Originaltitel: The Blessing Way Episodennummer: 3x01 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 22. September 1995 Erstausstrahlung D: 24. Oktober 1996 Drehbuch: Chris Carter Regie: R.W. Goodwin Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner Gastdarsteller: Peter Donat als William Mulder, Floyd Red Crow Westerman als Albert Hosteen, Melinda McGraw als Melissa Scully, Sheila Larken als Margaret Scully, Nicholas Lea als Alex Krycek, William B. Davis als Cigarette-Smoking Man, John Neville als Well-Manicured Man, Tom Braidwood als Frohike, Jerry Hardin als Deep Throat u.a.
Kurzinhalt:
Mulder hat den Brand im Wagon zwar überlebt, wird aber von den Indianern an der Schwelle des Todes in der Wüste aufgegriffen. Mittels eines alten indianischen Rituals versucht man ihn wieder ins Leben zurückzuholen. In seiner Trance erhält er Besuch von verstorbenen Personen, die ihn dazu drängen, weiterzukämpfen und seine Suche nach der Wahrheit fortzuführen. In der Zwischenzeit wird Dana Scully, der auf dem Weg nach Washington alle Unterlagen in einer Nacht und Nebel-Aktion abgenommen wurden, vorläufig beurlaubt. Als sie das Band, das Mulder in seinem Büro versteckt hat sicherstellen will, entdeckt sie, dass es bereits entwendet wurde, nur von wem? Beim Begräbnis von Fox Mulder erhält sie dann schließlich von einem mysteriösen Man die Warnung, dass jemand der ihr nahe steht und dem sie vertraut in Kürze versuchen wird, sie zu töten…
Review:
Also die Auflösung des großen Cliffhangers rund um den im brennenden Wagon gefangenen Mulder fand ich dann doch eher dürftig. Ich hätte mir eigentlich schon erwartet, dass man zu Beginn dieser Folge die Ereignisse nun als Mulders Perspektive zeigt, und uns schildert, wie es ihm gelungen ist, zu überleben. Wie z.B. dass er ein Loch im Wagon gefunden hat, das gaaaaanz zufälligerweise in eine Höhle führt. Oder dass er sich unter den Knochen vergraben hat und daraufhin vor den Flammen geschützt war. Von mir aus hätten sie ihn auch von Scotty rausbeamen lassen können. Aber ihn einfach ohne weitere Erklärung aus einer Höhle hervorkriechen zu lassen, war mir dann doch zu wenig. Hier verlassen sich die Macher wohl darauf, dass wir uns – nachdem man uns in den ersten Minuten tatsächlich glauben machen wollte, Mulder sei tot (was deutlich wirkungsvoller gewesen wäre, wenn sie nicht im Intro David Duchovny als Hauptdarsteller genannt hätten) – so sehr über seine Rückkehr freuen würden, dass wir nicht lange darüber nachdenken wie er überleben konnte. Zumindest bei mir hat dies jedoch nicht funktioniert.
Auch das titelspendende Ritual war mir insgesamt etwas zu ausgedehnt, und wenig packend. Die Besuche der Toten waren zwar soweit ganz nett – zumal mir auch gefiel dass man es dem Zuschauer überlässt zu entscheiden ob diese real waren, oder vielmehr Visionen, die auf Mulders Erschöpfung und/oder die Heilungszeremonie zurückzuführen sind – dennoch fand ich es insgesamt wenig packend. Generell waren diese Visionen mit dem quasi in den Sternen schwebenden Mulder doch etwas seltsamen umgesetzt. Auch der Voice Over-Kommentare von Albert Hosteen wurde es mir mit der Zeit zu viel. Scullys Handlungsstrang ist zwar etwas besser, jedoch auch nicht frei von jedwedem Makel. Alles rund um den Computerchip in ihrem Nacken gefällt mir zwar sehr gut, aber auch in ihrer Handlung fehlt es lange Zeit an Spannung. Etwas seltsam fand ich auch die Reaktion ihrer Mutter, als Scully vorläufig beurlaubt wird. "Dad would be ashamed". Echt jetzt? Na prima, was für eine tolle Mutter – gleich verurteilen ohne zu fragen, was eigentlich vor sich geht. Und bei Scully hatte ich ebenfalls den Eindruck, sie würde mehr darüber trauern ihre Karriere in den Wind geschossen zu haben, als über Mulders vermeintlichen Tod. Was allerdings zugegebenermaßen auch damit zu tun haben könnte, dass sie aus irgendeinem Grund davon überzeugt ist, dass Mulder noch lebt. Zugegeben, das klingt jetzt alles dramatischer als es ist. Trotz dieser Schwächen vermag die Folge auch in der ersten halben Stunde bereits, recht gut zu unterhalten. Dennoch fand ich die Auflösung des Cliffhangers enttäuschend und hatte ich den Eindruck, dass man sich zu lange damit Zeit lässt, die Handlung endlich wieder fortzuführen, als einfach "nur" den Cliffhanger aufzuarbeiten.
Erst in den letzten paar Minuten dreht die Folge dann schließlich so richtig auf. Zuerst erhält Scully eine mysteriöse Warnung eines Mitglieds des Syndikats – doch sagt er ihr wirklich die Wahrheit, oder will er sie vielmehr auf eine falsche Fährte führen und/oder Misstrauen säen, und dafür sorgen, dass sie ihren Verbündeten nicht mehr vertraut? Der Anschlag auf ihre Schwester Melissa, der wohl ihr gegolten hat, macht deutlich, dass man ihr in der Tat nach dem Leben trachtete – doch der Anschlag ist ja auf Krycek und einem weiteren handlanger zurückzuführen. Die Warnung des geheimnisvollen alten Mannes verfehlt dennoch ihre Wirkung nicht, und führt uns schließlich zu einem weiteren großartigen Cliffhanger. Aufgrund des Attentats auf ihre Schwester ist man zwar geneigt, Skinner zu vertrauen, kann aber auch Scullys Skepsis nachvollziehen. Ihre gemeinsame Szene am Ende dieser Episode, wo sie sich schließlich Waffe in Waffe (statt Auge in Auge) gegenübersitzen, beschert "Das Ritual" jedenfalls noch einen ungemein packenden Ausklang der Episode, der es wiederum auch schafft, Vorfreude auf die kommende Folge zu wecken.
Fazit:
Dass man am Ende einer "Akte X"-Episode mehr Fragen als Antworten hat, ist man ja mittlerweile durchaus gewohnt. Trotzdem, als Auflösung dieses Cliffhangers war "man findet Mulder verschüttet unter einer Höhle" dann doch zu billig. Hier haben es sich die Macher zu einfach gemacht, denn mich hätte schon interessiert, wie Mulder, der ja scheinbar im Wagon eingeschlossen war, dies überleben konnte. Eine entsprechende Erklärung bleibt man uns leider schuldig. Auch davon abgesehen ist die erste halbe Stunde der Episode kein Highlight, und doch eher spannungsarm. Vor allem das titelspendende Ritual zieht sich etwas, und auch bei Scullys Handlungsstrang ist nicht alles eitel Wonne. Generell hat man das Gefühl, es geht für längere Zeit nicht wirklich etwas weiter, da man damit beschäftigt ist, die Figuren wieder dort zu positionieren, wo sie vor dem Cliffhanger waren. Erst in den letzten paar Minuten wird dann mächtig an der Spannungsschraube gedreht – was schließlich in einem weiteren packenden Cliffhanger kulminiert. Wirklich begeistert hat mit "Das Ritual" aber leider nicht.