Originaltitel: War of the Coprophages Episodennummer: 3x12 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 5. Januar 1996 Erstausstrahlung D: 5. Dezember 1996 Drehbuch: Darin Morgan Regie: Kim Manners Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: Nicole Parker als Chick, Bobbie Phillips als Dr. Bambi Berenbaum, Alex Bruhanski als Dr. Bugger, Ken Kramer als Dr. Inanov, Raye Birk als Dr. Jeff Eckerle, Bill Dow als Dr. Newton, Alan Buckley als Dude, Tony Marr als Motel Manager, Wren Robertz als Orderly, Dion Anderson als Sheriff Frass, Tyler Labine als Stoner, Norma Wick als TV-Reporter u.a.
Kurzinhalt:
Als ein Kammerjäger wegen akuten Kakerlakenbefalls in ein Apartment gerufen wird, und dort auf eine der Schaben tritt, stirbt er kurz darauf. Mulder reist nach …, um den Todesfall zu untersuchen. Scully ist zu Beginn skeptisch, ob es sich wirklich um ein übernatürliches Phänomen und damit um eine X-Akte handelt, und bleibt vorerst noch zu Hause, um Mulder übers Telefon zu beraten. Als sich die mysteriösen Todesfälle dann aber häufen, schließt sie sich ihm doch vor Ort bei seiner Untersuchung an. Noch fehlen jedoch die konkreten Spuren. Die möglichen Erklärungen reichen von rein natürlichen Todesfällen bis hin zu mechanischen Kakerlaken-Robotern, die von Außerirdischen geschickt wurden um die Erde auszuforschen. In der Zwischenzeit versinkt … aufgrund der aufkommenden Panik der Bevölkerung zunehmend im Chaos…
Review:
Bereits in den ersten beiden von ihm geschriebenen Episoden, "Der Zirkus" und "Der Hellseher", hat Drehbuchautor Darin Morgan den Humoranteil deutlich erhöht. Und auch wenn diese bereits zahlreiche amüsante Szenen hatten, so verfügten doch beide über einen ernsten Kern. In "Krieg der Koprophagen" lässt er aber nun jegliche Vorsicht hinter sich, und stürzt sich Hals über Kopf in eine rein auf Humor zugeschnittene Episode mit zahlreichen Anspielungen und parodistischen Elementen. Das Ergebnis mögen zwar nur wenige zu den allerbesten Episoden der Serie zählen – für mich zählt "Krieg der Koprophagen" aber ganz klar zu den unterhaltsamsten, welche die Serie je zustande gebracht hat. Eine absolut wundervolle, amüsante und köstliche Episode von der ersten bis zur letzten Minute, die mich über die Laufzeit hinweg mehr als einmal zum Lachen gebracht hat. Im sonst so düsteren Dschungel der X-Akten empfand ich es jedenfalls als wunderbare Abwechslung, zu sehen, dass sie Macher gelegentlich auch mal einfach nur Spaß haben und sich teilweise auch über sich selbst lustig machen können.
Bereits der Einstieg ist einfach nur grandios. Wir sehen einen Mann, der eine Kakerlake zwischen seinen Fingern hält, und über deren Widerstandsfähigkeit etc. philosophiert. Kurz denkt man, es würde sich um einen Wissenschaftler handeln – ehe sich dieser vielmehr als Kammerjäger offenbart! Sein Ableben ist dann durchaus mysteriös – er tritt auf die Kakerlake, hält sich daraufhin den Hals und stirbt. Nach dem Intro gibt es nun die erste von zahlreichen großartigen Dialogen zwischen Mulder und Scully, als sie sich am Telefon austauschen. Von Mulders Blick in die Sterne und Scullys darauffolgende Frage, ob er glaubt diese würden im gleichen Moment zurückschauen (was die spätere mögliche Auflösung rund um die metallischen Kakerlaken bereits vorbereiten) über die Erwähnung von "Planet der Affen" bis hin zu Mulders "What are you wearing" ist bereits der erste von mehreren Gesprächen zwischen ihnen einfach nur köstlich. Generell zeichnen sich die Dialoge durch ausgesprochen viel Humor aus – wie z.B. auch kurz darauf, als Mulder dem Zeugen des Todes der meint, wann immer er die Augen schließt würde er Kakerlaken sehen, den trockenen Rat gibt: "Well, don't close your eyes". Auch ein Quentchen Situationskomik hat sich eingeschlichen, und in weiterer Folge fährt die Episode noch originelle Einfälle wie die über den Bildschirm krabbelnde Kakerlake auf. Nicht vergessen werden dürfen auch die parodistischen Elemente – hier ist neben den Kommentaren rund um die grauen Aliens mit großen Augen vor allem noch die Theorie rund um den außerirdischen Ursprung der Kakerlaken zu nennen, die selbst für Akte X-Verhältnisse ungemein absurd ist – sowie die Erwähnungen und Anspielungen auf andere Genre-Beiträge, allen voran "Krieg der Welten", dem hier gleich mehrfach Tribut gezollt wird (einerseits im Titel der Episode, andererseits im Ortsnamen Miller's Grove, der eine Anspielung auf Orson Welles Hörspieldrama ist, wo die Aliens Grover's Mill angreifen).
In weiterer Folge kommt es zu immer neuen Todesfällen im Zusammenhang mit Kakerlaken – die allesamt von Scully auf wissenschaftliche Art und Weise erklärt werden. Das erste Opfer, der Kammerjäger, dürfte an einer allergischen Reaktion gestorben sein. Opfer Nummer zwei, ein Drogenjunkie, hat sich nach einer Halluzination (in einer ungemein gruseligen Szene; übrigens. Die Episode mag sonst sehr auf den Humor konzentriert sein, aber das konnte sich mit den gruseligsten Momenten der gesamten Serie messen) selbst umgebracht. Der dritte Mann starb an einem Hirnaneurysma, dass durch zu große Anstrengung bei seinem Toilettengang ausgelöst wurde. Und das vierte Opfer hat sich beim Anblick einer Kakerlake derart aufgeregt, dass er einen Herzinfarkt erlitten hat. Bei jedem neuen Todesfall ruft Mulder seine Kollegin begeistert an, und meint es wäre nun an der Zeit, dass sie nach Miller's Grove kommt – und jedes Mal findet Scully eine plausible Erklärung für das Geschehen, und Mulder muss sich geschlagen geben.
Und was bringt Scully letztendlich doch noch dazu, sich ihm vor Ort anzuschließen? Bambi. Selbst als sie den Kontakt zu ihm verlor und um sein Leben fürchtete, war das noch nicht genug sie dazu zu bewegen, aufzubrechen. Aber kaum erwähnt er eine junge Wissenschaftlerin namens Bambi, die seinen Theorien gegenüber aufgeschlossen zu sein scheint (und vielleicht nicht nur diesen), macht sie sich wie von der Tarantel gestochen (oder von der Kakerlake gebissen?) auf, um nach Miller's Grove zu fahren (und natürlich, zuvor ersucht Mulder Scully die ganze Zeit, dass sie zu ihm kommen soll, und kaum trifft er Bambi meint er, sie könne ruhig zu Hause bleiben). In jeder anderen, ernsthaften, Episode der Serie wäre dieser Eifersuchtsanfall höchst unpassend gewesen, hier fügt es dem Humor nur ein weiteres gelungenes Element hinzu. Großartig auch das Chaos, das im Supermarkt herrscht, als Scully in der Stadt ankommt. Die Kundschaft scheint sich bei ihren Hamsterkäufen förmlich gegenseitig zu erschlagen, direkt hinter Mulder kommt es zu einem Autounfall (das war übrigens ziemlich beeindruckend inszeniert; so einen "live-stunt" sieht man in Fernsehserien ja doch eher selten), und und und. Ein weiteres absolutes Highlight ist jene Szene, als Mulder eine Kakerlake in die Hand nimmt und sie mit "Greetings from Planet Earth" begrüßt. Und auch der Ausgang der Episode, als Bambi schließlich beim verrückten Wissenschaftler landet, ist einfach nur köstlich. Insgesamt fand ich "Krieg der Koprophagen" jedenfalls ungemein unterhaltsam. Das Drehbuch von Darin Morgan sprudelt vor Witz und Charme nur so über, die SchauspielerInnen scheinen bei den Dreharbeiten einen Heidenspaß gehabt zu haben (wie übrigens auch ich als Zuschauer beim Ansehen der Episode), und die unzähligen Anspielungen, parodistischen Elemente und/oder originellen Einfälle machten das Vergnügen für mich schließlich – fast – perfekt.
Fazit:
Vom wundervollen Einstieg mit dem über Kakerlaken philosophierenden Kammerjäger über das herrliche Geplänkel zwischen Mulder und Scully betreffend der Ereignisse in Miller's Grove, bis hin zur absurden Theorie, es würde sich um Roboter-Kakerlaken handeln, die von außerirdischen auf die Erde gesandt wurden, um uns auszuspionieren, bietet "Krieg der Koprophagen" phantastische Unterhaltung, und ist einfach nur köstlich. Darüber hinaus zeichnen die Episode vor allem noch die zahlreichen parodistischen Elemente und Anspielungen, die launigen schauspielerischen Leistungen sowie die wunderbaren Dialoge aus. Es mag bessere Episoden geben, und von einer kurzen gruseligen Sequenz rund um Kakerlaken, die unter die Haut eines Menschen schlüpfen (was sich dann jedoch als Drogenhalluzination erweist) abgesehen, ist die Folge jetzt nicht unbedingt spannend. Und wenn man kritisch ist, muss man anmerken dass der Plot an sich nur bedingt Sinn ergibt, und sich auch nicht vernünftig in die bisher bekannte Mythologie einfügt. Was den Unterhaltungswert betrifft, kann es "Krieg der Koprophagen" aber locker mit den besten Episoden der Serie aufnehmen.