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Der Kokon Drucken E-Mail
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Originaltitel: Darkness Falls
Episodennummer: 1x20
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 15. April 1994
Erstausstrahlung D: 10. Februar 1995
Drehbuch: Chris Carter
Regie: Joe Napolitano
Hauptdarsteller: David Duchovny als Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Agent Dana Scully
Gastdarsteller: Jason Beghe als Larry Moore, Tom O'Rouke als Steve Humphreys, Titus Welliver als Doug Spinney, David Hay als Clean Suited Man, Barry Greene als Perkins, Ken Tremblett als Dyer u.a.

Kurzinhalt: In einem Wald in Washington ist eine Gruppe von Holzfällern spurlos verschwunden. Der örtliche Sheriff sowie der Vertreter der Holzfirma haben militante Umweltschützer in Verdacht. Mulder fühlt sich jedoch an einen ähnlichen Fall vor einigen Jahrzehnten erinnert, und glaubt an eine andere Erklärung. Gemeinsam mit Scully bricht er auf, um herauszufinden, was mit den Holzfällern passiert ist. In den Wäldern angekommen finden sie schon bald einen Kokon, in dem einer der vermissten Männer eingesponnen wurde. Welches Tier könnte dafür verantwortlich sein? Als man einen der Umweltschützer aufgreift, erzählt dieser von einer Horde grüner, leuchtender Insekten, die über die Holzfäller hergefallen wären. Das einzige, was ihn vor ihnen gerettet hat, sei das Licht gewesen – welches die Insekten offenbar scheuen. Der Umweltschützer hat sich jedoch selbst ein Ei gelegt, und sitzt nun zusammen mit Mulder, Scully, dem Sheriff sowie dem Vertreter der Firma in der Falle – wurden doch alle Autos sabotiert. Und langsam aber sicher droht das Benzin für den Stromgenerator auszugehen…


Review: Image"Der Kokon" ist eine meiner Lieblingsepisoden aus der ersten "Akte X"-Staffel. Sie hat eigentlich so ziemlich alles, was eine gute "monster of the week"-Episode auszeichnet. Die Szene vor dem Intro verbreitet bereits einiges an Spannung, und macht deutlich, welcher Bedrohung sich Mulder und Scully diesmal stellen müssen. Das zugrundeliegende Mysterium ist demnach zwar auch hier nicht, wer bzw. was für die Vorfälle verantwortlich ist, im Falle von "Der Kokon" ist dies aber insofern kein Drama, da man sich a) dennoch fragen muss, was genau mit den Holzfällern passiert ist und b) es in weiterer Folge natürlich auch noch den Ursprung der Killer-Glühwürmchen zu ergründen gibt. Eben dies dominiert dann auch die erste Hälfte der Episode, und die diesbezügliche Aufklärung – nämlich, dass diese aus der Rinde eines uralten Baumes stammen, der eigentlich unter Schutz stand und nie hätte gefällt werden dürfen – gefällt mir ungemein gut. Schwingt darin doch eine Message in Richtung Umweltschutz mit, und macht man zudem deutlich, dass der Mensch sich das Ganze durch seine Geldgier selbst eingebrockt hat.

In der zweiten Hälfte der Episode dominiert dann die Spannung. Die rund 20 Minuten davor wurden, neben der Aufklärung der zugrundeliegende Mysterium, bereits genutzt, um die fliegenden, grün leuchtenden Käfer als Bedrohung aufzubauen, und die Rahmenbedingungen abzustecken – was sich nun bezahlt macht. Das Einzige, was die Gruppe, die sich in eine abgelegene Blockhütte zurückzieht, vor den Viechern schützt, ist Licht – welches diese offenkundig nicht ausstehen können, und meiden wie der Teufel das Weihwasser. Zugleich stecken sie aber auch in dieser Hütte fest, da man auf dem Weg in den Wald über eine von den Umweltschützern ausgelegte Falle gefahren ist, wodurch die Reifen zerstört wurden. Und die Autos der Holzfäller wurden allesamt sabotiert. Der Wald ist zudem zu groß, um ihn zu Fuß bei Tageslicht verlassen zu können. Ihre einzige Hoffnung ist das Auto des Umweltschützers, doch diesem ist das Benzin ausgegangen. Da man dieses jedoch braucht, um den Generator zu betreiben – das einzige, dass sie in der Nacht davor schützt, ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie die Holzfäller – steht man vor einem Dilemma. Mulder entschließt sich dazu, dem schwarzen Rauch aus "Lost" zu vertrauen – was in weiterer Folge zu einer der spannendsten Szenen der ersten Staffel führt: Der Generator knattert und stottert, als das Benzin langsam zu Neige geht, man sieht die Laterne flackern – während sich die Käfer langsam aber sicher ihren Weg in die Blockhütte bahnen. Generell ist dies eine ganz große Stärke dieser Bedrohung: Vom Licht abgesehen scheint es kein Entkommen vor den Käfern zu geben – sie sind klein genug, um überall hinzugelangen und durch jede kleinste Lücke durchzukriechen. Dies macht sie als Bedrohung für mich ungemein effektiv und gruselig. Letztendlich reicht der Generator fast auf die Sekunde lang genug, ehe die Sonne aufgeht. Das Ende ist dann ebenfalls recht mutig: Anstatt dass Mulder und Scully der Bedrohung Herr werden und entkommen können, werden sie vielmehr letztendlich doch noch von den Käfern geschnappt und in einen Kokon gesponnen.

ImageIhre nachfolgende Rettung mag zwar doch etwas glücklich sein und konstruiert wirken, dennoch überwiegt für mich die Freude über den Mut, den die Macher hier bewiesen haben, indem sie Mulder und Scully eben auch als nicht unfehlbar zeigen, sondern als Menschen, die gelegentlich nicht alles fest im Griff haben sondern sich von anderen retten lassen müssen. Neben diesem doch eher untypischen Ausgang, einiger gruselig-grausig-effektiver Einstellungen (wie der Hand, die aus dem Kokon hervorschaut; siehe Episodenbild), der mitschwingenden Aussage zum Umweltschutz sowie den sehr spannenden und atmosphärisch dichten Szenen in der Blockhütte erweisen sich vor allem auch die Effekte als gelungen. Anfang der 90er war die CGI – gerade auch im von den Budgets her deutlich eingeschränkteren TV-Bereich, wo man sich halt mit Kinofilmen wie z.B. "Terminator 2" und/oder "Jurassic Park" halt einfach nicht messen kann – noch in den Kinderschuhen, und nur bedingt dazu in der Lage, glaubwürdige Tiere und/oder Kreaturen zu erschaffen. Für einen Schwarm grün leuchtender Insekten reichte es aber allemal – wie "Der Kokon" eindrucksvoll unter Beweis stellt!

Fazit: "Der Kokon" ist eine sehr gelungene Episoden, die viele Stärken der Serie vereint. In der ersten Hälfte beschäftigt man sich einerseits mit dem Mysterium rund um das Verschwinden der Holzfäller, sowie in weiterer Folge den Ursprung der gefährlichen fliegenden neongrün leuchtenden Käfer. Zudem werden sie als Bedrohung aufgebaut, und die Rahmenbedingungen abgesteckt. Von letzterem profitiert dann die zweite Hälfte der Folge, in der die Bedrohung durch die Käfer ins Zentrum rückt, und zu einigen sehr spannenden und atmosphärisch dichten Szenen führt. Auch der untypische und ansatzweise mutige Ausgang des Geschehens konnte mir gefallen. Darüber hinaus blieben mir vor allem einige Bilder und Einstellungen positiv in Erinnerung. Die Episode war zudem kompetent inszeniert und auch gut getrickst. Für ein absolutes Highlight fehlte zwar das letzte Quentchen, dieses gewisse Etwas, dennoch zählt "Der Kokon" zu meinen Favoriten aus der ersten Staffel.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)




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