Originaltitel: Tempus Fugit Episodennummer: 4x17 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 16. März 1997 Erstausstrahlung D: 14. Dezember 1997 Drehbuch: Chris Carter & Frank Spotnitz Regie: Rob Bowman Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: Joe Spano als Mike Millar, Tom O'Brien als Corporal Frish, Scott Bellis als Max Fenig, Chilton Crane als Sharon Graffia, Brendan Beiser als Agent Pendrell, Greg Michaels als Scott Garrett, Robert Moloney als Bruce Bearfeld, Felicia Shulman als Motel Manager, Rick Dobran als Sergeant Armando Gonzales, Jerry Schram als Larold Rebhun, David Pàlffy als Dark Man, Mark Wilson als Pilot, Marek Wiedman als Investigator, Jon Raitt als Father u.a.
Kurzinhalt:
Im Bundesstaat Washington ist ein Passagierflugzeug abgestürzt. Scully und Mulder feiern gerade Danas Geburtstag, als sie die Schwester von Max – dem angeblichen mehrmaligen Alien-Entführungsopfer und UFO-Fanatiker – aufsucht. Laut ihr war Max nämlich an Bord der abgestürzten Maschine. Er war auf dem Weg zu Mulder, um ihn einen Beweis für die Existenz von Außerirdischen zu überbringen. Die beiden FBI-Agenten fliegen zur Absturzstelle, und als man entdeckt, dass die Absturzopfer mehrere Minuten verloren haben, bzw. deren Uhren nicht mit der gemeldeten Absturzzeit übereinstimmen, entwickelt Mulder eine verrückte Theorie: Was, wenn die Außerirdischen das Flugzeug während des Fluges aufgehalten haben, um Max daraus zu entführen? Vielleicht, um was auch immer er bei sich hatte, von ihm zu holen? Jener Mann, der von der Flugbehörde damit beauftragt wurde, den Absturz zu untersuchen, will davon natürlich nichts wissen, doch Mulder verfolgt seine Theorie weiter. Schon bald findet er Hinweise, dass vielleicht nicht nur das Passagierflugzeug abgestürzt ist, sondern möglicherweise auch das UFO…
Review:
Vom außergewöhnlichen "Memento Mori" abgesehen – das jedoch Scullys Krankheit ins Zentrum rückte – waren die Mythologie-Episoden, vor allem die Zweiteiler, zuletzt nicht mehr das Gelbe vom Ei. "Tunguska" hat gut begonnen und dann doch ziemlich nachgelassen, und auch schon mit dem staffelübergreifenden Zweiteiler von Season 3 auf 4 war ich nicht voll und ganz zufrieden. Zumindest der erste Teil von "Tempus Fugit" kann hingegen endlich wieder an die Qualität von z.B. "Die Kolonie" und "Der Feind" anknüpfen. Das erste, was mich begeistern konnte, ist die Rückkehr von Max. Ganz ehrlich: Nach seinem doch recht kurzen Auftritt in der ersten Staffel und der zuletzt doch etwas losen Kontinuität, die sich in immer mehr Richtungen zu zerstreuen schien, hätte ich damals bei meiner Erstsichtung im Fernsehen damit nicht mehr gerechnet. Das war definitiv eine angenehme Überraschung und eine erfreuliche Wendung.
Eine weitere Stärke ist die Idee einer Alien-Entführung während eines Fluges. Zugegeben, dass während eines Fluges etwas Unheimliches passiert, die Idee gabs schon in der alten "Twilight Zone"-Serie; die Episode "Nightmare at 20.000 Feet" (übrigens mit William Shatner in der Hauptrolle, und vom kürzlich verstorbenen Richard Matheson geschrieben) dürfte wohl auch als Inspirationsquelle gedient haben. Dennoch hat die Idee etwas faszinierendes, wie auch erschreckendes – zumal die Szene auch sehr gut inszeniert war, mit dem Licht, dass von einer Seite des Flugzeugs auf die andere rüberwechselt. Sehr beeindruckend war auch das Set des Flugzeugabsturzes. Da hat man wirklich mal gekleckert statt geklotzt. Überhaupt kann die Folge mit einigen beeindruckenden Sets und Szenen aufwarten, wie z.B. auch die Flughalle mit den ganzen Leichensäcken. Doch "Tempus Fugit – Teil 1" überzeugt nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich. Mit den fehlenden Minuten der Flugzeugpassagiere wird der Kreis bis zurück zur allerersten "Akte X"-Folge geschlossen, was ebenfalls dazu beiträgt, dass man hier mehr als zuletzt das Gefühl hat, dass alles zusammenpasst und Teil einer großen, epischen Geschichte ist. Auch die Regierungsverschwörung wird weitergetrieben, mit den plötzlich fehlenden Uhren, dem Versuch den Absturzursache zu verschleiern, etc. Nicht vergessen werden darf auch die durchaus tragische Wendung, als unter all den Toten doch tatsächlich auch Max' Leiche gefunden wird. Ich weiß nicht warum, aber nach diesem unerwarteten und erfreulichen Wiedersehen machte mich sein Tod – obwohl eine vergleichsweise unwichtige Nebenfigur mit bislang gerade mal einem kurzen Auftritt – doch ziemlich traurig.
Für Spannung sorgte dann die durchaus packend umgesetzte Verfolgungsjagd über die Landebahn auf dem Flughafen. Vor allem jene Szene, als Mulder und Scully gerade noch so unter einem gerade landenden Flugzeug durchfahren, war sehr gut umgesetzt. Einen weiteren Flashback zur 1. Staffel gibt es dann kurz darauf, wenn Max' "Schwester" vom UFO zurückgebracht wird. Jene Szene, als der Mann direkt unter dem Schein eines unidentifizierten Flugobjekts steht, deckt sich fast 1:1 mit einer ähnlichen Szene aus der Episode "Die Warnung" (dort war es allerdings kein außerirdisches Fluggerät, sondern ein experimenteller Jet des US-Militärs – der jedoch angeblich Alien-Technologie verwendet hat). Zum Ende der Folg ehin bringt man dann schließlich, wie sich das für einen echten "Akte X"-Zweiteiler gehört, alles für die Fortsetzung in Stellung, und beschert uns nicht einen, sondern gleich zwei spannende Cliffhanger: Mulder findet Unterwasser das abgestürzte UFO, und auch dessen außerirdischen Piloten. Und beim Versuch, den Informanten zu beschützen, wird Scullys Verehrer, Agent Pendrell, angeschossen. Fortsetzung folgt!
Fazit:
"Tempus Fugit – Teil 1" hat mir sehr gut gefallen. Nachdem man sich bei den Mythologie-Episoden zuletzt in immer mehr Richtungen zu strecken schien und drohte, den Fokus zu verlieren, knüpft Teil 1 dieser Doppelfolge an viele frühere Ereignisse an, und scheint damit nach langer Zeit endlich nicht einfach nur eine weitere Geschichte anzufangen, sondern vielmehr die bereits bekannte Geschichte weiterzuerzählen. Highlights sind dabei der neuerliche Auftritt von Max (sowie dessen tragischer Tod), die beeindruckenden Sets (allen voran die Absturzstelle des Flugzeugs), die Idee einer Alien-Entführung während eines Fluges, die packende Verfolgungsjagd über die Rollbahn auf dem Flughafen, sowie der doppelte Cliffhanger, der wieder einmal dafür sorgt, dass man die Fortsetzung schon nicht mehr erwarten kann.