Originaltitel: Roland Episodennummer: 1x23 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 06. Mai 1994 Erstausstrahlung D: 03. März 1995 Drehbuch: Chris Ruppenthal Regie: David Nutter Hauptdarsteller: David Duchovny als Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Agent Dana Scully Gastdarsteller: Željko Ivanek als Roland Fuller,
Micole Mercurio als Miss Stodie,
Kerry Sandomirsky als Tracey,
Garry Davey als Dr. Keats,
James Sloyan als Dr. Nollette,
Matthew Walker als Surnow,
Dave Hurtubise als Barrington,
Sue Mathew als Lisa Dole u.a.
Kurzinhalt:
In einer Forschungseinrichtung, in dem neue Flugzeugtriebwerke entwickelt werden, wird einer der Wissenschaftler getötet. Offenbar hat sich jemand an die Kontrollen der Turbine gesetzt und diese eingeschaltet, während er gerade im Raum war – wodurch er in die Turbine gezogen wurde. Mysteriöserweise war der Einzige, der sich zum Zeitpunkt des Unfalls (?) im Kontrollraum befand, die Reinigungskraft. Aus Sicht der anderen Wissenschaftler scheidet Roland jedoch als Kandidat aus – ist er doch geistig zurückgeblieben. Dennoch stattet ihm Mulder und Scully einen Besuch ab, und finden heraus, dass er geheimnisvolle Zahlen auf ein Blatt Papier schreibt. Handelt es sich dabei nur um Schwachsinn, oder haben die Zahlen eine Bedeutung? Die Nachforschungen ergeben, dass Roland einen Zwillingsbruder hatte, der ebenfalls im Forschungszentrum gearbeitet hat – jedoch als Wissenschaftler. Dieser ist vor wenigen Wochen unter mysteriösen Umständen verstorben – und wird seither in einem Labor für Kryogenik eingefroren. Schon bald ersinnt Mulder eine kuriose Theorie…
Review:
"Roland" ist quasi ein Spiegelbild der ersten "Akte X"-Staffel. Es gibt vereinzelte Höhepunkte und ein paar nette Ideen, aber insgesamt wirkt das ganze leider etwas konfus, unausgegoren und inkonsequent. Das beginnt schon dabei, dass man sich erneut nicht auf eine Grundidee konzentriert, sondern mehrere Konzepte miteinander verknüpft; angefangen vom geistig zurückgebliebenen, der Genie-Anwandlungen zeigt, über jemanden, der quasi von seinem bösen Zwillingsbruder besessen ist, bis hin zur Kryogenik. Dadurch hat letztendlich keine der Ideen Zeit, um so richtig Eindruck beim Zuschauer zu hinterlassen – wobei mich vor allem auch das Grundkonzept rund um einen eingefrorenen Mann, der quasi seinen Zwillingsbruder in Beschlag nimmt, um seine Rache auszuführen, nicht wirklich überzeugt hat. Das war mir dann doch wieder etwas zu metaphysisch. Darüber hinaus fehlte es leider zum wiederholten Mal an Spannung. Und auch was die Inszenierung betrifft, haben wir bei "Akte X" auch in der ersten Staffel schon besseres gesehen – vor allem, was eine dichte Atmosphäre betrifft.
Und doch hatte "Roland" seine Momente und Stärken. Möglicherweise war es ein beabsichtigter auflockernder Gag, und möglicherweise fand es auch nur ich so amüsant und war es von den Machern gar nicht so gedacht, aber… über die auf dem Boden mit Kreide gezogene Linie, die den Leichnam signalisieren soll, hab ich mich angesichts des fehlenden Kopfes zerkugelt. Das sah einfach irgendwie lustig aus. Recht nett waren auch die Aufnahmen rund um den Test der Turbine. Vor allem, dass die Wissenschaftler von dieser angezogen werden, wurde glaubhaft umgesetzt, und sorgte für die eine oder andere denkwürdige Einstellung. Außerdem verfügte "Roland" über eine Zutat, die bei "Akte X" nicht zur Grundausstattung gehört: Herz. Die hauchzarte angedeutete Liebesgeschichte zwischen Roland und Tracy war einfach nur süß. Die größte Stärke war für mich aber die phantastische schauspielerische Leistung von Željko Ivanek in der Titelrolle. Letztere ist dann auch der Hauptgrund für mich, dass "Roland" letztendlich – trotz ähnlich gelagerter Schwächen – qualitativ höher einzuschätzen ist als die vorangegangene Episode. An den Schwächen beim Drehbuch und in der Inszenierung konnte er zwar naturgemäß auch nichts ändern, dennoch hat er "Roland" in meinen Augen zweifellos und eindeutig aufgewertet. Die Sympathie, die er für seine Figur weckt, ist hauptverantwortlich für das bisschen an Spannung, über das die Episode meines Erachtens verfügt – einfach, da man ihm wünscht, sich vom bösen Einfluss seines Bruders befreien zu können. Damit war ich zumindest ansatzweise emotional in die Handlung involviert – was ein wenig über die mangelnde Spannung hinwegtrösten konnte.
Fazit:
"Roland" ist eine typische unterdurchschnittliche "monster of the week"-Folge der ersten Staffel. Das Konzept des besessenen Zwillingsbruders konnte mich nur bedingt überzeugen, und generell hat man hier meines Erachtens wieder etwas zu viele Ideen zusammengepfercht. Auch eines der größten Probleme der Staffel, die oftmals doch etwas mangelnde Spannung, schlägt wieder zu. Und auch wirkliche Höhepunkte suchte ich leider vergebens. Immerhin kann "Roland" mit einer phantastischen Titelperformance aufzeigen, die zumindest ansatzweise über die eine oder andere Schwäche hinwegtrösten kann. Insgesamt ist "Roland" jedenfalls nichts Besonderes – aber immerhin wenigstens auch nicht besonders schlecht.