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Originaltitel: Duane Barry
Episodennummer: 2x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 14. Oktober 1994
Erstausstrahlung D: 05. Oktober 1995
Drehbuch: Chris Carter
Regie: Chris Carter
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully
Gastdarsteller: Steve Railsback als Duane Barry, Nicholas Lea als Alex Krycek, CCH Pounder als Agent Lucy Kazdin, Stephen E. Miller als Tactical Commander, Frank C. Turner als Dr. Hakkie, Fred Henderson als Agent Rich, Barbara Pollard als Gwen, Sarah Strange als Kimberly u.a.

Kurzinhalt: Duane Barry, Patient einer psychiatrischen Heilanstalt, ist aus eben dieser ausgebrochen, und hat seinen Psychiater Dr. Hakkie entführt. Barry ist davon überzeugt, das Opfer von Alien-Entführungen zu sein. Um zu verhindern, dass sie ihn erneut zu sich holen und an ihm Experimente durchführen, möchte er ihnen Dr. Hakkie quasi als Ersatz für sich selbst anbieten. Da er jedoch nicht genau weiß, wo sich jener Berg befindet, an dem diese üblicherweise immer erscheinen, und wie er dorthin gelangen kann, überfällt er ein Reisebüro. Als er dort von der Polizei gestellt wird, nimmt er die Anwesenden Mitarbeiter und Kunden als Geiseln. Aufgrund von Duanes – vermeintlicher – Psychose rund um Entführungen durch Außerirdische zieht die Polizei das FBI, genauer gesagt den "Experten" Fox Mulder zu rate, der auch von seinem neuen Partner Alex Krycek wieder begleitet wird. Gemeinsam mit der hiesigen Polizei versucht man, mit Duane Barry in Kontakt zu treten und dafür zu sorgen, dass die Geiseln unverletzt freigelassen werden. Im Zuge der Verhandlungen bietet Mulder ihm schließlich einen Austausch an: Wenn Barry jene Geisel freilässt, die durch einen Schuss verletzt wurde und ohne medizinische Behandlung zu sterben droht, begibt sich dafür Mulder in seine Gewalt…


Review: ImageMit "Unter Kontrolle" macht "Akte X" qualitativ erneut einen Sprung nach vorne. Diesmal als Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion tätig, präsentiert uns Serienschöpfer Chris Carter hier die erste wirklich großartige Folge der Serie. Wie die meisten der besten "Akte X"-Episoden, handelt es sich auch bei "Unter Kontrolle" um keine "Monster der Woche"-Episode, sondern vielmehr eine, die sich mit der zentralen Mythologie der Serie, rund um Aliens, Entführungen, die Regierungsverschwörung etc., beschäftigt. Nachdem wir in "Das Labor" zum ersten Mal einen Alien-Embryo begutachten durften, und in "Kontakt" diese – wenn auch nur sehr schemenhaft – zum ersten Mal zu Gesicht bekamen, offenbart uns "Unter Kontrolle" den ersten wirklich guten Blick auf die Außerirdischen – nämlich bei den Szenen rund um jene Experimente, die sie mit Duane Barry durchgeführt haben. Neben diesen Momenten, wo man wirklich das Gefühl hat, dass die Mythologie der Serie wieder einen großen Sprung nach vorne macht, ist es aber vor allem auch die zentrale Prämisse der Episode, die zu gefallen weiß.

So geht "Unter Kontrolle" der Frage nach: Wenn es solche Entführungen tatsächlich gibt, und manche Menschen immer wieder von den Außerirdischen zu grauenvollen, schmerzhaften Experimenten geholt werden – was würde dies wohl mit eben diesen Opfern anstellen? Die Antwort, welche die Episode darauf findet, klingt durchaus überzeugend, und weiß zu gefallen. Duane Barry ist eine verlorene, verletzte und verzweifelte Seele. Er möchte nichts weiter, als sein Leben leben und von den Außerirdischen in Ruhe gelassen zu werden. Und er ist dazu bereit, alles zu tun was dafür notwendig ist, um dieses Ziel zu erreichen. Auch wenn dies bedeutet, einen anderen Menschen jener Tortur zu übergeben, vor der er selbst zu flüchten hofft. Doch trotz seines Plans und der Geiselnahme ist uns seine Motivation verständlich, und wurde mir Duane bis zu einem Gewissen grad auch sympathisch. Davon ausgehend, dass sich alles wirklich so zuträgt wie er es behauptet, kann man meines Erachtens gar nicht umhin, mit ihm zumindest ein bisschen mitzufühlen – vor allem natürlich, wenn wir seine Erinnerungen der Experimente erleben. Eine weitere Stärke der Episode ist aber auch, dass man sich ab ca. der Mitte der Folge nicht mehr sicher ist, ob man seine Geschichte denn glauben soll. Zu Anfangs ist man als Zuschauer – ähnlich wie Mulder – geneigt, alles zu glauben was er einen erzählt. So wie Mulder wollen auch wir Gewissheit, und Antworten auf unsere Fragen – und Duane Barry scheint uns genau das zu liefern. Doch was, wenn er tatsächlich unter einer psychischen Störung leidet, und zwanghaft paranoid ist? Andererseits, wie sagt man doch so schön: Dass du paranoid bist, heißt ja nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.

ImageUnd so lässt uns "Unter Kontrolle" für eine lange Zeit im Unklaren darüber, ob Duane Barrys Geschichte auch wirklich stimmt, und schafft es vor allem auch mit der Nachricht von Scully an Mulder, sowohl dessen als auch unser Vertrauen in Duane zu erschüttern. Aber was ist mit dem Implantat, dass in seinem Körper gefunden wird? In einer weiteren tollen Szene hat Scully die Idee, dass es sich dabei um eine Art Code halten könnte – und zieht das Implantat über den Kassenscanner im Supermarkt – woraufhin diese verrückt spielt. Nachdem also Mulder zuvor aufgehört hat, an Duane zu glauben, ist es nun just die skeptische Scully, die bereit zu sein scheint, seinen Worten glauben zu schenken. Und just als sie Mulder anruft, um ihm ihre Erkenntnisse mitzuteilen, kommt es zu einem Herzschlagfinale – und zugleich dem ersten echten Cliffhanger der Serie – als Duane plötzlich vor ihrem Fenster auftaucht und sie angreift. Viel spannender kann man eine Episode eigentlich gar nicht ausklingen lassen.

Dies ist übrigens generell etwas, dass "Unter Kontrolle" auszeichnet: Die Spannung. Wo es anderen "Akte X"-Episoden an dieser doch oftmals mangelte, vermag es diese Episode dank des phantastischen Einstiegs – mit der Entführung und dem über dem Haus schwebendem UFO – sowie der nachfolgenden Geiselnahme praktisch ab der ersten Minute, zu packen und das Interesse des Zuschauers zu wecken. Vor allem die Geiselnahme ist sehr spannend umgesetzt, und verfügt über einige wirklich packende Momente. Unter anderem auch, wie Mulder dann am Ende, als er zunehmend den Glauben an Duane Barrys Geschichte verliert, diesen zur Tür schickt, um diese abzusperren – im Wissen, dass draußen die Scharfschützen nur eben darauf warten. Aber auch Duanes Erzählungen sind faszinierend – wie mir auch generell das Zusammenspiel von Steve Railsback und David Duchovny in dieser Folge ausgesprochen gut gefällt. Neben Mulder und Scully hat hier übrigens auch Krycek wieder einen Auftritt – wenn dieser auch vorerst noch nicht so recht zur Geltung kommt. Seine beste Szene in "Unter Kontrolle" war noch, als er von CCH Pounder zum Kaffee holen abgestellt wurde – einer der wenigen auflockernden, humorvollen Momenten der ansonsten doch überwiegend düsteren Episode. Und doch macht seine Präsenz – nach der Offenbarung am Ende von "Schlaflos" – deutlich, dass Mulder unter Beobachtung steht, bzw. Krycek vor allem auch die Ereignisse rund um Duane Barry ganz genau verfolgt; was uns vermuten lässt, dass auch der mysteriöse Raucher an diesen sehr interessiert ist. Seine Anwesenheit sowie die mindestens so erschreckende wie interessante Offenbarung, dass bei den Entführungen Agenten zugegen waren, sorgen dafür, dass auch die Handlung rund um die Verschwörung nicht zu kurz kommt.

Fazit: Image"Unter Kontrolle" ist die erste wirklich großartige Episode der Serie. Spannend von der ersten bis zur letzten Minute, mit einigen interessanten Offenbarungen, sowie der faszinierenden und interessanten Frage, ob man Duane Barry auch wirklich vertrauen kann. Ist das was er glaubt was passiert ist, auch wirklich die Wahrheit, oder bildet er sich einen Großteil davon nur ein? Dank unserer ersten richtigen Sichtung eines UFOs sowie von Außerirdischen – beides natürlich vermeintlich – bekommt man zudem das Gefühl, dass die Mythologie der Serie wieder einen großen Sprung nach vorne gemacht hat, und wir der Wahrheit ein Schrittchen näher gekommen sind. In erster Linie sind es aber die unglaublich packende Handlung rund um die Geiselnahme, sowie der gemeine Cliffhanger am Ende, die "Unter Kontrolle" so auszeichnen. Eine Episode mit vielen Höhepunkten und keinen nennenswerten Schwächen – der nur noch das letzte Quentchen an "Wow" auf die Höchstwertung gefehlt hat.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)




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