Originaltitel: Syzygy Episodennummer: 3x13 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 26. Januar 1996 Erstausstrahlung D: 12. Dezember 1996 Drehbuch: Chris Carter Regie: Rob Bowman Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: Dana Wheeler-Nicholson als Detective Angela White, Wendy Benson als Margie Kleinjan, Lisa Robin Kelly als Terri Roberts, Garry Davey als Bob Spitz, Denalda Williams als Zirinka, Gabrielle Miller als Brenda, Ryan Reynolds - Jay De Boom u.a.
Kurzinhalt:
Eine Mordserie an High School-Schülern, für die aufgrund der rituellen Aspekte eine unbekannte Gruppe von Satanisten verantwortlich gemacht wird, ruft Mulder und Scully auf den Plan. Nach ihrer Ankunft im kleinen Ort in New Hampshire scheint das Verhalten der Bewohner immer seltsamer zu werden – und auch auf Mulder und Scully abzufärben, die ungewöhnlich aggressiv wirken. Ihre Ermittlungen rund um die Morde konzentrieren sich schon bald auf die beiden Zeuginnen des letzten Verbrechens: Margi und Terri, zwei Außenseiterinnern, und zugleich die besten Freundinnen. Als sich die mysteriösen Vorfälle rund um die beiden häufen, und Mulder von einer Hellseherin auf die Signifikanz einer bestimmten aktuellen Planetenkonstellation aufmerksam gemacht wird, vermutet man, dass sie auf irgendeine Art und Weise mit den Morden in Verbindung stehen. Als sich die beiden schließlich streiten, behauptet eine von der anderen, für die Morde verantwortlich zu sein. Doch wer von den beiden lügt, und wer sagt die Wahrheit?
Review:
Das größte Problem von "Energie" ist wohl, dass sie unmittelbar an "Krieg der Koprophagen" anknüpft. Teilweise sind beide Episoden ähnlich im Ton und ihrer Thematik. In beiden geht es um Massenhysterie, und in beiden verhalten sich die beiden Hauptfiguren doch eher untypisch. Während sich dies in der vorangegangenen Episode aus dem humoristisch-parodistischen Ton quasi von selbst ergab (und rechtfertigte), sah sich Chris Carter dazu veranlasst, eine Erklärung für dieses Verhalten innerhalb der Handlung der Folge zu finden, jedoch ohne den Ton ausreichend anzupassen. Wo "Krieg der Koprophagen" in erster Linie amüsant war, versucht "Energie" einen Spagat aus Horror, Thriller, Humor und Satire – was insgesamt leider nicht so recht gelingen will. Generell hat man den Eindruck, dass Chris Carter hier versucht, Darin Morgans amüsanten Schreibstil zu kopieren, dass seine Stärken aber vielleicht doch eher in anderen Bereichen liegen. Und generell wirkt es seltsam, dass diese beiden doch sehr ähnlichen Episoden unmittelbar hintereinander platziert wurden – womit man "Energie" letztendlich überhaupt keinen Gefallen tut.
Dennoch ist "Energie" bei weitem nicht schlecht; sie ist halt nur teilweise etwas unausgewogen, was den Ton betrifft, und wirkt insgesamt nicht so kompetent und mühelos wie "Krieg der Koprophagen". Trotzdem gibt es einige Stärken und gelungene Momente. Gleich zu Beginn überraschte mich die Episode wieder mal mit einem – erstaunlich kurzen – Gastauftritt eines später recht populär gewordenen Schauspielers, nämlich Ryan Reynolds! Die beiden Mädels und ihr Zusammenspiel fand ich ebenfalls klasse. Toll jene Szene, in der sie fast Wort für Wort genau die gleiche Aussage zu Protokoll geben. Wie sie ihre Opfer aussuchen – und sich schließlich nicht mehr einig sind, da sich eine von ihnen in einen Kerl verliebt, den die andere nicht ausstehen kann. Wie es am Ende zu einem Kampf der beiden kommt, in dem sie ihre Carrie-artigen telekinetischen Fähigkeiten einsetzen. Oder auch, wie sie sich jeweils an Mulder und Scully wenden, und behaupten, die jeweils andere wäre für die Morde verantwortlich. Und am Ende, genau nach Mitternacht, ist der Spuk dann vorbei, und die beiden sitzen völlig schockiert, verängstigt und ratlos ob der Dinge die passiert sind in der Zelle, und halten sich dabei tröstend in den Armen. Auch das Geplänkel zwischen Mulder und Scully schenkt der Episode das eine oder andere Highlight; allen voran natürlich die – fiese! – Erklärung von Mulder, warum immer er mit dem Auto fährt. Die untypischen Verhaltensweisen der beiden sorgen ebenfalls für Amüsement; der saufende Mulder, die rauchende Scully; und dann ist da natürlich auch noch die Szene, als Mulder und die Polizistin fast intim geworden wären, wenn Scully sie nicht in flagranti erwischt hätte. Last but not least ist auch der Soundtrack von Mark Snow wieder einmal zu loben – wenn sich dieser hier auch des einen oder anderen bekannten musikalischen Themas bedient; insbesondere dem Chor, der bereits bei "Satan" zum Einsatz kam. Da es hier jedoch auch um einen satanischen Kult geht, erscheint diese Auswahl durchaus passend und konsequent.
Fazit:
"Energie" leidet vor allem darunter, unmittelbar nach einer ähnlich gelagerten, aber letztendlich deutlich überlegenen Episode platziert zu sein. "Energie" bietet zwar ebenfalls einiges an Humor, ist dabei aber längst nicht so konsequent wie der "Krieg der Koprophagen". Chris Carter scheint einerseits Darin Morgans humorvollen Drehbüchern nachgeeifert zu sein, jedoch ohne sich letztendlich dazu durchringen zu können, sich allein auf diesen Aspekt zu konzentrieren. Das Ergebnis ist eine eher unausgewogene, etwas schizophrene Episode, die zwischen Humor, Horror, Thriller, Teenie-Soap usw. hin- und herschwankt. Dadurch ergibt sich letztendlich ein unharmonisches und unstimmiges Gesamtbild – was jedoch auch nichts daran ändert, dass die einzelnen Elemente für sich genommen teilweise durchaus überzeugen können. Hier sind insbesondere die Dynamik zwischen den beiden Mädels, das Geplänkel zwischen Mulder und Scully, sowie ihr untypisches Verhalten zu nennen. Und so bietet "Energie" wenn schon nicht durchgängig doch zumindest stellenweise gute Unterhaltung.