor allem auch an Scully (deren Nasenbluten hier wieder einmal reicht, um uns einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen), geht sein Tod offenbar nicht Spurlos vorbei. Wunderbar ihr Kommentar "Are they dying for the truth or for the lie?"
Nach diesem dramatischen Einstieg setzen Mulder und Scully ihre Ermittlungen fort. Sie besuchen Max alten Wohnwagen, und finden u.a. eine Videobotschaft von ihm. Großartig fand ich dann vor allem jene Szene, als Mulder die Puzzleteile zusammenfügt, und – ausgehend von der Aufzeichnung der Flugkontrolle – eine Theorie entwickelt. Doch anstatt dass wir diese von ihm einfach nur geschildert bekommen, wird sie uns vielmehr gezeigt. Die darauffolgende Sequenz, in der Max aus dem fliegenden Flugzeug entführt wird, ist einfach nur atemberaubend. Das Licht, dass ums Flugzeug herumschwirrt (was man auch schon in der letzten Folge sah), wie die Kabinentür geöffnet wird, es jedoch zu keinem Druckverlust im Flugzeug kam. Sein epileptischer Anfall. Wie ihn ein unsichtbarer Strahl zu packen scheint, und ihn aus dem Flugzeug schweben lässt. Für mich war diese Szene ganz klar der Höhepunkt dieser Folge. Beachtenswert auch, dass uns "Akte X" damit auch wirklich mal eine schlüssige Erklärung und somit zumindest eine potentielle Antwort auf das zentrale Mysterium der Episode zuvor bietet. Das war bei den Doppelfolgen nun wahrlich nicht immer so. Demnach kam es nicht wegen der Entführung selbst zum Absturz, sondern weil ein Kampfjäger das UFO während dieses Zwischenfalls angegriffen hat. Dadurch ging der "Kontakt" – oder was auch immer es war, dass den Druckverlust im Flugzeug verhinderte – verloren, und beide, sowohl das Passagierflugzeug als auch das UFO, stürzten ab. Das Beste an dem Ganzen ist aber: Es bleibt bis zuletzt eine Theorie, und so schlüssig sie auch scheint: Wenn ihr persönlich eine andere Erklärung vorzieht, steht es euch nach wie vor offen, bei dieser zu bleiben.
Nach dieser Vorbereitung/Einstimmung mit der spekulativen Rückblende war dann zwar eigentlich schon klar, was am Ende – als Mulder den zweiten Teil jenes Geräts, das Max beschaffen konnte und das er ihm als Beweis für außerirdisches Leben bringen wollte – passieren wird. Wo sich bei anderen Episoden durch diese Vorhersehbarkeit schon mal Langeweile einstellen kann, war es hier vielmehr Unbehagen darüber, was uns bzw. Mulder wohl erwartet. Und tatsächlich kommt es so, wie es kommen musste, und von uns befürchtet wurde: Auch das Flugzeug, auf dem sich Mulder befindet, wird von einem UFO abgefangen. Erneut erweisen sich während dieser unheimlichen Begegnung der dritten Art Waffen als ineffektiv (siehe Mulders Erinnerungen an die Entführung seiner Schwester sowie seine Begegnung aus "Kontakt") – was genau vorgefallen ist, bleibt uns jedoch verborgen. Der Killer mit der Tasche ist jedenfalls nach der Landung des Flugzeugs unauffindbar, und wurde vermutlich von den Außerirdischen entführt. Mit einer wunderbaren Rede von Scully, als sie in die Sterne starrt, schließt man diesen phänomenalen Doppelschlag und eine der besten Doppelfolgen der Serie dann schließlich auf nachdenkliche Art und Weise ab.
Fazit:
Im Gegensatz zu manch anderen abschließenden Episoden von "Akte X"-Zweiteilern gelingt es "Tempus Fugit – Teil 2" das Niveau des Vorgängers zu halten. Mit Pendrells Tod gibt es gleich zum Einstieg ein emotionales Highlight. Der Augenöffner der Episode war Mulders Spekulation darüber, was sich an Bord der verunglückten Maschine abgespielt hat. Anstatt dass er uns seine Theorie nur erzählen kann, wurde uns diese nämlich gezeigt. Und obwohl man uns damit zwar keine ultimative Antwort gegeben hat, und dem Zuschauer erlaubt, sich einen Rest an Zweifel zu bewahren, gibt es damit – so man sie akzeptiert – dennoch mal eine schlüssige und plausible Erklärung für die mysteriösen Ereignisse der Episode zuvor, und damit mal ansatzweise Antworten, statt immer nur neuer Fragen. Generell gefällt mir, dass man sich statt immer wieder neue Themen aufzumachen auf die zentrale Alien-Thematik konzentriert und einige frühere Ereignisse und Elemente aufgegriffen hat. Und zum Ende hin wurde es dann mit der Konfrontation auf dem Flugzeug noch einmal so richtig spannend – ehe man uns mit Scullys Rede einen nachdenklichen Abschluss bescherte. Insgesamt bot "Tempus Fugit" in seiner Gesamtheit jedenfalls phantastische Mystery-Unterhaltung, und stellt für mich nach "Die Kolonie" und "Der Feind" einen weiteren Höhepunkt unter den Mythologie-Doppelfolgen dar.