Originaltitel: Tooms Episodennummer: 1x21 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 22. April 1994 Erstausstrahlung D: 17. Februar 1995 Drehbuch: Glen Morgan & James Wong Regie: David Nutter Hauptdarsteller: David Duchovny als Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Agent Dana Scully Gastdarsteller: Doug Hutchison als Eugene Tooms,
Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner,
William B. Davis als Cigarette Smoking Man,
Henry Beckman als Detective Frank Briggs,
Paul Ben Victor als Dr. Aaron Monte,
Timothy Webber als Detective Talbot,
Jan D'Arcy als Judge Kann,
Jerry Wasserman als Doctor Plith u.a.
Kurzinhalt:
Nach mehreren Monaten im Gefängnis – für den tätlichen Angriff auf eine FBI-Agentin – wird Eugene Tooms wieder freigelassen. Trotz der Aussage von Fox Mulder lagen nicht genug Beweise für eine Mordanklage vor. Mulder ist sich sicher, dass Tooms seine Mordserie fortsetzen wird, um auch noch die fünfte benötigte Leber zu erhalten, und sich danach wieder in seinen 30 Jahre währenden Winterschlaf begeben wird. Er verfolgt Tooms auf Schritt und Tritt, in der Hoffnung, ihn auf frischer Tat zu ertappen und damit einerseits Leben zu retten, und andererseits Beweise zu sammeln, um ihn wieder hinter Gittern zu bekommen. Als Tooms erkennt, dass Mulder hinter ihm her ist, ersinnt er jedoch einen Plan, um sich seines Schattens zu entledigen. Mulder wird daraufhin angewiesen, den Fall ruhen zu lassen, und sich Eugene Tooms nicht zu nähern. Es scheint so, als könne der Mutant seine Mordserie ungehindert fortsetzen – doch dann findet Scully gemeinsam mit jenem ehemaligen Polizisten, der den Fall vor 30 Jahren untersucht hat, neue Hinweise…
Review:
"Ein neues Nest" ist aus "Akte X"-historischer Sicht in zweierlei Hinsicht interessant. Einerseits hat Direktor Skinner in dieser Episode seinen ersten (und innerhalb der ersten Staffel auf einzigen) Auftritt. Mitch Pileggis Rolle ist hier noch deutlich antagonistischer angelegt, im Vergleich zu dem, wie sich die Rolle entwickelt wird. Er scheint voll und ganz auf Seiten des ebenfalls erneut auftretenden mysteriösen Rauchers zu sein (der hier übrigens zum ersten Mal spricht), und liest Mulder und Scully ordentlich die Leviten. Die zweite bemerkenswerte Tatsache ist dann natürlich der neuerliche Auftritt von Eugene Tooms. Damit war er das erste – und für eine lange Zeit auch einzige – Monster der Woche, das für einen zweiten Einsatz zurückgebracht wurde. Dabei profitiert "Ein neues Nest" zwar grundsätzlich davon, wenn man den Vorgänger kennt – unbedingt erforderlich ist es aber nicht. Denn dank Mulders Aussage wird man auch als unbedarfter Zuschauer schnell auf den neuesten Stand gebracht. Und aus der letzten Folge ist man es ja eigentlich gewöhnt, auf Figuren aus der Vergangenheit der beiden Hauptprotagonisten zu treffen, die wir bislang noch nicht kannten.
Zu verdanken hat Eugene Tooms seinen zweiten Auftritt in erster Linie der Tatsache, dass die Produzenten mit der Regie von "Das Nest" nicht wirklich zufrieden waren, und fanden, dass diese inszenatorisch und spannungstechnisch hinter den Möglichkeiten – und dem Potential sowohl des Drehbuchs als auch der Figur – zurückgeblieben ist. Wie mein Review zur Episode deutlich macht, teile ich diese Ansicht zwar nicht, dennoch wartet "Ein neues Nest" zweifellos mit ein paar inszenatorischen Spielereien und optischen Schmankerln auf, die im Vorgänger noch gefehlt haben. Hier sticht allen voran die "Tooms-Sicht" ins Auge, die uns seine – geplanten – Opfer in Farbe zeigt, und alles um sie herum nur in schwarz und weiß zeigt. Damit macht man auch visuell deutlich, wie sein Trieb die Überhand gewinnt, er sich gänzlich auf sein Opfer konzentriert, und er alles andere quasi ausblendet. Etwas, wo man sich an der vorherigen Episode orientiert, ist wie geschickt man die unheimlichen Augen einsetzt, und oftmals nur diese zu sehen sind. Ebenfalls wie schon bei "Das Nest" weiß auch wieder der Soundtrack von Mark Snow zu gefallen, der erneut auf die unheimlichen Klänge setzt, die schon den ersten Auftritt von Tooms so ausgezeichnet haben. Die Handlung ist ebenfalls durchaus spannend geraten, mit Mulder, der Tooms beschattet in der Hoffnung, ihn auf frischer Tat ertappen und mit neuen Beweisen wieder hinter Gitter zu bekommen. Auch der eine oder andere – oftmals durchaus amüsante – Dialog hat es mir angetan (wie z.B. das "I hope you'll be able to squeeze in" des Vermieters an Tooms, oder auch Mulders "You'll get the next mutant" Richtung Scully). Zuletzt fällt auch noch positiv auf, dass man sich im Gegensatz zu vielen anderen Episoden der ersten Staffel, die mir einem horror-typischen "Es ist noch nicht vorbei"-Ende aufwarten, hier dazu entschlossen hat, einen endgültigen und definitiven Schlussstrich unter die Tooms-Handlung zu ziehen, in dem man ihn am Ende der Folge von Mulder töten lässt.
Ganz optimal ist jedoch auch das neue Nest meines Erachtens nicht – weshalb sich die Episode in meiner Gunst im Endeffekt auch auf einer Stufe mit der ersten Tooms-Geschichte einpendelt. So wäre es wohl besser gewesen, wenn Mulder bei seiner Aussage die alten Fälle weggelassen und sich auf die aktuelle Mordserie inklusive der bei ihm gefundenen Erinnerungsstücke aus dem Haus der Opfer konzentriert hätte. Denn so hat er seine eigene Aussage unglaubwürdig gemacht. Etwas seltsam fand ich auch, dass er bei der Observierung doch tatsächlich einschlägt. Und dass sich Tooms bei Mulder einschleicht, nur um danach so tun zu können als wäre er von diesem zusammengeschlagen worden, hat mich auch nur bedingt überzeugt. Zumal sich mir hier zum ersten Mal eine Frage aufgedrängt hat, nämlich: Wie schafft er es eigentlich, die Schrauben von "innen" herauszudrehen, und noch dazu so schnell? Und warum Scully ihrem Partner beim – grundsätzlich ja sehr spannenden – Showdown nicht einfach die Waffe in den Schacht hinunterwerfen konnte, wollte mir auch nicht wirklich einleuchten. Trotz dieser Schwachpunkte war aber auch der zweite Auftritt von Eugene Tooms wieder sehr gelungen und eine der besseren "monster of the week"-Folgen!
Fazit:
"Ein neues Nest" ist vor allem aufgrund zweier Aspekte interessant. So hat die Episode neben dem ersten Auftritt von Walter Skinner auch die erste Rückkehr eines "Monsters der Woche" zu bieten. Dabei hält das neue Nest meines Erachtens so ziemlich das Niveau des ersten. Die Inszenierung gefiel mir erneut sehr gut, wobei vor allem die neue Idee mit der "Tooms-Sicht" hervorstach. Soundtrack und schauspielerische Leistungen waren ebenfalls gelungen, und der Showdown im Rolltreppenschacht dann sehr spannend. Ganz perfekt war die Episode dennoch nicht, wobei ich insbesondere inhaltlich das eine oder andere zu bemängeln hatte. Dennoch zählt "Ein neues Nest" zweifellos zu den besseren Episoden der ersten Staffel, und bietet einen würdigen und gelungenen Abschluss der Geschichte rund um Eugene Tooms.