Originaltitel: Unrequited Episodennummer: 4x16 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 23. Februar 1997 Erstausstrahlung D: 07. Dezember 1997 Drehbuch: Howard Gordon & Chris Carter Regie: Michael Lange Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: Peter Lacroix als Nathaniel Teager, Scott Hylands als General Benjamin Bloch, Laurie Holden als Marita Covarrubias, William Taylor als General Leitch, William Nunn als General Jon Steffan, Larry Musser als Denny Markham, Lesley Ewen als Renee Davenport, Ryan Michael als Agent Cameron Hill, Allan Franz als Dr. Ben Keyser, Jen Jasey als Female Private, Mark Holden als Agent Eugene Chandler, Don McWilliams als PFC Gus Burkholder u.a.
Kurzinhalt:
Ein Kriegsgefangener ist nach jahrelanger Gefangenschaft aus Vietnam entkommen, und kehrt nun in die USA zurück, um an jenen, die ihn und alle anderen Kriegsgefangenen für tot erklärten, Rache zu üben. Während seiner Gefangenschaft hat er gelernt, sich unsichtbar zu machen – eine Fähigkeit, die er nun nutzt, um nahe an seine Opfer heranzukommen. Mulder und Scully werden damit beauftragt, ihn aufzuhalten, und einen Colonel zu beschützen, der in Kürze bei einer Gedenkfeier für die im Vietnamkrieg gefallenen Soldaten eine Rede halten wird. Doch wie hält man eine Bedrohung auf, die man nicht sehen kann?
Review:
In meinem Review zum "Akte X"-Roman "Lebende Schatten" habe ich den Autor Charles Grant für seine Wahl der darin behandelten Thematik eines unsichtbaren Killers gelobt, da es einfach gewisse Geschichten gibt, die auf dem Papier besser funktionieren als im Fernsehen und/oder auf der Leinwand. Unsichtbarkeit gehört für mich hier definitiv dazu; es erscheint kontraintuitiv, eine Geschichte darüber in einem visuellen Medium zu erzählen. Etwas, das Jahre später auch Paul Verhoeven bei seinem entsprechenden Versuch erkennen musste – jedoch die "Akte X"-Macher nicht davon abgehalten hat, es dennoch zu versuchen. Das Ergebnis ist jedoch meines Erachtens leider weniger gelungen, und tut nichts, um mich davon zu überzeugen, dass ich mit meiner Annahme bezüglich Geschichten über Unsichtbare unrecht lag. Wobei ich auch zugeben muss, dass die Probleme von "Unsichtbar" sogar eher woanders liegen, als in der Unsichtbarkeit der zentralen Bedrohung.
So fand ich den Einstieg rund um die Rede und das Attentat unnötig effekthascherisch. Zudem leidet die Dramaturgie der betreffenden Szene, wenn sie dann im chronologischen Verlauf der Episode erneut auftritt, darunter. Und es fällt auf, dass man hier, wie schon bei "Tunguska – Teil 2" eine zuvor gezeigte Szene praktisch in ihrer Gesamtheit wiederholt – von ein paar zusätzlich hinzugekommenen Momenten rund um Nathaniel und einen alten Kameraden abgesehen. Wenn man wenigstens die Gelegenheit genutzt hätte, den selben Moment aus einer anderen Perspektive zu zeigen; stattdessen wird erneut minutenlanges Material, dass wir rund eine halbe Stunde zuvor gesehen haben, einfach wiederholt. Auch die Erklärung für seine Unsichtbarkeit fand ich irgendwie wenig überzeugend. Als das Ergebnis eines wissenschaftlichen Experiments, wie bei Charles Grants "Lebende Schatten", fiel es mir jedenfalls deutlich leichter, einen unsichtbaren Killer zu akzeptieren, als mit der Erklärung, dass er sich den blinden Fleck der Netzhaut zu Nutze macht. Schade fand ich auch den Zugang zu dieser ansonsten recht interessanten Thematik. Statt des x-ten Killers den es zu stoppen gibt hätte ich es z.B. spannend gefunden, wenn man das FBI einfach damit beauftragt hätte, ihn zu schnappen – da seine Existenz und sein Wissen aus Sicht der Regierung eine Gefahr darstellen. Damit hätte man Mulder und Scully, vor allem aber Vietnam-Veteranen Skinner, in eine packende moralische Zwickmühle bringen können. Trotz dieses Kritikpunktes ist und bleibt die Thematik rund um aufgegebene Kriegsveteranen, mit Szenen wie jenem berührenden Moment als Nathaniel die vermeintliche Witwe eines sich immer noch in Gefangenschaft befindenden Kameraden besucht, die größte Stärke der Episode. Darüber hinaus konnten mir vor allem noch die Musik (mit angesichts der Thematik passendem militärischen Einschlag) sowie die Inszenierung (mit gefälligen Bildern wie der US-Flagge, die sich im Kriegsdenkmal spiegelt) gefallen. Ein etwas anderer Zugang zu dieser Episode wäre mir aber lieber gewesen.
Fazit:
Eine Geschichte über einen unsterblichen Killer innerhalb eines visuellen Mediums wie dem Fernsehen zu erzählen, ist eine Herausforderung, der letztlich auch die "Akte X"-Macher nicht gewachsen sind. Wobei die Probleme meines Erachtens sogar weniger darin liegen, als vielmehr im selbst für "Akte X" mittlerweile nicht mehr gerade innovativen Zugangs eines rachsüchtigen Soldaten, statt diesen vielmehr von der Regierung "grundlos" verfolgen zu lassen, und unsere Helden somit in eine moralisch knifflige Position zu bringen. Generell hielt sich die Spannung wieder einmal in Grenzen. Und auch der neuerliche inszenatorische Kniff zu Beginn, der zudem dazu führt dass in weiterer Folge eine Szene praktisch 1:1 (und noch dazu in voller Länge) wiederholt wird, hat mir nicht zugesagt. Positiv sticht neben Inszenierung und Musik in erster Linie die Thematik rund um verleugnete Kriegsgefangene, die einfach für tot erklärt wurden, hervor. Zu schade, dass sie sich meines Erachtens innerhalb dieses insgesamt doch eher klischeehaften Plots nicht so recht entfalten kann, und die Episode dadurch weit hinter dem vorhandenen dramaturgischen Potential zurückbleibt.