Originaltitel: Kaddish Episodennummer: 4x15 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 16. Februar 1997 Erstausstrahlung D: 02. November 1997 Drehbuch: Howard Gordon Regie: Kim Manners Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller:
Justine Miceli als Ariel Weiss, David Groh als Jacob Weiss, David Wohl als Kenneth Ungar, Channon Roe als Derek Banks, Harrison Coe als Isaac Luria, Jonathan Whittaker als Curt Brunjes, Timur Karabilgin als Tony, Jabin Litwiniec als Clinton, George Gordon als Detective, Murrey Rabinovitch als 1st Hasidic Man, David Freedman als Rabbi u.a.
Kurzinhalt:
In Brooklyn, New York, wird ein Jude, Isaac, von einer Gruppe Neonazis ermordet. Nach dem Begräbnis des Opfers wird einer der Täter selbst tot aufgefunden. Offenbar handelt es sich um einen Mord aus Rache, was die Polizei jedoch in Erstaunen versetzt und dazu veranlasst, das FBI zu Rate zu ziehen: Auf dem Ermordeten werden die Fingerabdrücke von Isaac gefunden! Aufgrund dieses mysteriösen Umstands werden Mulder und Scully mit dem Fall beauftragt. Während Scully davon ausgeht, dass die Fingerabdrücke als Nachricht dort platziert wurden, schließt Mulder eine übersinnliche Erklärung – wie das Isaac aus dem Grab zurückgekehrt ist, um Rache an seinen Mördern zu üben – nicht aus. Vor allem die Legende des Golem – einer Kreatur aus Lehm, die zum Leben erweckt wird um Juden zu beschützen – hat es ihm angetan. Falls tatsächlich ein solcher sein Unwesen treibt, muss er aber von jemandem zum Leben erweckt worden sein. Als auch die anderen Schuldigen des antisemitisch motivierten Mords tot aufgefunden werden, droht Mulder und Scully die Zeit davonzulaufen…
Review:
"Der Golem" beschäftigt sich mit der –im Vergleich zu Vampiren, Werwölfen etc. wohl weniger bekannten – Sagengestalt des titelspendenden Golem. Zufälligerweise hatte ich nur wenige Wochen vor der TV-Erstausstrahlung Gustav Meyrinks gleichnamige Erzählung gelesen, daher war mir die Figur grundsätzlich ein Begriff – und fielen mir auch Unterschiede wie z.B. die Art und Weise, wie die Lehmgestalt zum Leben erweckt wird, auf. Der Sage nach wird dem Golem ein Zettel mit dem Namen Gottes in den Mund gelegt. Hier ist es vielmehr – passend für die Serie – das Wort "Wahrheit", dass auf die Hand geschrieben wird. Um ihn zu töten, wischt man das erste Zeichen weg, um aus Wahrheit "Tod" zu machen. Insgesamt empfand ich dies als nette Variation der Legende. Am besten gefällt mir an "Der Golem" aber, aus welchem Grund dieser erschaffen wird, nämlich damit sich Ariel von ihrem Verlobten verabschieden konnte. Die Hochzeit am Ende verleiht der Episode einen tragischen Abschluss, und stellt für mich ganz klar den Höhepunkt der Folge dar.
Auch davor hatte "Der Golem" schon den einen oder anderen gelungenen Moment zu bieten. Die Erschaffung des Golems während eines Gewitters, wie die beiden überlebenden Angreifer die Leiche ihres Opfers ausgraben, sowie jene Szene, als Mulder und Scully im Grab ein Buch unter der Leiche entdecken, und dieses nachdem sie es hervorholen zu brennen beginn, stechen dabei für mich besonders hervor. Zusätzlich aufgewertet wird die Episode dadurch, dass man sich mit modernem Antisemitismus auseinandersetzt – und damit klar macht, dass die Schatten vor allem auch unserer Vergangenheit immer noch im finsteren darauf lauern, wieder ins Tageslicht zu treten. Von diesen positiven Aspekten abgesehen muss ich aber doch wieder einmal festhalten, dass mich "Der Golem" in der ersten halben Stunde noch nicht so recht packen konnte, und auch nur selten richtige Spannung verströmte. Auch das Mysterium rund um den Golem war in meinen Augen nicht so interessant. Möglicherweise liegt es ja daran, dass mir die Sage bereits geläufig war, aber es war halt leider schon allein aufgrund des deutschen Titels recht klar, was hier vor sich geht. Statt mit Mulder und Scully mitzurätseln war ich ihnen somit wieder einmal einen Schritt voraus. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass sich der Drehbuchautor damit schwer tat, eine mögliche wissenschaftliche Erklärung für die Ereignisse zu finden – weshalb Scullys beharren auf eine eben solche auf mich in diesem Fall besonders konstruiert und verkrampft gewirkt hat. Insgesamt war "Der Golem" eine solide "Monster der Woche"-Folge; nichts Besonderes, aber alles in allem recht unterhaltsam.
Fazit:
Vom wirklich gelungenen und durchaus originellen Finale rund um die "Hochzeit" abgesehen, war "Der Golem" eine durchschnittliche – und auch durchschnittlich unterhaltsame – "Monster der Woche"-Folge. Statt mit Mulder und Scully miträtseln zu können, war die Auflösung – nicht zuletzt dank des deutschen Titels – zu früh zu offensichtlich, weshalb sich die Spannung doch etwas in Grenzen hielt. Dafür ebenfalls verantwortlich dürfte wohl die Tatsache sein, dass es das "Monster" diesmal auf andere Monster abgesehen hatte, statt auf Unschuldige, weshalb es keinen Grund gab, mit den potentiellen Opfern mitzufiebern. Dennoch gab es auch in den ersten 35 Minuten schon einige gelungene Momente – der wahre Höhepunkt war dann aber zweifellos das Ende, das sogar ansatzweise berühren konnte, und für einen sehr guten Abschluss einer bis dahin doch "nur" soliden Folge sorgt.