Originaltitel: Lazarus Episodennummer: 1x15 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 04. Februar 1994 Erstausstrahlung D: 19. Dezember 1994 Drehbuch: Alex Gansa & Howard Gordon Regie: David Nutter Hauptdarsteller: David Duchovny als Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Agent Dana Scully Gastdarsteller: Christopher Allport als Agent Jack Willis,
Cec Verrell als Lula Philips,
Jackson Davies als Agent Bruskin,
Jason Schombing als Dupre,
Callum Keith Rennie als Tommy,
Jay Brazeau als Prof. Varnes u.a.
Kurzinhalt:
Dana Scully hilft einem ehemaligen Kollegen dabei, ein Bankräuber-Pärchen zu stellen. Doch der Einsatz verläuft nicht so wie geplant: Jack Willis wird vom Bankräuber angeschossen, der wiederum von Scully niedergestreckt wird. Daraufhin werden beide ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht. Während die Ärzte um das Leben von Jack Willis kämpfen, lässt man den Körper des Bankräubers auf der Seite liegen. Dieser beginnt dann aber, auf jene Stromstöße zu reagieren, die in Willis' Körper gejagt werden. Zwar wird kurz darauf der Tod des Bankräubers festgestellt, während Jack Willis offenbar gerettet werden konnte, allerdings verhält sich dieser höchst ungewöhnlich, nachdem er aus dem Koma erwacht. So schneidet er z.B. der Leiche des Bankräubers den Ringfinger ab. Mulder hat schon bald eine Theorie: Was, wenn zum Zeitpunkt des Todes die beiden Seelen die Körper getauscht haben? Der Bankräuber nun also im Körper von Jack Willis weiterlebt? Scully fällt es erneut schwer, an Mulders wilde Theorie zu glauben. Dann wird sie allerdings von Jack Willis entführt, der sich an ihr laut eigenen Worten für seinen Tod rächen will…
Review:
Wie ich in einem früheren Review schon erwähnte, liegen mir grundsätzlich eher jene übernatürlichen Phänomene, für die es doch eine ansatzweise wissenschaftliche Erklärung gibt. Es mag z.B. keinen Beweis für außerirdisches Leben geben (noch), aber ich habe grundsätzlich kein Problem damit im Rahmen der Serie und des dazugehörigen "suspension of disbelief", daran zu glauben. Oder an einen Mann, der seine Gelenke strecken und sich dadurch durch engste Räume quetschen kann. Schwer tue ich mir hingegen immer dann, wenn es gar metaphysisch wird. Womit wir auch schon beim Problem wären, das "Lazarus" mit mir hatte – oder wohl eher, ich mit ihr: Das ganze rund um die Seelenwanderung hat mich einfach nicht wirklich überzeugt – so sehr man sich auch bemüht hat, mit den Stromstößen und dem gleichzeitigen Tod zumindest ansatzweise eine Erklärung dafür zu liefern. Hier war ich bei der Sichtung kein gläubiger Mulder, sondern eine skeptische Scully. Anderen Episoden, die ähnliche übersinnliche Thematiken behandeln (wie z.B. auch "Die Botschaft") ist es – warum auch immer – ungleich besser gelungen, mich an Bord zu holen.
Zumal man sich einigen Aspekten bedient hat, die mich nicht wirklich überzeugen konnten. Dies betrifft insbesondere das Tattoo, das sich quasi von einem zum anderen überträgt, als auch die Seelen wandern. Was passiert bei Leuten, die kein Tattoo besitzen? Sind die nicht zu so einer Seelenwanderung fähig? Warum wandert eigentlich überhaupt gerade dieses Tattoo, und nicht auch andere körperliche Merkmale? Irgendwie war das ein ziemlich komischer Einfall. Was ich der Folge aber zu Gute halten muss, ist dass sie im weiteren Verlauf – allen voran nach Scullys Entführung – einiges an Spannung aufgebaut hat. Außerdem bedeutet es, dass Scully ausnahmsweise mal nicht alles (übersinnliche) verpasst, sondern vielmehr mittendrin ist. Zwar erklärt sie es sich mit einer Psychose (was jedoch angesichts der Beweise in Mulders Richtung auch nicht unbedingt plausibel und nachvollziehbar erscheint), aber gerade auch die stehengebliebene Uhr scheint ihr am Ende noch einmal zu denken zu geben. Recht nett fand ich zudem den Einfall, dass sich der Bankräuber im Körper eines Diabetikers wiederfindet – während das mit seiner Freundin doch etwas vorhersehbar war. Und kann mir mal einer erklären, warum Scully eigentlich bei diesem Auftrag überhaupt mitmacht? Das war für mich auch nicht wirklich nachvollziehbar, offen gestanden. Um aber noch einmal zu den Stärken zurückzukommen: Die beste Szene war für mich der Einstieg, allen voran die Reanimationsszene. Ich mag mit der Seelenwanderung an sich, die dort stattfindet, nicht viel anfangen können, aber wie sich bei den Stromstößen auch der tote Körper des Bankräubers im Hintergrund hebt, war schon sehr gruselig gemacht. Ein sehr atmosphärischer Einstieg, an den jedoch der Rest der Folge meines Erachtens nicht mehr wirklich anknöpfen konnte.
Fazit:
"Lazarus" litt bei mir vor allem unter dem sehr subjektiven Problem, dass ich mit der Grundthematik rund um Seelenwanderung leider bis zuletzt nie so recht warm wurde. Auch Aspekte wie das wandernde Tattoo halfen nicht gerade dabei, mir die Folge schmackhaft zu machen. Jack Willis erwies sich zudem als ziemlicher Wegwerfcharakter, zu dem zumindest ich keine rechte Beziehung aufbauen konnte, und dass er für diesen Einsatz Scully hinzuzieht, ist wohl auch in erster Linie den Erfordernissen des Drehbuchs geschuldet. Zudem ist dies erneut ein Fall, wo man uns nicht zu Beginn mit einem Mysterium konfrontiert und dieses dann erst am Ende auflöst – und dadurch das Interesse des Zuschauers weckt – sondern wo man uns die Antwort viel zu früh auf dem Präsentierteller serviert. Danach geht es nur mehr um die Auswirkungen, aber nicht mehr um die Frage, was denn nun eigentlich passiert ist. Als positiv erachtete ich in erster Linie den atmosphärischen und ansatzweise gruseligen Einstieg, sowie die Tatsache, dass nach Scullys Entführung sporadisch doch auch etwas Spannung aufkam. Insgesamt muss ich "Lazarus" aber doch eher als (weiteren) Fehltritt einstufen.