Originaltitel: The List Episodennummer: 3x05 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 20. Oktober 1995 Erstausstrahlung D: 27. Februar 1997 Drehbuch: Chris Carter Regie: Chris Carter Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: Bokeem Woodbine als Sammon Roque, Badja Djola als Napoleon "Neech" Manley, John Toles-Bey als John Speranza, Ken Foree als Vincent Parmelly, April Grace als Danielle Manley, J.T. Walsh als Warden Leo Brodeur, Greg Rogers als Daniel Charez, Mitchell Kosterman als Fornier, Paul Raskin als Ullrich u.a.
Kurzinhalt:
Ein zum Tode verurteilter Mann wird zum elektrischen Stuhl gebracht, wo er exekutiert werden soll. Seine letzten Worte sind zugleich eine unheilvolle Warnung: So kündigt er an, aus dem Grab zurückzukehren und fünf Menschen zu ermorden. Als es dann tatsächlich zu einem ungeklärten Todesfall kommt, schaltet der Leiter des Gefängnisses das FBI ein. Während Mulder eine übernatürliche Erklärung wie Geister, Reinkarnation etc. nicht ausschlägt, ist Scully davon überzeugt, dass Napoleon Manley die Morde vor seinem Tod arrangiert hat, und diese nun von einem Komplizen ausgeführt werden. Während die beiden verzweifelt versuchen, jene Liste zu finden, welche die Namen der fünf geplanten Opfer enthalten soll, taucht eine Leiche nach der anderen auf…
Review:
Zum zweiten Mal nach "Unter Kontrolle" war Serienschöpfer Chris Carter bei "Die Liste" als Drehbuchautor und Regisseur tätig. Das Endergebnis kann aber leider nicht im Geringsten mit seinem ersten entsprechenden Einsatz mithalten. Dem Regisseur Chris Carter ist hierbei noch am wenigsten vorzuwerfen. Er inszeniert auch seine zweite Folge sehr stimmungsvoll, und baut erfolgreich eine düstere Atmosphäre auf, wodurch es ihm wenigstens punktuell gelingt, für Spannung zu sorgen. Auch der Ausgang der Episode – wo es Mulder und Scully mal nicht gelingt, den Fall zu lösen, sondern der Todeskandidat vielmehr mit seiner Rache erfolgreich ist und auch die fünfte Person auf seiner Liste ermordet – weiß zu gefallen. Von diesem netten Kniff abgesehen wird Chris Carter der Regisseur aber leider von Chris Carter dem Drehbuchautor ziemlich im Stich gelassen.
Wo andere Episoden ab der ersten Minute zu packen vermögen, war "Die Liste" leider überwiegend langweilig. Das zentrale Mysterium fand ich längst nicht so interessant wie bei anderen Episoden. Letztendlich war es mir ziemlich wurscht, ob Neech nun von den Toten zurückgekehrt ist, oder ein Komplize für die Morde verantwortlich ist. Man hat es leider nicht geschafft, auch nur einer der Figuren Profil zu verleihen, so dass wir an ihrem weiteren Schicksal interessiert gewesen wären. Auch alles rund um den bösen Gefängniswärter war ziemlich klischeehaft, und wusste nicht so recht zu überzeugen. Inhaltlich war "Die Liste" demnach doch eher mau. Es fehlte an Charakterisierung, an interessanten Wendungen und an spannenden Momenten. Auch die Dialoge sind mir schon mal positiver aufgefallen, und auch eine sonderlich herausragende schauspielerische Leistung hätte ich jetzt nicht ausgemacht. Immerhin: Dank der Liste wird zumindest ein gewisses Gefühl der Dringlichkeit und der Bedrohung vermittelt. Wir wissen, was bevorsteht, und dass es noch Opfer geben soll (bzw. wie viele). Aufgrund der oberflächlichen Figuren gelang es "Die Liste" aber kaum, daraus auch Kapital zu schlagen. Das Ergebnis davon ist, dass zwischendurch leider – der atmosphärischen Inszenierung zum Trotz – immer wieder Langeweile aufkommt. Es gibt durchaus "Akte X"-Episoden, die glänzend unterhalten, über einige faszinierende Aspekte verfügen, mit tollen Szenen glänzen usw.; und dadurch dazu einladen, sie sich immer wieder anzuschauen. Chris Carters zweite Regie- und Drehbucharbeit kann ich aber leider nicht auf diese Liste setzen.
Fazit:
Chris Carters zweite Kollaboration mit sich selbst – als Drehbuchautor und Regisseur – ist leider ziemlich enttäuschend ausgefallen. Zwar inszenatorisch und atmosphärisch grundsätzlich in Ordnung, lässt sich Chris Carter mit dem eher schwachen Drehbuch leider letztendlich selbst im Stich. Es kommt kaum ein Gefühl der Spannung auf, vielmehr schleicht sich zwischendurch während der Ermittlungen immer wieder Langeweile ein. Vor allem aber die Charakterisierung hat Carter hier ziemlich versemmelt – zu keiner der Figuren bauen wir eine Bindung auf. Dementsprechend wurscht ist uns ihr weiteres Schicksal – und damit auch, ob es Mulder und Scully gelingt, den Rachefeldzug aufzuhalten. Was auch der Hauptgrund dafür sein dürfte, dass mich die Episode leider kaum unterhalten konnte.