Originaltitel: Ascension Episodennummer: 2x06 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 21. Oktober 1994 Erstausstrahlung D: 12. Oktober 1995 Drehbuch: Paul Brown Regie: Michael Lange Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully Gastdarsteller: Steve Railsback als Duane Barry, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner, Nicholas Lea als Alex Krycek, Sheila Larken als Margaret Scully, Steven Williams als Mister X, Meredith Bain Woodward als Dr. Ruth Slaughter, William B. Davis als Raucher, Michael David Simms als FBI Agent, Peter Lacroix als Dwight u.a.
Kurzinhalt:
Duane Barry hat Dana Scully entführt. Offenbar möchte er sie den Aliens im Austausch für sich selbst anbieten. Mulder und Krycek heften sich an seine Fersen. Sie verfolgen ihn bis zu einer Seilbahn – Skyland Mountain – wo Mulder glaubt, dass die Übergabe stattfinden soll. Mit Hilfe der Seilbahn hofft Mulder, Duane Barry – der mit dem Auto unterwegs ist – zuvorkommen zu können. Doch just in dieser prekären Situation geht Krycek, der bislang Mulder nur ausspioniert hat, den entscheidenden Schritt weiter, und beginnt, die Mission zu sabotieren, als er die Seilbahn ausschaltet. Als Mulder die Gondel verlässt und beginnt zu versuchen, über das Kabel bis zur Bergstation zu klettern, schaltet er diese zwar wieder ein, dennoch hat diese Aktion Zeit gekostet. Wird Mulder Duane Barry noch rechtzeitig erreichen, um Scully befreien zu können, ehe sie abgeholt wird?
Review:
Zwar ist auch "Seilbahn zu den Sternen" wieder eine sehr gelungene Episode – mit der vorangegangenen Folge kann sie jedoch nicht ganz mithalten (etwas, dass bei den "Akte X"-Zweiteilern übrigens noch öfter vorkommen wird). Was begeistern kann, ist in erster Linie die erste Hälfte der Folge, die es mühelos schafft, an die vorangegangene anzuknüpfen. Zuerst hören wir die Nachricht von Scully, die sie auf Mulders Anrufbeantworter hinterlassen hat – und hören auch, wie sie entführt wird. Daraufhin nehmen Mulder und Krycek die Verfolgung auf – wobei Krycek gar nicht daran interessiert ist, dass Mulder es schafft, Scully zu retten. War er bisher nur als Spitzel tätig, beginnt er hier zum ersten Mal damit, Mulders Mission zu sabotieren – als er den Techniker in der Seilbahn ermordet, und diese daraufhin stoppt. Die Szene mit der Seilbahn ist generell für mich das absolute Highlight dieser Episode. Vor allem die Momente, als Mulder ausgestiegen ist, um weiterzuklettern – als Krycek die Seilbahn angehalten hat – sind sehr spektakulär und wissen zu begeistern. Herrlich auch, dass man merkt, dass Krycek auch nicht so recht weiß, was er tun soll. Er offenbart sich somit als äußerst menschlicher Widersacher, der auch nicht unfehlbar ist, und immer alle Antworten parat hat.
Letztendlich ist diese Verzögerung, so kurz sie auch war, genug, um Mulders Rettungsmission zu vereiteln. Er sieht nur mehr ein helles Licht – und einen jubelnden Duane Barry, der sich darüber freut, dass sie Scully mitgenommen haben und ihn verschonten. Dass der Held einer Serie auf eine solche Mission auszieht, und damit letztendlich scheitert, ist etwas, dass man in der TV-Landschaft der frühen 90er Jahre nicht unbedingt gewohnt war – und so ist diese Szene dann auch ganz klar der dramaturgische Höhepunkt der Folge. Und das ist in gewisser Weise genau das Problem: Denn was danach kommt, mag zwar grundsätzlich auch nicht schlecht sein, kann aber mit dieser Szene einfach nicht mehr mithalten. Was danach in erster Linie noch gefallen kann, sind die Szenen von Scullys Entführung bzw. den Experimenten (wobei nicht klar ist, inwieweit wir das sehen, was sich wirklich zuträgt, oder das, von dem Mulder glaubt, dass es passiert), wo Gillian Anderson auch ihren schwangeren Bauch zeigen darf (für alle die es nicht wissen sollten: Die Schließung der X-Akten, das Zerreisen des Teams Mulder und Scully, sowie Scullys Entführung in dieser Folge waren in erster Linie der Notwendigkeit geschuldet, Gillian Andersons Babybauch zu verstecken bzw. sie für ein paar Episoden aus der Serie rauszuschreiben, da sie im Verlauf der ersten Staffel schwanger wurde), Mulders überraschend hartes Verhör von Barry (wo die Verzweiflung ob seines Verlustes von Scully, und wie sehr er mittlerweile auf sie als seine Freundin, Kollegin und Vertraute angewiesen ist, deutlich wird) sowie die weitere Entwicklung rund um Krycek. Wie sich dieser zuerst mit dem Raucher trifft, Mulder dann die Zigaretten im Auto entdeckt und daraufhin erkennt, dass dieser ein doppeltes Spiel spielt – und wie Krycek tags darauf von der Bildfläche verschwunden ist.
Am Ende der Folge erweist sich dann auch der bislang doch eher ambivalente Skinner als (wenn auch zögerlicher) Verbündeter, als er die X-Akten wieder öffnet – und damit in Folge sechs der zweiten Staffel dieser Cliffhanger aus dem Finale von Season 1 aufgelöst wird. Und am Ende der Folge gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit Scullys Mutter – in einer sehr berührenden Szenen zwischen ihr und Mulder – sondern wir erfahren auch, was es mit dem (angesichts ihrer sonst so skeptischen Natur doch eher ungewöhnlichen) Kreuz auf sich hat, dass Scully immer um den Hals trägt. Abschließend noch ein paar vereinzelte Beobachtungen. Die Einstellung ziemlich zu Beginn, als Mulders Gesicht als Reflexion in der zerbrochenen Glasscheibe des Fensters zu sehen ist, hat es mir immer wieder ganz besonders angetan. Am Ende des Intros gibt es erneut eine andere Nachricht, statt dem gewohnten "The Truth Is Out There", nämlich "Deny Everything" – ein Motto, dass ich dann doch vergleichsweise weniger knackig finde, verglichen mit z.B. "Trust No One". Das Gerede rund um einen Berg als Treffpunkt für UFO-Fanatiker hat mich unweigerlich an "Unheimliche Begegnung der dritten Art" erinnert. Und von jenen Episoden, wo der deutsche Episodentitel vom englischen Original abweicht, ist der Titel dieser Folge einer meiner Favoriten.
Fazit:
"Seilbahn zu den Sternen" ist ein zwar gelungener, jedoch nicht ganz auf dem hohen Niveau von "Unter Kontrolle" agierender Abschluss des ersten "Akte X"-Zweiteilers. Bis etwa zur Hälfte der Episode befindet man sich zwar mit dem ersten Teil auf Augenhöhe, die zweite Hälfte – die darunter leidet, dass sie nach dem dramaturgischen Höhepunkt der Folge stattfindet – fällt allerdings doch ein wenig ab. Zwar gibt es auch hier noch einige gute Szenen, aber jene Spannung, welche die ersten rund 20 Minuten der Folge so ausgezeichnet haben, erreicht "Seilbahn zu den Sternen" danach leider nicht mehr. Nichtsdestotrotz bietet auch der Rest der Episode noch sehr gute Unterhaltung.