Originaltitel: D.P.O. Episodennummer: 3x03 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 06. Oktober 1995 Erstausstrahlung D: 07. November 1996 Drehbuch: Howard Gordon Regie: Kim Manners Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: Giovanni Ribisi als Darren Peter Oswald, Jack Black als Bart 'Zero' Liquori, Ernie Lively als Sheriff John Teller, Karen Witter als Sharon Kiveat, Steve Makaj als Frank Kiveat, Peter Anderson als Stan Buxton, Kate Robbins als Mrs. Oswald u.a.
Kurzinhalt:
In einer amerikanischen Kleinstadt kam es zuletzt zu ungewöhnlich vielen Todesfällen mittels Blitzschlags. Statistisch gesehen sollte so etwas nur einmal alle paar Jahre vorkommen – in der Kleinstadt gab es zuletzt jedoch binnen weniger Wochen fünf Personen, die vom Blitz getroffen wurden, und nur einer hat den Zwischenfall überlebt. Mulder glaubt nicht an Unfälle, und vermutet vielmehr, dass es sich um Mord handelt. Sein Hauptverdächtiger ist Darren Peter Oswald – jener Junge, der den ersten Blitzschlag überlebt hat. Mulder glaubt, dass er dadurch irgendwie elektrisch aufgeladen wurde, und seitdem Blitze als Waffe einsetzen kann. Zudem könnte es ihm dadurch möglich sein, elektrische Geräte ein- und auszuschalten usw. Mysteriöse Ereignisse wie fehlerhafte Ampeln sowie der plötzliche Ausfall eines Defibrilators an einem Unfallort scheinen seine Theorie zu unterstützen – doch um Darren anklagen zu können, braucht Mulder einen stichhaltigen Beweis…
Review:
"Blitzschlag" hat eigentlich sehr vielversprechend begonnen. Der Einstieg in der Spielhalle war sehr atmosphärisch, gruselig, stimmungsvoll (dank der guten Musikauswahl in dieser Szene) und insgesamt phantastisch inszeniert. Und die beiden – mittlerweile höchst prominenten – Gaststars Giovanni Ribisi und Jack Black verstehen es ab der ersten Sekunde, die Episode mit ihrer Präsenz aufzuwerten. Vor allem Ribisi ist in der Rolle des Bullying-Opfers, dass nachdem es dank des Blitzschlags unheimliche Kräfte verliehen bekam nun zurückschlägt, und darin die Chance sieht sich an seinen Peinigern zu rächen und auch endlich das zu bekommen, was ihm seiner Meinung nach zusteht, einfach nur toll. Auch die ersten Ermittlungsschritte von Mulder und Scully wissen zu gefallen, und mit dem zweiten Blitz der Darren trifft hat man noch eine zweite sehr atmosphärische und gut inszenierte Szene zu bieten. Danach macht "Blitzschlag" aber leider einen auf Lemming und stürzt sich sehenden Auges die Klippen hinunter, um (künstlerischen) Selbstmord zu begehen.
Die Wurzel allen Übels liegt in der Schwärmerei von Darren für die Frau seines Bosses, Karen. Um sie zu beeindrucken bzw. für sich zu gewinnen, lässt er sich einen ziemlich abgedrehten Plan einfallen, der darin besteht, durch Manipulation der Ampelanlage einen Unfall auszulösen, woraufhin ihr Mann (Automechaniker) angerauscht kommen wird. Mittels seiner blitzbedingten Superkräfte lässt er dann dessen Herz stehen bleiben – doch auch der Defibrilator des Notfallteams das sich nach dem Unfall vor Ort befindet versagt. Woraufhin Darren aus der Menge heraustritt und ihn mittels Hand auflegen wieder ins Reich der Lebenden zurückholt. Karen ist ihm so dankbar dafür, dass sie sich unweigerlich und unsterblich in ihn verliebt und mit ihm durchbrennt. Letzteres Gott sei Dank nur in seiner verqueren Phantasie, denn ganz ehrlich… das wäre ja wohl absolut bescheuert. Sein gesamter Plan will einfach nicht wirklich überzeugen. Gleiches gilt dafür, dass der Sheriff ihn gegen den Willen des FBI einfach so gehen lässt – obwohl er unter Mordverdacht steht (und mir ist egal was er von dieser Theorie halten mag, es fällt mir schwer zu glauben dass der Sheriff so handeln und damit möglicherweise weitere Menschenleben aufs Spiel setzen würde). Oder auch, dass weder Mulder und Scully nachdem Darren Zero als Zeugen nennt auf die Idee kommen, diesen aufzuspüren und zu befragen. Den Vogel schießt "Blitzschlag" dann aber am Ende ab, als Karen doch tatsächlich dazu bereit ist, mit ihm mitzugehen. Natürlich nicht wirklich und/oder freiwillig, sondern nur um Zeit zu gewinnen bzw. ihren Mann zu retten, dennoch erschien es mir das Dümmstmögliche zu sein, was sie in dieser Situation tun konnte. Am Ende fragt man sich dann einerseits, warum Mulder nicht schon viel früher schießt, und andererseits, warum sich die Macher zum Klischee genötigt sahen, dass böse Buben natürlich immer Punk hören müssen. Und so war bis zum Abspann leider ein Großteil des Goodwills, den die Episode im ersten Drittel aufgebaut hat, verflogen.
Fazit:
Nein, eine interessante Prämisse, talentierte Gaststars und ein großartiger Einstieg allein machen noch keine gelungene Episode – wie "Blitzschlag" leider eindrucksvoll unter Beweis stellt. Denn nach einigen guten Szenen und Darrens zweitem Blitzschlag geht es mit der Episode leider schnell und stetig bergab. Statt Darrens Fähigkeiten und seiner Rache an Tyrannen rückt nämlich seine Schwärmerei für Karen Witter zunehmend in den Mittelpunkt des Geschehens, woraufhin sich die Spannung zunehmend verflüchtigt. Sein hirnrissiger Plan um ihr Herz zu gewinnen und einige weitere wenig überzeugende bis richtiggehend dämliche Szenen und Entwicklungen zum Ende der Episode geben dieser dann schließlich den Rest. Giovanni Ribisi macht zwar dank seiner tollen schauspielerischen Leistung selbst diesen Teil der Episode noch halbwegs erträglich, aber das Versprechen der gelungenen ersten paar Minuten vermag "Blitzschlag" in weiterer Folge leider nicht einzulösen.