Originaltitel: Paper Clip Episodennummer: 3x02 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 29. September 1995 Erstausstrahlung D: 31. Oktober 1996 Drehbuch: Chris Carter Regie: Rob Bowman Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: Walter Gotell als Victor Klemper, Melinda McGraw als Melissa Scully, Sheila Larken als Margaret Scully, Nicholas Lea als Alex Krycek, William B. Davis als Cigarette-Smoking Man, John Neville als Well-Manicured Man, Tom Braidwood als Frohike, Dean Haglund als Langly, Bruce Harwood als Byers, Floyd Red Crow Westerman als Albert Hosteen u.a.
Kurzinhalt:
Mulder kehrt in sein Apartment zurück, und findet dort Scully und Skinner vor, mit ihren Waffen auf Anschlag. Es gelingt ihm, die Situation zu beruhigen, und Skinner zeigt ihnen das Band, welches er aus Mulders Büro entwendet hat. Dieses will er dazu verwenden, um mit dem Raucher einen Deal auszuhandeln – das Band gegen Mulders und Scullys Sicherheit. Letztere erfährt indes, dass ihre Schwester in ihrem Haus angeschossen wurde, und schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Allerdings wäre es zu gefährlich, sie dort zu suchen – da es das Syndikat nach wie vor auf Mulder und Scully abgesehen hat. Die beiden verfolgen daher eine Spur, die ihnen ebenfalls dabei helfen könnte, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Mulder hat ein Photo seines Vaters entdeckt, dass ihn zusammen mit einem früheren Nazi-Wissenschaftler namens Victor Klemper zeigt. Es gelingt den beiden, Klemper ausfindig zu machen. Dieser führt sie schließlich auf die Spur eines Lagerhauses, in dem sich eine riesige Halle mit Akten über unzählige Bürger der USA befindet…
Review:
"Verschwörung des Schweigens" gefiel mir schon wieder etwas besser als der doch leicht enttäuschende Staffeleinstieg. Hauptverantwortlich dafür ist, dass die Handlung diesmal wieder einen Schritt nach vorn zu machen schien – während sich "Das Ritual" ja in erster Linie mit der Aufarbeitung des Cliffhangers beschäftigt hat, und von den letzten 10 Minuten abgesehen was die Weiterführung der Handlung betraf auf die Stopptaste gedrückt hat. Ein Stilmittel, dass man indes auch hier wieder beibehalten hat ist, den Cliffhanger aus der vorangegangenen Episode nicht gleich zu Beginn aufzulösen, sondern noch eine thematisch völlig fremde Szene voranzustellen, und erst nach dem Intro genau dort einzusteigen, wo "Das Ritual" aufgehört hat. Die große Spannung aus der letzten Episode entwich dann auch mit Mulders Auftauchen recht schnell ins nichts; etwas unspektakulär war die Auflösung jedenfalls nach diesem packenden Cliffhanger schon. Dafür nimmt die Episode aber wenigstens danach recht schnell Fahrt auf, und entwickelt sich spannend und interessant weiter.
Die erste interessante Offenbarung ist jene rund um Viktor Klemper (dargestellt von Walter Gotell, den man noch aus seinen Auftritten in den Bond-Filmen als russischer General Gogol kennen könnte), einen ehemaligen Arzt der Nazis, der in den USA Asyl erhalten hat, um sie bei ihren Forschungen zu unterstützen. Die Szene mit ihm im Gewächshaus ist sehr interessant, und gewinnt vor allem durch die ungewöhnliche Location an Reiz (ob sich Steven Spielberg von dieser Szene für einen ähnlichen Moment aus "Minority Report" inspirieren ließ?). Klemper führt sie dann schließlich zu einem verlassenen Lagerhaus. In einem abgesperrten Bereich finden Mulder und Scully dann schließlich Reihen über Reihen von Akten, die über die Bürger der USA angelegt wurden – darunter u.a. auch von Samantha Mulder. Handelt es sich dabei etwa um Entführungsopfer? Stehen sie mit den Experimenten rund um Pockenschutzimpfungen in Verbindung? Und was hat es zu bedeuten, dass unter Samanthas Name ursprünglich Fox Mulder stand? Hier wirft "Verschwörung des Schweigens" wieder einige interessante Fragen auf. Jedenfalls ist das Archiv von seiner Dimension her ungemein beeindruckend, und lässt sogar noch die Lagerhalle aus dem Anfang und dem Ende der 1. Staffel weit hinter sich. Nach dieser interessanten Offenbarung haben Mulder und Scully schließlich seltsame Begegnungen. Mulder meint, ein UFO zu sehen (welches sich jedoch vom Design her von den bisherigen fliegenden Untertassen deutlich unterscheidet), und Scully hört leises Getrappel. Die Szene war zweifellos atmosphärisch; letztendlich schien es mir aber schon ein großer Zufall zu sein, dass das UFO just dann im Lagerhaus vorbeischaut, als ihm Mulder und Scully einen Besuch abstatten. Was wollten die überhaupt dort? Wie sie sich vor den unbekannten Einsatzkräften verstecken, war dann aber wieder sehr spannend.
Herzstück der Episode war für mich aber das, was danach kam: Skinner möchte dem Raucher das Band mit der Alien-Akte im Austausch für Mulders und Scullys Sicherheit anbieten. Mulder ist strikt dagegen, für Scully würde es aber bedeuten, ihre Schwester im Krankenhaus besuchen zu können. Letztendlich überlässt Mulder ihr die Entscheidung, und Scully beschließt, sich auf den Handel einzulassen – der dann, als man Skinner im Krankenhaus überfällt und Krycek (der zuvor dem Raucher gedroht hat, und danach beim Attentat fast den Preis dafür gezahlt hätte) und ein weiterer Agent ihm das Band abnehmen, fast geplatzt wäre. Doch Skinner hat mit Albert Hosteen noch ein Ass im Ärmel, und spielt dieses aus, um Mulder und Scully zu beschützen. Sehr interessante Offenbarungen gibt es dann auch noch rund um die Entführung von Mulders Schwester – und die Rolle seines Vaters darin. Diente die Entführung quasi als Rückversicherung? Musste sich William Mulder für eines seiner beiden Kinder entscheiden? Und wenn ja, hat er sich auch wirklich dafür entschieden, dass Samantha entführt werden soll? Hier kommt wieder das Klebeband auf der Akte ins Spiel. Mit dem Tod von Scullys Schwester sorgt man nach diesem kurzfristigen Triumph dann aber für einen doch eher melancholischen Ausklang der Episode – und gibt mit "I heard the truth – now I want answers" zudem genau meine Gedanken an dieser Stelle wieder. Schade, dass sich die Macher dies noch für eine lange Zeit nicht so recht zu Herzen nehmen wollten.
Fazit:
"Verschwörung des Schweigens" war eine sehr interessante und stellenweise auch durchaus spannende Episode mit einigen faszinierenden Offenbarungen und packenden Wendungen. Das Dilemma rund um das Band und den Deal, den Skinner Mulder und Scully vorschlägt, stach dabei für mich besonders hervor. Darüber hinaus waren es vor allem die tragische Wendung rund um Danas Schwester, sowie die Erkenntnisse und Andeutungen rund um die Entführung von Mulders Schwester Samantha, die für gute Unterhaltung sorgten. Nach dem doch etwas verhaltenen Einstieg "Das Ritual", wo ich lange Zeit das Gefühl hatte, dass nicht wirklich etwas weiterging, hatte ich hier jedenfalls endlich wieder den genau gegenteiligen Eindruck. Die ganz großen Antworten lässt "Akte X" zwar nach wie vor vermissen, dennoch hat die Mythologie mit dieser Folge wieder einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht.