Originaltitel: Aubrey Episodennummer: 2x12 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 06. Januar 1995 Erstausstrahlung D: 23. November 1995 Drehbuch: Sara Charno Regie: Rob Bowman Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully Gastdarsteller: Terry O'Quinn als Lt. Brian Tillman, Deborah Strang als B.J. Morrow, Morgan Woodward als Harry Cokely, Joy Coghill als Linda Thibedeaux, Robyn Driscoll als Detective Joe Darnell, Peter Fleming als Officer #1, Sarah-Jane Redmond als Young Mom, Emanuel Hajek als Young Cokely u.a.
Kurzinhalt:
Eine schwangere Polizistin in Missouri leidet unter grauenhaften Visionen – die sie schließlich zu einer Leiche führen. Mit ihrer Hilfe finden Mulder und Scully heraus, dass es sich um einen FBI-Agenten handelt, der offenbar von einem Serienkiller, der in den 50ern die Gegend unsicher gemacht hat, ermordet wurde. Als es plötzlich zu einem neuen Mord kommt, ist der Killer von damals der Hauptverdächtige – doch dieser steckt mittlerweile in einem Rollstuhl und benötigt ständige Sauerstoffzufuhr. Er scheint nicht einmal in der Lage zu sein, sein Haus zu verlassen – wie soll er also für den jüngsten Mord, der seinem damaligen Schema folgt, verantwortlich sein? Als die Visionen von Detective Morrow immer häufiger auftreten, und auch immer brutaler werden, setzen Mulder und Scully ihre Anstrengungen fort – und stoßen auf die überraschende Offenbarung, dass der Killer einen Sohn hatte. Steckt vielleicht sein Kind oder Enkelkind hinter der jüngsten Mordserie?
Review:
Gegenüber der vorangegangenen Episode hat "Böse geboren" zwei wesentliche Vorteile. Einerseits bombardiert man uns diesmal nicht mit zig verschiedenen Ideen und übernatürlichen Elementen, sondern konzentriert sich auch wirklich auf ein Grundkonzept – nämlich, wie ein Serienkiller quasi in seinen Kindern weiterlebt. Ich bin mit der Aussage der Episode, die auch den deutschen Titel geliefert hat – nämlich, dass wir gut oder böse geboren werden – nicht unbedingt glücklich, kann es aber im Rahmen einer Mystery-Serie akzeptieren. Jedenfalls macht die Folge einen guten Job darin, uns einerseits für lange Zeit im Unklaren darüber zu lassen, wer hinter den neuen Morden steckt (wenn ich auch schon recht bald einen – richtigen – Verdacht hatte), und andererseits uns sowohl eine übersinnliche als auch eine wissenschaftliche Erklärung für die Vorfälle anzubieten. Das ist etwas, was leider innerhalb der Serie – und auch in der Mystery-Literatur – viel zu oft ja nicht passiert, dass man den Zuschauer seine eigene Interpretation, seine eigene Antwort finden lässt. Hier hat man uns dies einmal erlaubt.
Die zweite wesentliche Stärke sind die Gaststars. Knapp 20 Jahre später sticht einem natürlich in erster Linie Terry O'Quinn ins Auge, den man heutzutage wohl vor allem als "John Locke" aus "Lost" kennt. Die meines Erachtens noch beachtlichere und auffälligere Leistung kommt aber von Deborah Strang; lediglich ihre tiefe Stimme am Ende der Folge wirkt doch etwas erzwungen und verkrampft – andererseits kann man sicher argumentieren, dass dies auch genau so sein sollte. Und davon abgesehen ist ihre Performance in dieser Folge ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Sie überzeugt sowohl als scheinbares Opfer, dass nicht weiß was mit ihr passiert, wie auch als eiskalte Killerin, als das personifizierte – und wiedergeborene – Böse. In einer kleinen Nebenrolle bekommt man zudem noch Morgan Woodward zu sehen, der dem Science Fiction-Fan noch aus zwei Gastrollen aus der klassischen "Star Trek"-Serie (in "Der Zentralnervensystemmanipulator" als Dr. van Gelder, und in "Das Jahr des roten Vogels" als Captain Tracey) in Erinnerung sein mag. Dass "Böse geboren" trotz dieser Stärken kein Highlight ist, liegt in erster Linie daran, dass man die ganz große Spannung überwiegend vermisst. Erst gegen Ende hin, beim Showdown im Haus, vermag das Geschehen ansatzweise zu packen. Davor ist das Tempo doch eher gemächlich, und das Spannungsniveau doch eher gemäßigt. Dass ich mit der Aussage der Episode, dass der Killer bereits böse geboren wurde nicht wirklich etwas anfangen konnte, habe ich ebenfalls schon erwähnt. Der letzte Kritikpunkt ist dann, dass man wieder einmal ein "Es ist noch nicht vorbei!"-Ende aus dem Hut zaubert, in dem man andeutet, dass die Mordserie mit dem nächsten Kind weitergehen wird. Davon abgesehen war "Böse geboren" aber durchaus unterhaltsam.
Fazit:
"Böse geboren" ist in Ordnung. Kein übertriebener Reißer, aber durchaus unterhaltsam. Das Mysterium rund um die Herkunft von Detective Morrows Visionen vermag es eine Zeit lang, das Interesse des Zuschauers zu wecken – macht jedoch auf der anderen Seite die Auflösung darum, wer für die aktuelle Mordserie verantwortlich ist, vielleicht doch etwas zu offensichtlich. Dafür gelang es der Folge aber sehr gut, die übernatürlichen und die wissenschaftlichen Elemente in der Waage zu halten, und statt einer definitiven Antwort überlässt man dem Zuschauer, wie er das Geschehen interpretieren will. Auch die Gaststars heben das Niveau der Folge zweifellos an. Die eine oder andere Schwäche, wie die mangelnde Spannung, drücken "Böse geboren" aber doch "nur" auf durchschnittliches Niveau.