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Akte X Staffel 3
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Originaltitel: Oubliette
Episodennummer: 3x08
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 17. November 1995
Erstausstrahlung D: 13. März 1997
Drehbuch: Charles Grant Craig
Regie: Kim Manners
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner
Gastdarsteller: Tracey Ellis als Lucy Householder, Michael Chieffo als Carl Wade, Jewel Staite als Amy Jacobs, Ken Ryan als Special Agent Eubanks, Dean Wray als Tow Truck Driver, Jaques LaLonde als Henry, David Fredericks als Larsen, Sidonie Boll als Myra Jacobs, Robert Underwood als Paramedic, Dolly Scarr als Fast Food Supervisor, Bonnie Hay als Woman, David Lewis als Young Agent u.a.

Kurzinhalt: Ein junges Mädchen namens Amy Jacobs wird von einem unbekannten Täter entführt. Durch diesen Schock begann sie als der Täter sie geschnappt hat aus der Nase zu bluten. Genau zum gleichen Zeitpunkt setzt bei der meilenweit in einem Diner arbeitenden Lucy Householder ebenfalls Nasenbluten ein. Noch dazu ist die Blutgruppe nicht ihres, sondern das des Mädchens. Bei ihren Ermittlungen finden Mulder und Scully schon bald heraus, dass Lucy als Kind ebenfalls entführt und jahrelang festgehalten wurde, ehe ihr die Flucht gelang. Der Täter wurde jedoch nie geschnappt. Mulder vermutet, dass derselbe Entführer auch für das jüngste Verbrechen verantwortlich ist – und Lucy aufgrund dieser Parallelen über eine mysteriöse Verbindung zu Amy verfügt. Dieses äußert sich in weiterer Folge auch dadurch, dass Lucy plötzlich über Kratzer und andere Verletzungen verfügt. Ohne konkrete Hinweise wo sich der Entführer befindet, fleht Mulder Lucy an, ihnen bei ihren Ermittlungen zu helfen, indem sie diese Verbindung nutzt um mehr über den Täter und seinen Aufenthaltsort zu erfahren, und so Amy retten zu können…


Review: ImageDas erste was mir – aufgrund des deutschen Titels nicht unironischerweise – ins Auge gestochen ist, sind die Parallelen zum möglicherweise berühmtesten Kriminalfall Österreichs: Kind entführen, im Keller einsperren, nach mehreren Jahren gelingt dem Opfer die Flucht. Zumindest mir fiel es schwer, die Fiktion hier gänzlich von der Realität zu trennen – trotz der übernatürlichen Aspekte, welche in dieser Folge vorkommen. Letztendlich denke ich, wurde die Folge – so traurig das auch klingen mag – durch die Ereignisse aus der Wirklichkeit für mich letztendlich aufgewertet, da es diese irgendwie realer, nachvollziehbar gemacht hat, und dadurch bei mir einen Nerv zu treffen schien. Auch unabhängig davon verfügt "Parallele" über einige nennenswerte Stärken. Hier ist vor allem Tracey Ellis zu nennen, die als Lucy eine bestechende, fesselnde Leistung zeigt. "Firefly"-Fans dürfen sich zudem über einen frühen Auftritt von Jewel Staite freuen. Die ganze Episode war ziemlich spannend und kurzweilig, und vor allem die letzten paar Minuten waren phantastisch. Einerseits mordsspannend, und andererseits dann auch durchaus emotional, mit dem tragischen Ausgang des Geschehens.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen konnte war, wie sich Mulder Lucy verbunden fühlte. Ja, sie wurde zwar nicht von Außerirdischen entführt, aber sie wurde entführt – noch dazu in einem ähnlichen Alter wie Samantha – und hat davon (verständlicherweise) ein Trauma davongetragen. Mulder ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Amy zu retten, und Lucy das Leben nicht noch schwerer zu machen als sie es ohnehin schon hatte. Durch die besondere Verbindung, die im Laufe der Episode zwischen Mulder und Lucy entsteht, gewinnt auch das Ende enorm an emotionaler Wirkung. Man leidet mit Mulder richtig mit. Es gibt aber auch ein paar Dinge, die besser hätten sein können, und/oder mich sogar richtiggehend gestört haben. So war Michael Chieffo für meinen Geschmack als Entführer dann doch nicht creepy genug. Nicht falsch verstehen, es war grundsätzlich keine schlechte Leistung, aber es fehlte ihm für meinen Geschmack etwas an bedrohlicher Ausstrahlung. Etwas seltsam erschien es mir auch, dass man Carl Wade nie geschnappt hat. Man sollte meinen, Lucy hat der Polizei nach ihrer Flucht sein Aussehen genau geschildert, und dass es eine Art Steckbrief gibt. Dass er dennoch nie gefasst wurde, finde ich doch etwas unglaubwürdig. Ich tat mir auch damit schwer, dass Lucy sich so lange weigert, Mulder zu helfen. Unabhängig davon dass sie so einem Mädchen jene Tortur ersparen könnte, die sie selbst durchlitten hat (man sollte meinen, das allein sei Motivation genug), sollte ihr doch die besondere Verbindung die zwischen ihnen besteht zu denken geben. Will sie wirklich die nächsten Jahre all das durchleben, was auch Amy erlebt? Und was, wenn der Entführer sie umbringt? Müsste sie in diesem Fall aufgrund des mysteriösen Bands dass zwischen ihnen besteht nicht davon ausgehen, dass dann auch Luy selbst sterben würde? Wenn es schon nicht Motivation genug ist, dem FBI zu helfen um Amy zu retten, so sollte man meinen, dass sie es doch zumindest ihrer selbst zuliebe tut.

ImageMein größter Kritikpunkt ist aber, dass im Laufe der Episode doch tatsächlich nicht einfach "nur" die Polizei, sondern (wohl um der Theorie Glaubwürdigkeit zu verleihen) auch Scully davon überzeugt ist, dass es sich bei Lucy um eine Komplizin handelt. Sorry, aber das ergibt doch bitte schön überhaupt keinen Sinn. Man muss ja nicht gleich an Mulders Erklärung glauben, dass die beiden durch ihre ähnlichen Erfahrungen über ein besonderes Band verfügen. Aber davon, diese Erklärung abzulehnen, bis zu "Sie hat ihm geholfen" ist es doch ein riesiger Sprung, den ich angesichts der Faktenlage (sie war zum Zeitpunkt der Entführung im Diner – dafür gibt es auch Zeugen – und wurde danach sofort ins Krankenhaus gebracht) absolut nicht nachvollziehen kann. Gerade auch der sonst so logischen und auf eine wissenschaftliche Erklärung beharrenden Scully sollten diese Diskrepanzen doch eigentlich zu denken geben, oder? Jedenfalls schien mir diese Wendung doch ziemlich konstruiert zu sein, und konnte mich nicht im Geringsten überzeugen.

Fazit: "Parallele" ist eine ziemlich gute Episode. Die schauspielerische Leistung von Tracey Ellis war phantastisch, und auch David Duchovny konnte hier nach längerem wieder einmal glänzen. Die Handlung war durchaus spannend, wobei vor allem die letzten 10 Minuten als sehr packend hervorstachen. Und auch der tragische Ausgang des Geschehens, der "Parallele" einen emotionalen Abschluss beschert, wertet die Folge zweifellos auf. Eine höhere Wertung wird jedoch von der einen oder anderen Schwäche – wie dem nicht sonderlich bedrohlich wirkenden Michael Chiaffo, insbesondere aber der Tatsache, dass die Polizei und Scully doch tatsächlich Lucy verdächtigen, in die Entführung involviert zu sein – verhindert.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)




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