Originaltitel: Tunguska Episodennummer: 4x08 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 24. November 1996 Erstausstrahlung D: 08. November 1997 Drehbuch: Chris Carter & Frank Spotnitz Regie: Kim Manners Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: William B. Davis als Cigarette-Smoking Man, Nicholas Lea als Alex Krycek, Laurie Holden als Marita Covarrubias, John Neville als Well-Manicured Man, Brendan Beiser als Agent Pendrell, Fritz Weaver als Senator Sorenson, Malcolm Stewart als Dr. Sacks, David Bloom als Stress Man, Campbell Lane als Chairman, Robin Mossley als Dr. Kingsley Looker, Stefan Arngrim als Prisoner, Brent Stait als Timothy Mayhew u.a.
Kurzinhalt:
Terroristen haben Krycek aus dem Bunker befreit. Nun verrät er diese an Mulder und Scully, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Er will ihnen dabei helfen, die Verschwörung aufzudecken, um sich damit beim Raucher zu rächen, und führt sie zu einem Flughafen. Dort sollen sie einen Kurier aufhalten, der einen Stein aus Russland in einer diplomatischen Tasche transportiert. Es gelingt Mulder und Scully, diese sicherzustellen. Während Mulder Krycek in Skinners Apartment sicher verwahrt, bringt Scully den Stein zur weiteren Untersuchung in ein Labor der NASA. Der dort zuständige Wissenschaftler vermutet, dass es sich bei dem Stein um einen Teil eines Meteoriten handelt, und sich darin außerirdische Bakterien befinden könnten. Als er ihn aufschneidet, kommt darin jedoch vielmehr das schwarze Öl zum Vorschein, welches sogleich trotz seines Schutzanzugs in seinen Körper dringt und ihn paralysiert. Mulder erfährt indes von Marita Covarrubias, das der Stein aus der russischen Provinz Tunguska stammt – und fliegt gemeinsam mit Krycek nach Russland, um nach dessen Ursprung zu suchen…
Review:
Bei "Tungunska – Teil 1" bedient man sich – wie z.B. bereits bei "Die Kolonie – Teil 1" wieder des Stilmittels, mit einer chronologisch später spielenden Szene in die Episode zu starten, nämlich der Anhörung von Scully im Senat. Während sie versucht, ein Statement vorzulesen und die Verschwörung somit an die Öffentlichkeit zu bringen, sind die Senatoren nur an einem interessiert: Wo ist Mulder? Nach diesem Einstieg, dem es durchaus gelang mein Interesse zu wecken, springen wir 10 Tage zurück in die Vergangenheit. An einem Flughafen wird ein diplomatischer Kurier aufgehalten. Bei der nachfolgenden Untersuchung seiner Tasche wird der Behälter beschädigt, und die Männer werden vom schwarzen Öl angegriffen. Hier sei auch gleich mein erster Kritikpunkt an "Tunguska" erwähnt – verhält sich das Öl doch anders, als wir das aus "Der Feind" kennen. So scheint es über kein Bewusstsein zu verfügen, und auch nicht gar so hochgradig radioaktiv zu sein. Eine Erklärung für diesen Unterschied liefert "Tunguska" nicht – ja nicht einmal einen Denkansatz, mit dem man sich als Zuschauer wenigstens selbst eine Erklärung zusammenreimen könnte.
Jedenfalls half dies nicht gerade dabei, mich davon zu überzeugen, die Serie sei von Anfang an wirklich gut durchdacht gewesen, und lässt die kurz darauf folgende ironische Anspielung in Richtung Fans ("These men, they're making it up as they go along") bestenfalls wirkungslos verpuffen und schlechtestenfalls hämisch wirken. Doch zurück zur ansonsten durchaus gelungenen Episode an sich. Denn beim Terroreinsatz von Mulder und Scully treffen wir auf einen alten Bekannten: Alex Krycek! Wie und warum er nicht am Leben ist, wird recht schnell abgehandelt, und danach kann man sich darauf konzentrieren, aus der besonderen Dynamik zwischen Mulder und Krycek zu schöpfen, und diese auszukosten. Ob es unbedingt notwendig war, dass Krycek bei so ziemlich jeder Gelegenheit von Mulder auf die Fresse bekommt, darüber lässt sich vortrefflich streiten – ich fand es mit der Zeit etwas zu aufdringlich und auch etwas nervig. Davon abgesehen sind ihre gemeinsamen Szenen aber wieder einmal phantastisch, und Kryceks Gastauftritt für mich die größte Stärke dieser Episode. Als besonders gelungen empfand ich auch die Inszenierung. Vor allem die lange Einstellung ohne Schnitt bei der Verfolgung am Flughafen stach hierbei für mich hervor. Interessant fand ich auch die Andeutung, dass Mulder bei Marita die Nacht (oder zumindest einen Teil davon) verbracht haben könnte. Ob man darauf wohl jemals genauer eingehen wird? Auf Scullys Szene vom Anfang der Folge müssen wir indes vorerst noch warten – wenn man hierfür auch bereits Vorarbeit leistet und uns den notwendigen Kontext gibt, um diese Szene (und ihre Tragweite) zu verstehen.
Auch der Abstecher nach Tunguska hat mir sehr gut gefallen. Nach Hong Kong in "Der Feind" ist es das zweite Mal, dass uns "Akte X" in ein fremdes Land entführt. Dadurch wird der internationale Charakter der Verschwörung unterstrichen. Zumal es genau dort gegen Ende hin dann auch nochmal so richtig spannend wird – nachdem die Episode davor dank der flotten und wendungsreichen Handlung zwar nie langweilig wurde, aber auch nicht so wirklich Spannung verströmte. Umso packender ist dann aber das Finale, als man Mulder und Krycek verfolgt und schließlich gefangen nimmt und in einen Gulag verfrachtet. Dort wird Mulder – erwartungsgemäß – bei der erstbesten Gelegenheit von Krycek hintergangen. Schließlich entlässt uns "Tunguska – Teil 1" – für diese Doppelfolgen typisch – mit einem Cliffhanger, und zudem einen Bild, dass einem Alptraum entstammen könnte: Mehrere Reihen von Männern, die in Gitterkäfigen gefangen sind, und denen man das schwarze Öl verabreicht. Unter ihnen Fox Mulder. To be continued!
Fazit:
"Tunguska – Teil 1" ist eine weitere gelungene Mythologie-Episode. Ihren Unterhaltungswert verdankt sie dabei in erster Linie dem tollen Zusammenspiel zwischen Nicholas Lea und David Duchovny, und der ganz besonderen Dynamik zwischen Alex Krycek und Fox Mulder. Die Inszenierung ist ebenfalls wieder sehr hochwertig, wobei mir vor allem die lange Einstellung am Flughafen gefallen konnte. Zudem wagt man sich in "Tunguska" wieder einmal aus den USA heraus und betritt internationales Gebiet – nämlich die titelspendende Region in Russland. Mein einziger echter Kritikpunkt ist die Tatsache, dass sich die Darstellung des schwarzen Öls im Vergleich zu "Der Feind" stark unterscheidet, ohne dass man auch nur ansatzweise eine Erklärung hierfür liefern würde. Davon abgesehen war der erste Teil dieser Doppelfolge aber sehr unterhaltsam, und machte mich – nicht zuletzt aufgrund des typischen, aber erneut gelungenen Cliffhangers – wieder einmal neugierig auf die Fortsetzung!