Originaltitel: Herrenvolk Episodennummer: 4x01 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 04. Oktober 1996 Erstausstrahlung D: 14. September 1997 Drehbuch: Chris Carter Regie: R.W. Goodwin Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: William B. Davis als Cigarette Smoking Man, Roy Thinnes als Jeremiah Smith, Brian Thompson als Bounty Hunter, Steven Williams als Mister X, Laurie Holden als Marita Covarrubias, Morris Panych als Gray Haired Man, Rebecca Toolan als Mrs. Mulder, Brendan Beiser als Agent Pendrell, Garvin Cross als Repairman, Ken Camroux als 2nd Senior Agent, Don S. Williams als Elder, Michael David Simms als Senior Agent u.a.
Kurzinhalt:
Mulder gelingt es, den Kopfgeldjäger mit Hilfe der Waffe zu überwältigen und vorübergehend auszuschalten. Daraufhin macht er sich mit Jeremiah Smith aus dem Staub. Nun muss er eine schwere Entscheidung treffen: Bringt er ihn zu seiner Mutter, damit dieser sie heilen kann, oder folgt er dessen Vorschlag, ihn näher an die Wahrheit zu führen? Schweren Herzens – und in der Hoffnung, so wenigstens seine Schwester finden zu können – entscheidet sich Mulder für letzteres. Jeremiah Smith führt ihn daraufhin zu einer geheimnisvollen Plantage, die von geklonten Kindern betreut wird – darunter auch seine Schwester Samantha. Währenddessen folgt Scully einer Spur aus jenem Chip, den man ihr implantiert hat. Und als der Raucher darauf aufmerksam gemacht wird, dass es in ihren Reihen einen Verräter gibt, beschließt er, diesem eine Falle zu stellen…
Review:
Mit "Herrenvolk" macht die Mythologie wieder einmal einen Sprung vorwärts – oder eher, auf die Seite. Denn anstatt wirklich mal etwas aufzuklären und eine der zahlreichen offenen Fragen zu beantworten, werden dem Mysterium wieder einmal ein paar neue Elemente hinzugefügt, wie die Bienen. Diese scheinen einerseits dazu verwendet zu werden, ein tödliches Virus zu übertragen, andererseits erinnert aber auch die Struktur auf der Farm an einen Bienenstock; mit den Drohnen, welche einzig und allein dazu da sind, die Arbeit zu verrichten – und die z.B. auch nicht sprechen können. All diese neuen Elemente sind für sich genommen nicht uninteressant – aber "Herrenvolk" war die erste Mythologie-Folge, wo ich mir so richtig gewünscht hätte, dass man jetzt endlich mal die eine oder andere Frage definitiv beantwortet, anstatt immer wieder neue aufzuwerfen. Eben dies hat mich doch ein wenig frustriert – und es war für mich auch nicht der einzige Aspekt der Folge, den ich eher kritisch sehe.
Wie schon beim Finale zur dritten Staffel stellt sich mir auch hier die Frage, warum "Mami heilen" und "die Wahrheit erfahren" eine entweder/oder Entscheidung ist. Mulder und Jeremiah Smith fahren was weiß ich wie lang mit diesem Boot herum, von ihrer ausgedehnten Autofahrt (bei der ihnen doch ernsthaft das Benzin ausgeht. Echt jetzt? Hier bitte gedanklich einen augenrollenden Smiley einfügen – danke schön) ganz zu schweigen – und in all dieser Zeit schafft er es nicht, Mulder genaueres über die Hintergründe der Verschwörung zu sagen? Ich versteh schon, Smith ist offenbar kein großer Redner, sondern will Mulder lieber alles zeigen, es ihn mit eigenen Augen sehen lassen. Dennoch wirkt das – gerade auch angesichts der Tatsache, wie viel er riskiert hat um Mulder einzuweihen – sehr unglaubwürdig und konstruiert. Es scheint mir einfach innerhalb des Plots keinen Sinn zu ergeben und nur da zu sein, damit der Zuschauer all diese Dinge nicht erfährt. Bereits zuvor fand ich schon seltsam, dass Mulder die Waffe mit der man Aliens töten kann im Nacken des Kopfgeldjägers zurücklässt – man sollte meinen, das Teil könnte sich vielleicht in Zukunft mal wieder als nützlich erweisen? Erst vor wenigen Stunden hat er sich mit X geprügelt, dass er diesem die Waffe nicht überlassen muss, und jetzt lässt er sie einfach so zurück? Das ergibt nicht wirklich einen Sinn, oder? Und auch, dass der Kopfgeldjäger diesen Angriff ohne weitere Erklärung überlebt, hat mich gestört. Überhaupt entwickelt er sich in "Herrenvolk" endgültig zu einer völligen Terminator-Kopie, mit all den Scheintoden die er stirbt, nur um doch wieder aufzuerstehen und die Jagd neuerlich aufzunehmen. Man kann es mit der "Hommage" halt auch übertreiben.
Von diesen Punkten abgesehen konnte mir "Herrenvolk" aber eigentlich ziemlich gut gefallen. Nach dem für "Akte X"-typischen Einstieg, den Cliffhanger nicht sofort aufzuklären, ist die Verfolgungsjagd in der Fabrik dann ziemlich spannend umgesetzt. Auch wie sich Mulder im Kies versteckt und so den Kopfgeldjäger austricksen kann, gefiel mir. Auch alles rund um den Schlagabtausch zwischen dem Raucher und dem Verräter in seinen Reihen, X, konnte mir gefallen. Sie stellen Mister X eine Falle, und dieser fällt auch prompt darauf herein, wird vom X auf Mulders Fenster in dessen Wohnung gelockt und schließlich im Gang vor dessen Appartement erschossen. Für mich mit Abstand die beste Szene/Entwicklung der Folge. Praktisch von Beginn an hat Mister X zu Mulder immer wieder gemeint, dass er nicht gedenkt, ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie sein letzter Informant Deep Throat. Nun ist es letztendlich aber doch genauso gekommen. Dass Mulder aber auch in Zukunft nicht auf einen Informanten verzichten muss, macht die letzte Szene deutlich, als er das UNO-Gebäude in New York besucht, und von Laurie Holden Informationen über die "Bienenzucht" erhält. Allerdings ließ mich "Herrenvolk" mit dieser Wendung am Ende sowie der Heilung von Mulders Mutter doch irgendwie mit dem Gefühl, dass nichts Signifikantes passiert ist, zurück.
Fazit:
Die wirklich großen Offenbarungen und/oder Entwicklungen lässt "Herrenvolk" – wenn man von Mister X Tod absieht, der für mich ganz klar die beste Szene der Episode darstellt; aber selbst für diesen gibt’s ja gleich wieder unmittelbaren Ersatz – leider vermissen, und generell macht sich bei mir langsam aber sicher Frust breit. Anstatt die Mythologie um immer mehr Elemente zu bereichern sollte man sich vielleicht lieber mal daran machen, die bereits bekannten auf eine "meaningful" Weise zu einem Bild zusammenzufügen. Doch statt die eine oder andere definitive Antwort zu bieten, ist Akte X auch 4 Staffeln später immer noch in erster Linie damit beschäftigt, Fragen aufzuwerfen – und schön langsam beginnt es einfach ein bisschen "frustrierend" zu werden. Gerade auch, dass Mulder und Smith so viel Zeit miteinander verbringen, aber er ihn nicht in die ganz großen Geheimnisse einweiht und ihn stattdessen nur zu einer "Bienenplantage" bringt, ohne ihn die genaue Bedeutung dessen was er sieht wissen zu lassen, wirkt ungemein konstruiert, ja nahezu dämlich. Davon abgesehen bot "Herrenvolk" aber gute Unterhaltung, wobei vor allem der Einstieg in die Folge (nach dem Intro), mit der Auflösung des Cliffhangers und der Jagd durch die Fabrik, durchaus spannend war.